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Bislang wurde im Star Wars Universum hauptsächlich Jedi, Helden, Sternjägern, oder im Großen Rebellen gegen Imperium gespielt. Star Wars Outer Rim beleuchtet nun endlich die Region, in der die zwielichtigen Geschichten geschrieben werden. Schmuggler und Kopfgeldjäger kämpfen zwischen Hutten und Syndikaten um Ruhm und Reichtum und ihr seid mittendrin.

Im Star Wars Universum beschreibt der Äußere Rand (Outer Rim) die größte der sieben Hauptregionen. Da die Region sehr weit vom galaktischen Kern entfernt liegt, und viele ihrer Gegenden wenig erforscht sind, haben Gesetze in der Geschichte des Outer Rim schon immer eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Zahlreiche Verbrecher operieren daher in diesen Randgebieten der Galaxis, wo kriminellen Machenschaften oft folgenlos bleiben.

Für die Star Wars Filme waren Schmuggler und Kopfgeldjäger seit jeher ein wichtiges Element. Bereits in Episode IV (Eine neue Hoffnung) schmuggelt Han Solo Luke Skywalker von Tatooine und in Episode V (Das Imperium schlägt zurück) bedient sich niemand geringerer als Darth Vader einer erlesenen Auswahl von sechs Kopfgeldjägern. Diese sollen Han Solo jagen und einer von ihnen, der berüchtigte Boba Fett, bringt ihn letztlich zur Strecke und kassiert das Kopfgeld. Sowohl diese beiden als auch IG-88 und Bossk, aus Vaders Auswahl, können die Spieler in Outer Rim kontrollieren. Ebenso zur Wahl steht Hans Freund Lando Calrissian (zuerst auch in Das Imperium schlägt zurück), wie auch Jyn Erso (aus Rogue One) und zwei weniger bekannte Charaktere Ketsu Onyo (aus der Serie Rebels) und Doktor Aphra (aus den Darth Vader Comics, auch bei uns reviewed).

Die erwähnte Szene auf der Brücke von Vaders Flaggschiff Exekutor stellt auch den Inhalt von Star Wars Outer Rim gut dar: Jeder Spieler bekommt einen der acht genannten Charaktere und macht sich mit diesem auf die Reise, sich möglichst schnell einen großen Namen zu machen. Dabei schmuggeln sie Waren, nehmen (Kopfgeld-)Aufträge an, handeln Begegnungen ab, kaufen Ausrüstung und bessere Raumschiffe. Um das alles zu erledigen, wird zwischen bekannten Planeten des Outer Rim umhergeflogen, der eigene Ruf bei vier in dieser Region operierenden Fraktionen beeinflusst und deren Patrouillen vermieden oder bekämpft. Wer dabei besonders geschickt ist und zuerst zehn Prestige erreicht, gewinnt das Spiel.

Spielablauf

Zu Beginn des Spiels wird der Outer Rim aus sechs Spielplanteilen zusammengesteckt und durch die Startfelder der vier Patrouillen eingefasst. Jeder der zehn Planeten im Spiel erhält zufällig zwei verdeckte Kontaktmarker, die für spätere Aufträge relevant sein können. Für jede Region gibt es einen Kartenstapel mit Begegnungen, die sich auf den Planeten der Region ereignen können.

Ausgehend vom ausgewürfelten Startspieler wählt jeder einen der acht Charaktere aus. Die Charaktere unterscheiden sich durch Kampfwert, Kompetenzen, Ruf, Starterereignis, einem persönlichen Ziel und einer Charakterfähigkeit. Alle erhalten den gleichen Raumschiffbogen und können sich auf Vorder- und Rückseite für einen Schiffstyp zum Start entscheiden, der entweder weiter fliegen oder besser kämpfen kann.

