Gleichberechtigung ist heute in aller Munde. Trotzdem ist sie noch nicht überall angekommen. Immer wieder begegnen wir Benachteiligungen oder Objektifizierungen – leider auch in unserem Hobby. Diese Woche werden wir Teilzeithelden uns deshalb einmal mehr mit dem Thema Gleichberechtigung auseinandersetzen und es aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.
Ein Blick ins Internet genügt, um zu sehen, dass es zur Gleichberechtigung noch ein langer Weg ist. Handlungen von Filmen stützen sich meist immer noch auf männliche Helden, die Wikipedia löscht eine Liste von Autorinnen, und Cosplayer wehren sich gegen ungewollte Fotos oder gar Berührungen.
„I see boobs, I press like!“
Ein Blick auf gängige Plattformen wie Facebook und Instagram zeigt deutlich, wie es mit der Wertschätzung im Internet aussieht. Kommentare wie „I see boobs, I press like!“ sind nicht das, was jede Cosplayerin unter Bildern von originalgetreuen Charakterkostümen lesen möchte. Vergleiche der Likes auf Bildern zeigen eine deutliche Tendenz: Je mehr nackte Haut, desto mehr Likes und zweideutige Kommentare. Aufwendige Kostümierungen, die „zuviel“ bedecken, gehen dagegen meist leer aus. Was für ein Bild vermittelt dieses Verhalten nach außen?
Auch, wenn unsere Hobbys mit Rollenspiel, LARP oder Cosplay etwas spezieller sind als der Mainstream, bedeutet das nicht, dass Themen wie Gleichberechtigung, Respekt und Umgangsformen komplett an uns vorbeigehen sollten.
Wir Teilzeithelden stehen geschlossen für Gleichberechtigung ein und wollen dies mit dieser Themenwoche zum Ausdruck bringen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wir haben uns da mal ein paar Gedanken gemacht
- 1.1 Cosplay is not Consent. Von sexueller Belästigung gegen Cosplayerinnen
- 1.2 Gleichberechtigung im Gaming – Schaden „Gamer Girls“ dem Feminismus?
- 1.3 Moderne Vorbilder: Ms. Marvel (Kamala Khan) und Jessica Jones
- 1.4 Sexismus im Pen & Paper
- 1.5 Phantastische Literatur, #Frauenlesen und Diversität im Bücherregal: Wir haben’s in der Hand
- 1.6 Weibliche Repräsentation im Hause DC – Wegbereiter des feministischen Blockbusters?
- 2 Zum Weiterlesen: ein paar ältere Artikel
- 2.1 Und plötzlich waren da Frauen
- 2.2 Rollenspiel – ein typisch männliches Hobby?
- 2.3 Crossgendering im Tischrollenspiel – Revisited
- 2.4 Podcast: Spielgeflüster Folge #8 – Romantasy: Was Frauen wollen?
- 2.5 Da liegt der nackte Hase im Salz begraben – ein Kommentar von Laura Birnbaum
- 2.6 Erotik im Vampire live – Was kann, darf und soll sie?
- 2.7 Sexualität als Spielkomponente im LARP – Gedanken und Spielmechaniken
- 2.8 Liebe, Sex und Zärtlichkeit im Rollenspiel
- 2.9 Au revoir: Aufklärung – Diskrepanzen moderner Moral im LARP
Wir haben uns da mal ein paar Gedanken gemacht
Im Laufe dieser Woche werden wir Artikel veröffentlichen, in denen sich verschiedene Ressorts mit dem Thema Gleichberechtigung auseinandergesetzt haben.
Den Anfang macht heute Stephanie, die Euch von einem im Cosplay-Ressort leider oft angetroffenen Problem berichten wird:
Cosplay is not Consent. Von sexueller Belästigung gegen Cosplayerinnen
Cosplayerinnen bewegen sich in auffälligen Kostümen durch die Öffentlichkeit und ziehen damit viele Blicke auf sich. Die Schattenseite davon sind viel zu regelmäßig Situationen mit Grenzüberschreitungen, Belästigungen und auch sexuellen Übergriffen, da vollkommen irrig unterstellt wird, wer sich auffällig kleide, wolle damit immer sexuelle Botschaften schicken.
Am Dienstag nimmt Alexa Euch mit ins Digital-Ressort und setzt sich mit dem Stereotyp „Gamer Girl“ auseinander. Sie stellt sich die Frage:
Gleichberechtigung im Gaming – Schaden „Gamer Girls“ dem Feminismus?
Es gibt Frauen, die sich nach Feierabend hinter PC oder Konsole klemmen und Call of Duty zocken – und es gibt Frauen, die dabei sexy Make-up tragen und sich filmen. Hat die Optik etwa einen Einfluss auf die Spielqualität? Warum protestieren einige Frauen, wenn man sie als „Gamer Girl“ bezeichnet?
