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Karten benötigt fast jeder Spielleiter irgendwann. Doch meist reicht nicht eine einfache Skizze, denn Orte und Personen wollen auch gezeigt werden. Wem Papier zu vergänglich ist und Rollmatten zu groß sind, der sollte das Magnetboard von TP-Media in Augenschein nehmen. Wir haben das Produkt aus Österreich getestet.

Das Gamemaster Magnetboard der Firma TP-Media aus Österreich soll eine Hilfe für Spielleiter sein, indem es Umgebung und Skizzen leicht darstellbar macht.

Konstruktion

Der Ansatz ist einfach – man nehme einen stabilen Klapprahmen aus eloxiertem Aluminium. Damit ist er resistent und leicht. Groß genug ist er mit den DIN A3-Maßen. Den Boden bildet eine magnetische metallbeschichtete Platte, nicht sonderlich dick. Man will ja nicht, dass das Produkt zu schwer wird. Auf den ersten Blick bietet die Auswahl der Ecken des Rahmens nur reinen Komfort. Es steckt jedoch mehr dahinter. Sollen sie abgerundet oder spitz sein? Der eckige Rahmen soll laut Aussage von TP-Media robuster sein, an dem mit abgerundeten Ecken kann man sich nicht verletzen. Uns liegt das Board mit spitzen Ecken vor. Verletzt haben wir uns nicht.

Die Kanten mögen scharf sein - verletzt haben wir uns aber nicht
Die Kanten mögen scharf sein – verletzt haben wir uns aber nicht.

Da der Rahmen aus Metall ist, besteht eine gewisse Gefahr, damit den Tisch zu verkratzen. Um das zu verhindern, sind Filzstreifen beigelegt. Hier benötigten unsere Tester spitze Fingernägel, um die Streifen von der Schutzfolie zu lösen. Neben der vermutlich hauptsächlich vorkommenden Anwendung auf dem Tisch, kann das Board auch mit mitgelieferten Schrauben und Dübeln an die Wand gehängt werden. Ein Einsatzzweck, der wohl eher selten vorkommen dürfte. Durch das niedrige Gewicht ist das Gamerboard leicht zu transportieren.

Über jede Rasterfolie sollte immer die ungerasterte Schutzfolie liegen.
Über jede Rasterfolie sollte immer die ungerasterte Schutzfolie liegen.

Folien

Es fehlen noch Folien. Wieso Folien? Viele Rollenspielsysteme geben Distanzen bei Waffen- und Bewegungsreichweiten an. Am einfachsten lassen sich diese als Kästchen abzählen. Gängig sind bei Rastern das Quadrat- und das Hexagonraster. Eben genau jene Raster sind auf verschiedene Folien gedruckt. Zum Lieferumfang gehören, je nach Produktkonfiguration, eine blanke Folie ohne Raster, zwei Folien mit verschieden großen Hexagon-Felder und eine Folie mit Quadraten. Und was macht man nun damit? Auch das ist einfach beantwortet. Die Folie wird in den Rahmen eingespannt und kann mit wasserlöslichen Stiften beschrieben werden. So kann schnell die Umgebung skizziert werden und die Szene wird visualisiert. Die Stifte der Marke Staedler können auch im Shop bestellt werden, es empfiehlt sich jedoch der Weg zum Schreibbedarf. Da dürfte man günstiger wegkommen.

Mit diesen drei Rastern sollten die meisten Runden versorgt sein.
Mit diesen drei Rastern sollten die meisten Runden versorgt sein.

Die Folien sind von einer Seite bedruckt, auf der anderen wird gezeichnet. Um herauszufinden, welche Seite die richtige ist, gibt es das Wörtchen „UP“. Schöner ist es, wenn unter die Folie ein Ausdruck einer Battlemap, z.B. von DramaScape, gelegt wird. So ist die Umgebung sofort klar. Ein kleiner Wermutstropfen an dieser Stelle: Die übliche Basegröße einer Miniatur im 28mm-Maßstab ist zu groß für jedes Folienraster. Würde man jedoch eine Folie mit dem richtigen Maß bedrucken, würde nicht genug Szenerie dargestellt werden können. Abhilfe würde ein DIN A2-Board schaffen. Das ist zwar schon angedacht worden, scheitert aber noch an finanziellen Grenzen. Thomas P., einer der Köpfe hinter TP-Media: „Ob das A2-Board in nächster Zeit was wird, ist eher fraglich. Die Nachfrage dafür ist verdammt gering, die meisten Gamer haben grad‘ mal Platz für A3 auf ihrem Tisch. Und das wirkliche Problem: Die Folien in A3 können wir selbst herstellen. In A2 müssten wir das eine Druckerei machen lassen.“

