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Sie sind das Salz in der Suppe jedes Rollenspielers und gleichzeitig in langen Kampagnen eine große Herausforderung für den Spielleiter: Handouts und Spielmaterial. Doch was macht überhaupt gute Handouts aus, und wie kann man in einer Kampagne die Übersicht bewahren? Das alles versuchen wir nachfolgend zu klären.

Jeder Spielleiter sitzt irgendwann vor seinem Abenteuer und überlegt sich, was er neben dem eigentlichen Abenteuer noch für seine Runde vorbereiten muss. Einige Spielleiter überlegen sich, welche Lichtstimmung sie am Tisch nutzen wollen, andere suchen nach Musik oder Soundeffekten. Und natürlich überlegt man sich, welche Handouts man für die Spielrunde benötigt. Gibt es Kartenmaterial, welches die Spieler nutzen können, geheime Briefe, die übergeben werden, oder stoßen die Spieler vielleicht auf Zeitungsartikel in prall gefüllten Bibliotheken?

Als Spielleiter könnte man es sich natürlich einfach machen und Zettel verteilen, aber wir wollen uns schon ein bisschen anstrengen, um möglichst authentische Handouts zu erstellen.

Warum sind Handouts überhaupt wichtig?

Handouts erfüllen in Pen&Paper-Rollenspielen gleich mehrere Zwecke. Aus diesem Grund sehen viele Abenteuer der großen Rollenspielverlage bereits Handouts für die Spieler vor und erleichtern deren Erstellung für den Spielleiter. Allgemein helfen Handouts in Form von Texten oder Karten dem Spielleiter, den Spielern wichtige Informationen in möglichst passender Weise zugänglich zu machen. Gut gemachte Handouts helfen dem Spielleiter zusätzlich, Stimmung zu erzeugen und die Spannung sowie Abwechslung in einem Abenteuer aufrechtzuerhalten.

Es ist einfach spannender für die Spieler, wenn man nach Tagen der Recherche in einer Spielrunde nicht nur einen imaginären Brief zu Tage fördert, sondern dieser auch physisch auf dem Tisch landet und man ihn anfassen und auspacken kann. Genauso können auch kleine physische Rätsel die Abwechslung am Spielabend fördern. Natürlich muss jeder Spielleiter selbst entscheiden, wieviel Aufwand und Geld er in einen Spielabend steckt. Für euch haben wir im Folgenden einige Tipps zu unterschiedlichen Formen von Handouts zusammengestellt.

Kartenmaterial

Kartenmaterial spielt in den meisten Regelwerken mittlerweile eine wichtige Rolle. Für die großen Regelsysteme wie Das Schwarze Auge oder Shadowrun, aber auch für neuere Systeme wie 7te See, findet sich in den Grundregelwerken und im Internet passendes Kartenmaterial. Oftmals ist dieses aber sehr grob und man kann es nur für einen groben Überblick oder nur in speziellen Fällen einsetzen.

Zusätzlich gibt es auch immer mehr Regelsysteme, mit denen man eigene Welten erschaffen und bespielen kann. In solchen Fällen bleibt die Erstellung von Karten meist am Spielleiter hängen, oder man verzichtet komplett auf Kartenmaterial. Dabei helfen Karten enorm, den Spielern eine Übersicht über eine Welt zu verschaffen, und gleichzeitig können Spieler auch viel besser ihre eigenen Schritte planen, wenn z. B. Entfernungen bildlich dargestellt werden.

Um Kartenmaterial zu erstellen, kann man sich natürlich einfach an den Zeichentisch setzen und selbst auf Karopapier Karten zeichnen. Um diesen Karten dennoch das gewisse Etwas zu verleihen, kann man zum Beispiel auf unterschiedliche Papiersorten und Stifte zurückgreifen. Wer z. B. eine mittelalterliche Fantasy-Welt darstellen oder eine Piratenschatzkarte erstellen will, kann Briefpapier verwenden, welches bereits mit entsprechender Papierstärke und im Look von altem Pergament produziert wurde. Zusätzlich kann man auch direkt zu Tinte und Feder bzw. Kohlestift greifen, um Karten auf dem Briefpapier zu zeichnen.

Wenn ihr historische Systeme und Szenarien spielen möchtet, könnt ihr meist auch auf authentisches Kartenmaterial zurückgreifen. Mittlerweile bietet z. B. Google Earth Plugins und Overlays mit historischen Karten an. Wird man dort nicht fündig, hilft oft auch ein altmodischer Gang in die Bibliothek oder ins Stadtarchiv. Meistens werden dort alle möglichen historischen Karten zu unterschiedlichsten Epochen gesammelt. Hier kann man aber nicht nur Karten nutzen, sondern sich auch Informationen über historische Stadtplanung holen, um möglichst authentische eigene Karten erstellen zu können.

Für diejenigen unter euch, die lieber auf digitale Hilfsmittel zurückgreifen möchten, gibt es mittlerweile auch jede Menge Tools im Internet, mit denen man Karten erstellen kann. Mit Inkarnate zum Beispiel lassen sich relativ einfach eigene Karten erstellen. Die vorgegebenen Icons sind zwar aktuell noch sehr auf das Fantasy-Genre ausgelegt, ich habe damit aber auch schon eine nette Karte für unsere eigene postapokalyptische Fate-Welt gezaubert. Außerdem bietet Google Mymaps an, eigene Kartenmarkierungen in Google-Maps-Karten zu erstellen, was sich sehr gut etwa für Shadowrun eignet.

