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Die Ossiarch Bonereapers sind die letzte Ergänzung der nahezu unüberschaubaren Anzahl an Armeen bei Age of Sigmar. Doch können sie sich auch auf den Schlachtfeldern beweisen? Wir schauen uns die taktischen Möglichkeiten an und beleuchten Pros und Contras der Armee.

Untote. Wo man nur hinschaut: Untote. Mit den Ossiarch Bonereapers ist Ende des letzten Jahres schon die vierte Untotenfraktion für Games Workshops Age of Sigmar erschienen. Ein guter Moment, sich diese zusammengesetzten Konstrukte genauer anzusehen und, nach unserer ersten Einschätzung des Ossiarch Bonereapers-Battletomes, nun mit den taktischen Möglichkeiten der Armee auseinanderzusetzen. Es geht dabei nicht darum, die beste Turnierarmee aller Zeiten zusammenzubauen, sondern ein gesundes Gefühl dafür zu bekommen, was die Armee vermag und was nicht. Nach der Einschätzung der Grundregeln werden wir uns den einzelnen Einheiten widmen, um schlussendlich noch die Artefakte, Zauber und Bataillone zu beleuchten.

Wie eine Einheit – Die armeeweiten Regeln

Schon die Sonderregeln, die nahezu alle Modelle der Armee betreffen, lassen erahnen, dass man hier ganz schön zähe Gesellen vor sich hat.

Todlose Krieger sorgt dafür, dass alle Modelle in sechs Zoll um einen Hekatos oder zwölf Zoll um einen Helden einen 6++ Rettungswurf besitzen. Durch Reihen ohne Dissens wiederum müssen Einheiten niemals Kampfschocktests ablegen.

Beide Fähigkeiten machen die Ossiarch Bonereapers äußerst zäh, werden so doch auch Fähigkeiten, die sich während Kampfschocktests abspielen, gar nicht erst ausgelöst.

Unterschiedliche Fraktionen können diese Widerstandsfähigkeit noch weiter verstärken oder andere Schwächen ausgleichen. Die Petrifex-Elite beispielsweise verstärkt die Schutzwürfe aller Einheiten noch um 1, die Stalliarch-Fürsten lassen Einheiten nach dem Rennen noch angreifen. Letzteres ist besonders interessant, ist die Armee, die wir im nächsten Schritt betrachten werden, doch recht gemächlich unterwegs.

Im Namen des Todes – Die Heldenauswahlen

Katakros

Wenn man über eine solche Armee redet, muss man natürlich über den neuen Mortarchen sprechen. Katakros hat eine faszinierende Mechanik, die ihn Fähigkeiten verlieren lässt, wenn er verletzt wird. Gleichzeitig wird er währenddessen aber besser im Nahkampf.

Katakros
Katakros

Interessant sind weniger seine Nahkampffähigkeiten als die Möglichkeiten, die er umstehenden Truppen bietet. Er heilt Einheiten in seiner Umgebung und kann mit seiner Kommandofähigkeit Endlose Pflicht Trupps eine zusätzliche Attacke ermöglichen. Nicht nur für Nahkampfeinheiten ist dies interessant, auch ein Mortek Crawler kann damit plötzlich mehr schießen. Auch die restlichen Verstärkungen sind tauglich, jedoch holt er seine Punkte kaum rein.

Mit nur vier Zoll Bewegung kann es Katakros schwerfallen, mit der restlichen Armee Schritt zu halten. Gleichzeitig laden seine 500 Punkte dazu ein, dass man ihn schnell vom Feld schießt.

Wertung: B

Nagash

Nagash
Nagash

Kein Untoter ohne Nagash, und so ist der Herr des Todes auch als Kommandant möglich. Dieser ist immer noch eine wahre Vernichtungsmaschine, der mit seinen Zaubersprüchen das Schlachtfeld schnell beherrschen kann. Staubhand als sein persönlicher Zauberspruch, der mit einer fünfzigprozentigen Wahrscheinlichkeit ein Modell im Umkreis einfach auslöscht, ist immer noch beeindruckend. Die 880 Punkte sind somit an sich gut investiert, auch wenn er ähnlich wie Katakros ein gewaltiges Ziel bietet.

Wertung: B

Arkhan The Black

Arkhan the Black
Arkhan the Black

Noch ein alter Bekannter und noch ein Meisterzauberer. Durch seine extrem hohe Mobilität ist er meist da auf dem Feld, wo er am dringendsten gebraucht wird. Seine Befehlsfähigkeit kann aus Flächenzaubern, wie dem Mortisan Soulreaper, eine tödliche Bedrohung machen. 380 Punkte sind aber ebenfalls kein Pappenstiel, und man wird sich auch hier gut überlegen müssen, ob man nicht doch einer anderen Einheit den Vorzug geben möchte.