Update September 2015: Die Boards können nun auch in DIN A2 und sogar DIN A1 bestellt werden

Ein weiteres Manko einer früheren Folienversion fiel uns in unseren Testspielen auf. Ein Glas Wein wurde verschüttet und benässte die bedruckte Seite. Diese wurde klebrig und ließ sich nicht mehr reinigen, ohne den Aufdruck zu beschädigen. Erst nach vielen Tagen in der warmen Sonne verschwand das Klebrige. Nach Rückkommunikation mit TP-Media wurden die Folien grundsätzlich ausgetauscht und sind nun selbst einer Benetzung mit Schnaps gegenüber resistent.

Spielsteine

Wie aber wird nun die Position von Spielercharakteren, Antagonisten wie auch Unbeteiligten gezeigt? Hier erfüllt die Magnetplatte ihren Sinn. Im Shop der Österreicher finden sich verschiedene Figuren zur Darstellung von Personen und Objekten. Hierbei können Kegel und einfachere Spielsteine bestellt werden, die in den Fuß einen Neodym-Magneten eingelassen haben. Diese Magnete sind sehr stark und so können sich zwei benachbart stehende Figuren auch anziehen, wenn diese zu nah aneinander stehen.

Viele verschiedene Spielsteine befinden sich im Sortiment von  Tp-Media.
Viele verschiedene Spielsteine befinden sich im Sortiment von TP-Media.

Dabei gibt es die Auswahl zwischen Paketen mit verschieden farbigen Spielsteinen und mit gleichfarbigen. Sinnvoll in unseren Augen, denn wenn zehn der zu bekämpfenden Gegner gleichartig sind, braucht es keine verschiedenen Spielsteine. Um die gleichfarbigen Spielsteine zu unterscheiden, sind Nummern aufgedruckt. Eine der echten Stärken des Gamerboards kommt hier zur Geltung. Früher standen wackelige Miniaturen oder auch andere Objekte auf einer Papierkarte oder einer Gummi-Matte.

Es stand jemand vom Tisch auf, um etwas zu erledigen, stieß gegen den Tisch, die Miniaturen verschoben sich. Endlos waren die Diskussionen manchmal, ob der menschliche Paladin nun ein Feld weiter links oder nicht stand. Das gehört hiermit der Vergangenheit an. Sehr schön sind auch die kleineren Magnetkarten, die sich im Shop bestellen lassen. Damit können unerforschte Bereiche abgedeckt werden oder man benutzt sie zur Darstellung von Gebäuden. Ein Hinweis: Sollen es Gebäude sein und beabsichtigt der SL, diese Karten zu beschriften, gehören sie unter die Folie. Reinigen lassen sie sich nur schlecht. Es ist jedoch ein entsprechender Hinweis auch beigefügt.

Als Stifte dienen handelsübliche wasserlösliche Folienmarker
Als Stifte dienen handelsübliche wasserlösliche Folienmarker.

Unser Eindruck

Mir gefiel der Ansatz auf Anhieb, als ich von dem Produkt erfuhr. Zugegeben – die Idee ist nicht visionär und auch nicht unbedingt neu, aber es fehlte derjenige, der sie umsetzte. Dabei ist TP-Media nicht mal geheimnistuerisch, denn die Bauanleitung mit Tipps und Hinweisen ist auf der Website der Österreicher zu finden. Preislich ist die Anschaffung auch auf jeden Fall im Rahmen, denn in der einfachsten Ausführung kostet das Board 22,90 EUR. Ich würde jedoch bei der Anschaffung raten, auch aus dem Zubehör zu wählen. Hier sind besonders die Spielsteine und auch die Abdeck-Eisenfolien zu empfehlen. Die Anlieferung erfolgt im stoßgedämpften Karton. Schmerzlich sind die Versandkosten aus Österreich.

