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Unaufhörlich strömen die Horden des Bösen auf die Mauern unserer Festung zu, der letzten Bastion der Menschheit. Nur wir können sie noch aufhalten und so die Menschheit retten. Haben wir die Feinde an der einen Mauer zurückgeschlagen, klettern sie bereits über die andere. Können wir gegen eine solche Übermacht bestehen?

Einst herrschte Frieden in der Welt. Elfen, Zwerge, Halblinge und Menschen lebten zusammen in Harmonie und teilten sich die Magie der Länder. Doch eines Tages droht die Königin des Schreckens die Welt ins Chaos zu stürzen. Unbemerkt ist sie zu großer Macht und Unsterblichkeit gekommen und setzt nun alles daran, ewige Dunkelheit herbeizuführen. Doch als es einer kleinen Held*innengruppe gelingt, die mächtigen Relikte der Königin zu stehlen und sie somit zu schwächen, gerät sie in Rage und nutzt alles Erdenkliche, um diese wiederzuerlangen. Sie hetzt ihre Schergen auf die Mutigen und jagt diese durchs ganze Land. Mit letzter Kraft können sie sich in die Bastion der alten Könige retten. Es ist die letzte große Festung der Menschheit, nun umstellt von den Horden des Bösen, welche den tapferen Held*innen nach dem Leben trachten. Es beginnt eine epische Schlacht zwischen Gut und Böse. Keine Pause sei vergönnt, keine Planung möglich, denn sie kommen von allen Seiten. Wie sollen zwei bis vier tapfere Gestalten nur gegen diese Übermacht bestehen?

Last Bastion ist die 2019 erschienene Neuauflage des beliebten Spiels Ghost Stories. Kenner dieses Spiels werden vor allem in der Optik und dem Aufbau einige Parallelen finden, aber auch der Ablauf ist nahezu identisch. Es gibt jedoch auch einige Unterschiede. Beispielsweise ist Ghost Stories schwerer, da einige Fähigkeiten der Feinde schneller zur Niederlage führen als in der Neuauflage. Der größte Unterschied liegt aber im Thema. Last Bastion spielt in einem generischen Fantasysetting, während Ghost Stories sich auf die asiatische Mythologie bezieht. Hier treten keine tapferen Held*innen gegen Dämonen, Orks und Goblins an, sondern Mönche ziehen gegen Geister in den Kampf, um ein Dorf zu beschützen.

Spielablauf

Zu Beginn des Spiels stellen wir die Bastion zusammen, indem wir die neun Bastionsfelder zufällig zu einem Quadrat zusammenlegen. Dies ist unser Spielplan. Um die Felder zusammenzuhalten, wird dieser von vier Teilen, welche die Mauer darstellen, umrahmt. Nachdem wir die jeweiligen Feindtableaus ausgelegt haben, suchen wir uns unseren Charakter aus. Die Charaktere sind sehr archetypisch, denn von der elfischen Schützin bis zum zwergischen Krieger ist alles dabei, was das Fantasyherz begehrt. Haben wir uns entschieden, legt jede*r Spielende das eigene Tableau unter eines der Feinde und nimmt sich alle zugehörigen Ressourcen. Als letztes stellen wir den Feindstapel zusammen, und schon kann das Spiel beginnen.

Der Aufbau ist schnell erledigt und das Spiel kann starten.

Wie sein Vorgänger wird auch Last Bastion über mehrere Runden, hier Spielzüge genannt, gespielt. Jeder dieser Spielzüge besteht wiederum aus zwei Phasen: der Horden- und der Held*innenphase. Beginnen darf, wer zuletzt einen edlen Standpunkt vertreten oder einen anderen Menschen verteidigt hat; danach geht es bis zum Ende im Uhrzeigersinn weiter.