Wertung: B

Arch-Kavalos Zandtos

Arch-Kavalos Zandtos
Arch-Kavalos Zandtos

Der namhafte Kavalos unter den Anführern hat in den Errata eine klare Schwächung erfahren. Hat seine Fähigkeit vorher noch Einheiten dauerhaft gestärkt, tut er dies nur noch für eine Runde. So verständlich diese Anpassung ist, so sehr sorgt sie dafür, dass man kaum noch einen Grund hat das Charaktermodell mitzunehmen.

Wertung: B-

Liege-Kavalos

Liege-Kavalos
Liege-Kavalos

Der kleine Bruder des Arch-Kavalos ist nur etwas langsamer, und hat einen etwas schwächeren Angriff. Geblieben ist ihm, wie Zandtos und Katatkros auch, die Fähigkeit Endlose Pflicht. Hier bekommt man diese Fähigkeit für 200 Punkte durchaus bezahlbarer, was das Modell sehr attraktiv macht.

Wertung: A

 

Mortisan Boneshaper

Mortisan Boneshaper
Mortisan Boneshaper

Ein Unterstützungszauberer, der jede Runde eine Einheit im Umkreis heilt. Ein klares must have für eine langsam vorrückende Armee. Mit 130 Punkten ist er eine günstige Anführerauswahl, die mit dem Splittersturm noch einen eigenen Offensivzauber mitbringt. Es gibt eigentlich keinen Grund, nicht einen davon mitzunehmen.

Wertung: A

Mortisan Soulreaper

Mortisan Soulreaper
Mortisan Soulreaper

Ein weiterer Zauberer, der aber offensiver ausgerichtet ist. Sein Zauber liest sich gut auf dem Papier. So nah, dass er effektiv ist, möchte man eigentlich aber nicht an den Gegner ran.

Wertung: D

 

 

Mortisan Soulmason

Mortisan Soulmason
Mortisan Soulmason

Das vielleicht am seltsam aussehendste Modell in einer seltsam aussehenden Armee. Wenn man seine Armee aus vielen einzelnen Einheiten aufbaut, mag der Zauber Seelenführung nützlich sein, bei großen Blöcken investiert man aber wahrscheinlich besser in andere Modelle.

Wertung: C

Vokmortian

Das besondere Charaktermodell aus der Knochenschmaus-Box. Sein moralsenkender Effekt ist zwar ganz nett, aber nicht spielentscheidend. Sein Zauberspruch Tödliche Berührung kann zwar ein Modell direkt aus dem Spiel nehmen, dafür muss man mit dem fragilen Zauberer aber über das komplette Spielfeld laufen. Für 180 Punkte lässt man das Modell wohl besser daheim.

Wertung:  C-

Insgesamt ist die Auswahl an Charaktermodellen ordentlich. Ein Liege-Kavalos und ein Mortisan Boneshaper dürften sich in den meisten Armeen finden lassen. Natürlich kann man auch auf einen der wirklich dicken Brocken setzen, in dem Fall sollte man aber die gesamte Armee auf dessen Fähigkeiten ausrichten.

Endlose Reihen – Linientruppen

Mortek Guard

Die Mortek Guard bildet die Infanterie der Armee und kann in Blöcken von 10 bis 40 Modellen aufgestellt werden. Zur Auswahl stehen bei der Bewaffnung Speere und Schwerter. Erstere haben mehr Reichweite, aber keine Wucht. Mit zwei Attacken pro Modell, der Möglichkeit auf ein Großschwert pro zehn Modelle und ihrer Befehlsfähigkeit Schildwall ist die Mortek Guard wirklich zäh. Mit 130 Punkten, respektive 440 Punkten für 40, bekommt man hier exzellente Linieninfanterie, die ihre Kosten mit großer Wahrscheinlichkeit wieder hereinholen wird. Bis zwanzig Modelle pro Einheit sollte man auf Schwerter setzen, darüber auf Speere.

Wertung: A+

Mortek Guard
Mortek Guard

Kavalos Deathriders

Die Kavallerieeinheiten sind ausgezeichnete Nahkämpfer, die mit insgesamt fünf Attacken pro Modell daherkommen. Auch hier gibt es die Auswahl zwischen Speeren und Schwertern, wobei man beim Einsatz als Schockkavallerie auf Speere setzen könnte, erzeugen sie doch wahrscheinlich mehr Treffer nach einer Angriffsbewegung als die Schwerter. Mit 180 Punkten für fünf Modelle erhält man sehr robuste Einheiten, bei denen sich die Wiederbelebung durch Zauberer ernsthaft lohnt.

