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Wie kaum eine andere Comic-Figur begeistert Batman noch heute Millionen von Menschen. Grund genug, sich anlässlich des heutigen Batman-Tages genauer mit dem Dunklen Ritter zu beschäftigen. Wir haben in der Geschichte eines der ikonischsten DC-Charaktere gekramt und stellen uns auch die Frage, welchen Reiz ein Mann in Fledermauskostüm überhaupt bietet.

Solltet ihr auf eurem Dachboden oder im Keller eine gut erhaltene Ausgabe #27 der Detective Comics finden – herzlichen Glückwunsch! Warum? Nun, sehr wahrscheinlich seid ihr dann reich, denn dieser im Mai 1939 erschienene Comicband gilt als der erste Auftritt von Batman und wurde beispielsweise im Jahre 2010 für mehr als eine Million Dollar verkauft!

Den späteren Einfluss und Erfolg dieser Figur konnten deren Schöpfer Bob Kane (Zeichner) und Bill Finger (Texter) wahrscheinlich nicht mal ansatzweise erahnen. Ursprünglich als Reaktion auf den Erfolg von Superman in Action Comics #1 erschaffen, ist die Beliebtheit des Dunklen Ritters auch nach beinahe 80 Jahren ungebrochen. Batman ist zu einer Marke geworden, die nicht mehr nur innerhalb der ursprünglichen Comicseiten, sondern nun auch auf der Leinwand, in Videospielen, als Actionfigur und als generell wichtiges Element der Popkultur zu finden ist.

Doch wie wurde Batman zu dem internationalen Phänomen, welches er heute darstellt? Begleitet uns anlässlich des heutigen Batman-Tages auf einer kleinen Zeitreise – einer Reise durch die Welt des Dunklen Ritters.

Eine Figur im Wandel der Zeit

Auch wenn Details zu Batmans Werdegang erst im Laufe der nächsten Jahre folgen sollten, so war das Grundkonzept bereits zum Beginn im Jahre 1939 klar. In Anlehnung an bekannte Charaktere wie Zorro, The Shadow oder Sherlock Holmes sollte ein mysteriöser Verbrechensbekämpfer geschaffen werden. Viele heute selbstverständliche Elemente, wie der berühmte Gürtel, die Batarangs, seine Fahrzeuge und auch viele Schurken entwickelten sich aber erst im Laufe der Zeit.

Auch die heute jedem geläufige Hintergrundgeschichte blieb bis Ausgabe #33 der Detective Comics im Dunkeln. Heute ist jedem bekannt, dass der junge Bruce Wayne den gewaltvollen Tod seiner Eltern beobachten musste und sich daraufhin schwor, das Verbrechen Zeit seines Lebens zu bekämpfen. Ein weiterer Meilenstein erfolgte schließlich im April 1940, als mit Dick Grayson der erste Robin als treuer Begleiter eingeführt wurde.

Im Laufe seiner jahrzehntelangen Geschichte spiegelte Batman in seinen Comics auch immer aktuelle kulturelle Einflüsse wider. Orientierten sich die ersten Ausgaben im „goldenen Zeitalter“ noch stark an den einfach gestalteten Groschenromanen, so änderten sich die Erzählweisen in den folgenden Jahren zunehmend. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Figur eingesetzt, um bürgerliche und väterliche Werte zu vermitteln und um die Stimmung nach dem Krieg aufzuheitern. Die 50er Jahren sahen schließlich die Einführung wichtiger weiblicher Charaktere, wie Batwoman und Bat-Girl. Darüber hinaus fanden hier nun auch vermehrt paranormale und futuristische Elemente ihren Einzug in die Geschichten. Ein Ergebnis dieser Periode war beispielsweise der interdimensionale, koboldartige Bat-Mite, welcher über fast grenzenlose Magie verfügt.

In den 1960ern schienen Batman-Geschichten aber immer weniger beim Publikum anzukommen, weswegen eine Rückorientierung hin zu dem ursprünglichen Detektivstil erfolgte. Dies konnte – gemeinsam mit dem Einfluss der heute legendären TV-Serie mit Adam West – die Beliebtheit der Comics kurzfristig wieder steigern. Aber auch dieser Effekt ebbte ab, so dass man sich entschloss, den Charakter zu einer dunkleren und mysteriöseren Figur zu gestalten. Doch trotz guter erster Rezeptionen begannen die Verkaufszahlen zu schwinden, was die Zukunft von Batman ungewiss werden ließ…

Adam West
Adam West

Die Schaffung des modernen Batman

Als ein Wendepunkt in der Entwicklungsgeschichte des Alter Ego von Bruce Wayne gilt die Veröffentlichung von Batman – Die Rückkehr des Dunklen Ritters von Frank Miller im Jahre 1985. In dieser Erzählung werden ein verbitterter und gealterter Batman und seine Kämpfe in einem sehr düsteren und dunklen Setting aufgezeigt. Die Miniserie gilt oftmals als Geburtsort des „modernen Batman“ und schaffte es, wieder neues Interesse an dem für viele Leser altbackenen Charakter zu wecken.

