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Egal ob Gotham City, der Rest der Welt, oder gleich das ganze Multiversum: Es sieht für das gesamte DC-Universum düster aus. Diesen Monat beginnen in Batman, Batman: Detective Comics, Justice League und Justice League – Infinite Frontier die nächsten großen Krisen und Events. Wie werden die Held*innen sich ihnen diesmal stellen?

Die Zeichen stehen auf Sturm im DC-Universum. In Batman: Detective Comics 58 müssen sich beide Identitäten, Batman und Bruce Wayne, einer Allianz der Verbrechergangs von Gotham City stellen. In Batman 61 erklärt Gothams Bürgermeister Batman den Krieg und beginnt damit das große Fear State-Event. In Justice League wird die Liga gleichzeitig mit den weltweiten Auswirkungen von Checkmate: Die Leviathan Verschwörung und einem Alienangriff aus dem All konfrontiert, während in Justice League – Infinite Frontier Darkseid das ganze Multiversum bedroht. Und selbst wenn eine offensichtliche Krise besiegt wird, wartet noch Schlimmeres im Hintergrund…

Batman – Detective Comic 58: Zum Tode Verurteilt!

In Batman – Detective Comics 58 ist Batman ganz unten angekommen. Im Joker War-Event hatte er seine Firma, seine Villa und fast all sein Geld verloren. Mühsam baute er sich danach eigenhändig eine neue Bathöhle in der Kanalisation auf und versuchte weiterhin als low-budget, low-tech-Batman Leben zu retten. In einem Fall versagte er jedoch: Die entführte Sarah Worth, Nachbarin von Bruce Waynes neuer Stadtwohnung und Tochter des Gothamer Bau-Paten Roland Worth, konnte er nur noch tot auffinden. Roland Worth hielt daraufhin Bruce Wayne für den Entführer seiner Tochter und machte Batman wegen seinem Versagen für ihren Tod verantwortlich.

Der milliardenschwere Worth, der die korrupte Justiz Gothams in der Hand hat, beschloss ein Bündnis mit Gothams Gangs, um den Tod seiner Tochter durch die Ermordung Batmans zu rächen. Zusammen mit der Falcone-Mafiafamilie, dem Pinguin, und den Party-Crashern, ehemaligen Joker-Handlangern in Hightech-Rüstungen, zerstörte Worth die neue Bathöhle und nahm Batman gefangen. Jetzt bilden diese Verbrecher*innen eine „Jury“, um Batman in einem Schauprozess zum Tode zu verurteilen…

Der Roland-Worth-Arc ist eigentlich gut unterhaltsam gewesen. Worth, der 2-Meter-Milliardär, der den Tod seiner Tochter mit Mitteln jenseits des Gesetzes rächen will, ist ein nettes, wenn auch nicht sonderlich tiefgründiges Spiegelbild für Bruce Wayne. Die „Jury“, die Koalition der Kriminellen zum Killen von Batman, ist auch angemessen bedrohlich, und deren Kampf gegen Batman und Huntress actionreich inszeniert. Die Zeichnungen sind dabei völlig in Ordnung, wenn auch teilweise flach koloriert. Allerdings fehlt das gewisse Etwas für mehr als eine solide, aber durchschnittliche Geschichte. So spulen sich Gemeinplätze ab: Ein Bündnis von Schurk*innen, Batman in der Todesfalle… Oder, wie Batman sagen würde: Dienstag.

Das alles befindet sich auf der positiven Seite von routiniert ausgeführt, begeistern kann es aber nicht. Dazu kommt, dass die Geschichte zwar grundsätzlich verständlich bleibt, die Vorgeschichte in dem Heft aber nicht genügend erklärt wird. So bleibt der B-Plot mit Hue Vile für Neueinsteiger*innen unverständlich. Dieser Schurke infiziert Leute mit Parasiten, die Menschen Tentakeln aus dem Mund strecken, von ihm kontrollierbar sind, und Infizierte Amoklaufen lassen – also die „Las Plagas“-Parasiten aus Resident Evil in grün, buchstäblich.

Die Jury benutzt ihn für Batmans Hinrichtung, im Heft für sich allein gelesen sticht Vile aber merkwürdig heraus. Insgesamt kann man Batman – Detective Comics 58 ruhig kaufen, wenn man die vorherigen Hefte gelesen hat, zum Quereinstieg eignet es sich jedoch nicht.

