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Ihr sucht nach guten Graphic Novels für die kalte Jahreszeit? Dann solltet ihr einen Blick auf unsere Bestenliste für das Jahr 2020 werfen! Neben unseren Empfehlungen zu den besten Graphic Novels aus den unterschiedlichsten Genres habt ihr auch die Möglichkeit, ein großes Lesepaket zu gewinnen.

Vor knapp einem Jahr haben wir bereits die besten Graphic Novels des Jahres 2019 gekürt. Selbstverständlich sollen die herausragenden Werke 2020, einem Jahr, in dem wir oftmals dankbar für eine Auszeit vom Geschehen der wirklichen Welt gewesen sind, auf die gleiche Art und Weise gewürdigt werden.

Die Bestenliste fokussiert sich auf neue Einzelbände oder Serien, die 2020 am meisten begeistern konnten. Das bedeutet keineswegs, dass bereits seit längerem erscheinende Reihen nicht abermals überzeugt haben. Wie bereits im letzten Jahr können die letzten Bände von Black Hammer, Deadly Class und Gideon Falls ohne Einschränkungen empfohlen werden. Positiv ins Auge gestochen sind außerdem der vierte Band von Oblivion Song, sowie der dritte Sammelband von B.U.A.P. – Die Froschplage. Neben diesen etablierten Reihe sollen jedoch neue, faszinierende Graphic Novels ins Rampenlicht rücken.

Die! Die! Die! (Cross Cult)

Den Anfang macht ein Actionspektakel auf Steroiden aus der Feder von Robert Kirkman, dem Schaffer von The Walking Dead. Die! Die! Die! ist ein übertriebenes Feuerwerk aus Action, extremen Charakteren und Klischees. Im Zentrum steht eine Kabale innerhalb der US-Regierung, die mit gezielten Attentaten und Manipulationen für die Entwicklung der Weltgeschichte nach ihren Vorstellungen sorgt. Doch als eine*r ihrer besten Agent*innen bei einem Einsatz gefangen genommen wird, werden mehrere Steine ins Rollen gebracht.

Zum einen muss verhindert werden, dass der gefangene Agent in Feindeshand gerät. Zum anderen treten die Brüder des Verschleppten, die ebenfalls ausgebildete Auftragskiller sind, erneut auf die Bildfläche. Die Krönung des Ganzen ist schließlich eine Verschwörung im Hintergrund, die das Ende unserer bekannten Welt zur Folge haben könnte.

Die kurzweilige und zugleich brutale Handlung wirkt zu Beginn sehr oberflächlich, entwickelt mit der Zeit jedoch unerwartete Tiefe. Dazu trägt der geschickte Einbau von Verschwörungstheorien und Klischees über Geheimorganisationen bei. Im Zusammenspiel mit der grandiosen visuellen Umsetzung beinhaltet diese Graphic Novel alles, was man für Unterhaltung im Stile von Popcorn-Kino benötigt.

Mechanica Caelestium (Schreiber & Leser)

Diese Graphic Novel gehörte durch die gelungene Kombination unterschiedlicher Genre-Stereotypen zu den positiven Überraschungen des Jahres. Der erste Eindruck lässt eine klassische Endzeitgeschichte erwarten, doch würde man damit diesem Werk des französischen Schöpfers Merwan Chabane nicht gerecht. Vielmehr schafft es seine Graphic Novel, ein Endzeitszenario mit einer Geschichte über das Erwachsenwerden, Verantwortung und Zusammenarbeit zu verbinden.

Im Fokus der Handlung steht der Konflikt einer kleinen Siedlung gegen ein scheinbar übermächtiges Imperium. Dieser soll anhand der Mechanica Caelestium gelöst werden, einem Völkerballspiel auf Steroiden. Die kuriosen Völkerball-Duelle zwischen den beiden Seiten sind originell, packend und bravourös umgesetzt. Als Fan der Mannschaft des Underdogs habe ich auf jeder Seite mitgefiebert und konnte die Graphic Novel kaum zur Seite legen.