In den Jahren danach erschienen immer mehr Stories, welche inzwischen als Batman-Klassiker betrachtet werden. Großen Einfluss hatten beispielsweise die Werke Der Sturz des Dunklen Ritters (in welcher der Schurke Bane das Rückgrat von Batman bricht) und Batman: Ein Tod in der Familie (in welchem die Leser über das Schicksal des zweiten Robin Jason Todd entschieden). Darüber hinaus wurden natürlich auch viele weitere hervorragende Geschichten geschrieben, deren komplette Aufzählung leider diesen Artikel sprengen würde. Persönliche Empfehlungen von mir sind noch Arkham Asylum – Ein düsteres Haus in einer finsteren Welt, Lächeln, bitte!, Batman: Das lange Halloween sowie Batman: Hush. Jüngere Werke umfassen darüber hinaus noch All Star Batman und Batman: Nacht der Eulen.

Seit Juni 2016 wurde auch Batman, wie die anderen Werke von DC, wiederum neu aufgesetzt. Die Teilzeithelden berichten regelmäßig in Form eines Big Monthly von den letzten Veröffentlichungen dieser Neuauflagen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Dunkle Ritter in seiner jahrzehntelangen Comic-Geschichte fast alles Erdenkliche erlebt hat. Er schuf sich seine eigene Familie in Form von Mitstreitern im Kampf gegen das Verbrechen. Er gründete gemeinsam mit den größten Helden der Erde die Gerechtigkeitsliga. Und er bekämpfte Widersacher mit übermenschlichen und teilweise göttlichen Kräften und trat ihnen furchtlos entgegen. Nicht schlecht für solch einen alten Herren.

Vom Papier auf den Bildschirm

Und doch sind die gedruckten Werke nur ein Bestandteil der heutigen Popularität des Verteidigers von Gotham City. Mittlerweile stehen Fans des Dunklen Ritters vielfache Adaptionen in Film und Fernsehen zur Verfügung, um noch tiefer in die Welt von Batman einzutauchen.

Vorreiter hierfür war die bereits erwähnte TV-Serie mit Adam West und Burt Ward, welche sich durch „gute Ratschläge“ und einen lockeren Humor auszeichnete. Auch wenn das mit dem heutigen Batman-Bild schwer vereinbar ist, so verzeichnete die Serie über mehrere Jahre hinweg Erfolge und erlaubte sogar die Produktion des Filmes Batman hält die Welt in Atem. Und ein weiteres wichtiges Element des Charakters wurde eingeführt – der Anti-Haifisch-Bat-Spray!

Der nächste Meilenstein im Fernsehen folgte schließlich Anfang der 90er mit der animierten Batman-Serie von Warner Bros. Diese zeichnete sich neben ihrem dunklen Ton besonders durch die sehr erwachsenen Handlungen, tiefgreifenden Charaktere und allgemeine Komplexität der Storys aus. Die Serie hatte zudem maßgeblichen Einfluss auf die Comic-Geschichten und trug entscheidend zur Ausgestaltung von Charakteren wie Harley Quinn, Mr. Freeze oder Two-Face bei. Im englischen Sprachraum erfreuen sich außerdem die beiden bekanntesten Sprecher Kevin Conroy (Batman) und Mark Hamill (Joker) nach wie vor großer Beliebtheit und werden vielerorts als die „wahren Stimmen“ dieser beiden Charaktere angesehen.

Der Erfolg der Serie erlaubte die Produktion thematisch verwandter Produktionen, wie etwa animierter Serien zu Superman oder der Gerechtigkeitsliga. Diese erweiterten das animierte DC-Universum nochmals um zusätzliche Helden und Schurken. Doch auch eigenständige Batman-Animationsserien wurden weiterhin produziert, deren letzter prominenter Eintrag Beware the Batman ist. Und nicht zuletzt startete im Jahre 2014 mit Gotham eine Real-Serie, welche Batmans Heimatstadt in Bruce Waynes Kindheit beleuchtet und einen jungen Commissioner Gordon begleitet.

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Von Oscars und Batnippeln

Doch auch die große Leinwand ist kein unbekanntes Pflaster für den Dunklen Rächer. Neben einigen (oftmals sehr hochwertigen) Animationsfilmen im stetig wachsenden Portfolio von DC finden sich nun mehrere Hollywoodfilme mit Batman als Protagonisten. Einige werden heute noch begeistert geschaut, über andere schweigt man dagegen eher.

Der Start von Batmans großer Hollywood-Karriere begann durchaus vielversprechend. Tim Burton schuf mit Batman und Batmans Rückkehr Anfang der 90er zwei ikonische Filme, welchen die Kombination eines düsteren Settings mit einer stimmigen Comic-Atmosphäre gelang. Unterstützt wurde dies durch die authentische Darstellung von Helden und Schurken, allen voran Jack Nicholson als Joker und Michelle Pfeifer als Catwoman.

