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Ein Heft, eine Klinge und eine Parierstange – und man erhält das wichtigste Werkzeug abenteuerlustiger Personen: das Schwert. Einhändig oder zweihändig, im Gemetzel oder im ehrenvollen Duell ist es wahrscheinlich die beliebteste und verbreitetste Waffe im Rollenspiel. Aber was hat es darüber hinaus noch zu erzählen?

Vom ersten, magischen +1- Schwert bei Dungeons & Dragons über das elegante Lichtschwert eines Jedi oder das legendäre Katana aus gefaltetem Stahl bis zum Schwert-das-nicht-gezogen-werden-darf des Guardians bei Wanderhome: Kaum eine Waffe ist so verbreitet und hat im Rollenspiel, Medien und Geschichte so viele Verwendungen, Deutungen und Veränderungen durchlaufen wie diese. Und doch bleibt es oft nur ein einfaches Schwert. Wer mit der Waffe des Charakters auffallen will, greift meist zu exotischeren Waffen oder nimmt einfach nur einen Zweihänder, weil dieser am meisten Schaden macht.

Zweihänder: Je größer, desto mehr Aufmerksamkeit – oder? Foto © fyletto | depositphotos.com

Dabei ist unsere Geschichte voll von Berichten und Mythen über Schwerter, die mehr als nur Waffen sind und beispielsweise als Statussymbol gelten, ein schweres Erbe mit sich bringen oder sogar von einem Wesen beseelt wurden. Daraus sollten sich viele interessante Aufhänger für ein außerordentliches Schwert als besondere Waffe oder als Plotaufhänger ziehen lassen.

Eine Waffe, nicht nur für Abenteurer*innen

Auch wenn eine Klingenwaffe in erster Linie für den Kampf und zum Töten gedacht ist, so hat das Schwert im Laufe der Jahrtausende viele zusätzliche Bedeutungen erfahren. Dabei waren schon die ersten Schwerter von vor 6000 Jahren eher symbolischer Natur. Mit der Entwicklung immer besserer Legierungen und Schmiedetechniken wurde die Waffe dann immer wirksamer. Trotzdem benötigt man Zugriff auf bestimmte Erze, muss diese verarbeiten und Zugriff auf eine Person haben, die daraus eine Klinge schmieden kann. Diese Möglichkeiten hatten eher Menschen von Stand mit Land und Untergebenen. Damit festigte sich die Symbolisierung als Zeichen für Herrschaft.

Der Kampf mit dem Schwert

Mit dem Schwert zu kämpfen, erfordert außerdem mehr Training als mit einfacheren Waffen wie Äxten, Stangenwaffen oder sogar Bögen. Im Schwertkampf zählt also nicht mehr allein die Effizienz der Waffe, sondern immer mehr auch die Fähigkeit der Kämpfenden.

Turniere waren die Möglichkeit, in der Öffentlichkeit nicht-tödlich im Wettstreit zu stehen.

Magische Schwerter

Die Verwendung für den Kampf sowie als Adels- und Statussymbol deckt die weltliche Verwendung ab. Durch die mythologische Verwendung in Erzählungen und Legenden und die Verknüpfung mit Magie können Schwerter beliebige zusätzliche Eigenschaften annehmen. Von Bilbos „Stich“, welches mit Leuchten anzeigt, ob sich Orks nähern, über die Silberklinge, mit der Geralt von Riva gegen übernatürliches Kroppzeug in den Kampf zieht, bis hin zur aventurischen Schicksalsklinge: Die Welt der Fantasy ist voller magischer Waffen mit unterschiedlichsten Besonderheiten!

Beispiele von Schwertern aus Geschichte und Medien

Die folgenden Beispiele geben einen Einblick in die Vielfalt unterschiedlicher Verwendungen von Schwertern. Darüber hinaus gibt es viele weitere ikonische Schwerter in Mythologie und Sagen.

Caliburn, das Schwert im Stein

  • Herkunft: Britische Mythologie
  • Bedeutung: Herrschaftsanspruch
  • Hintergrund: Der junge Artus schaffte es, das von Merlin in den Stein getriebene Schwert herauszuziehen und wurde damit zum König von England.

Damoklesschwert

  • Herkunft: Griechische Mythologie
  • Bedeutung: Symbol der Vergänglichkeit der Herrschaft
  • Hintergrund: Damokles neidete Dionysios seine Macht und seinen Reichtum. Um ihm zu demonstrieren, dass man die Vorzüge der Macht mit stetiger Bedrohung derselben bezahlt, lies Dionysios ihn an seinem Tisch speisen, während über ihm ein Schwert an einem Pferdehaar hing.

Narsil/Andúril

  • Herkunft: Der Herr der Ringe
  • Bedeutung: Symbolisches Erbe
  • Hintergrund: Mit dem rituellen Schmieden der Bruchstücke Narsils zu seinem Schwert Andúril erkennt Aragorn symbolisch die Königswürde an, die er erbte und durch seine Taten untermauerte.

Eis

  • Herkunft: Das Lied von Eis und Feuer
  • Bedeutung: Richtschwert des Hauses Stark
  • Hintergrund: Eis war eine der seltenen Klingen aus dem besonderen, valyrischen Stahl. Diese Schwerter waren fast ausschließlich den Herrschenden der großen Familien vorbehalten und dienten in erster Linie der Repräsentation und Unterstreichung des Herrschaftsanspruchs. Diese Schwerter trugen meist einzigartige Namen und wurden nicht leichtfertig verliehen. Ein solches Schwert ist stets verbunden mit Rechten, Pflichten und einem eigenen Ehrenkodex.
Eis, das Schwert von Haus Stark. Foto © http://www.valyriansteel.com/

 

 

Gladius

  • Herkunft: Römische Legion
  • Bedeutung: Kurze Nahkampfwaffe für den Kriegseinsatz
  • Hintergrund: Sehr funktionale, auf den Einsatz im Kampfgetümmel spezialisierte und sehr wirksame Waffe, die in Massenproduktion hergestellt werden konnte.
Das Kurzschwert von Legionären. Foto © Rama | Wikipedia

Katana

  • Herkunft: Japan
  • Bedeutung: legendäre Schwertform
  • Hintergrund: Während man in Europa Zugang zu qualitativ gutem Erz hatte, war dieses in Asien selten. Das machte eine besondere Verarbeitung des Stahls notwendig, um diesen von Verunreinigungen zu befreien. Diese besondere Art der Verarbeitung sowie die ungewöhnliche Form der japanischen Katanas und die damit verbundenen Traditionen bildeten einen Gegensatz zu den europäischen Schwertern. Das befeuerte viele Legenden und Mythen über die Überlegenheit dieses vielfach gefalteten Stahls und seiner Eigenschaften.
Das Lichtschwert: Eine ebenso elegante wie gefährliche Waffe. Foto © PavelKant | depositphotos.com

Welche Bedeutung haben Schwerter in meiner Welt?

Für eigene oder grob beschriebene Rollenspielsettings finden sich in der folgenden Tabelle ein paar Anregungen, welche Rolle Schwerter in einem Setting haben können und welche Besonderheiten sich daraus ergeben könnten.

Das Schwert als …

Mögliche Verwendung

Gebrauchsgegenstand

Wer es sich leisten kann, findet Schwerter zum Kaufen in jeder Stadt.

Duellwaffe

Schwertführende können durch rituelle, ehrenhafte Zweikämpfe aufsteigen und so zu Ruhm, Land und Ehre gelangen.

Richtschwert

Zum Tode Verurteile dürfen nur durch spezielle Schwerter hingerichtet werden. Diese sind in der Welt aber selten geworden.

Insignie

Zeigt an, dass man zu einer elitären Kaste gehört. Sonst darf niemand ein Schwert führen.

Beseeltes Artefakt

Schwerter sind alt, werden über Generationen weitergereicht und entwickeln ein Eigenleben.

Magische Waffe

Jedes Schwert ist magisch, aber niemals zwei auf dieselbe Art.

Technologie

Schwerter werden eher konstruiert statt geschmiedet und bestehen aus intelligentem Nano- oder ähnlichem Hightech-Material, welches beispielsweise die Form wechseln kann.

Anachronismus

Wer ein Schwert führt, hängt alten Zeiten nach, als Ehre noch etwas galt.

Das Schwert, das du findest, heißt …

Diese Tabelle dient zur zufälligen Bestimmung gefundener oder erbeuteter Schwerter oder für besondere Belohnungen für Questen.

2W6

Name

Eigenschaft

Details

2

Anspruch

Legitimiert Herrschaft

Das Schwert ist auch im Wappen eines königlichen Hauses abgebildet und gilt als verschollen. Wer es findet, erbt Anspruch auf das Haus, muss sich diesen aber im Zweikampf mit dem derzeitigen Oberhaupt verdienen.

3

Die Buße

Verflucht

Mit dieser Klinge wurde eine heilige Person getötet. Wer es aufnimmt, muss Buße für den*die Mörder*in leisten und kann solange keine andere Waffe führen, bis genug Buße getan oder die schuldige Person gerichtet wurde.

4

Mondglanz

Verschwindet in der Dunkelheit

Solange kein Licht auf diese Waffe fällt, verschmilzt sie mit dem Schatten, wiegt nichts und kann auch zusammengerollt werden. Wird der Beutel in der Nacht geöffnet, hat man ein Schwert in der Hand, welches nur beim Licht des Vollmondes zu sehen ist.

5

Artefakt

Heiliges Schwert

Das Schwert ist einem Gott geweiht. Man muss sich als würdig erweisen, vorher kann es nicht gezogen werden.

6

Bestienschlächter

Effektiv gegen Wesen

An der Schneide klebt altes Blut, das nicht entfernt werden kann. Das Blut stammt von Untieren, gegen die diese Klinge besonders effizient ist.

7

Bürde

Aufgabe

Das Schwert hat eine heldenhafte Vorgeschichte, die vielen bekannt ist. Wer es führt, wird als Träger*in einer Legende erkannt und von vielen um Hilfe gebeten. Je mehr man den Hilferufen nachgeht, desto enger ist das Band zum Schwert und es wird leichter zu führen, richtet mehr Schaden an und scheint weniger zu wiegen.

8

Seelenklinge

Beseeltes Schwert

Ein Geist wohnt im magischen Stahl. Er spricht zum*r Besitzer*in und gibt gute oder schlechte Ratschläge. Wer sich den Geist untertan machen kann, erhält Zugriff auf Wissen einer längst vergangenen Zeit.

9

Glanzschneide

Wertvolles Material

Eine Waffe aus Meteoreisen. Äußerst haltbar, muss nicht geschärft werden und ist das Hundertfache des normalen Preises wert.

10

Flimmern

Hilft in der Geisterwelt

Dieses Schwert scheint keine Klinge zu haben. Wenn man aber das Heft in der Hand hält, während man in die Geister- oder Totenwelt wechselt, erhält man eine gegen die Wesen dieser Welten äußerst effektive Waffe mit einer Klinge aus gleißendem Licht.

11

Verlängerter Arm

Zugriff auf Fähigkeiten

Das Schwert enthält die Geister all seiner vorherigen Besitzer*innen. Man kann die Hilfe dieser Geister erbeten, muss aber dafür mit Blut zahlen und wird jedes Mal selbst ein wenig mehr hineingezogen.

12

Ausgleich

Tauscht ein Leben ein

Diese nekromantische Waffe lässt Tote wieder auferstehen, fordert dafür aber jeweils ein anderes Leben als Preis.

       

Das sollen nur ein paar Ideen zur Inspiration sein, wie man einer Standardwaffe neue Bedeutungen verleihen kann oder bestehende abwandeln und so neue Impulse ins Spiel bringen kann. Bestimmt lassen sich noch viel mehr Beispiele finden – vielleicht auch zu anderen Waffen?

 

Artikelbilder: © fergregory, © fyletto , © PavelKant | depositphotos.com, © http://www.valyriansteel.com, © Rama | Wikipedia
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur

1 Kommentar

  1. „Solange kein Licht auf diese Waffe fällt, verschmilzt sie mit dem Schatten“

    Erm… Wenn KEIN Licht auf diese Waffe fällt, nennt man das gemeinhin „stockfinster“ und man sieht eh nix. Wirkt etwas inkonsistent mit der „Nur Vollmondlicht“ Einschränkung unten. Und es bleibt die Frage, wie es mit hell erleuchteten Räumen mit Fackeln, etc. ist.

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