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Mit der Hilfe von Make-Up kann man wahre Verwandlungen hinlegen und ein Cosplay deutlich authentischer machen, besonders wenn es darum geht einen maskulineren Look zu kreieren. Die Grundbasis ist bei allen Kosmetik-Kreationen dieselbe. Wie die Basis bei maskulinen Charakteren aussieht, erklärt dieses Tutorial.

Crossplay gehört für viele zum festen Bestandteil von Cosplay. Es ist eine Herausforderung ein anderes Geschlecht so authentisch nachzuahmen, dass Betrachtende den Unterschied gar nicht mehr wahrnehmen. Ein Kernaspekt für diese Verwandlung ist das Make-Up. Nun würde man wohl zunächst denken, dass für einen maskulinen Look gar kein Make-Up nötig ist. Doch das Gegenteil ist oftmals der Fall. Besonders richtiges Contouring und die Augenpartien sind das A und O. Im folgenden Tutorial verwandle ich mich in Paul Atreides aus dem Film Dune und zeige Schritt für Schritt, wie man ein Basis-Make-Up hinbekommt, mit dessen Techniken man jede Filmfigur zum Leben erwecken kann.

Mit Anlauf in den Drogerie-Shop

Besonders als Neuling in Sachen Make-Up steht man vor der alles entscheidenden Frage: Was brauche ich eigentlich und was ist absolut überflüssig? In den meisten Fällen kauft man munter drauf los, benutzt einige Produkte nur ein einziges Mal und beginnt ein Spiel aus Trial und Error. Leider ist diese Methode des Lernens nicht die nachhaltigste und meist tut eine vorherige Orientierung abgesehen von der Zeitersparnis auch dem Geldbeutel etwas Gutes.

Neben einer guten Einkaufsliste ist es auch die Vorbereitung, die einem beim Make-Up zugutekommt. Hat man eine ausführliche Vorlage von der Figur, auf der man bestenfalls jede Pore sehen kann, geht es zunächst darum, die eigene Haut auf das Vorhaben vorzubereiten.

Ein bisschen Wellness für die Haut

Die beste Basis für ein gutes Make-Up ist eine reine Haut, die leider nur wenige von Natur aus haben. Also muss eine sogenannte „Beauty-Routine“ her, mit der man sich auch außerhalb von Cosplay etwas Gutes tut. Dem ersten Gedanken zum Trotz muss für eine solche Routine auch kein Schnickschnack her. Es reicht meist schon sich regelmäßig das Gesicht mit Wasser und einer gesichtsgeeigneten Seife zu waschen – mit einem groben Waschlappen gewaschen, hat man auch direkt den Peelingeffekt dabei. Für trockene Haut empfiehlt sich, zusätzlich noch eine Feuchtigkeitscreme zu kaufen, und diese morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen aufzutragen.

Einkaufsliste für die Make-Up-Basis

In der Reihenfolge angeordnet, in der das Make-Up eingesetzt wird:

  • Primer
  • Foundation (und ein Make-Up-Schwamm)
  • Fixier-Puder (am besten in Weiß, diese sind beim Auftragen quasi farblos)
  • Eine Lidschattenpalette mit verschiedenen Brauntönen (von ganz hell bis ganz dunkel)
  • Pinsel, verschiedene Arten, am besten eine gute Mischung aus groß und klein/filigran: Rund-Pinsel, Concealer-Pinsel, schmaler Detail-Pinsel, Blending-Pinsel, abgeschrägter Pinsel
  • Wimperntusche
  • Optional: Fixier-Spray, Kajal oder Rouge, Eyeliner (meist für Anime-Figuren einsetzbar)

 

Ein Überblick über alle verwendeten Produkte in diesem Tutorial.

Die Verwandlung beginnt

Das Schritt-für-Schritt-Tutorial zeigt die einfachsten und universellsten Techniken, um einen maskulinen Look zu kreieren. Als Beispiel-Modell hält Paul Atreides her, die Hauptfigur des neuen Kinohits Dune.

Paul Atreides ist die Hauptfigur des neuen Sci-Fi Blockbusters Dune.

