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Das Königreich ist mal wieder in großer Gefahr. Mächtige Wesen haben es sich zur Aufgabe gemacht, die bösartigen Kreaturen wiederzubeleben, die wir in einer heldenhaften und lebensgefährlichen Aktion gerade erst getötet haben. Es ist also erneut an uns, die Beschwörungsorte zu finden und diejenigen zu eliminieren, die hinter alldem stecken.

Die letzten Tage waren hart. Wir wurden gerufen, um mächtige, seelenlose Kreaturen zu töten, welche das Königreich bedrohten. Pflichtbewusst zogen wir aus, sie zu finden und auszuschalten. Wir hatten Erfolg, doch der Preis war hoch. Nacht für Nacht lebten wir in Angst, um uns herum tobte das Böse und wartete nur darauf, dass das Feuer erlischt. Doch wir blieben stark, schürten die Flammen Tag und Nacht. Eine Person blieb immer im Lager, die anderen hielten Wache und schlugen alles nieder, was sich im Umkreis befand. Nach vielen Orten, vielen Kämpfen und noch mehr Verletzungen und Nahtoderfahrungen schlugen wir der letzten unheiligen Kreatur den Kopf ab.

Ein kleines kooperatives Spiel mit schönem Thema und guten Wiederspielwert.

Müde und aus vielen Wunden blutend kamen wir nach Hause. Wir wurden als Held*innen gefeiert. Nun ruhen wir aus, das Böse ist besiegt. Dachten wir zumindest. Wir sitzen mit unseren Liebsten am gemütlichen Feuer, wärmen die müden Knochen und erholen uns von den Strapazen der letzten Reise. Doch nur wenige Tage nach der Heimkehr erschallt das Signal. Wir werden zum König gerufen. Alles beginnt von vorn. Eine neue Nacht zieht auf, und unsere Wache beginnt.

Set a Watch ist ein kooperatives Spiel für ein bis vier Personen, in welchem wir in die Rolle von wahren Held*innen schlüpfen, um das Königreich vor dem Untergang zu bewahren. Wir reisen zu jenen Orten, an welchen wir das Böse einst bannten, auf dass es nie mehr Unheil über die Welt bringen möge. Dieses Siegel zu beschützen, ist unsere oberste Aufgabe. Mächtige Wesen senden Nacht für Nacht böse Scherg*innen, um uns zu töten, denn sie wollen das Siegel brechen. Nutzen wir unsere besonderen Fähigkeiten, um unsere Aufgabe zu erfüllen, schlagen wir das Böse zurück und bewahren wir die Menschheit vor dem Untergang! Seid ihr dabei, wenn die Wache beginnt?

Spielablauf

Set a Watch läuft über mehrere Runden, welche in vier Phasen aufgeteilt sind.

Zu Beginn der Partie wählen wir unsere Charaktere. Im Grundspiel gibt es insgesamt sechs zur Auswahl: den Schurken, den Bestienmeister, die Waldläuferin, den Krieger, den Kleriker und den Magier. Mit der Deluxe-Edition kommen noch der Paladin und der Barde hinzu. Bei jeder Partie müssen immer vier davon im Spiel sein.

Haben wir unsere Charaktere gewählt, bekommen wir die dazugehörigen Fähigkeitskarten, Würfel und Marker und legen alles bereit. Anschließend bereiten wir unsere Gegner*innen sowie die Orte, die wir auf dem Weg zum Siegel durchqueren, vor und entfachen das Feuer. Die Partie kann beginnen.

Jeder Charakter hat eigene Fähigkeiten.

Um zu gewinnen, müssen wir eine gewisse Anzahl an Runden überleben und uns durch die anrückenden Horden schlagen. Diese Runden bestehen jeweils aus vier Phasen:

Die ersten beiden dienen lediglich dazu, neue Orte aufzudecken und unseren Würfelpool zu erstellen.

Die beiden letzten Phasen, die Lagerphase und die Wachephase, bilden das eigentliche Kernstück des Spiels.