Wertung: A

Die beiden Linientruppen der Ossiarch Bonereapers ermöglichen grundverschiedene Spielstile. Wer eher eine langsame Armee mit Unterstützung durch Zauberer spielen möchte, wird auf die Infanterie setzen. Mit einem reinen Kavallerieeinsatz kann man die Armee aber auch überraschend mobil machen und so Gegner überraschen. So oder so sind die guten Linientruppen die große Stärke der Armee.

Kavalos Deathriders
Kavalos Deathriders

Was ist das denn? – Monstrositäten und Absonderlichkeiten

Immortis Guard

Die überschweren Bodyguards der Armee. Diese beschützen nahe Charaktermodelle, wobei hier fraglich ist, wann man das braucht. Einen guten Teil der Zauberer möchte man aus dem Nahkampf heraushalten, mit der Kavallerie können sie kaum Schritt halten. 200 Punkte für drei Modelle ist ganz schön teuer, die man unter den guten Auswahlen potenziell besser anlegen kann.

Wertung: C

Necropolis Stalker

Wo wir gerade von „besser anlegen“ sprachen: Necropolis Stalker sind hochmobile Nahkampfexperten. Ihr Vielfältiges Antlitz lässt einen spontan entscheiden, was gerade die beste Fähigkeit wäre. Vielleicht möchte man gegen die starke Nahkampfeinheit nur durchhalten und wiederholt deswegen Schutzwürfe, vielleicht wählt man aber auch das Antlitz der Präzision und steigert Wucht- und Schadenswert um 1. Ihre Befehlsfähigkeit Jagen und Töten lässt sie nicht nur Rennen- und Angriffswürfe wiederholen, sondern auch Gelände ignorieren. Eine gute Fähigkeit um Modelle zu erreichen, die sich vielleicht zu sicher fühlten.

Wertung: A

Morghast Archai

Wieder einmal alte Bekannte, die man schon aus den Legions of Nagash kennt. Diese Monstrositäten sind recht schnell und können tödliche Verwundungen ignorieren. Ihr Schadenspotenzial hoch, ihre Namensvetter sind aber so viel besser, dass man eigentlich nie Archai nehmen muss.

Wertung: C

Morghast Harbinger

Die erwähnten Namensvettern der Morghast Archai. Diese können aus bis zu 18 Zoll Entfernung Angriffe ansagen und würfeln diese Angriffsbewegungen dann mit 3W6. Da man die Einheit primär gegen Ziele hinter der feindlichen Schlachtlinie einsetzen möchte, eine exzellente Ergänzung ihrer Fähigkeiten. Mit 210 Punkten für zwei Modelle kostspielig, aber die Punkte auf jeden Fall wert.

Wertung: A

Mortek Crawler

Die einzige ernste Fernkampfeinheit der gesamten Armee, ein gewaltiges Schädelkatapult. Dieses kann aus drei Munitionstypen wählen, wobei die Varianten neben der Standardmunition nur einmal pro Spiel eingesetzt werden können. Doch auch schon die normalen Schüsse haben es ganz schön in sich. Drei Attacken, die auf 2+ treffen, auf 3+ verwunden und fünf Schaden machen, sind nicht zu unterschätzen. Eine zusätzliche Attacke von einem Liege Kavalos kann hier wahre Wunder wirken.

Der Kessel der Qual als Sondermunition ist nur gegen Ziele mit einem niedrigen Moralwert interessant. Relevanter ist dann doch die Verfluchte Stele. Dieser Schuss wird besser, wenn der Crawler verwundet ist, nimmt ein einzelnes Modell potenziell direkt aus dem Spiel und umgeht dadurch Schutzwürfe. Eine durchaus böse Überraschung. Insgesamt eine solide Auswahl

Wertung: B+

Gothizzar Harvester

Das absonderlich aussehende Konstrukt sammelt Knochen auf dem Feld ein und verwertet diese neu. So kann man mit sterbenden Einheiten in der Umgebung, egal wem diese gehörten, die eigenen Einheiten heilen oder Modelle darin wiederbeleben. Am interessantesten ist das Modell wohl innerhalb eines Blocks Mortek Guard, in dem es selbst am Leben bleibt und gleichzeitig die Einheit kontinuierlich heilt. Mit seinen Keulen und Sicheln kann das Modell ebenfalls gut austeilen. Die 200 Punkte können teuer erscheinen, in einer infanterielastigen Armee ist das Modell aber seinen Preis wert.