Ortansässige in Wien können das Gamerboard in Partnershops kaufen. Bei derart niedrigen Preisen, die nur knapp über dem liegen, was man selbst ausgeben würde, wenn man sich die einzelnen Bauteile anschaffte, ist das Projekt nicht stark ertragsorientiert. Thomas: „Unser Ziel ist es, Bier und Knabberzeug für unseren wöchentlichen Gamer-Abend damit zu finanzieren.“ Besonders gefallen hat uns im Test, wie schnell TP-Media auf unsere gemeldeten Mankos reagiert hat, so z.B. als es um die in Wein getränkten Folien ging.

Apropos Folien – diese kleben nun nicht mehr nach Kontakt mit Feuchtigkeit und lassen sich auch gut reinigen. Über die bedampfte Seite sollte man dennoch nicht mit einem Scheuerschwamm gehen. In unseren Runden ist das Gamerboard mittlerweile ein unentbehrliches Utensil geworden. Vorbei ist die Zeit der herumfliegenden, ausgedruckten und mühselig zusammengeklebten Papierkarten. Daumen5maennlich Arti­kel­bil­der: Ulis­ses Spiele GmbH

20 Kommentare

  1. Ich muss sagen, dass ich meine Chessex Matten bevorzuge. Einfach zusammenrollen und verstauen.
    Ja, man kann dran stoßen und die verrücken, aber wer Trolle am Tisch sitzen hat, muss halt mit einstürzenden Brücken rechnen.
    Dafür hab ich lieber meine angemalten Figuren auf dem Board als Zahlenmarker oder Halmapüppchen und mehr als Din A 3 zur Verfügung (ich nutze eine 88 x 122 cm Matte).

    Für taktische Karten ist der Rahmen natürlich besser, man kann halt keine Karten unter die Matte legen.^^

  2. Tip am Rande:
    Als Spieler kann man im A3 Board auch wunderbar seinen Charbogen einspannen und so HP- und MP-Veränderungen eintragen! Schont den Charbogen, erspart die Radiererei! Und man hat nebenher noch ein Würfelbrett zur Hand! Die Magnetmarker können wunderbar benutzt werden um wichtige Werte zu markieren oder Ausrüstungskärtchen (Kleine Karteikarten mit Name und Stats der Items) parat zu haben! Ich nutze den Rahmen inzwischen als GM und als Spieler! Und als GM bin ich über die Nachricht dass es inwzschen das Board in A2 und A3 gibt sehr glücklich :)

  3. Spielefest bis 0,5 mm sollte gehen, ab dann wird die Anziehungskraft der Magnete merklich schwächer. Möglich wäre rein von Platz auch 2mm.

    Und ja, das ist ein Klapprahmen, aber eben mit magnetischem Boden und Rasterfolie.

    Und es gibt auf der Gamerboard Website eine Do-it-yourself Anleitung. Ihr werdet aber sehen, dass ihr spätestens bei der Beschaffung der Rasterfolie den Preis des fertigen Boards überschreiten werdet.

  4. ich hab so eins und es ist sehr Hilfreich, nur ein Problem wenn die Spieler einen Werwolf durch Magie vertausendfachen … da gehen irgendwann die Magnete aus, hab einfach eine große Packung Smarties hingeschüttet :D

  5. Wollte kurz antworten: Hilfreich! Hätte ich nie gedacht. Ein Spieler hat es letztes Jahr angeschleppt und es hat unsere Runden unglaublich bereichert. Auch, dass es was „analoges“ ist und man drauf rumwischen, rumkritzeln und rumpatschen kann ist unfassbar toll. War eher puristisch, was das ganze moderne Zeug auf dem Tisch betrifft, aber Gameboards sind INSBESONDERE für Alte Hasen ne super Sache. Dicke Empfehlung!

  6. Hmm ich lebe hinter dem Mond oder so… Sehe das Ding zum ersten mal (gut, ich habe auch nicht danach gesucht)… Aber was ich in dem Bericht lese, scheint es kein „muss ich unbedingt haben“ zu sein, durchaus aber ein „hey, dass macht mir, beim Meistern, einiges leichter…“…. Zumal man ja auch augenscheinlich eigene Karten unter die Folie legen kann…. Ich denke, ich werd mir das Ding mal anschauen.
    Danke, für den Bericht :)

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