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Am 30.04.2021 erschien der Rogue-like-Shooter Returnal exklusiv für die PlayStation 5. Der Next-Gen-Titel lockt mit einem herausfordernden Gameplay und einer spannenden, verworrenen Handlung: Ein fremder, sich stets verändernder Planet, eine feindliche Fauna und eine Protagonistin, die in einem niemals enden wollenden Zyklus gefangen zu sein scheint.

Die finnische Spieleschmiede Housemarque existiert seit 1995 und zählt damit zu den ältesten Studios des Landes. Zuletzt entwickelte sie Nex Machina (PC, PlayStation 4 (PS4)) und Matterfall (PS4). Mit Returnal wagt das Team von Housemarque den Sprung in die nächste Konsolengeneration. Der Titel erscheint exklusiv für die PlayStation 5 (PS5).

ASTRA-Scout Selene Vassos ist die Protagonistin von Returnal.

Dieser Artikel ist spoilerfrei gehalten und beinhaltet kein Bildmaterial, das über den ersten von insgesamt sechs Spielabschnitten hinausgeht.

Gefangen auf Atropos

In der griechischen Mythologie ist Atropos eine der drei Schicksalsgöttinnen, die auch Moiren genannt werden. Hierbei handelt es sich nicht um den einzigen Begriff aus diesem Mythen-Kontext, der Spieler*innen in Returnal begegnet – vermutlich allerdings um den interessantesten: Denn Atropos, so heißt es, ist die älteste der Moiren und verantwortlich dafür, den Lebensfaden eines Menschen zu zerschneiden und die Art seines Todes zu bestimmen.

Handlung

Die Handlung von Returnal setzt unvermittelt ein: Kein Startmenü, keine Erklärungen, stattdessen ein Cockpit – und ein Absturz. Im Gegensatz zu ihrem Raumgefährt Helios übersteht ASTRA-Scout Selene Vassos die Bruchlandung in einem Stück. Sie findet sich auf der Oberfläche des Planeten Atropos wieder, der sie mit einem seltsamen Signal in seine Umlaufbahn lockte.

Diesem Signal möchte Selene weiterhin nachgehen, doch auch das Überleben in dieser feindseligen Umgebung steht auf ihrer Prioritätenliste weit oben. Gar kein leichtes Unterfangen, denn die verschiedenen hier beheimateten Kreaturen werfen ganze Wellen von Kugeln in die Richtung der Protagonistin und ziehen damit eine Verbindung zu sogenannten Bullet-Hell-Titeln – also Spielen, in denen die Spielfigur sich mit Unmengen von gegnerischen Attacken und Kreuzfeuer gegenübergestellt sieht.

Oft gilt es, ganzen Wellen von Attacken auszuweichen.

Inmitten der Überreste eines unbekannten Alienvolks findet Selene nicht nur verschiedene Waffen, Upgrades und hilfreiche wie auch einschränkende Parasiten, die sich nur zu gerne an ihren Anzug heften – sie findet auch den Tod. Immer und immer wieder. Stirbt Selene, erwacht sie an der Helios-Absturzstelle und hat den größten Teil ihres Inventars verloren. Der Kreislauf beginnt von vorne und die Protagonistin versucht, diesen zu durchbrechen, ehe sie wieder ihr Leben lässt.

Returnal steigt in die Gedankenwelt von Selene ein, indem es Spieler*innen bereits früh mit seltsamen Traumbildern der Protagonistin konfrontiert. Auch lassen sich aufgenommene Monologe der Astronautin auf Datenträgern finden. Sogar Gegenstände und andere Dinge, die Selene zu kennen scheint, tauchen plötzlich auf Atropos auf. Droht die ruhige, bodenständige Protagonistin den Verstand zu verlieren? Diese Anleihen am Genre Psychologischer Horror geben Returnal nicht nur Tiefe, sie befeuern den Wunsch, voranzukommen und Antworten zu erhalten.

