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In unseren Wohnungen tummeln sich Katzen, Hunde, Hamster, Schildkröten und andere Haustiere. Auf Bauernhöfen werden diverse Tiere gezüchtet. Der Mensch macht sich Tiere für die Jagd zu Nutzen. Doch wie sieht es in Aventurien mit domestizierten Tieren aus? Haben Helden Haustiere? Diese Geheimnisse werden in Aventurische Tiergefährten gelüftet.

„Affe: Ein Tier das auf Bäumen lebt, besonders gern auf Stammbäumen.“

(Ambrose Bierce – Schriftsteller und Journalist 1842-1914)

Nur allzu oft trifft man im Rollenspiel auf Kreaturen, Monster und Bestien, doch nur allzu selten auf jene Tiere, welche sich der Mensch untertan gemacht hat. Gemeint sind die domestizierten Tiere, welchen sich das Werk Aventurische Tiergefährten thematisch widmet.

Was wäre eine (Rollenspiel-) Welt ohne domestizierte Tiere? Was wäre Das Schwarze Auge ohne diese?

Keine Botenreiter auf ihren Warunkern ritten durch die Nacht, um wichtige Kunde in das Land zu tragen. Kuh- und Ziegenmilch ergänzten nicht das Frühstück im dörfischen Gasthaus. Kein Wachhund schützte das Herrenhaus und das darin befindliche Geschmeide der Herzogin. Kein buckeliger Kater fauchte von den Schultern seiner Hexe.
Es wäre eine triste Welt ohne domestizierte Tiere!

Aventurische Tiergefährten wirft daher einen genauen Blick auf die Haus- und Nutztiere sowie die exotischen Tiergefährten des aventurischen Kontinents.

Inhalt

Koschfrettchen fürchten nicht einmal Basilisken.
Koschfrettchen fürchten nicht einmal Basilisken.

Was erwartet den Leser in Aventurische Tiergefährten? Der Aufbau des Werkes wurde an den verschiedenen Rassen ausgerichtet, sodass man bereits im Inhaltsverzeichnis einen guten Überblick über die diversen Tierarten bekommt. Der Leser erkennt hier 20 Hunde, acht Katzen, drei Eselartige, elf Pferde, fünf Ponys, sechs Hoftiere (zum Beispiel Gans, Schwein und Schaf), sieben Boten-, Jagd- und Ziervögel (darunter Adler, Papagei und Taube), sowie 22 besondere Begleiter (Exoten wie zum Beispiel Hippogriff, Kamel und Westwinddrache).

Des Weiteren werden im Anhang diverse Themen rund um domestizierte Tiere aufgegriffen. Wichtige Informationen zu Tierfutter und Tierzubehör, zur Zucht und dem Abrichten von Tieren oder zur Tierheilkunde sind ebenso gegeben wie eine Übersicht über Heilige und Vertrautentiere. Abschließend werden zahlreiche Regeln vorgestellt (zum Beispiel Vor- und Nachteile, Sonderfertigkeiten oder Kampfsonderfertigkeiten), welche im Umgang mit den genannten Tieren von Nutzen sind.

Hund, Katze, Pferd – exemplarisch vorgestellt

Ein Schoßhund aus Belhanka – auch in rosa zu erwerben.
Ein Schoßhund aus Belhanka – auch in rosa zu erwerben.

Die Darstellung der einzelnen Tiere ist sinnvoll aufgebaut. So hat jedes Tier eine ganze Seite für sich. Zunächst wird das Tier in einem kurzen Text beschrieben, wobei auch auf Unterarten und Verwandtschaften eingegangen wird. Dann folgen ein paar wissenswerte Informationen und Anekdoten. Hinzu kommt ein Wertekasten, der die wichtigsten Regelwerte sowie Vor- und Nachteile, Sonderfertigkeiten und Fertigkeitswerte enthält. Außerdem werden an dieser Stelle das Kampfverhalten und die Wissensdetails, welche man bei gelungener Tierkunde-Probe erhält, beschrieben. Abgerundet wird alles durch ein Bild des jeweiligen Tieres.

Hunde                                                                                           

Zu den 22 Hunderassen, welche ausführlich beschrieben sind, gehören unter anderem der Zornbrechter Bluthund, der Therengar-Terrier oder das Garethische Schlappohr. Exemplarisch werfen wir einen Blick auf den Trollmops.

Der Trollmops stammt ursprünglich aus Al’Anfa und ist ein typischer Schoßhund. Im Begleittext erfahren wir, dass er verspielt ist, gerne um Aufmerksamkeit buhlt und zum Zeitvertreib versucht, auf niedrige Tische zu klettern. Die wissenswerten Informationen erzählen als Anekdote, dass Möpse aufgrund ihres kleinen Ringelschwanzes gelegentlich mit kleinen Schweinen verwechselt werden. Der Wertekasten lässt erahnen, dass es sich bei dem Trollmops nicht um das klügste Tier auf Dere handelt. Möpse haben einen „Hervorragenden Sinn (Geruch)“ und sind im Kampfverhalten eher feige. Wem eine Probe auf „Tierkunde (domestizierte Tiere)“ besonders gut gelingt (QS 3+), der erfährt, dass Trolle eine besondere Beziehung zu Trollmöpsen haben.