Die harten Fakten 

  • Autor(en):Mario Tamaki
  • Zeichner(in): Dan Mora
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Batman 61: Fear State

Batman 61 ist der Beginn des Fear State-Events. Hier laufen zahlreiche Stränge zusammen, die schon länger im Hintergrund aktiv sind. Vor allem die dystopische mögliche Zukunft aus Future State, in der Gotham City dauerhaft vom Überwachungsstaat des sogenannten Magistrats kontrolliert wird. Fear State zeigt praktisch die Ereignisse, wie der Magistrat an die Macht kam. Der Silicon-Valley-Millionär Simon Saint, eine Superschurkenversion von Steve Jobs, trat nach den letzten Katastrophen des Joker Wars an Bürgermeister Nakano heran, und überzeugte ihn, seine private Söldnertruppe, die Peacekeeper, anzuheuern. Diese Hightech-Truppen, koordiniert aus einer über Gotham fliegenden Basis, sollten Ruhe und Frieden in Gotham wiederherstellen, indem sie alle Maskierten, egal ob gut oder böse, verhaften. Hier stellt sich jedoch heraus, dass Saint von Anfang an mit Scarecrow zusammenarbeitete, um seine Technokraten-Idee des „social engineering“ im großen Maßstab zu testen. In diesem Heft ruft Saint das Kriegsrecht aus, stellt Gotham unter Besatzung und zerstört Oracles Computer, sodass die Bat-Familie nicht mehr kommunizieren kann.

Dieser Anfang des Events ist sehr spannend aufgezogen. Regelmäßige Batman-Konsument*innen werden mittlerweile zwar an „besetztes Gotham“-Geschichten gewöhnt sein, aber der Beginn funktioniert trotzdem. Der große Unterschied zu sonst ist, dass dieses Mal die „Besatzer“ keine Verbrecher wie Joker oder Bane sind, sondern strenggenommen tatsächlich die Autoritäten.

Einige der in diesem Heft aufgegriffenen Handlungsbögen, wie die Razzia von Catwomans Wohnviertel Alleytown oder das Schicksal von Poison Ivy, werden leider erst in Paninis Catwoman 7 oder Harley Quinn 2 erklärt, die am 16. August erscheinen. Den Spannungsaufbau behindert das jedoch nicht.

Die Zeichnungen gefallen auch sehr. Riccardo Federici zeichnet in einem sehr realistischen, naturalistischen Stil, der aussieht wie echt statt am Computer gemalt. Als Beilage waren zwei Panini-Sammelbildchen für das Klebeheft zum diesjährigen The Batman-Film enthalten. Batman 61 ist ein spannender Beginn für das Fear State-Event und macht Lust auf mehr.

Die harten Fakten

  • Autor(en): James Tynion IV
  • Zeichner(in): Riccardo Federici
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Justice League 5

Die Haupt-Erzählung in diesem Heft hat einen A-Plot und einen B-Plot. Der A-Plot ist eine simple, aber unterhaltsame Action-Geschichte: Synmar Utopica, ein böser Alien, der so stark wie Superman ist, greift die Erde an. Viel Charakterentwicklung gibt es hier nicht, aber coole Action und Kämpfe, die schon ihr Geld wert sind. Im B-Plot verbringen Green Arrow und Black Canary einen Tag am Strand, der von einer mysteriösen Person unterbrochen wird.

Diese mysteriöse Person ist ein großer Spoiler, da ihre Identität eigentlich eines der Hauptgeheimnisse der Checkmate-Reihe ist. Justice League 5 wurde am 03. Mai veröffentlicht, Paninis Checkmate: Die Leviathan Verschwörung eine Woche später am 10. Mai. Genau dasselbe Veröffentlichungsproblem bestand auch schon im amerikanischen Original. Letztendlich bedeutet das: Justice League 5 spielt nach dem später erscheinenden Checkmate: Die Leviathan Verschwörung. Außerdem wird hier erwähnt, dass Green Arrow Checkmate finanzieren würde, was dem Finale des anderen Comics widerspricht.

Beide Geschichten führen aber in die Katastrophe: Der Justice-League-Teil ist der Beginn des Storybogens, der zum angekündigten Tod der Justice League führt, und der Green-Arrow-Checkmate-Teil führt die globale politische Instabilität durch die Ereignisse von Leviathan und Checkmate weiter. Als zweite Erzählung ist die Justice League Dark enthalten, eine Untergruppe der Justice League, die sich auf Magie und Zauberei spezialisiert hat. Hier geht es um irgendeine Organisation, die in Gotham City etwas mit Merlin, dem Hofzauberer von König Arthus, zu tun hat. Leider ist dieser Abschnitt so in der Mitte der Handlung, dass überhaupt nicht klar ist, was die überliegende Handlung ist.