Am Mittwoch entführt Euch Kai in die Welt der Marvel-Comics und stellt Euch gleich zwei weibliche Helden mit Vorbildfunktion vor:
Moderne Vorbilder: Ms. Marvel (Kamala Khan) und Jessica Jones
Comics wurden jahrelang hauptsächlich für Jungs geschrieben. Erst seit ein paar Jahren werden vermehrt auch Mädchen und Frauen als Zielgruppe angepeilt. So wandeln sich auch die ProtagonistInnen in Marvel-Comics. Wir betrachten zwei Figuren der letzten 20 Jahre und zeigen, was sie zu modernen Vorbildern macht: Jessica Jones und Ms. Marvel.
Donnerstag beleuchtet Luise für euch die Resonanz auf ihr Plädoyer für mehr weibliche Spielleiterinnen.
Sexismus im Pen & Paper
Vor ca. 15 Monaten habe ich einen Artikel geschrieben, der Frauen ermuntern sollte, sich hinter den Spielleiterschirm zu setzen. Die Kritik, die dazu geäußert wurde, hatte vor allem einen Tenor: Wo bleibt die Beschäftigung mit Sexismus im Tischrollenspiel? Versuch einer Aufarbeitung.
Freitag dürft Ihr Heike ins Roman-Ressort folgen und von einem wichtigen Trend in der Fantasy-Literatur erfahren:
Phantastische Literatur, #Frauenlesen und Diversität im Bücherregal: Wir haben’s in der Hand
Immer mehr LeserInnen rufen unter Hashtags wie #Frauenlesen dazu auf, das eigene Bücherregal bewusst zu diversifizieren. Gerade in der Phantastik ist das empfehlenswert, denn wer stur am etablierten Kanon festhält, geht Stereotypen auf den Leim, die dem Potenzial des Genres schlicht nicht gerecht werden.
Zu guter Letzt wird Euch Johannes am Samstag in die Welt der DC-Comics mitnehmen und Euch dort starke Heldinnen vorstellen.
Weibliche Repräsentation im Hause DC – Wegbereiter des feministischen Blockbusters?
Über zwei Jahre ist es her, dass Wonder Woman weltweit in den Kinos anlief. Der Film war nicht nur ein finanzieller Erfolg, sondern begeisterte Kritiker und Zuschauer. Dennoch gab es auch Stimmen, welche der Superheldin jeglichen feministischen Subtext absprachen und sie als naive Mutterfigur abstempelten. Aber sind diese Vorwürfe berechtigt?
Zum Weiterlesen: ein paar ältere Artikel
Wir Teilzeithelden haben uns in der Vergangenheit schon des Öfteren mit der Verteilung in Rollenspielrunden beschäftigt. Deshalb habe ich ein paar ältere Artikel aus dem Archiv geholt und abgestaubt.
Ein Artikel von mir aus dem Jahre 2012 beschäftigt sich mit meiner subjektiven Wahrnehmung des sprunghaften Anstiegs der Frauenquote auf Rollenspiel-Conventions nach dem Erscheinen von Vampire:
Und plötzlich waren da Frauen
Auch Annika hat sich schonmal aus weiblicher Sicht mit dem Thema beschäftigt:
Rollenspiel – ein typisch männliches Hobby?
Des Weiteren habe ich mich damals auch mit dem Phänomen „Crossgendering im Tischrollenspiel“ beschäftigt:
Crossgendering im Tischrollenspiel – Revisited
Im Bereich Literatur haben sich Annika und das Roman-Ressort in einem Podcast mit dem Phänomen „Romantasy“ auseinandergesetzt:
Podcast: Spielgeflüster Folge #8 – Romantasy: Was Frauen wollen?
2017 hat Kisa mit einer Antwort auf einen Kommentar zur Leipziger Buchmesse für Wirbel gesorgt. Es ging dabei um die Forderung, die Buchmesse(n) seien kein Ort für Cosplayer:
Da liegt der nackte Hase im Salz begraben – ein Kommentar von Laura Birnbaum
Im LARP-Ressort hat Frauke sich damit beschäftigt, wie der Einsatz von Erotik im Vampire Live dosiert werden kann:
Erotik im Vampire live – Was kann, darf und soll sie?
Michael hat sich Gedanken zu Sexualität als Spielkomponente gemacht:
Sexualität als Spielkomponente im LARP – Gedanken und Spielmechaniken
Mit der gleichen Thematik im Tischrollenspiel hat Roger sich bereits beschäftigt:
Liebe, Sex und Zärtlichkeit im Rollenspiel
Kisa hat sich damit beschäftigt, wie es ist, bewusst Charaktere mit anderen Denkmustern zu spielen, die nicht unsere heutigen aufgeklärten Werte vertreten:
Au revoir: Aufklärung – Diskrepanzen moderner Moral im LARP
Und jetzt … viel Spaß beim Lesen!
Artikelbild: © AndrewLozovyi@depositphotos, Bearbeitung: Roger Lewin