Setting

Returnal spielt auf dem Planeten Atropos, der sich mit jeder neuen Wiedergeburt der Protagonistin verändert. Die einzelnen Abschnitte sind durch Türen miteinander verbunden, doch welche Tür wohin führt, verändert sich mit jedem neuem Kreislauf. Das erste Biom, durch das Selene sich kämpfen muss, trägt den Namen Überwachsene Ruinen. Hierbei handelt es sich um einen finsteren, feuchten Ort, der die Überreste eines unbekannten Alienvolks, massives Mauerwerk und tentakelartige Pflanzen beinhaltet.

Als Rückzugsort hat Selene Helios. Hier kann sie nicht nur die Daten der letzten Erkundungsstunde einsehen, sie kann sich auch mithilfe eines Nickerchens heilen. Allerdings bringen solche Pausen immer wieder Traumbilder mit. Selenes Erinnerungen beziehungsweise diese Traumbilder erweitern das gesamte Setting um eine emotionale wie auch psychische Komponente.

Gameplay

Returnal ist herausfordernd – und oft frustrierend. Das Ausweichen misslingt, Selene stirbt und es geht wieder bei Helios los. Die meisten der gefundenen Gegenstände gehen dabei verloren. Nur wenige, beispielsweise Selenes einfachste Handfeuerwaffe sowie eine Nahkampfklinge, bleiben – einmal gefunden – erhalten. Auch Datenbankeinträge muss sich die Protagonisten nicht erneut aneignen.

In der Datenbank wird alles dokumentiert, was Selene auf Atropos findet.
In der Datenbank wird alles dokumentiert, was Selene auf Atropos findet.

Dieses Sterben geschieht angesichts der kniffligen Kämpfe öfters, weswegen Spieler*innen eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen sollten. Erwacht Selene an der Absturzstelle, sind alle aufgedeckten Kartenabschnitte wieder verschwunden, alle Gegner, die keine Bosse sind, sind wieder da und es ist ungewiss, wie viele Türen zu durchschreiten sind, ehe Selene wieder genau da ist, wo sie zuvor scheiterte. Dies führt am Controller zwar oft zu Zähneknirschen, sorgt aber auch für ein süchtig-machendes „Nur noch einen Zyklus!“-Gefühl. Ein Phänomen, das Rogue-like-Fans keinesfalls fremd ist: So lockt beispielsweise auch Hades stets mit einem weiteren Lauf. Und noch einem.

Das grundlegende Gameplay ist leicht zu verstehen; gegnerischen Attacken kann beispielsweise mithilfe eines Sprungs oder mit der Dash-Funktion ausgewichen werden. Auch das Durchführen eigener Angriffe gestaltet sich keinesfalls kompliziert. Die Herausforderung liegt in einem schnellen Reaktionsvermögen und in dem Treffen richtiger Entscheidungen im richtigen Augenblick. Dies gilt nicht nur im Kampf: Returnal spielt an mehreren Stellen mit der Frage, ob und wann sich das Eingehen von Risiken lohnt. So kann Selene beispielsweise Parasiten einsammeln, die Vorteile einräumen. Allerdings kommen diese Boni zu einem Preis: Jeder Parasit ist auch mit einem Nachteil behaftet.

Jeder Bonus hat seinen Preis … zumindest, wenn es um außerirdische Parasiten geht.
Jeder Bonus hat seinen Preis … zumindest, wenn es um außerirdische Parasiten geht.

Ein weiteres Beispiel sind Truhen. Sie können wertvolle und nützliche Gegenstände beinhalten, allerdings sorgen einige auch für Fehlfunktionen von Selenes Anzug. Diese können jedoch mithilfe kleine Mini-Aufgaben wieder aufgehoben werden.