Dank der visuellen Inszenierung sind die Wettkämpfe dynamisch und actionreich dargestellt. Stellenweise hat man das Gefühl, der Live-Übertragung eines echten Sportereignisses beizuwohnen. Kombiniert mit dem atmosphärischen Wasserfarbenstil ergibt das eine visuell sehr ansehnliche Graphic Novel. Deutsche Leser*innen können sich in Zukunft hoffentlich auf weitere Werke des Zeichners Merwan freuen.

Die Kathedrale des Abgrunds (Splitter)

Diese Graphic Novel hat alles, was eine phantastische Geschichte interessant macht: Böse Magier, eine ominöse Prophezeiung und tapfere Held*innen. Die ständigen Kriege zwischen den Reichen des Südens und des Nordens erzürnten die Gottheiten. Als Maßnahme trennten sie die Herrschaftsgebiete mit Hilfe eines gewaltigen Grabens und die beiden Reiche erleben mittlerweile eine Zeit des Friedens. Doch die Prophezeiung des Evangeliums von Ariathie spricht von der Ankunft eines Messias, der die Reiche wieder vereinen wird. Sein Erscheinen soll ein Zeitalter des Wohlstands einleiten, angekündigt durch den Bau einer gewaltigen Kathedrale über dem Abgrund.

Das Besondere an Die Kathedrale des Abgrunds ist die Sorgfalt, mit der sich Charaktere und Handlung entwickeln. Leser*innen werden nach und nach Eindrücke in die Leben der Hauptfiguren und die Ordnung der Hintergrundwelt gewährt. Dabei schafft es Autor Jean-Luc Istin, die Balance zwischen Kurzweil und einer sich allmählich entwickelnden Rahmenhandlung zu bewahren.

Die opulenten Bilder von Illustrator Sébastian Grenier tun ihr Übriges zur Schaffung einer packenden Graphic Novel. Sie erinnern nicht an klassische Comiczeichnungen, sondern an digitale Artworks oder Konzeptgrafiken. Besonders Landschaften und imposante Szenerien gelingen dem Künstler hervorragend. Während der Lektüre habe ich mich mehrfach dabei ertappt, ein paar Momente nur zur Betrachtung der Zeichnungen aufzuwenden.

Ein Jahr ohne Cthulhu (Carlsen)

Ein Jahr ohne Cthulhu verbindet den Charme der 80er mit einer gut geschriebenen Mystery-Geschichte. Im Fokus steht eine Gruppe von Freund*innen, in deren Alltag eine neue Mitschülerin einen Hauch von Übernatürlichkeit bringt. Die Faszination der Akteur*innen für die Geschehnisse hält auf Trab. Sind wirklich bösartige Mächte am Werk? Der Balanceakt zwischen einer realistischen Handlung und einer bedrückenden Horroratmosphäre gelingt Autor Thierry Smolderen ausgezeichnet.

Die Graphic Novel steckt voller Anspielungen und komplexen Themen. Die mysteriöse Atmosphäre halt zusätzlich in Atem. Doch wie bei einem guten Thriller möchte man den Band nicht aus der Hand legen. Zu sehr wird man von den Geheimnissen des kleinen Städtchens gefesselt. Ich habe die beinahe 200 Seiten in einer Lesung verschlungen.

Ein Jahr ohne Cthulhu lädt zum Durchblättern seiner wunderschönen Visualisierung ein. Der flache Stil erinnert an Piktogramme, die man heutzutage häufig auf Webseiten oder Infografiken findet. Umso erstaunlicher ist der Detailreichtum, der durch die Kombination einfacher Formen erreicht werden kann. In Kombination mit den prächtigen Farben ist diese Graphic Novel ein wahrer Augenschmaus.

Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria (Splitter)

Diese Graphic Novel ist als Ergänzung der Hauptreihe Myre – Die Chroniken von Yria entstanden. Neben der zuvor bereits erwähnten Mechanica Caelestium gehört diese wunderschöne Geschichte zu den größten positiven Überraschungen des Jahres 2020.