Beispielhafter Startaufbau eines Spielerbereichs, es wird natürlich mit 0 Prestige gestartet…

Um die für den Sieg benötigten zehn Prestige zu erlangen, gibt es verschiedene Wege:

  • Das Erledigen persönlicher Ziele (auf dem Charakter oder gekauften Schiffen) bringt immer ein Prestige und verbessert die Charakter- bzw. Schiffsfähigkeit.
  • Schmuggeln und erfolgreiches Abliefern illegaler Fracht. Dies bringt aber auch das Risiko mit, bei Kontrollen aufzufliegen.
  • Abschuss einer Patrouille der Stufe 2 oder 3, bei jedem Abschuss wird die Patrouille durch die nächsthöhere Stufe der Fraktion ersetzt. Stufe 4 Patrouillen können nicht mehr abgeschossen werden.
  • Luxusgegenstände (eigener Marktstapel) verwenden. Diese bringen Punkte unter bestimmten Bedingungen und sind meist sehr teuer.
  • Erfüllung von Jobs oder Kopfgeldaufträgen. Diese werden über Marktstapel angenommen und können nach anfliegen des Zielplaneten abgehandelt werden. Bei Kopfgeldaufträgen muss in der Regel zunächst ein bestimmter Kontakt(marker) auf allen Planeten gesucht werden – ein unerwarteter Sagaland-Flashback!

Um diese Wege zu verfolgen, haben die Spieler in ihren Zügen drei Schritte abzuhandeln.

  1. Planungsschritt

Im Planungsschritt kann der Spieler allen Schaden reparieren. Sollte sein Charakter oder Schiff zu viel Schaden erhalten haben, muss er dies sogar wählen oder sich mit seinem Raumschiff bewegen. Abhängig vom Schiff und eingebauten Verbesserungen kann der Spieler sich entsprechend viele Felder mit seinem Charakter auf den Navigationspfaden des Outer Rim bewegen. Patroullien lassen dabei nur Schiffe passieren, die bei ihren Fraktionen einen guten Ruf genießen. Schiffe mit neutralem oder schlechtem Ruf werden gestoppt. Die enthaltenen Fraktionen sind Rebellen, Imperium, Hutten und Syndikate. Sollte der Spieler sich nicht bewegen wollen oder dringend Geld benötigen, kann er alternativ auch 2.000 Credits nehmen.

  1. Aktionsschritt

Spielzug Karte.

Im Aktionsschritt kann jede dem Spieler zur Verfügung stehenden Aktion maximal einmal genutzt werden. Die Standardaktionen sind:

  • Mit einem anderen Spieler auf dem gleichen Feld kann gehandelt werden. Dabei sind alle Karten von Charakter und Schiff mögliche Handelsgüter, die getauscht oder verkauft werden können. Ebenso können auch nicht-bindende Abkommen geschlossen und mit Credit-Zahlungen zusätzlich motiviert werden.
  • Zusätzlich können Fracht und Kopfgeldaufträge abgeliefert werden. Dafür muss der Charakter des Spielers den Zielplaneten der Fracht bzw. des Auftrags erreicht haben. Die Karte wird zur Erfüllung abgegeben und die angegebene Belohnung eingesammelt.
  • Um an neue Karten zu kommen, kann eine Marktaktion durchgeführt werden. Optional kann der Spieler entscheiden von einem der Marktstapel die oberste Karte abzuwerfen und die nächste Karte aufzudecken. Anschließend kauft er die oberste Karte eines Stapels für die angegebene Anzahl Credits und kann dabei bereits vorhandene Karten wieder in Zahlung geben. Die nach der gekauften Karte aufgedeckte Karte gibt vor, ob und welche Patrouille bewegt wird.
Database Stapel.

Es gibt insgesamt sechs Marktstapel, die unterschiedliche Karten beinhalten:

  • Fracht: Beinhaltet Waren und Schmuggelgüter. Illegale Waren zu schmuggeln bringt Prestige ein, birgt aber auch Risiken.
  • Kopfgeldaufträge: Hier werden Aufträge, ohne Creditkosten, vergeben, um bestimmte Kontakte ausfindig zu machen. Ist das Ziel ausgemacht, muss es noch erfolgreich besiegt werden. Die Belohnung für einen Auftrag richtet sich nach der Stärke des Ziels und ist für die beiden Erfüllungsszenarien tot oder lebendig gestaffelt. Liefert der Kopfgeldjäger den Kontakt an seinem Zielplaneten ab, gibt es die volle Belohnung. Ist der Weg zu weit kann der Kontakt auch direkt eliminiert werden, um eine kleinere Belohnung zu erhalten.
  • Jobs: Auch Jobs gibt es kostenlos und diese benennen in der Regel einen Zielplaneten, auf dem dann eine Kompetenzprobe abgelegt werden muss, um eine Belohnung zu erhalten. Bei größeren Jobs werden auch mehrere Proben benötigt, die anhand einer Datenbankkarte thematisch abgehandelt werden.
  • Ausrüstung: In diesem Stapel können Gegenstände für den Charakter oder Mods für das Schiff gekauft werden. Für beides stehen nur begrenzte Slots zur Verfügung.
  • Schiffe: Es können acht unterschiedlich teure und ausgestatte Schiffe gekauft werden. Besonders interessant sind die Schiffsziele, über die ein Prestige erspielt und das Schiff nochmal verbessert werden kann. Die acht Schiffe umfassen bekannten Raumschiffe wie den Millennium Falken oder die Sklave I, die aber erst in ihrer generischen Form als YT-1300-Frachter oder Firespray-Patroullienboot gekauft und über die Erfüllung des Schiffsziels zum ikonischen Schiff werden.
  • Luxusgegenstände: Kartentypen aus den meisten anderen Stapeln, die besonders teuer, aber auch besonders lukrativ sind und meist Prestige bringen.

Weitere Aktionen können auf Charakterkarten, Schiffen oder anderen Karten freigespielt werden und dürften in diesem Schritt auch je einmal ausgeführt werden.

  1. Begegnungsschritt

Die Patrouillienmarker der vier Fraktionen.

Im Begegnungsschritt muss der Spieler wieder aus drei Optionen wählen.

Steht der Spieler mit seinem Schiff auf einem Feld mit einer Patrouille, kann er diese bekämpfen oder muss es sogar, wenn er negativen Ruf bei der Fraktion der Patrouille hat.

Im Kampf würfeln beide Seiten Kampfwürfel in Höhe ihres Angriffswerts (Schiff + Ausrüstung). Derjenige, der mehr Treffer würfelt, gewinnt den Kampf, beide Seiten erleiden Schaden in Höhe der Treffer des Gegners. Wird die Patrouille besiegt, erhält der Spieler den aufgedruckten Bonus.

Eine Beispielsbegegnung, IG-88 würde den Text zu Mon Calamari abhandeln.

Auf einem Planeten oder einem Sprungpunkt auf den Bewegungslinien kann der Spieler alternativ eine Begegnungskarte abhandeln. Abhängig von der Region, in der er sich befindet, zieht er vom zugehörigen Stapel eine Karte und handelt den Text ab. Meist wird eine Kompetenzprobe gefordert, um eine Belohnung zu erhalten. Auf der Rückseite der Karte gibt es Hinweise, was auf den zugehörigeren Planeten an Begegnungen bzw. Belohnungen zu erwarten ist.

Bei einer Kompetenzprobe wirft der Spieler zwei achtseitige Würfel und benötigt einen Erfolg, um die Probe zu bestehen. Hat er die benötigte Kompetenz nicht auf seinem Charakter oder einem seiner Crew-Mitglieder, wird dafür ein kritischer Treffer (also eine 8) benötigt. Hat er die Kompetenz reicht auch ein normaler Treffer (also eine 5 bis 8), ist die Kompetenz sogar mehr als einmal vorhanden reicht auch das Auge bereits für einen Erfolg (also eine 3 bis 8).

Die 6 Würfel im Spiel mit den möglichen Würfelergebnissen.

Befindet der Spieler sich auf einem Planeten, kann dort alternativ auch ein Kontaktmarker abgehandelt werden. Der Marker wird aufgedeckt und die aufgedruckte Nummer gibt die Datenbankkarte vor, über die die Begegnung mit dem Kontakt abgehandelt wird. Bei erfolgreichem Verlauf der Begegnung schließt sich der Kontakt meist dem Charakter als Crewmitglied an und bereichert den Spieler ab dann mit einer zusätzlichen Fähigkeit und/oder zusätzlichen Kompetenzen. Hat ein Spieler einen Kopfgeldauftrag für einen ausliegenden Charakter kann er diesen auch per Kampf versuchen gefangen zu nehmen, statt ihn zu treffen. Erhält man für ein bereits vorhandenes Crewmitglied einen Kopfgeldauftrag, kann dieses wie auch Crewmitglieder auf gegnerischen Schiffen angegriffen werden, um den Auftrag zu erfüllen.