In der Lagerphase wählen wir gemeinsam einen Charakter aus, der diese Nacht im Camp verbringt. Dieser darf sich ausruhen und nebenbei verschiedene Aktionen ausführen. Diese Aktionen unterstützen uns passiv in der Wachphase und sorgen dafür, dass wir es im Kampf gegen die Bestien etwas leichter, beziehungsweise überhaupt eine Chance haben. Beispielsweise kann das Feuer weiter schüren oder die Gegend ausgespäht werden. Auch kann der lagernde Charakter sich und andere heilen oder die eigenen Fähigkeiten abändern.

In der vierten Phase, der Wachephase, sind die anderen drei Charaktere am Zug und hauen den Kreaturen in der Umgebung ordentlich auf die Nase.

Abhängig vom jeweiligen Ort wird eine gewisse Anzahl von Bestien verdeckt in einer Reihe ausgelegt. Die Größe unseres Feuers entscheidet hierbei, wie viele Kreaturen wir sehen können und aufdecken dürfen. Nun beginnt der Kampf. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Situation in den Griff zu bekommen: Wir können beispielsweise unsere Fähigkeiten nutzen, um das Böse in Schach zu halten oder unsere Kamerad*innen zu unterstützen. Alternativ können wir unsere Würfel auch für direkte Angriffe benutzen.

Sind die Würfel einmal geworfen, können die Werte nur noch durch bestimmte Fähigkeiten verändert werden. Zudem gibt es für die gesamte Wachephase nur diesen einen Würfelpool. Sind alle drei Würfel eines jeden Charakters aufgebraucht, aber noch Bösewichte übrig, können wir nichts mehr tun und müssen sie passieren lassen. Es ist also unbedingt notwendig, zu planen und strategisch vorzugehen anstatt sich kopfüber in den Kampf zu stürzen.

Weil es nicht schon schwer genug ist, gegen eine Überzahl von bösartigen Kreaturen anzutreten, haben auch die Bestien besondere Fähigkeiten und machen uns so das Leben schwer. Zudem verstecken sich gemeine Akolythen oder fiese Beschwörungen in den Reihen der Bestien, welche mächtigere Schergen auf den Plan rufen und das Siegel zum Bröckeln bringen.

Sollten wir es schaffen, bis zum letzten Ort vorzudringen, stellen wir uns ein letztes Mal der Flut von Kreaturen. Hierher hat es auch all diejenigen Bestien verschlagen, welche uns vorher entwischt sind. Wir gewinnen die Partie nur, wenn auch das letzte Ungetüm tot zu unseren Füßen liegt. Dies ist die einzige Siegbedingung.

Verlieren können wir jedoch auf mehrere Arten. Sollten alle Fähigkeiten der Wache haltenden Charaktere erschöpft sein, sind wir zu schwach, um weiterzukämpfen und unterliegen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass zu viele Beschwörungen aufgedeckt wurden und wir keine Karten mehr vom Stapel der großen Bösewichte ziehen können. In diesem Fall ist es uns nicht gelungen, das Siegel aufrecht zu erhalten. Die Seelenlosen brechen endgültig aus ihrem Gefängnis aus, um Rache an all jenen zu üben, die es wagten, sie zu fangen und einzusperren.

Ausstattung

Die komplette Ausstattung von Set a Watch ist hochwertig und besticht durch wunderschöne und detailreiche Artworks, sowohl auf den Karten als auch auf dem Spielplan. Dieser stellt gleichzeitig die Spielebox dar, was ein nettes Feature ist und nur wenig Platz auf dem Tisch einnimmt.

Das Material ist hochwertig und detailliert bearbeitet.

Die beigefügten Würfel (W6 und W8) sind keine simplen Standard-Würfel, sondern von besonderer Farbgebung mit fließendem Muster. Die anderen Marker sind aus Holz und ebenfalls liebevoll gestaltet.

Die Deluxe-Edition bringt neben den Charakteren noch zwei weitere Feuermarker mit, welche sich in Größe und Beschaffenheit vom jeweils anderen unterscheiden, um die Größe des Feuers auch haptisch anzuzeigen. Darüber hinaus liefert sie Hüllen für die Karten gleich mit. Doch auch ohne die Gimmicks aus der Deluxe-Edition ist das Material top und eine wahre Freude. Dabei ist das gesamte Spiel kompakt und nimmt nicht viel Platz auf dem Tisch oder in der Tasche ein. Es ist daher super zum Mitnehmen geeignet.

Die Karten sind detailliert ausgearbeitet und gut zu lesen.

Das Regelheft

Insgesamt umfasst das Regelheft 24 Seiten und ist in recht großem DIN-A2-Maß gehalten. Alle Schritte beim Aufbau sind zum besseren Verständnis durch Bilder und Symbole dargestellt. Auch der Spielablauf wird Schritt für Schritt erklärt und durch Bilder verdeutlicht. Das ganze Heft folgt einem roten Faden und ist gut nachzuvollziehen. Zudem gibt es Aufschluss darüber, wie wir uns den Schwierigkeitsgrad anpassen können.

Schön finden wir die dargestellte Beispielrunde. Diese klärt letzte Fragen und nimmt uns bereits  mit ins Abenteuer.

Wenn am Ende oder während der Partie Fragen aufkommen, findet sich dank des Glossars schnell die richtige Stelle zum Nachlesen. Darüber hinaus gibt es drei Seiten mit FAQ, welche gezielte Fragen zu bestimmten Charakteren beantworten. Auf der letzten Seite findet sich noch eine Rundenübersicht.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Grimspire, Rock Manor Games
  • Autor*in(nen): Todd Walsh
  • Erscheinungsjahr: 2019 (deutsche und englische Ausgabe)
  • Sprache: Deutsch
  • Spieldauer: ab 60 Minuten
  • Spieler*innen-Anzahl: 1 2 (3) (4)
  • Alter: 10+
  • Preis: 35 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon

 

Fazit

Set a Watch ist ein schönes kleines Spiel, welches viel zu bieten hat. Neben einer guten und nicht zu großen Auswahl von Charakteren punktet es mit einem schnellen Aufbau und schönen detaillierten Artworks. Die originelle Idee, die Spielebox zum Spielbrett zu machen, gefällt uns ebenfalls gut.

Die Mechaniken funktionieren und sind schlüssig, es kommt zu keiner Zeit Langeweile auf. Von Beginn an ist die Spannung greifbar und Abstimmungen sind erforderlich. Ein gutes Miteinander und Achtsamkeit ist demnach Voraussetzung.

Die Regeln sind leicht zu verstehen und spätestens nach der ersten Partie verinnerlicht. Hinzu kommt, dass je nach Charakterkombination ein anderes Spielerlebnis entsteht, was den Wiederspielwert steigert. Darüber hinaus lässt sich der Schwierigkeitsgrad anpassen, sodass jede Partie eine Herausforderung darstellt. Allerdings ist die Schwierigkeit bereits teilweise stark von den mitspielenden Charakteren und deren Fähigkeiten abhängig.

Die Deluxe-Edition bringt durch ihre zwei neuen Charaktere frischen Wind hinein und bringt mit dem Paladin zudem eine gute Kämpferin mit.

Ein kleines Manko stellt die Lagerphase dar. Je nach Spielverlauf hat der lagernde Charakter weniger spannende Dinge zu tun. Bei drohender Niederlage müssen stets die gleichen Aktionen wiederholt werden. Hat die Gruppe die Situation im Griff, gibt es oft nicht mehr genug Sinnvolles zu tun.

Auch ist das Spiel durch die Würfelwürfe und das Ziehen der Kreaturenkarten stellenweise glückslastig. Haben wir schlecht gewürfelt, können wir nur hoffen, dass unsere Fähigkeiten hilfreich sind. Andernfalls müssen unsere Mitspielenden punkten.

Alles in allem ist Set a Watch aber ein gelungenes Spiel, welches stets eine Herausforderung bietet und für kleinere Spieleabende eine gute Wahl darstellt. Besonders zu empfehlen für Zweierrunden oder als Solospiel.

 

  • Großer Wiederspielwert
  • Schnell aufgebaut
  • Variabler Schwierigkeitsgrad
 

  • Je nach Verlauf unspektakuläre Lagerphase
  • Klischeebehaftetes Thema
  • Glückslastig

 

Artikelbilder: © Grimspire
Layout und Satz: Verena Bach
Fotografien: Mareike Rathmann
Das Produkt wurde privat finanziert

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