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Zurück in die Zukunft, Time Cop, Doctor Who, 12 Monkeys, The Librarians, Legends of Tomorrow und viele weitere Titel in Film und Fernsehen beschäftigen sich mit dem Thema Zeitreisen. Und sie verwenden dabei unterschiedliche Theorien, was die Folgen dieser Zeitreisen wären. Die wichtigsten davon findet ihr in unserem Artikel.

Der früheste Film, den wir finden konnten und der sich um Zeitreisen dreht, ist A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court aus dem Jahr 1921. Seitdem gab es dutzende, wenn nicht gar hunderte Filme und Serien, die sich mit dem Thema entweder am Rande oder hauptsächlich beschäftigt haben. Zurück in die Zukunft wird jedem Kind der 70er- und 80er-Jahre ein Begriff sein; ebenso die Serie Zurück in die Vergangenheit. Aber schon davor gab es schon Klassiker wie Die Zeitmaschine, Doctor Who oder Catweazle. Und auch in der jüngeren Vergangenheit hat das Thema nicht aufgehört. Doctor Who ist nach einer Pause seit 2005 wieder mit aktuellen Abenteuern zu sehen, im DC-Comics-Fernsehuniversum Arrowverse/Berlantiverse reist nicht nur der Flash öfter mal durch die Zeit, sondern das Team aus Legends of Tomorrow tut dies regelmäßig.

Oftmals machen sich diese Filme oder Serien nicht allzu viele Gedanken darüber, was die Auswirkungen von Zeitreisen eigentlich genau wären, wodurch dann unschöne Logiklöcher entstehen. Aber die meisten davon setzen auf eines von drei grundlegenden Modellen für Zeitreisen. Und genau die wollen wir uns einmal näher ansehen. Dabei geht es explizit darum, was die Zeitreise für Folgen für die ursprüngliche Zeitlinie hat und welche Paradoxe dadurch aus- oder aufgelöst werden.

Hier geht alles um zeitreisen: Doctor Who © BBC
Hier geht alles ums Zeitreisen: Doctor Who © BBC

Veränderung der eigenen Vergangenheit

Diese Theorie, die zum Beispiel in Zurück in die Zukunft die Grundlage der Geschichte ist, besagt, dass es nur eine Zeitlinie gibt und Veränderungen in der Vergangenheit die eigene Zukunft verändern können. Martys Zusammenstoß mit seiner Mutter sorgt fast dafür, dass er selbst nicht geboren wird, wodurch er sich gegen Ende des Films aufzulösen beginnt. Und das, was im Film geschieht, verändert die Welt, in die er zurückkehrt, maßgeblich.

In Zurück in die Zuklunft verändert Marty McFly aus Versehen die Vergangenheit seiner Eltern. © Universal
In Zurück in die Zuklunft verändert Marty McFly aus Versehen die Vergangenheit seiner Eltern. © Universal

Auch das Arrowverse verwendet diese Theorie. Wie schon bei Zurück in die Zukunft brauchen die Änderungen auch dort etwas Zeit, bis sie sich durchsetzen. Auch tendiert in beiden Fällen die Zeitlinie dazu, sich selbst zumindest grundlegend zu reparieren. Denn Marty hat noch immer die gleichen Geschwister, auch wenn seine Eltern sich komplett verändert haben und damit die Chance, dass die Zeugung der Geschwister unter identischen Bedingungen stattgefunden hat, gegen Null läuft. Von Schmetterlingseffekt kann hier nicht die Rede sein.

Worüber sich Geschichten, die auf dieser Grundlage basieren, selten wirklich Gedanken machen, ist das Großvaterparadox. Was würde passieren, wenn jemand in die Vergangenheit reist und dort seinen eigenen Großvater umbringt, bevor dieser seinen Vater oder seine Mutter zeugen kann? Die zurückreisende Person würde damit aufhören, zu existieren. Also könnte sie auch nie zurückgereist sein, womit auch der Großvater nicht umgebracht worden wäre. Also würde die Person wieder geboren werden etc.

Veränderung erschafft neue Zeitlinie

Genau hier springt die zweite Theorie ein. Diese besagt, dass jede Veränderung der Vergangenheit eine neue Zeitlinie erschafft, anstatt die alte zu verändern. Die alte Zeitlinie mit den ursprünglichen Ereignissen existiert weiterhin, aber sie ist nicht mehr die Zukunft der Welt, in die man gereist ist. Dies löst das Großvaterparadoxon auf, da dann die Person, die den Großvater umbringt, aus einer anderen Zeitlinie stammt und damit nicht erst noch in der Zukunft dieser Welt geboren werden muss.

Die eigene Zukunft, aus Sicht des Punkts, an den man zurückreist, kann niemals verändert werden, da sie zu dem Zeitpunkt ja für den Reisenden bereits Vergangenheit ist.

Die Art der Zeitreise bedeutet aber auch, dass man, wenn man in der so veränderten Vergangenheit bleibt, langsam, aber sicher in eine Zukunft gerät, die man selbst nicht mehr kennt. Denn die Dinge entwickeln sich eben anders als in der eigenen Vergangenheit. Und der Zeitpunkt, von dem aus man zurückgereist ist, wird in dieser Form aller Wahrscheinlichkeit nach niemals stattfinden.

