Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Eine von Hunger und Hass getriebene außerirdische Lebensform oder ein Beschützer der Unschuldigen? Bevor Venom im Kino startet, zeigen wir euch die bewegte Geschichte des beliebten Antihelden. Wer sind die wichtigsten Wirte und wer die Nachfahren des Symbionten? Von welchem Planeten stammt dieses Wesen und warum ist es so aggressiv?

Die Idee von einem Superhelden-Kostüm mit eigenen Fähigkeiten gibt es häufiger. Doch, dass dieser Anzug ein eigenes Wesen mit eigenen Charakterzügen ist, war damals etwas Neues. Spider-Mans schwarzes Kostüm war in den 80ern sehr beliebt und als daraus einer der größten Gegner des freundlichen Netzschwingers wurde, brach in den 90ern die Venom-Welle los. Doch es blieb nicht bei diesem einen Symbionten. Nach Venom, der zum Antihelden wurde, zum tödlichen Beschützer, gab es weitere Wirte des Anzugs. Selbst Deadpool war schon mal Träger des Kostüms. Ihr wollt vor dem Kinofilm überall mitreden können? Dann seid ihr hier genau richtig!

Der Klyntar

Der Symbiont, den wir Venom nennen, stammt vom Planet Klyntar. Die Symbionten dort leben in einem Schwarmbewusstsein und sehen sich als friedliche Lebensform. Sie suchen sich würdige Wirte, mit denen sie eine Symbiose eingehen. Ist der Wirt moralisch und physisch herausragend, kann so ein großer Held entstehen. Ist er aber verdorben, entsteht ein kaum kontrollierbares Monster. Venoms erster Wirt stammte von einem Eisplaneten und stellte sich als unwürdig heraus. Venom wurde korrumpiert und entwickelte unbändigen Zorn und Blutdurst.

In Folge dessen wurde die Lebensform, die wie ihr Planet Klyntar genannt wird, in ein Gefängnis gesperrt. Dieses Gefängnis wurde vom Beyonder versehentlich in dessen Battleworld eingebaut. Als der Beyonder alle Marvel Helden in diese Welt holte, entdeckte Peter Parker die Kugel und berührte sie. Augenblicklich verband sie sich mit ihm und verformte sich nach seinen Vorstellungen in ein schwarzes Kostüm. Dieses nutzte er lange Zeit, um ein besserer Spider-Man zu sein. Doch als Peter merkte, dass dieses Kostüm einen eigenen Willen hat, entfernte er es mit Hilfe der Fantastic Four und einer großen Kirchenglocke.

Der Reporter

Eddie Brock war schon immer ein Einzelgänger, der sich nach Gemeinschaft sehnte. Er wuchs in einem katholisch geprägten Elternhaus auf. Sein Vater schenkte ihm nie die Anerkennung, die er sich wünschte. Er lernte, dass er nur Anerkennung bekam, wenn er die Wahrheit so manipulierte, dass er selbst als Held dasteht. In Zeiten des Watergate-Skandals begeisterte sich Eddie für Journalismus.

Als Journalismus-Student begann er eine Beziehung zu Anne Weying. Er wurde Reporter beim Daily Globe (nicht zu verwechseln mit dem Daily Bugle), und als die Sin-Eater-Morde begannen, ergab sich für ihn die große Chance auf die Titelseite. Emil Gregg gab sich als Täter zu erkennen und Eddie bekam exklusive Interview-Rechte. Doch der eigentliche Mörder hieß Stanley Carter. Genau an dem Tag, an dem der Reporter Emil Gregg öffentlich als Täter benannte, erwischte Spider-Man den wahren Täter und Eddies Karriere war am Ende.

Auch Anne wollte die Scheidung. Eddie machte Spider-Man für seinen Niedergang verantwortlich. Als er keine Hoffnung mehr hatte, ging er in eine Kirche und wollte sich umbringen. Doch in diesem Moment erschien der Klyntar, der in ebendieser Kirche mit Hilfe von Kirchenglocken von seinem ehemaligen Wirt getrennt worden war. Die beiden verschmolzen zu Venom und ein Polizist wurde ihr erstes Opfer.

Die Symbiose

Der Hass auf Spider-Man ist das, was die beiden vereint. Eddie ist der festen Überzeugung, dass er früher ein unschuldiges Wesen war und Spider-Man ihn zu einem Monster gemacht hat. Der Klyntar hat die Zurückweisung seines Wirts niemals überwunden. Nach der Vereinigung wurde Venom zu Peter Parkers Stalker. Er kannte dessen geheime Identität und terrorisierte auch Mary Jane.

Bei dem lange angedeuteten ersten Aufeinandertreffen mit Spider-Man konnte Venom nur gestoppt werden, da Peter ihn dazu brachte, seine Materie so weit zu verteilen, dass seine Fähigkeiten erschöpft waren. Nach weiteren Kämpfen wurde klar, dass Eddie Brock und der Symbiont inzwischen so lange verbunden waren, dass es nicht mehr möglich war, einen ohne den anderen zu töten. So gelangte Eddie Brock immer wieder ins Gefängnis, aus dem er dann genauso oft auszubrechen vermochte.