Die Zeichnungen sind insgesamt unauffällig gut. Insgesamt ist die Ausgabe in Ordnung für ein monatliches Heft. Die Super-Prügelei mit Synmar Utopica ist auch für sich genommen unterhaltsam, der Green-Arrow-Teil und die Justice League Dark sind für den Kauf dieses Einzelhefts leider zu sehr in laufenden Geschichten verwickelt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Brian Michael Bendis, Ram V
  • Zeichner(in): Steve Pugh, Sumit Kumar, Xermanico
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

Justice League – Infinite Frontier 3

Justice League – Infinite Frontier 3 steigt rasant in die Handlung ein. Der abschließende dritte Band der Minireihe beginnt auf Erde-Omega. Dort versucht der böse Gott Darkseid die Kontrolle über einen Riss im Multiversum zu erlangen, mit dem er in das Omniversum vordringen will (Das Multiversum ist nur so etwas wie eine Blase im größeren Omniversum). Darkseid überzeugte zahlreiche andere Welten, dass eine neue interdimensionale Krise bevorsteht und nur er die Dimensionen beschützen kann. Daher hat Mr. Bones Darkseid mit gefangenen Superwesen und Aliens beliefert, die als kosmische Energie-Batterie das Multiversum sichern sollen, während der Psycho-Pirat Flash kontrolliert, um ihn den Riss aufbrechen zu lassen. Zahlreiche andere Superheld*innen und Schurk*innen aus den verschiedensten Dimensionen haben sich in der Injustice Incarnate zusammengefunden, um als Darkseids Streitmacht zu dienen und die Justice League Incarnate aufzuhalten. Ein epischer Kampf um das Schicksal des Multiversums entbrennt – Aber hat Darkseid vielleicht recht, und er ist der Einzige, der eine noch größere Bedrohung aufhalten kann?

Auch Justice League – Infinite Frontier 3 ist ein sehr actionlastiges Heft. Hier folgt Schlag auf Schlag und Twist auf Twist. Man sollte allerdings die beiden vorherigen Bände gelesen haben, und sich bestenfalls auch etwas mit der Geschichte des DC-Universums auskennen. Viel der Handlung sind nämlich metatextuelle Anspielungen auf frühere Ereignisse. So erklären Psycho-Pirat und Mr. Bones, dass im ersten großen DC-Event, der Crisis on Infinite Earths aus dem Jahr 1985, das Multiversum zu einer einzelnen Dimension verschmolzen wurde. Das brachte aber das Multiversum in ein kosmisches Ungleichgewicht, das seitdem immer wieder Krisen, sprich DC-Großevents und Reboots wie die Infinite Crisis 2005 oder Flashpoint 2011 hervorrief.

Viele der auftauchenden Figuren sind mit diesen Krisen verbunden, oder von einer Dimension zur anderen „umgezogen“. Die Bedrohung aus dem Omniversum, die Große Dunkelheit, greift einerseits die Thematik der Events Batman: Metal und Death Metal auf, in denen die Held*innen auf dunkle Dimensionen voller Bedrohungen aus ihren schlimmsten Albträumen stießen. Und andererseits greift es auf die obengenannte erste Crisis zurück, in der die Große Dunkelheit schon einmal das Multiversum bedrohte.

Mr. Bones Präsenz hier ist ein weiteres Kontinuitätsproblem in Bezug auf Checkmate: Die Leviathan-Verschwörung und Justice League 5. Hier benutzt Bones, der eigentlich Leiter eines „FBI“ für Paranormale Erscheinungen ist, seine Behörde um zahllose Wesen zu versklaven und mit einem Dimensionsschiff Darkseid zu übergeben. Er ist ganz klar ein manischer Superschurke, trotzdem tritt er hiernach Checkmate bei, einer Geheimorganisation, die die internationale Terrorgruppe Leviathan bekämpft. Und dass er vorhatte, hunderte oder tausende Menschen dem Gott des Bösen zu opfern, wird nicht im Geringsten angesprochen. Dazu kommt wieder, dass Justice League – Infinite Frontier 3 am 17. Mai erschien, Justice League 5 am 3. Mai und Checkmate: Die Leviathan-Verschwörung am 10. Die richtige Reihenfolge nach den Ereignissen wäre hier allerdings Justice League: Infinite Frontier, dann Checkmate, dann Justice League 5, ganz anders als die Veröffentlichungsreihenfolge. Wie schon bei Justice League 5 erwähnt, spiegelt das aber rein die amerikanische Vorlage wieder.

Insgesamt ist Justice League – Infinite Frontier 3 ein unterhaltsamer Abschluss einer spannenden Reihe. Zum vollen Genuss ist jedoch etwas Vorwissen hilfreich. Und letztendlich leiten die Ereignisse hier in die Reihe Justice League Incarnate und das jetzt gerade in den USA beginnende Event Dark Crisis, das verspricht, die bislang größte Krise zu werden.

 Die harten Fakten 

  • Autor(en): Joshua Williamson
  • Zeichner(in): Jesus Merino, Paul Pelletier, Tom Derenick, Xermanico
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 6,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini

 

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids
Diese Produkte wurden privat finanziert.

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