Wertung: B+

Bone-Tithe Nexus

Wie fast jede neu erschienene Armee besitzen die Ossiarch Bonereapers ein Gebäude, das ohne Kosten aufgestellt werden darf. Dieses bestraft pro Runde eine gegnerische Einheit in Reichweite. Am öftesten wird man wohl die Bestrafung der Lethargie wählen, die potenziell gegnerische Einheiten verlangsamt.

Wertung: Keine, da keine Punktkosten

Insgesamt können die Ossiarch Bonereapers mit einer guten Auswahl überzeugen. Die Armee ist insgesamt recht teuer, kann aber mit den bezahlbaren Linientruppen dafür sorgen, dass man trotzdem ordentlich Modelle aufs Feld bekommt, um Gebiete zu kontrollieren und Missionsziele zu besetzen.

Ein letztes Sahnehäubchen – Bataillone, Zauber, Artefakte

Auch in dieser letzten Kategorie können die Ossiarch Bonereapers überzeugen. Bei den Bataillonen kann man zwei besonders hervorheben, deren Zusammenstellung man sowieso leicht erfüllt. Das Mortek-Schildkorps mag dabei besonders verlockend sein, kann man in diesem doch bei einer seiner Einheiten Mortek Guard pro Runde die Fähigkeit Schildwall umsonst nutzen. Was auf dem Papier mächtig klingt ist dann für 120 Punkte aber wiederum ganz schön teuer. Diese Punkte investiert man je nach Größe lieber in fast nochmal zehn Modelle Mortek Guard.

Die Katakrosianische Todesgleve wiederum ermöglicht es zwei Einheiten Necropolis Stalkern und einer Einheit Morghast Harbingers sich vor dem Gefecht zu bewegen. Da man diese Modelle sowieso so schnell es geht im Nahkampf haben will, sind die 110 Punkte hier gut angelegt.

Die Zaubersprüche bieten neben den schon genannten eine solide Auswahl. Eine besonders positive Hervorhebung verdient dabei Lebenskraft absaugen, das eine gegnerische Einheit zwingt, erfolgreiche Treffer- und Schutzwürfe zu wiederholen, wenn diese eine 6 zeigen. Da eine ganze Reihe Fähigkeiten nicht zuletzt bei einer 6 beim Trefferwurf ausgelöst werden, hat man hier eine mächtige Fähigkeit zur Hand.

Die endlosen Zaubersprüche der Ossiarch Bonereapers sind insofern besonders, da sie durch die Sonderregel Seelenverbunden nicht Gefahr laufen, vom Gegner übernommen zu werden. Am interessantesten ist wohl der Nightmare Predator, der allen Einheiten, die er überquert, mit großer Wahrscheinlichkeit tödliche Verwundungen zufügt. Eigene Einheiten sind dagegen immun, weswegen man den Zauber auch im dichtesten Getümmel einsetzen kann.

Bei den Artefakten sind es wieder die unterstützenden, die eine besondere Beachtung verdienen. Schlüssel des Kunsthandwerkers lässt einen Mortisan Boneshaper seine Fähigkeit zweimal aktivieren, auch auf die gleiche Einheit. Wenn man diesen Gegenstand schon dabeihat, dürfte man als nächstes seinen Liege-Kavalos verstärken, da auch dieser eine gute Auswahl hat.

Auch in dieser Kategorie bietet die Armee somit eine breite Auswahl an Möglichkeiten, die auf diverse Arten dem Gegner den Tod bringen kann.

Eine unaufhaltsame Welle? – Ein Fazit

Die Ossiarch Bonereapers sind ohne Frage eine ordentliche Armee. Eigentlich möchte man mit diesen Modellen nicht in den Nahkampf geraten, durch ihre Zähigkeit wird dies über kurz oder lang aber nicht zu vermeiden sein. Unaufhaltsam oder unbesiegbar ist die Armee keinesfalls.

Vor allem bewegliche fernkampfstarke Armeen können den Untoten große Probleme machen, können die Untoten doch trotz aller Trickserei potenziell ausmanövriert werden und müssen dann dem wild um sich schießenden Feind hinterherlaufen.

Durch die vernünftigen Linienauswahlen und die guten Ergänzungen darum herum erhält man hier jedoch eine Armee, die sich vor anderen kompetitiven Fraktionen nicht verstecken muss und die ein oder andere böse Überraschung bereithalten kann.

Fotografien: Games Workshop
Die abgebildeten Miniaturen wurden kostenlos zur Verfügung gestellt

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