Schritt 1: Einen Untergrund schaffen

Im ersten Schritt geht es vor allem darum, eine geeignete Fläche für das Make-Up zu schaffen. In etwa so, als würde man eine Leinwand vorbereiten. Hierfür sollte man zunächst alle Haare aus dem Gesicht binden und die Haut gründlich mit Wasser und Seife reinigen. Danach wird zum Primer gegriffen. Dieser wird dünn auf die Haut aufgetragen. Dann lässt man ihn kurz antrocknen, sodass eine weiche, porenfüllende Fläche zurückbleibt.

Jetzt kann man die Foundation auftragen, die idealerweise dieselbe Farbe wie die eigene Haut hat. Am besten kann man dies bereits beim Einkauf testen, indem man ein bisschen vom Make-Up auf der Handaußenfläche aufträgt, kurz antrocknen lässt und prüft, ob man den Übergang zwischen normaler Haut und Make-Up sieht. Im Gesicht kann ein Make-Up-Schwamm benutzt werden, um das Ganze gleichmäßig zu verteilen und Übergänge auszublenden.

Um die Basis zu fixieren, nimmt man sogenanntes Fixier-Puder und trägt es mit Tupfbewegungen auf der Haut auf. Dies kann man mithilfe eines breiten, weichen Puderpinsels oder mit einer Puderquaste machen. Auf diese Art kreiert man eine Basis, auf der man weiterarbeiten kann.

Schritt 2: Das richtige Contouring

Contouring ist die Make-Up-Technik, welche mithilfe von Kosmetik die Struktur des Gesichtsverändert. Bei maskulinen Charakteren ist es wichtig, bestimmte Gesichtspartien hervorzuheben, wie beispielsweise die Wangenknochen und die Fläche zwischen Augenbrauen und Lid. Das folgende Bild zeigt die wichtigen Stellen deutlich, die mit braunem Lidschatten konturiert werden. Es dient als eine Art Rezept nach dem die allermeisten maskulin aussehenden Looks geformt werden können.

Hier gilt tatsächlich erst einmal das Motto „Weniger ist mehr“, wenn man eine reale Figur darstellen will. An dieser Stelle man kann ruhig schichtweise auftragen und dunkler werden, wenn die Hervorhebungen noch nicht deutlich genug sind. Wer noch tiefer in die Kunst des Contouring eintauchen möchte, kann ebenfalls bei unserer Rezension von Pasta und Abby´s „Male-Up“-Cosplay – The Art of Contouring“ reinschauen.

Schritt 3: Von Augenformen und Augenbrauen

Die Augenform ist etwas sehr wichtiges, denn die Augen sind für viele Menschen der erste Fixpunkt, den sie im Gesicht ihres Gegenübers sehen. Bei Paul oder vielmehr Timotheé Chalamet sieht man, dass die Augen nach außen hin abschwingend sind und einen sogenannten „Schlafzimmerblick“ erzeugen. Wie beim Contouring kann man auch hier die Tiefen hervorheben, um den jeweiligen Augen-Look nachzuahmen. Am besten geht dies mit einem abgeschrägten, kleinen Pinsel, mit dem man die Falte zwischen Ober- und Unterlid am äußeren Ende etwas weiterzieht. Hierfür eignet sich wieder ein brauner bis dunkelbrauner Lidschatten.

Augenformen können sehr wichtig sein, genauso wie die Augenbrauen.

Wimpern haben wir alle, die Frage ist lediglich, welche Wimpernfarbe und -länge hat die Figur, die wir darstellen wollen? Will man die Wimpern hervorheben, so geht das am besten mit Wimperntusche (auch Mascara genannt). Da Wimpern von Männern oftmals kürzer als die von Frauen wirken, sollte beim Auftragen darauf geachtet werden, nicht bis zum Ende der Härchen durchzuziehen und lieber in der Mitte zu stoppen. So erzeugt man ganz leicht die Illusion von kürzeren Wimpern.