Die Nachfahren

Bei der Flucht aus dem Gefängnis von Ryker’s Island blieb eine Spore Venoms zurück, die zu seinem ersten Nachfahren führen sollte. Eddies Zellennachbar Cletus Kasady, ein wahnsinniger Serienmörder, verband sich damit und wurde so zu Carnage. Dieser Super-Schurke konnte nur besiegt werden, indem sich Spider-Man und Venom verbündeten. Daraufhin folgte eine Phase, in der Venom regelmäßig zwischen der Rolle des Schurken und des Antihelden wechselte. In seiner Zeit in San Francisco kam die Life Foundation in den Besitz von fünf Sporen des Außerirdischen und erschuf so weitere Nachfahren. Doch die irre Scream brachte ihre Brüder um und blieb die einzige Überlebende.

Jahre später war Carnage selbst in der Lage Nachfahren zu erschaffen und so entstand unter anderem Toxin. Venom versuchte erfolglos dessen Lehrer zu werden. Unterdessen wurde aus einem Teil Venoms ein Klon mit dem Namen Mania erschaffen, der unterschiedlichste Wirte hatte.

Verlust

Eines Tages tauchte ein neuer Sin-Eater auf, der Eddie Brocks Ex-Frau Anne Weying stark verletzte. Sie konnte nur gerettet werden, indem Venom eine Symbiose mit ihr einging. Unter seinem Einfluss tötete sie zwei Verbrecher. Aufgrund dessen erkannte sie, dass der Klyntar das Schlimmste aus einem hervorholt und wollte nichts mehr mit ihm oder Eddie zu tun haben.

Doch Eddie wollte wieder ein Leben haben. Er ließ sich als Agent rekrutieren. Bei einer Mission verlor er Teile seines Gedächtnisses und konnte sich nicht mehr an Spider-Mans Geheimidentität erinnern. Als er versuchte Anne zurückzugewinnen, sah diese Spider-Man im Fenster. Auf Grund unglücklicher Umstände trug dieser sein schwarzes Kostüm und Anne bekam einen Nervenzusammenbruch, der in ihrem Selbstmord endete. Der Hass auf Spider-Man wurde dadurch umso größer.

Neue Wirte

In der Folgezeit wurde bei Eddie Krebs diagnostiziert. Sein Symbiont wollte keinen schwächlichen Wirt haben, und auch Eddie bekam später eine Glaubenskrise und entschloss sich, den Außerirdischen zu verkaufen. Der Mafiaboss Don Fortunato gewann die Auktion und so wurde dessen Sohn Angelo Fortunato zum neuen Wirt. Doch dieser erwies sich als unwürdig, so dass der Klyntar ihn in den Tod trieb. Der Außerirdische suchte sich danach einen würdigeren Wirt, den er in Mac Gargan fand und den wir als Scorpion kennengelernt haben. Unter Norman Osborn wurde der neue Venom Mitglied der Thunderbolts und später der Dark Avengers. Als diese Gruppe besiegt wurde, schaffte es Spider-Man Mac Gargan von dem Symbionten zu trennen.

Der Außerirdische gelangte in die Hände einer Regierungsorganisation, die unter dem Projektnamen Rebirth 2.0 den Kriegsveteranen Flash Thompson zum neuen Wirt des Symbionten machte. Unter diesem lernte er, wie es ist, ein Held zu sein und die beiden wurden Partner. Flash war ein würdiger Wirt, der nur ehrenhafte Absichten hatte. Als Agent Venom wurde er unter anderem ein Mitglied der Guardians of the Galaxy.

Heilung

Das Schwarmbewusstsein lotste die Guardians zum Planeten Klyntar. Da die Klyntar in Flash einen geeigneten Wirt erkannten, reinigten sie seinen Symbionten von all dem Zorn und dem Blutdurst, der durch die unreine Verbindung mit früheren Wirten entstanden war. Er wurde so im Schwarmbewusstsein neu geboren und zum Agenten des Kosmos.

Noch vor diesen Ereignissen war Eddie Brock durch eine Berührung von Mister Negative von seiner Krebserkrankung geheilt worden. Dadurch verbanden sich aber auch seine weißen Blutkörperchen mit einem Rest des Symbionten, der noch in seinem Blut war. Als es zu einer Begegnung mit Venom kam, entstand ein neues Wesen: Anti-Venom. Unter diesem Namen war Eddie der festen Überzeugung das Heilmittel für die Welt zu sein und machte sich auf gegen alle Geschwüre zu kämpfen, die er finden konnte. Im Rahmen der Storyline Spider-Island musste er so aber seinen Symbionten opfern, um New York zu retten.

Wir sind Venom!