Leser*innen folgen einem kleinen Hasenjungen auf seiner Reise durch die eigene Traumwelt. In dieser finden sich eine große Menge an Schönheit, doch auch finstere Gefahren. Dabei gelingt es Autorin und Zeichnerin Claudya Schmidt, eine höchst emotionale Geschichte beinahe ohne Worte zu erzählen: Abgesehen von Einleitung und Abschluss findet sich keinerlei Text im Band. Vielmehr lebt die Geschichte von ihren grandiosen Zeichnungen und der faszinierenden Umgebung. Dabei muss ich gestehen, dass es selten einer Graphic Novel so gut gelang, nur auf visuelle Art und Weise eine Handlung zu präsentieren.

Großen Anteil daran hat die künstlerische Gestaltung. Diese stellt dank ihres extremen Detailgrads, grandioser Farbgestaltung und großflächiger Szenen die meisten anderen Graphic Novels weit in den Schatten. Ebenso opulent ist die Kolorierung, dank der die Atmosphäre der Szenen noch intensiver wird. Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria ist mehr als lediglich eine Geschichte. Es ist ein Kunstwerk.

Einen Einblick in die Bildwelt kann man auf der offiziellen Webseite der Autorin gewinnen. Dort gibt es außerdem erste Informationen zur Fortsetzung der Hauptreihe, deren Finanzierung in diesem Jahr gesichert wurde.

Invincible (Cross Cult)

Die zweite Reihe von Robert Kirkman auf dieser Liste beantwortet die Frage, was es bedeutet, der Sohn des größten Superhelden der Welt zu sein. Die Geschichten um den Werdegang des jungen Mark zum Superhelden Invincible sind nach 16 Jahren Aufbau endlich als Sammelband erhältlich.

Die Handlung verknüpft geschickt die Herausforderungen eines Lebens als Superheld*in mit den Alltagsproblemen von Jugendlichen. Die Stärke von Invincible liegt in den nahbaren Charakteren und der Leichtigkeit des Erzählstils. Die Geschichte nimmt sich nie komplett ernst und man bemerkt das Augenzwinkern des Autoren auf fast jeder Seite. Dennoch gleitet die Handlung nie in das Alberne ab und behandelt durchaus ernste Themen.

Abwechslungsreiche Szenarien und Ideen machen die gesamte Lektüre sehr kurzweilig. Die farbenfrohe Cartoon-Inszenierung liefert die passende visuelle Untermalung der unterhaltsamen Handlung.

Den Reiz der Serie hat auch Amazon erkannt und eine Adaption des Comics als Zeichentrickserie in Auftrag gegeben. Die ersten Folgen sollen 2021 auf Prime Video zu sehen sein. Wer keine Geduld hat, kann sich bereits den ersten Teaser-Trailer ansehen.

Gewinnspiel – Gewinnt ein Paket voller Graphic Novels!

Sollten euch einige der erwähnten Graphic Novel noch fehlen, so bietet sich nun eine Chance: In Kooperation mit Splitter, Cross Cult und Schreiber & Leser verlosen wir ein Paket mit Graphic Novels. Dieses enthält neben anderen Bänden jeweils ein Exemplar von Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria und Mechanica Caelestium. Wir bedanken uns bei allen Verlagen für ihre Großzügigkeit.

Um an der Verlosung teilzunehmen, müsst ihr uns folgende Frage per Mail beantworten:

Wie lautet der Name der Templerin aus Die Kathedrale des Abgrunds?

Ein Tipp: Die Lösung findet ihr in unserem Kurzcheck der Graphic Novel. Schickt uns eure Antwort mit dem Betreff „Graphic Novel 2020“ bis zum 31.12.2020 an kontakt@teilzeithelden.de. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.

 

 

Artikelbilder: Die Verlage
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Jessica Albert

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