Aufgrund des hohen Herausforderungsgrads ist Returnal trotz Tutorials und Erklärungstexten nicht sehr zugänglich. Bei Gelegenheitsspieler*innen und Personen mit einer niedrigen Frustrationstoleranz kann dies schnell zu Entmutigung oder sogar Ärger führen. Dass innerhalb der einzelnen Zyklen nicht gespeichert werden kann, trägt zu diesem Umstand in negativer Art und Weise bei.

Features

60 Bilder pro Sekunde, 4K-Auflösung und Raytracing: Returnal bringt alles mit, was ein moderner Titel auf einer Next-Gen-Konsole im Gepäck haben sollte. Die Grafik beeindruckt mit Lichteffekten und Detaildichte, ohne die Performance des Spiels zu belasten. Selbst, wenn unzählige farbenfrohe Attacken der feindlichen Fauna Atropos‘ auf Selene zurasen – es hakt und ruckelt zu keiner Zeit. Begleitet wird Selenes Reise mit stimmungsvoller, aber wenig memorabler Vertonung. Eine Ausnahme bildet die Synchronisierung der Protagonistin, die besonders gelungen ist.

Das Gameplay ist dynamisch und schnell – passend hierzu gibt es Ladezeiten, die lediglich wenige Sekunden andauern. Mithilfe von Tutorial-Videos und eingeblendeten Erklärungen werden Spieler*innen mit allen wichtigen Informationen versorgt. Wem das als Hilfestellung nicht genügt, die*der stößt möglicherweise auf Probleme: Der Schwierigkeitsgrad in Returnal kann nicht angepasst werden.

Einen Multiplayer gibt es in Returnal nicht, jedoch sind kleinere Online-Funktionen wie beispielsweise das Auffinden eines verstorbenen Spieler*innencharakters vorhanden.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Housemarque
  • Publisher: Sony Interactive Entertainment
  • Plattform: PlayStation 5
  • Sprache:
  • Sprachausgabe: Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch
  • Text: Arabisch, Deutsch, Dänisch, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch
  • Genre: Rogue-like, Adventure, Third-Person-Shooter
  • Releasedatum: 30.04.2021
  • Spielstunden: Aufgrund des erst kürzlichen Releases liegen hierzu noch keine Informationen vor.
  • Spieler*innen-Anzahl: 1
  • Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
  • Preis: ab 59,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Die nächste Konsolengeneration ist noch jung und verfügt derzeit über keine großen Exklusivtitel. Housemarque setzt mit seinem Rogue-like-Third-Person-Shooter, der sich Horror-Stilmitteln bedient, hier an: Returnal erschien am 30.04.2021 exklusiv für die PS5 und präsentiert sich der Spieler*innenschaft nicht nur mit allen technischen Vorzügen moderner Videospiele, es zeigt auch, wozu Sonys neueste Konsole fähig ist. Hinzu kommen eine fesselnde Handlung sowie herausforderndes Gameplay, das durchaus süchtig machen kann. Returnal ist dynamisch, schnell – und alles andere als leicht. Das kann auf Seiten der Spielenden zu Frust führen – vor allem, da der Schwierigkeitsgrad nicht gesenkt und kleinere Fortschritte nicht manuell gespeichert werden können.

Die Fauna von Atropos ist alles andere als gastfreundlich.
Die Fauna von Atropos ist alles andere als gastfreundlich.

Wer sich den Herausforderungen stellen möchte, wird mit einer der ersten großen Perlen für die PS5 belohnt. Sowohl die technischen Aspekte als auch die Spielinhalte betreffend zieht Returnal alle Register und weiß zu gefallen. Ein Vorgeschmack auf all das, wozu Next-Gen-Konsolen fähig sind!

 

  • Dynamisches, flüssiges Gameplay, das Lust auf mehr macht
  • Fesselnde Handlung
  • Performance und Grafik auf hohem Niveau
 

  • Hohes Frustrationsrisiko aufgrund des Herausforderungsgrads

 

Artikelbilder: © Housemarque, Sony Interactive Entertainment
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Lukas Heinen
Screenshots: Yola Tödt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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