Pro Spielzug ist immer jeweils eine*r von uns an der Reihe und startet mit der Hordenphase. Hier werden eventuelle Effekte von aktiven Feindkarten ausgeführt sowie neue Feinde platziert. Interessant hierbei ist, dass nicht automatisch jeder so aufgedeckte Feind auch auf das eigene Tableau gelegt wird. Entscheidend ist die Farbe der Karte. Grüne Feinde kommen auf das grüne Tableau, blaue auf das blaue und so weiter. Dies führt dazu, dass wir unsere Züge nur sehr schwer vorausplanen können, denn bis man selbst an der Reihe ist, kann sich die Lage bereits wieder drastisch verändert haben. Ist ein Tableau bereits mit Feinden voll besetzt, ist dies für uns von größerem Nachteil. Beispielsweise verliert der aktive Spielende einen Lebenspunkt oder wird zu Boden geworfen, was bedeutet, dass die Bewegung dazu genutzt werden muss, aufzustehen.

Die Lage der Bastionsfelder ändert sich von Spiel zu Spiel.

Nach der Hordenphase ist der jeweils aktive Spielende an der Reihe. Wir dürfen uns entscheiden, ob wir gegen einen der Feinde in den Kampf ziehen oder die Aktion des Bastionsfeldes ausführen, auf welchem wir stehen. Diese Aktionen sind beispielsweise heilende Fähigkeiten oder solche, die uns gegen einen bestimmten Feindestyp besser aufstellen. Auch können wir Felder auf der Mauer präventiv vor Besetzung schützen oder Effekte der Feinde lahmlegen. Die Aktionsfelder der Bastion können uns gerade am Anfang, wenn noch nicht allzu viele Feinde auf den Mauern stehen, helfen, uns zu rüsten und zu verteidigen. Später im Spiel wird dies leider etwas schwieriger, da wir keine Zeit mehr haben, andere Aktionen als das Kämpfen durchzuführen, ohne dass die Bastion überrannt wird.

Gab es zu Beginn eines Spielzugs beispielsweise nur wenige Feinde, können es bis zum dritten oder vierten bereits deutlich mehr sein, welche in Schach gehalten werden müssen. Dann müssen wir uns entscheiden, ob wir sicherheitshalber kämpfen und den Feind zurückschlagen wollen oder ob wir das Risiko eingehen und eine der Bastionsaktionen durchführen. Diese Entscheidung ist nicht immer einfach, da wir möglicherweise die Aktionen der Bastion dringend bräuchten, es uns aber nicht leisten können, einen Feind stehen zu lassen. Dies kann gerade in den ersten Partien frustrierend sein. Einige Fähigkeiten der Charaktere können uns hier zusätzliche Ressourcen bringen oder einzelne Feinde ablenken, doch bleibt am Ende nur der Kampf, um zu überleben. Vor oder nachdem wir eine der beiden Aktionen durchgeführt haben, können wir uns um ein Feld bewegen.

Gewonnen haben wir, wenn wir uns so weit vorangekämpft haben, bis der mächtige Warlord auftaucht und wir ihn schlagen. Die dunkle Königin ruft ihre Horden zurück, um die Wunden zu lecken und sich neu zu positionieren. Verlieren können wir das Spiel auf gleich drei verschiedene Weisen: sobald alle Charaktere erschöpft oder tot sind, denn ohne uns bricht die Verteidigung der Bastion zusammen, sobald drei Felder der Bastion durch bösen Einfluss korrumpiert und so von innen heraus zu Fall gebracht werden und wenn wir eine Feindkarte ziehen müssten, aber keine mehr vorhanden ist. In diesem Fall werden wir tatsächlich durch die Übermacht überrannt.

Ausstattung

Jeder Charakter hat eine Vor- und eine Rückseite.

Das Spiel besticht durch die schönen Artworks und das allgemein gute und hochwertige Material. Die Bastionsfelder sowie alle Tableaus und die Rahmenteile sind aus dicker, stabiler Pappe gefertigt, welche sich auch nach mehrmaligem Gebrauch nicht so leicht abnutzt. Die Feindkarten sind liebevoll designt, und für die Charaktere sowie für drei bestimmte Bastionsfelder gibt es detailliert ausgearbeitete Miniaturen. Jedes Charaktertableau hat zudem eine zweite Seite, welche sich im Design von der anderen unterscheidet. So wird dargestellt, dass unsere Charaktere erschöpft sind und nicht mehr all ihre Fähigkeiten besitzen. Die Marker für den bösen Einfluss sind ebenfalls als Miniaturen enthalten und zudem schwarz, um sie von unseren grauen abzuheben. Alle weiteren Marker sind aus Pappe.