Die Augenbrauen können einen signifikanten Unterschied beim Gesamtbild des Gesichtes machen, daher ist es sehr wichtig, diese so exakt wie möglich dem Original nachzuempfinden. Die einfachste Technik benötigt wieder einmal den allseits bekannten Lidschatten – dieses Mal in der Farbe, die zum Charakter passt und meist dieselbe Farbe wie die der Kopfhaare. Bei Paul ist es ein sehr dunkles Braun. Mithilfe eines sogenannten Augenbrauenpinsels – ein fester, angeschrägter Pinsel – kann man die Linien der Augenbrauen akkurat ziehen. Dabei ist zu beachten, den Pinsel immer in die Richtung zu ziehen, in die auch die Haare der Augenbrauen wachsen.

Schritt 4: Je mehr Details desto besser

Augenbrauen gibt es in allen Farben und Formen, dementsprechend kann man sie auch mithilfe von Lidschatten und einem Pinsel nachahmen.

Besonders bei realen Personen, ist es sehr ungewöhnlich, ein absolut reines Gesicht zu finden. Hier und da findet sich bei den allermeisten ein kleines Muttermal, ein paar Sommersprossen oder rosige Wangen. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten sollten zum Ende des Make-Up-Prozesses nicht vergessen werden. Die Umsetzung ist meist kinderleicht. Kleine Muttermale kann man beispielsweise mit einem angespitzten Kajalstift in dunkelbraun aufmalen, mit einem schwarzen wiederum können Schönheitsflecken entstehen.

Rosige Wangen oder eine rote Schnapsnase können mit natürlich-rosafarbenem Lidschatten oder rosafarbenem Rouge nachgeahmt werden.

Ein paar kleine Fleckchen, die wie schwache Muttermale aussehen zieren, wenn man ganz genau hinschaut, das Gesicht von Paul.

Für Sommersprossen gibt es ebenfalls einen Tipp: Einfach ein kleines Fläschchen mit flüssiger Foundation kaufen oder alternativ einen flüssigen Abdeckstift in einer Farbe, die dunkler als die eigene Haut ist, nehmen. Danach mit einem filigranen Pinsel kleine Sprenkel auf das Gesicht tupfen, mit dem Finger sanft darauf tippen und die Make-Up-Reste wie mit einen Stempel per Finger verteilen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man dabei nichts verwischt. So entstehen Punkte von denen manche heller, manche dunkler wirken, was automatisch zu einer natürlichen Unregelmäßigkeit wird.

Schritt 5: Den Look komplettieren

Nun braucht es nur noch die Perücke und ganz zum Schluss das Cosplay. Zack fertig! Die Verwandlung ist komplett! Möchte man ganz sicher gehen, dass das Make-Up Wind und Wetter trotzt, kann man sich zusätzlich ein Fixierspray kaufen und es aus ca. 30cm Entfernung auf das Gesicht sprühen.

Altersflecken, Bärte und Narben – Einzigartigkeit erschaffen

Mit der Perücke zusammen ist die Verwandlung schon zu 99% geschafft. Fehlt nur noch das Kostüm.

Das Tolle an Cosplay ist, dass jeder einzelne Charakter, den man darstellen kann, verschieden ist und seine eigenen Details besitzt. Nicht nur am Kostüm selbst, sondern auch im Gesicht. Von einem narbenversehenen Kriegsveteranen, über den altersbedingt schrumpeligen Butler bis hin zum bärtigen Piraten – bei maskulinen Charakteren gibt es in allen fiktiven Welten unendlich viele Möglichkeiten. Also ran an die eigene Kreativität und auch mal Mut zur Hässlichkeit beweisen! Unser hauseigenes zweiteiliges Bart-Tutorial beispielsweise gibt einen tieferen Einblick in die Möglichkeiten, die man für die haarige Pracht hat, ebenso wie ein ganzes Tutorial über das Selberknüpfen eines Haarteils.

Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Susanne Stark
Fotografien:
Dune © Warner Bros [Bild 2]
Maximilian Bühn und Lisa Murach [Bild 7]
Lisa Murach [Alle anderen Bilder]

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