Der Run, der aktuell in Deutschland veröffentlicht wird, startete mit einem neuen Wirt: dem Verbrecher Lee Price. Da dieser aber nicht bereit war, ein Held wie Flash zu sein und den Klyntar unterdrückte, kam es zu einer Trennung. Lee entführte daraufhin den Klon Mania und wurde so zu Maniac.

Venom selbst verband sich wieder mit Eddie Brock. Doch Eddies Körper schien inkompatibel gegenüber Symbionten geworden zu sein und verunreinigte Venom mit Rückständen in seinem Blut. Mit Hilfe eines Heilmittels aus Bestandteilen des Anti-Venom-Symbionten gelang es ihm, wieder die Kontrolle zu erlangen. Als Flash aber seinen Partner zurückhaben wollte, kam es zu einem Unfall mit dem Heilmittel, woraufhin Flash zu Agent Anti-Venom wurde. Zusammen konnten sie Maniac besiegen. Doch mit den Poisons droht den Symbionten eine neue Gefahr und Knull der Schöpfer der Klyntar steht schon in seinen Startlöchern…

Fähigkeiten und Schwächen

Venoms Fähigkeiten sind eine direkte Kopie von Fähigkeiten, die Spider-Man besitzt. So kann er Wände hochkrabbeln, Netze verschießen und besitzt einen Spinnensinn. Dazu ist er aber noch in der Lage seine Materie zu manipulieren und so neue Formen zu erschaffen oder Fallen aus Teilen seines Körpers zu bauen. Der Klyntar ist in der Lage den Wirtskörper zu heilen, falls es zu Verletzungen kommt.

Seine beiden größten Schwächen sind Feuer und Schall. So hat Reed Richards eine Schallkanone entwickelt, mit der es möglich ist, den Symbionten von seinem Wirt zu trennen. Und auch Johnny Storm ist eine gute Möglichkeit Venom in Schach zu halten. Es ist eine gute Frage, warum Spider-Man nicht häufiger die Fantastic Four zu Hilfe holt, wenn es Probleme mit Symbionten gibt.

Leseempfehlungen

Venom: Dark Origin

Während die „Geburt von Venom“ klassischerweise aus der Perspektive von Peter Parker erzählt wird, passiert dies in diesem Band durch die Augen von Eddie Brock. Der Comic beginnt bei dessen Kindheit und zeigt einen gehänselten Außenseiter, der ein sehr gestörtes Verhältnis zur Wahrheit hat und von seinem Vater keine Anerkennung bekommt. Watergate bringt ihn dazu, sich für Journalismus zu begeistern. Die Erzählung zeigt, warum Venom der perfekte Antagonist für Spider-Man ist. Während Peter die Schuld immer zuerst bei sich sucht und ein starkes Bekenntnis zu Verantwortung hat, stiehlt sich Eddie grundsätzlich aus der Verantwortung. So entwickelt sich eine gute Antithese zum freundlichen Wandkrabbler und Eddies Seelenleben wird greifbar.

Bezugsquelle: Panini-Shop, Amazon

Venom: Tödlicher Beschützer

Um Spider-Man aus dem Weg zu gehen, zieht Eddie Brock nach San Francisco. Doch als er dort Ungerechtigkeit sieht, versucht er sich als Held und zieht so die Aufmerksamkeit auf sich. Peter Parker erwartet gleich, dass er sich wieder zum Verbrecher entwickelt und bricht die gemeinsame Verabredung, ihn in Ruhe zu lassen. Doch auch die mysteriöse Life Foundation interessiert sich für den Symbionten und will höhere Lebensformen erschaffen. Diese Geschichte war der erste Solorun von Venom und dient offensichtlich als Vorlage für den nun startenden Film. Es zeigt die Wandlung vom Schurken zum Antihelden und charakterisiert Eddie Brock durch die Interaktion mit wesentlich bösartigeren Menschen, als er es sein könnte.

Bezugsquelle: Panini-Shop, Amazon

Venom #1 – Netz des Todes

In dieser Geschichte taucht Eddie Brock nicht auf. Stattdessen ist es der erste Solorun von Flash Thompson als Agent Venom. Man sieht hier wie er den Symbionten als Partner für Rettungsmissionen betrachtet. Aber auch, wie schwer es ihm fällt, den Außerirdischen zu kontrollieren. In einem Aufeinandertreffen mit Spider-Man zeigt sich das ganze Drama: Flash ist dessen größter Fan und will ihn um keinen Preis verletzen, während der Klyntar nichts als Rache im Sinn hat. Zusätzlich muss sich Flash mit seiner Behinderung und seinem Alkoholproblem herumschlagen. Die Einsätze als Superheld geben ihm das, was er braucht. Doch seine Vorgesetzten wollen nicht riskieren, dass er sich zu lange mit dem Symbionten verbindet. Viele gute Zutaten ergeben eine actionreiche und vielschichtige Geschichte, die zwar nicht ihr ganzes Potential entfaltet, aber eine ganz neue Perspektive auf Venom bietet.

Bezugsquelle: Panini-Shop, Amazon

 

Artikelbilder: © Panini Comics; Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein