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Mit Forgebane ist eine neue Box für das Warhammer-40k-Universum erschienen, die Spielern neues Hintergrundmaterial sowie Truppen für das Adeptus Mechanicus und die Necrons bieten möchte. Lohnt sich die Investition für die Einheiten und richtet sich die Neuerscheinung mehr an Einsteiger oder Alteingesessene?

Games Workshop (GW) hat im Laufe der Jahre immer wieder Kampagnenboxen oder Großboxen herausgebracht, die interessierte Spielerinnen und Spieler mit guten Rabatten locken wollten. Die letzte ihrer Art in der siebten Edition war Talons of the Emperor, die einen Ausblick auf die später erschienenen Custodes gab. Die jetzt neu herausgekommene Box beschäftigt sich mit zwei Armeen, die sich im Zuge von vorgefertigten Missionen gegenüberstehen. GW möchte mit der Box sowohl neue Interessierte erreichen, als auch alte Hasen anlocken. In der Review soll es daher sowohl um den Mehrwert für Personen, die schon beide Armeen besitzen, als auch um den Nutzen für Neue im Hobby gehen. Wie auch bei den anderen GW Produkten ist zu beachten, dass Forgebane, wie es der Titel der Box schon verrät, wieder eine wilde Mischung aus deutschen und englischen Begriffen nutzt. Diese finden sich daher auch im Artikel wieder.

Sesam öffne dich – Der erste Eindruck

Beim ersten Öffnen der Box, die gefühlt etwas kleiner als das Grundspiel der achten Edition ausfällt, wird man förmlich erschlagen. Bis zur Oberkarte stapeln sich Plastikgussrahmen mit Miniaturen, ein durchaus angenehmer Anblick für den verwöhnten Hobbyisten. Neben den Gussrahmen finden auch eine Bauanleitung für alle Modelle, eine Kurzanleitung für die Warhammer-40k-Regeln, ein Pappdruck mit dem Frontcover der Box und ein Begleitheft hier Platz.

Der Pappdruck überzeugt dabei leider trotz der guten Druckqualität nicht ganz. Für das Aufhängen in einem Bilderrahmen ist die Form nicht gut geeignet, für ein Aufstellen als Hintergrund fehlen irgendwie geartete „Füße“.

Trotz dieses kleinen Mankos hat man direkt, allein schon durch die Masse an Material, das Gefühl viel für sein Geld geboten zu bekommen. Die Ordnung in den Gussrahmen hat die gewohnt hohe GW-Qualität. Durch die saubere Verteilung ist es ohne Probleme möglich einzelne Teile der Box zu verkaufen oder zu vertauschen ohne Teile für andere Modelle heraustrennen zu müssen. Bis auf den neuen Cryptek der Necrons und die beiden Knights befinden sich zwar nur alte Gussrahmen darin. Dies mindert aber in keiner Weise ihre Qualität. Die Güsse sind fein, Gussgrate lassen sich ohne große Probleme auch von unerfahrenen Bastlern entfernen.

Was für Steine? – Das Begleitheft

Mit 40 Seiten ist das Begleitheft der Teil, auf den sich neue wie alte Interessierte direkt stürzen werden, sei es um kennenzulernen, was sie da eigentlich gekauft haben oder aber in der Hoffnung, eine Fortführung des Hintergrundes zu bekommen. Wer neu im Hobby ist bekommt einen kurzen und kompakten Überblick über die beiden Fraktionen, die man erhalten hat. Die Informationen über die Armeen sind dabei jedoch relativ dünn. Auch ein Kurzabriss darüber, was das 40k-Universum eigentlich ist, fehlt.

Für Alteingesessene bietet das Heft leider ebenfalls nicht die richtige Mischung. Im Vorfeld des Erscheinens hatte GW ein mysteriöses Material angekündigt, Schwarzstein. Um dieses würden sich Necrons und Adeptus Mechanicus auf vielen Welten streiten. Zu diesem neuen Material und damit einhergehend neuen Spielansätzen erhält man zwei DIN A4-Seiten. Zwar wird ausgeführt, dass sowohl die Pylonen auf der inzwischen zerstörten Festungswelt Cadia als auch andere Objekte aus diesem Material bestehen, aber ansonsten fehlen Verweise, auf die sich die Fans potentiell gefreut hätten, beispielsweise auf die schwarzen Festungen aus dem Gothic-Sektor völlig. Hier wird durchaus Potential verschenkt.

Neueinsteiger bleiben nach der Doppelseite recht planlos zurück, erfahrene Spieler sind wahrscheinlich enttäuscht, da sie mehr erwartet hatten. Unterstützt werden viele der Informationen und der Missionen durch kleine Geschichten, die innerhalb des Bandes aufgeführt werden. Diese sind auch von deutlich höherer Qualität als der Text über den Schwarzstein und geben einen guten Szenarioeindruck.

Was völlig fehlt sind Malhinweise, die für Neueinsteiger wahrscheinlich interessant gewesen wären, sind einige Modelle doch recht anspruchsvoll. Insgesamt bekommt man hier ein Werk, das nicht genau weiß, was es sein will. Für Neueinsteiger wirft es wohl, abseits von den gut erzählten Geschichten, mehr Fragen auf, als dass es sie beantwortet. Für Fans bietet es leider zu wenig.

Ein uraltes Unheil – Der Necronanteil

Der Anteil der Necrons in der Box kann durchaus zufriedenstellend genannt werden. Enthalten sind ein Fünfergruppe Immortals, fünf Lychguard, drei Wraiths und ein neuer Cryptek mit Canoptek-Mantel, der im Augenblick nur über diese Box bezogen werden kann. Positiv zu vermerken ist hier, dass es sich nicht um „easy to build“-Modelle mit nur einer Pose und einer Waffenoption wie in der Grundbox handelt, sondern dass GW die ganz normalen Gussrahmen beigelegt hat. Neben zusätzlichen Waffenoptionen ermöglicht dies auch, dass man statt der Immortals Deathmarks oder statt der Lychguard Praetorians aus den Gussrahmen baut.

Tatsächlich bietet der Necronanteil extrem nützliche Einheiten, die auch in bestehenden Armeen gerne eingesetzt werden. Immortals sind gute Standardauswahlen und geben schwere Feuerunterstützung, Lychguard oder Praetorians sind beides schwere Nahkämpfer, während die Deathmarks spezialisierte Scharfschützen sind. Die Wraiths schließlich haben das Potential sowohl viel Schaden auszuteilen, als auch einzustecken.

Die Gussrahmen haben die gewohnte hohe Qualität und sind sauber beschriftet. Auch unerfahrenen Bastlern sollte es daher leichtfallen, die Modelle zusammenzusetzen. Der Necronanteil ist dabei auch der deutlich leichter zu bemalende Anteil, liefern Necrons doch schnell gute Ergebnisse, auch wenn man nur wenige Farben und einen Wash benutzt.

Wenn man mit dieser Box anfangen sollte, Necrons zu sammeln, bekommt man einen ordentlichen Grundstock, auf dem sich exzellent aufbauen lässt, auch mit der neuen Start Collecting Box. Etwas ärgerlich sind die Regeln, die das Begleitheft für die Necrons mitliefert. Diese sind nämlich schon wieder veraltet, da sich hier die Regeln aus dem entsprechenden Index Xenos wiederfinden und nicht aus dem neuen Codex, der eine Woche nach Forgebane veröffentlicht wurde. Dass GW hier die Regeln, die die Firma sowieso auch selber im Netz angekündigt hatte, nicht schon auf den neuen Stand bringt, erscheint unsinnig.

Für den Omnissiah – Die Truppen des Adeptus Mechanicus

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Der Mechanicusanteil setzt sich aus einem Magos Dominus, zehn Skitarii Rangers und den Stars der Box, zwei Armiger Warglaive Knights, zusammen. Auch für die Skitarii besteht wie zuvor schon für die Necron Einheiten durch vollständige Gussrahmen die Möglichkeit, diese nicht nur als Rangers, sondern auch als Vanguards zusammenzubauen. Die schon bekannten Mechanicus-Einheiten kommen hier ziemlich unspektakulär daher, hat doch jeder Spieler dieser Fraktion wahrscheinlich schon mehr als genug davon zu Hause. Vor allem der Magos Dominus ist hier ziemlich unnütz, bekommt man diesen doch auch schon in der Start Collecting Box des Adeptus Mechanicus, die oft und gern auf Grund des guten Preis-/Leistungsverhältnisses gekauft wird.

Für Neueinsteiger mag das Modell natürlich interessant sein, der niedrige Wiederverkaufswert in diversen Tauschbörsen zeigt aber deutlich wie übersättigt der Warhammer-40k-Markt mit Magos Domini ist.

Die Skitarii wiederum sind gute Linieninfanterie mit vielen Bauoptionen und einer ansprechenden Optik. Neulinge mögen durch die Vielzahl an Ausgestaltungsmöglichkeiten glatt erschlagen werden, alle anderen freuen sich über viele Waffenoptionen. Wie auch im normalen Gussrahmen sind leider alle Sonderwaffen nur einmal enthalten, was dazu führt, dass man mehrere Boxen Skitarii braucht, wenn man einen Trupp mit der maximalen Anzahl Spezialwaffen pro Trupp ausrüsten möchte.

Die wahren Stars des Mechanicus-Anteils und für viele wahrscheinlich der Kaufgrund der Box sind die kleineren imperialen Ritter, die Armiger Warglaives. Gleich zwei der Modelle sind in der Box enthalten und bieten völlig neue Gussrahmen. Die Knights sind gut in Pose zu bringen und besitzen komplett bewegliche Arme, die im Rumpf befestigt werden können ohne festgeklebt zu werden. Dies ist vor allem interessant, weil wahrscheinlich später zusammen mit dem Codex Imperial Knights zusätzliche Waffenoptionen folgen werden. Einen Vorgeschmack dafür hat GW selbst wohl aus Versehen gegeben. In der Bauanleitung des Knights werden vier Kopfanimationen abgebildet. Die Gussrahmen besitzen zwar auch vier Köpfe, jedoch nur zwei von den Abbildungen und zwei völlig andere. Auch die Kennzeichnung eines der Gussrahmen mit „B“, obwohl es keinen „A“-Rahmen gibt, lässt die Vermutung zu, dass später noch weitere Gussrahmen folgen werden, die mehr Optionen zulassen. Wer hier nicht klebt kann somit später ohne Probleme nach oder umrüsten.

Die Werte der beiden neuen Knights sind ordentlich, aber nicht weltbewegend. Mit ähnlichen Werten wie der Redemptor Dreadnought fallen sie eher in die Kategorie schwerer Läufer als wirklicher Knight.  Die Punktkosten von 227 oder 240, je nach Tertiärbewaffnung, sind dafür dann recht happig. In den meisten Mechanicuslisten wird das Modell daher wahrscheinlich keinen Platz finden, erfüllen doch Onager Dunecrawler und Kastellan Robots die Aufgabe deutlich besser. Trotzdem sind sie nett anzusehende Modelle und können in bald kommenden Knight-Listen wohl einen soliden Platz einnehmen.

Der Adeptus Mechanicus-Teil besitzt somit viel Bekanntes und zwei ordentliche Kaufgründe, deren wirklicher Wert auf den Schlachtfeldern sich erst später zeigen wird.  

Duell in der Wüste – Die neuen Missionen

Vorneweg: Der Missionsteil ist eigentlich der größte Schwachpunkt der Box. Einer der ersten Sätze des Begleitheftes verspricht noch vollmundig: „Forgebane erzählt die Geschichte einer Welt, die vom Konflikt zwischen den Necrons und dem Adeptus Mechanicus zerrissen ist.“ Statt Anregungen für eigene Kampagnen, Karten oder anderem finden sich hier drei Missionen, die man auch aufeinander aufbauend spielen kann. Große Überraschungen erwarten einem hier nicht beim Missionsdesign, wobei man GW zu Gute halten sollte, dass durch Einschränkungen dafür gesorgt wird, dass die Warglaives in den Missionen, in denen sie eingesetzt werden dürfen, nicht völlig das Schlachtfeld beherrschen. Trotzdem wirken die Missionen etwas lieblos, bieten keine Auswirkungen von unterschiedlichen Ausgängen oder Ähnliches.

Kleinere Auswirkungen wie reduzierte Lebenspunkte für in vorherigen Missionen getötete Modelle oder eine Tabelle für Atmosphärenphänomene sind zwar ganz nett, aber nicht der große Wurf. An dieser Stelle verschenkt die Box am meisten Potential, hätte man doch deutlich mehr über den Planeten liefern können, auf dem das Ganze spielt, Ideen für eigene Kampagnen mit einbringen können oder Ähnliches.

Erfahrene Spielerinnen und Spieler könnten sich daher durchaus gelangweilt fühlen, für Einsteiger sind die Missionen und vor allem die taktisch recht anspruchsvollen Einheiten eigentlich eine Überforderung, muss man doch eine ganze Menge Sonderregeln beachten.

Viel Metall für wenig Geld? – Ein Resümee

Trotz der genannten Einschränkungen bietet Forgebane wirklich ordentlich Modelle fürs Geld.  Schon die bisher erschienenen Modelle, also ohne die Knights und den neuen Cryptek, kosten bei GW mehr als die Box. Wenn man auch noch jemanden im Freundeskreis hat, der sich die Box mit einem teilt,  lohnt sich der Einkauf noch mehr.

Für erfahrene Necron- oder Adeptus Mechanicus-Spieler kann somit unter der genannten Voraussetzung, trotz des schwachen Hintergrundes, eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden. Anfänger greifen vielleicht doch besser zur Grundbox, um in die Welt von Warhammer 40k einzutauchen. Diese bietet zwar weniger Miniaturen, dafür aber deutlich mehr Hintergrund und Regeln fürs Geld.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Kampagnenbox mit Einheiten für zwei Armeen
  • EAN: 5 011921 093090
  • Preis: 125 EUR
  • Bezugsquelle Kutami

 

Artikelbilder: © Games Workshop, Fotografien: Markus Kastell
Dieses Produkt wurde vergünstigt von kutami zur Verfügung gestellt.

 

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