Eine mit Inkarnate erstellte Karte

Briefe und Personalakten

Briefe und andere Texthandouts gehören zum Standardrepertoire eines jeden Spielleiters. Ob Zeitungsartikel, gefundene Tagebuchseiten oder Auszüge aus okkulten Büchern, die Spieler sammeln während einer Kampagne eine Vielzahl von Texten ein. Warum also nicht hier ein wenig mehr Arbeit hineinstecken und diese etwas authentischer machen? Neben dem bereits erwähnten Briefpapier, gibt es natürlich auch viele Online-Vorlagen, mit denen sich alte Papiersorten in einfachen Textverarbeitungsprogrammen simulieren lassen. Dies lässt sich dann beidseitig ausdrucken und handschriftlich beschreiben (zum Beispiel für einen Brief) oder auch mit passenden Fonts digital mit Text versehen.

Wer bei einem Brief dann noch zu Wachs und Siegel greift, der kann später den Spielern einen authentischen und versiegelten Brief in die Hand drücken. Sollte man allerdings in einem futuristischen Setting spielen, kann man den Spielern derartige Dokumente auch aufbereitet auf einem Tablet zur Verfügung stellen. Vielleicht müssen die Spieler ja sogar erst das Passwort des Tablets herausfinden, bevor sie bestimmte Dokumente sichten können?

Zusätzlich zu Spielmaterial gilt es für den Spielleiter auch, jede Menge Personen und entsprechende Informationen über sie für die Spieler vorzubereiten. Vor allem in längeren Kampagnen ist es da manchmal schwer, den Spielern einen bleibenden Überblick über wichtige Charaktere zu verschaffen. Hier kann man wichtige Informationen zu hochrangigen Charakteren in Personalakten zusammenfassen. Informationen wie „Name“, „Alter“, „Beruf/Funktion“ oder „Rang“ lassen sich hier gut festhalten, und zusätzlich kann man den Spielern noch Felder offenlassen, die sie selbst befüllen können.

Schließlich sollen die Spieler nicht alles vorgesetzt bekommen, sondern sich im Laufe des Spiels auch Notizen zu einzelnen Charakteren machen können. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass man Personalakten am Ende des Abends lieber wieder einsammeln sollte. Schon zu oft musste ich hören: „Oh, tut mir leid, mein Ordner liegt zu Hause“, oder „Ich dachte, du hast die Charaktere mitgenommen?“ Das gilt natürlich auch für viele andere Handouts.

Liebevoll gestaltete Steckbriefe

Ordnung in das (digitale) Chaos

Wer sich für allerlei Handouts für seine Kampagne viel Mühe macht, wird unweigerlich an den Punkt kommen, an dem er plötzlich einen Berg an schön gestalteten Briefen, Personalakten und anderen Handouts vor sich hat. Um nicht den Überblick zu verlieren und immer die richtigen Handouts parat zu haben, empfiehlt es sich zunächst, alle Handouts zu nummerieren. So kann man mit den entsprechenden Hinweisen in den eigenen Notizen zielsicher nach den gesuchten Handouts greifen, ohne alles nochmal durchblättern zu müssen.

Dies könnte zwar hier und da ein kleiner Hinweis für die Spieler à la „Okay, wir haben Handout 10 und 12, dann müssen wir jetzt noch 11 finden“ sein, aber das kann man den Spielern ja auch früh genug austreiben. Zusätzlich kann man die Nummerierung auch zum Transport auf Trennblätter im Ordner übertragen (zum Beispiel ein Trennblatt für Handouts 01-10 usw.) und die Handouts so zum Beispiel direkt nach Kapiteln oder Ähnlichem sortieren. Wenn man allerdings alle Handouts am Ende eines Spielabends wieder einsammelt, sollte man die Handouts, die die Spieler bereits erhalten haben, tunlichst separieren.

Wenn ihr nicht analog, sondern über das Internet spielt, dann könnt ihr euch freuen, denn Tools wie Roll20 nehmen euch oft das Handout-Management ab. Hier kann man nicht nur für jeden Spieler entsprechende Charakterbögen, sondern unter dem Punkt „Journal“ auch Dokumente und Handouts hinterlegen. Diese kann man dann mit einem simplen Klick entweder für einen oder für alle Spieler freischalten. So kann man auch geheime Informationen an einzelne Spieler weitergeben. Wichtig ist allerdings auch hier, dass ihr versucht, euch mit Ordnern ein wenig Überblick zu verschaffen. Je mehr Handouts ihr ausgebt, desto wichtiger ist dies. Bei unserer zweijährigen Kampagne Horror im Orient-Express haben wir mittlerweile zwölf Ordner für insgesamt 46 Handouts. Anders wäre ein Überblick und vor allem eine Erinnerung an manche Informationen nicht mehr möglich.

Und was kommt als Nächstes?

Jetzt sind wir schon beim vierten Artikel der Abenteuerwerkstatt angelangt, und es ist Zeit, einen Zwischenstand zu geben. Im nächsten Artikel zeige ich euch, wie weit ich bisher mit meinem Abenteuer gekommen bin, und stelle euch eine erste Version zum Download bereit.

Artikelbild: Verena Bach, Bearbeitet von Verena Bach

3 Kommentare

  1. Ich zeichne seit vielen Jahren Phantastische Karten, man kann sehr viel Inspriation aus dem web holen. Ich möchte hier auch Pinterest als Ideengeber geben. Wobei man hier mit Englischen Wörtern suchen mus. ach ja und wer durch ein Museum geht findet auch die ein oder andere schöne Karte ;-)

    • wobei die Registrierung hier nicht so „hart“ ist wie bei Facebook und co. E-Mail Nicname und gut ist. Möchte es als Inspirations Quelle nicht missen. Wobei ich jetzt sagen mus viele Ideen kommen auch aus der Geschichte oder man versucht sich einfach auch mal anderen Kulturen ist beim Kartenmalen sehr spannend :-) nicht immer erfolgreich das gebe ich zu aber spannend :-)

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