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Pantopia: Eine Weltrepublik, gegründet von einer künstlichen Intelligenz, die auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte beruht und den Kapitalismus für die gute Sache einsetzen will. Kann diese Idee, mit der Unterstützung der zwei Menschen, die die autonome KI programmiert haben, einen weltweiten Umsturz herbeiführen?

Ein Fehler, ein Bug im Code, mit dem die Programmier*innen Patricia und Henry an einem hochdotierten Wettbewerb teilnehmen, hat Folgen, sowohl im Kleinen für das Leben der beiden als auch im Großen für alle Menschen auf diesem Planeten. Denn der Bug entwickelt ein Eigenleben und findet einen Weg, der allen Bewohner*innen auf der Erde zu einem gleichen und gerechten Leben verhelfen kann: die Weltrepublik Pantopia.

Pantopia: Wie eine neue Weltordnung entsteht

Patricia und Henry nehmen als Team an einem Wettbewerb zur Entwicklung einer Trading-Software teil. Doch der Code, der ihnen den Sieg bringen soll, tut nicht das, wofür er geschaffen wurde: Geld verdienen. Nach einer verzweifelten Suche nach dem Bug kristallisiert sich allmählich die Erkenntnis heraus, dass sich etwas Außergewöhnliches ereignet hat: Sie haben eine künstliche Intelligenz geschaffen, die in der Lage ist, autonom zu denken und Entscheidung zu treffen.

Nach Coronakrise, Ungleichheiten, Klimakatastrophe findet er einen Ausweg: Die Entstehung einer Weltrepublik.

Als ihnen nach einigen Kontakten mit Einbug, wie sie ihn fortan nennen, dämmert, was dies zu bedeuten hat, beschließen sie, seine Existenz erst einmal geheim zu halten und aus dem Wettbewerb zu fliehen. Einbug selbst kommuniziert mit beiden und fordert Informationen ein. Wie bei Eltern, die ihr Neugeborenes beschützen, dreht sich das Leben der beiden von dem Moment der Entdeckung der autonomen KI an nur um diese und mögliche Gefahren, die ihr drohen könnten.

Doch Einbug zieht eigene Schlüsse aus den Daten, die zur Verfügung stehen, und liefert dadurch eine Legitimation für das eigene Weiterbestehen. Nach Coronakrise, Ungleichheiten, Klimakatastrophe findet er einen Ausweg: Die Entstehung einer Weltrepublik, welche die Prinzipien des Kapitalismus in einer nachhaltigen Neuausrichtung und die konsequente Einhaltung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als Grundpfeiler der Organisation einsetzt.

Henry und Patricia soll die Rolle zufallen, für die Umsetzung der detailliert ausgearbeiteten und berechneten Pläne zu sorgen. Dies stellt sowohl deren Lebensplanungen als auch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen auf den Kopf.

Eine Utopie des 21. Jahrhunderts

Es tut gut, dieses Buch zu lesen und Hoffnung zu empfinden.

Hannig legt eine Utopie vor, nach der sich mit Sicherheit viele Menschen sehnen. Nach multiplen Krisen, die alleine in den letzten Jahren das Leben der Menschen auf der ganzen Welt zumindest beeinträchtigten, erleben Lesende, wie die Menschheit wieder zu einem besseren Leben geführt wird. In dieser neuen Weltordnung werden statt einzelner Nationalstaaten globale Werte als das höchste Gute behandelt und auch die Klimasituation verschlimmert sich zumindest nicht weiter.

Es tut gut, dieses Buch zu lesen und Hoffnung zu empfinden. Eine nahe Zukunft mitzuerleben, die die Menschheit zusammenbringt und besser als die Gegenwart ist. Leider funktioniert der skizzierte Weg hin zu ebendieser Idealvorstellung einer möglichen Zukunft zu reibungslos, sodass der*die Lesende nicht umhinkommt, zu erkennen, dass es doch nur eine Geschichte ist. Dieser Umstand macht fast schon wieder traurig.

Die spannende Frage, ob die Pläne, die Einbug entwickelt, zum Erfolg führen werden, wird bereits durch den Klappentext vorweggenommen. Dies bewirkt, dass die Erzählung der Entwicklung Pantopias etwas vor sich hinplätschert. Auch die Charaktere, die bei der Entstehung der Weltrepublik beteiligt sind, liefern keine großen Überraschungen oder unvorhergesehene Entwicklungen. Leider verschenkt Hannig an dieser Stelle Potenzial, das dem Roman seine Vorhersehbarkeit zumindest teilweise genommen hätte.

Allgemeines zur Autorin

Theresa Hannig wurde 1984 in München geboren und verfasste neben der vorliegenden Utopie Pantopia zwei Science-Fiction-Romane und einen Mystery-Thriller. Mit ihren Büchern wurde sie für diverse Preise nominiert. Auch Pantopia stand auf der Short-List des Phantastik-Preises der Stadt Wetzlar. Neben dem Schreiben engagiert sich Hannig für die Sichtbarmachung nicht-männlicher Stimmen in der Science Fiction. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Fischer Tor
  • Autor*in: Theresa Hannig
  • Erscheinungsdatum: 23.02.2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Paperback
  • Seitenanzahl: 464
  • ISBN: 978-3-596-70640-2
  • Preis: 16,99 EUR (Print) + 14,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

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Im utopischen Roman Pantopia begleiten wir die autonome Künstliche Intelligenz Einbug sowie die Programmierer*innen Patricia und Henry dabei, die Weltrepublik Pantopia, die auf einem nachhaltigen Begriff von Kapitalismus sowie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte fußt, zu planen und zu verwirklichen.

Ein Gefühl der Hoffnung und der Traum einer besseren Zukunft: Das sind die Grundthemen, die dieses Buch lesenswert machen. Auch die Entwicklung von Einbug ist sehr gut und variantenreich erzählt. Leider bietet das Buch wenige Überraschungsmomente und auch das von vornherein bekannte Ende steht einem spannenden Leseerlebnis etwas im Wege.

  • Darstellung einer guten Zukunft
  • Innovative Künstliche Intelligenz
 

  • Wenig Spannung und Überraschungen

 

Artikelbilder : © Fischer Tor
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt

1 Kommentar

  1. Schön auf den Punkt gebracht.
    Das war so eine Art Wohlfühlroman, ohne irgendwelche Tiefen. Alles hat funktioniert, nichts ist schiefgelaufen, keine überraschende Wendung, und das Happy End wurde im Prolog vorweggenommen. Trotzdem nicht schlecht (und gerade in diesem Jahr vielleicht das, was viele brauchen), aber eben absolut spannungsarm.

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