Umso drastischer war dann der Kontrast, welchen Joel Schumacher mit Batman Forever und Batman & Robin schuf. Die Filme boten extreme Überzeichnung, abstruse Handlungen und schlichtweg merkwürdige Entscheidungen (die erwähnten Batnippel!). Beide Streifen wurden von vielen Fans und Kritikern gnadenlos verrissen. Für einen spaßigen, nicht zu ernst zu nehmenden Film-Abend, kann man sich aber beide durchaus noch ansehen. Zudem lässt sich besonders Batman & Robin perfekt mit einem Trinkspiel kombinieren, bei welchem man für jeden Oneliner einen Schnaps trinken muss. Ich empfehle jedoch bereits vorher, für den nächsten Tag nicht zu viel einzuplanen.

Für mehrere Jahre herrschte dann Ruhe, bis sich Christopher Nolan an die beliebte Comicfigur wagte. Nach den letzten Filmen waren Fans durchaus misstrauisch gegenüber einer weiteren Adaption aus Hollywood. Umso erfreulicher ist das Endergebnis – die Dark-Knight-Trilogie gilt bis heute als eine der besten Superhelden-Filmreihen und der zweite Teil The Dark Knight sogar als einer der besten Filme aller Zeiten (Platz 4 der IMDB Top 250, Stand September 2017). Die Interpretation des Jokers durch Heath Ledger kam für viele Fans überraschend und führte für diesen sogar zu einer posthumen Auszeichnung mit dem Oscar für den besten Nebendarsteller.

Und auch die letzten Jahre weisen keinen Stillstand auf. So ist Batman ein wichtiger Bestandteil des entstehenden DC Extended Universe oder treibt als Lego-Figur sein Unheil. Darüber hinaus gibt es auch eine zunehmende Zahl von Videospielen mit dem dunklen Ritter, wie die erfolgreiche Arkham-Reihe oder die Kampfspiele aus dem Injustice-Universum.

Der menschlichste aller Superhelden?

Wir haben nun festgehalten, dass der Charakter von Batman seit mittlerweile beinahe 80 Jahren erfolgreich auf dem Markt ist. Zeit die Frage zu stellen: Was fasziniert uns heute immer noch so am Dunklen Ritter, dass es ihn zu einem der beliebtesten Superhelden macht?

Diese Frage kann im Endeffekt jeder nur für sich selbst beantworten. Für manche ist es die Menschlichkeit der Figur – handelt es sich doch bei Batman um einen „normalen“ Menschen inmitten von mächtigen Aliens, Halbgöttern und Übermenschen, welcher nur durch seinen Verstand und seine Disziplin den Herausforderungen gewachsen ist. Er verkörpert damit sinnbildlich das Potential jedes Einzelnen, durch Willensstärke über die eigenen Limits herauszuwachsen.

Für andere ist es dagegen gerade die Ambivalenz des Charakters, welche ihn so interessant gestaltet. So bekämpft Bruce Wayne zwar Schurken, doch kann er nicht als klassischer Held bezeichnet werden. Er verfolgt eine gnadenlose, fast manische Weltsicht und scheut auch nicht vor brachialer Gewalt, Furcht und Einschüchterung zurück. Damit rückt er der Seite des Verbrechens viel näher, als der moralisch perfekt wahrgenommene Superman.

Für mich persönlich sind die Beziehungen zu seinen Mitstreitern und seine Schurken die entscheidenden Faktoren. Nach dem Verlust seiner Familie zeigt Bruce, dass man sich seine eigene Familie aufbauen kann und nicht notwendigerweise Blutsbande das Entscheidende sind (wobei man natürlich argumentieren kann, dass der Kampf gegen das Verbrechen nicht gerade von Verantwortungsbewusstsein zeugt…). Doch auch die Tiefe vieler seiner Gegner übt einen deutlichen Reiz aus. Gerade dass viele von diesen nicht über übernatürliche Kräfte verfügen, macht sie interessanter und vielleicht sogar furchteinflößender. Was spricht theoretisch dagegen, dass es auch im wahren Leben einen Joker geben könnte, wie er durch die realistische Darstellung von Heath Ledger gezeigt wurde? Darüber hinaus werden die Gegenspieler des Dunklen Ritters vielfach glaubhafter, weil ihre Hintergrundgeschichten eine passende Motivation liefern. Sei es der drastische Verlust der Ehefrau (Mr. Freeze), eine dramatische Kindheit geprägt vom Überleben des Stärkeren (Bane) oder eine körperliche Verstümmelung (Two-Face) – Batmans Gegner weisen vielfach Ecken und Kanten auf, welche sie zu runderen Charakteren (Wortwitz beabsichtigt!) machen.

Egal was die individuellen Gründe für eure Zuneigung zum Beschützer Gothams sein mögen: Die besten Grüße an alle Batman-Fans in dieser Welt. Auf dass wir noch viele Jahre die Abenteuer des dunklen Ritters begleiten dürfen!

Artikelbild: Warner Bros. Pictures

 

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