Die restlichen Materialien sind hochwertig und für Farbenblinde konzipiert.

Die Spielbox hat ein eigenes Inlay, um sämtliche Materialien gut unterzubringen. Besonders gut gelungen finden wir die Anleitung. Diese ist kurz und knapp, Bilder beschreiben bestimmte Mechanismen und es gibt noch eine zusätzliche Kurzanleitung, um bestimmte Symbole oder Fähigkeiten sowie die Bastionsaktionen detaillierter zu erklären und schneller zu finden. Auf der letzten Seite der Anleitung sind häufig gestellte Fragen zum Spiel abgedruckt und beantwortet.

Erwähnenswert ist noch der Fakt, dass Antoine Bauza darauf geachtet hat, dass das Spiel auch für Farbenblinde gleichwertig spielbar ist. Jede Farbe hat ihr eigenes Symbol, um sie von anderen zu unterscheiden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Repos Production, Asmodee
  • Autor: Antoine Bauza
  • Erscheinungsjahr: 2019 (deutsche und englische Ausgabe)
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 45+
  • Spieler*innen-Anzahl: (1) 2 3 4
  • Alter: 14+
  • Preis: 45 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Last Bastion ist ein wunderbares Spiel, welches mit einfachen Regeln und einem hochwertigem sowie liebevoll designten Material besticht. Sehr schön gelungen ist die Varianz in der Spieler*innenzahl. Die Regeln für weniger als vier Spielende sind durch das gute Balancing von Feinden und Spielenden stimmig und führen zu einem tollen Spielerlebnis unabhängig von der Personenzahl. Beispielsweise werden bei einer Partie mit nur zwei Spielenden auch nur zweimal neue Feinde aufgedeckt. Auch wird die Anzahl an Feindkarten im Spiel anhand der Personenzahl ermittelt.

Eine Partie ist schnell aufgebaut und dauert nicht sehr lange. Perfekt für Abende, an denen nicht so viel Zeit oder Lust für größere Spiele vorhanden ist. Anders als bei ähnlichen Spielen dieser Art wie zum Beispiel Village Attacks ist Last Bastion weniger komplex, was jedoch klar als Vorteil zu sehen ist. Die Schwierigkeit kann zudem durch Hinzufügen weiterer Endgegner angepasst werden.

Leider sind wir durch die Übermacht an Feinden im Verlauf des Spiels spürbar in unseren Handlungen eingeschränkt. Zwar sollen wir genau dies im Spiel merken, aber es ist durchaus frustrierend, wenn wir nichts anderes in unseren Zügen tun können, als zu kämpfen, weil sonst das Spiel zu schnell verloren ist. Last Bastion zu gewinnen ist ohnehin sehr schwer, was zusätzlich zu Frustration führen kann. Eine gute Strategie für den Sieg zu entwickeln, ist nahezu unmöglich.

Alles in Allem aber ein schönes Spiel, welches sich gut für wenige Spielende eignet und auch für fortgeschrittene Spieler*innen nie seinen Reiz verliert.

Wenn ihr Ghost Stories bereits besitzt, braucht ihr Last Bastion allerdings nicht zwangsläufig, denn trotz der Unterschiede ist und bleibt es eine Neuauflage, die zwar einige Mechaniken und das Setting verändert hat, vom Spielprinzip aber sehr ähnlich bleibt.

 

  • Hoher Wiederspielwert
  • Spielbar mit jeder Spieler*innenzahl
  • Anpassbarer Schwierigkeitsgrad
 

  • Eingeschränkter Handlungsspielraum im Verlauf einer Partie

 

Artikelbilder: © Repos Production
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Simon Burandt
Fotografien: Mareike Rathmann
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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