Sie versuchen die Zukunft zu retten: Travellers © Showcase
Sie versuchen die Zukunft zu retten: Travellers © Showcase

Zeitreisen dieser Art findet man in Serien wie Continuum oder Travelers, wo sich durch die Taten der Helden jeweils die Zukunft verändert, wodurch weitere Zeitreisende aus den neuen Zeitlinien kommen, die eine andere Welt kennen als die ursprünglichen Figuren. Diese hören dadurch jedoch nicht auf zu existieren oder verändern sich in irgendeiner Form. Auch Filme wie X-Men: Days of Future Past scheinen dieser Theorie zu folgen, denn die Zeitreisenden in diesem Film stammen aus einer Zukunft, die am Ende nicht mehr die Zukunft dieser Welt ist.

Oftmals ist der Unterschied zur ersten Theorie aber nur schwer festzustellen und besteht vielleicht auch nur darin, dass die Schreiber sich einfach keine Gedanken über das Großvaterparadoxon gemacht haben.

Die Vergangenheit ist unveränderlich

Ein Virus bedroht die Menschheit und nur durch eine Zeitrsie kann ein Heilmittel in 12 Monkeys gefunden werden. © Universal
Ein Virus bedroht die Menschheit und nur durch eine Zeitreise kann ein Heilmittel im Film 12 Monkeys gefunden werden. © Universal

Die dritte große Theorie unterscheidet sich hingegen deutlich von den ersten beiden. Sie besagt, dass eine Veränderung der Vergangenheit unmöglich ist. Meist wird das dadurch bedingt, dass die Zeitreise selbst vorherbestimmt war und schon immer Teil der Vergangenheit darstellte. Oftmals haben entsprechende Geschichten Ähnlichkeiten mit sich selbst erfüllenden Prophezeiungen, in denen Figuren versuchen, etwas zu verhindern, und dadurch diese Dinge teils erst auslösen.

Diese Art der zirkulären Zeitreisen findet sich unter anderem in Filmen wie 12 Monkeys oder Predestination. Philosophisch interessant, für den Zuschauer oftmals überraschend, aber irgendwie auch frustrierend und im Grunde nicht logisch. Denn der so offenbar geschlossene Kreis hat keinen Anfang. Wie sah die Zeitlinie aus, bevor zum ersten Mal die Zeitreise stattgefunden hat, die nun für den geschlossenen Kreis sorgt? Gab es sie überhaupt oder war es wirklich vorherbestimmt? Und wenn das vorherbestimmt war, ist dann eine freie Entscheidung überhaupt möglich oder ist alles vorherbestimmt? Durch wen oder was? Und warum?

Löchrige Logik

Mit derartigen Fragen sind wir beim frustrierenden Teil solcher Geschichten angekommen: Logiklöcher. Denn oftmals zeichnen sich Zeitreisegeschichten dadurch aus, dass sie zwar oberflächlich Sinn ergeben würden, aber bei näherer Betrachtung Fragen aufwerfen, für die es keine guten Antworten gibt oder gar geben kann.

In Looper dreht sich alles um Auftragsmörder, die ihre Opfer durch zeitreisen bekommen. © DMG Entertainment
In Looper dreht sich alles um Auftragsmörder, die ihre Opfer durch eine Zeitreise bekommen. © DMG Entertainment

Nehmen wir hier als Beispiel den Film Looper aus dem Jahr 2012. Die gesamte Idee von Leuten, die in die Vergangenheit geschickt werden, um dort ermordet und verscharrt zu werden, ist an sich kein logisches Problem. Aber im Verlauf des Films kommt es dazu, dass am jüngeren Ich einer Person Veränderungen durchgeführt werden. Erst das Einritzen einer Botschaft in den Arm, von der das ältere Ich dann glaubt, dass sie vom jüngeren geschrieben worden sei, und später durch Verstümmelungen des jüngeren Ichs, die sich in eben dem Moment beim älteren Ich manifestieren. Wie soll das funktionieren? Wenn Veränderungen am jüngeren Ich Auswirkungen auf das ältere haben, warum kann sich dieses ältere Ich dann nicht an die Umstände erinnern? Und warum zeigen sich die Verstümmelungen erst in dem Moment und waren nicht schon immer da? Hätte das ältere Ich überhaupt diesen Moment erreicht, wenn es schon immer so verstümmelt gewesen wäre?

Logikbrüche wie diese sind bei Zeitreisegeschichten leider allzu normal. Oft dient das der Handlung und die Schreiber nehmen es nicht ganz so genau. Aber gerade dadurch zerstört sich ein solcher Film oftmals selbst, und ich hätte dann gerne die Fähigkeit, in die Vergangenheit zu reisen und mich selbst davon abzuhalten, überhaupt meine Zeit damit zu verschwenden.

 

Artikelbilder: Genannte Produktionsfirmen, Bearbeitet von Verena Bach

6 Kommentare

  1. Der Film „Die Zeitmaschine“ aus dem Jahr 1960 ist noch immer unerreicht. Kein Remake reichte da heran. Twelve Monkeys finde ich heute immer noch verstörend. Einer der düstersten Filme, die ich kenne.

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