Der Chewbacca-Kontaktmarker kann entweder mit seiner Begegnungskarte abgehandelt werden, dann schließt er sich dem Spieler bei Erfolg als Crewmitglied an oder, wenn man den Kopfgeldauftrag hat, kann Chewbacca bekämpft werden, um ihn gefangen zu nehmen. Der harte Kampf wird bei Erfolg mit 2 Prestige belohnt.

Die Spieler wechseln ihre Züge reihum ab, bis ein Spieler die zehn Prestige zusammen hat und gewinnt.

Ausstattung

Das Spielmaterial ist, wie aus dem Hause Fantasy Flight Games gewohnt, qualitativ grundsolide. Allerdings sind auch hier die zweilagigen Spielerbretter ein Problem, der trocknende Kleber führt zu einer unschönen Biegung, so dass sie nicht flach auf dem Tisch liegen. Leider ist auch bei Outer Rim das Artwork aus verschiedenen Star Wars Quellen zusammengewürfelt. Darüber hinaus fällt beim wiederholten Spielen auf, dass das Material etwas wenig Reiz zur Wiederspielbarkeit bietet. Die meisten Charaktere, Aufträge, Begegnungen und Ereignisse sind nach zwei bis drei Partien bekannt. Das schreit ziemlich nach einer Erweiterung und FFG erweitert seine Lizenzspiele ja meist gerne. Gerade, dass der Stapel der Datenbankkarten Lücken in der Nummerierung hat, lässt erahnen und erhoffen, dass bereits eine Erweiterung geplant ist. Bislang ist hierzu allerdings nichts bekannt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Fantasy Flight Games (Asmodee)
  • Autor(en): Corey Konieczka, Tony Fanchi
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: 120-180 Minuten
  • Spieleranzahl: (1) 2 3 (4)
  • Preis: ca. 60 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Varianten/Downloadcontent

Wie gewohnt sind die Regelwerke online bei Asmodee verfügbar. Mehr Bonusmaterial wird derzeit nicht angeboten. Das Grundspiel bietet noch einen Solomodus, in dem zehn KI-Karten einen automatisch ziehenden Gegner steuern.

Die KI-Karten steuern einen automatisierten Gegner im Solospiel.

Etwas Abwechslung kann noch der zufällige Aufbau des Outer-Rim-Spielplans bringen. Auch ein Spiel bis acht Punkte als Lernpartie oder eine Partie bis zwölf Punkte für erfahrene Spieler sehen die Regeln vor.

Fazit

Outer Rim ist ein relativ kleines, unterhaltsames und nicht sehr komplexes Star Wars Abenteuer, das bei uns die angegebenen 120 Minuten in Spielen mit bis zu drei Spielern selten erreicht hat. Da die Spielzeit und vor allem auch die Wartezeit auf den eigenen Zug bei der Steigerung von zwei auf drei Spieler schon spürbar zunimmt, würden wir vom Spiel zu viert eher abraten. Größtes Manko ist sicherlich der geringe Umfang in den einzelnen Kartendecks. Nach drei Partien wurden die meisten Karten genutzt und das Gefühl, mit jeder Karte etwas Neues zu entdecken, schwindet. Allerdings lohnt es sich für die Entdeckung der unbekannten Karten Outer Rim so oft zu spielen, bis man alle Karten gesehen hat und für Star Wars-Fans sicherlich auch noch einige weitere Male.

Wem Spiele wie Merchant of Venus, Xia: Legends of a Drift System oder Talisman gefallen, der wird auch Spaß an Star Wars Outer Rim haben und aufgrund der kürzeren Spiellänge auch einen Platz im Regal dafür finden.

Da die Perspektive bei Fantasy Flight Games, vor allem nach dem Abgang von Corey Konieczka eher unklar ist, wagen wir aktuell nicht abzuschätzen, ob Outer Rim noch erweitert wird. Verdient hätte es das Spiel sicherlich und wir würden es dann mit Sicherheit auch wieder auf den Tisch nehmen. Möge die Macht auch im Outer Rim mit euch sein.

Gutes Spiel, nutzt sich jedoch schnell
ab bei wiederholtem Spielen

 

Artikelbild: © Fantasy Flight Games
Fotografien: Niko Kwekkeboom
Layout: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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