Katzen

Die Anzahl der Katzen ist mit acht Exemplaren sehr überschaubar. Während die Hälfte unscheinbar wirkt (Al’Anfaner, Aranier, Burgenkatz und Scheunenkatze), fallen Nuala, Wildkatze, Hexenkatz und Cha ay Zhamorrah auf. Sonderfertigkeiten wie ein hypnotisches Schnurren oder „Sieben Leben“ machen die aventurischen Katzen zu interessanten Tiergefährten und heben sie von ihren irdischen Vorbildern ab.

Pferde, Hoftiere und Vögel

Insgesamt elf Pferde und fünf Ponys haben es in die Publikation geschafft. Somit ergibt sich eine vielfältige Auswahl für den Bummel über den Pferdemarkt oder das Spielen eines Novadis und seines Shadif-Kriegshengsts. Wer nicht auf der Suche nach einem Streitross ist, den wird vor allem die Information zur Packfähigkeit (maximale Traglast) eines Pferdes interessieren.
Zu den beschriebenen Hoftieren zählen neben Gänsen, Hühnern, Rindern und Schafen auch Schweine und Ziegen. Eine der wichtigsten Informationen zu diesen Tieren ist die aus ihnen zu gewinnende Fleischration, was sie vor allem für den Landwirt sehr interessant macht. Als Begleiter werden sie eher selten anzutreffen sein.

Die Boten-, Jagd- und Ziervögel wirken mit sieben Vertretern nicht besonders gut aufgestellt. Adler, Falke, Papagei und Co. sind allerdings stellvertretend für etliche Unterarten. Der Pfau beispielsweise existiert in Aventurien als braun-orange gesprenkelter Feuerpfau, blaugrüner Saphirpfau, grüngefärbter Elburischer Liebespfau, weißer Schneepfau und braun-grüner Achatpfau. Durch die verschiedenen Unterarten sind sowohl die Vögel als auch die Hoftiere in diesem Werk um einiges vielfältiger vertreten, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Von Affe bis Wollnashorn – die Exoten

Schaut mal, ich habe ein Mammut gezähmt!
Schaut mal, ich habe ein Mammut gezähmt!

Wer es lieber exotischer mag, der kommt in Aventurische Tiergefährten ebenfalls auf seine Kosten. Insgesamt 22 exotische Tiere wurden in die Publikation übernommen. Einige von ihnen sind lediglich abgerichtete Wildtiere, andere hingegen können mit ihrem mystischen, magischen Flair und ihrer Einzigartigkeit beeindrucken. Diese Exemplare werden in Aventurien eher selten an der Seite eines Helden zu sehen sein – Exoten eben –, aber sie tragen dazu bei, dass dieses Werk als Quellenbuch eines Phantasie-Rollenspiels gelten kann und nicht als nahezu irdisches Tierlexikon.

Die Wilden

Alle heutzutage domestizierten Tierarten stammen von wildlebenden Tieren ab. So ist es nicht verwunderlich, dass auch solche Tiere in diesem Werk aufgenommen wurden, deren Domestizierung noch nicht vollständig erfolgte. Einige von ihnen hat wohl schon jeder Held gesehen, etwa den Kleinaffen. Als Begleiter eines Gauklers oder eines Piraten kann man ihn in ganz Aventurien antreffen. Andere wiederum sind seltener zu sehen. Ein abgerichtetes Reitmammut oder ein Reitelefant ist beispielsweise für einen Stadtbummel in Gareth wohl ungeeignet. Mungo und Frettchen sind bei Dieben beliebt, wohingegen Dachs und Elch vermutlich von nordischen Druiden bevorzugt werden. Die Kamel-Karawane ist kein unbekannter Anblick, ebenso wenig wie die Karenherden der Nivesen. Schildkröten sind auch im irdischen Leben beliebte Haustiere. Strauß, Wollnashorn und Pardel sind eher im Zoo anzutreffen und Flugechsen nur etwas für wagemutige Achaz-Reiter.

Die Magischen und Einzigartigen

Aventurien ist erst einzigartig durch seine phantasievollen und magischen Gestalten. Nur selten wird es einem Helden gelingen, diese abzurichten oder zu domestizieren, aber hin und wieder kommt es vor, dass ein solches Exemplar eine Freundschaft schließt. In Aventurische Tiergefährten trifft man daher auch auf solch’ besondere Kreaturen wie die magiehassenden Nachtwinde, Meckerdrachen, Greifkatzen und Riesenhirschkäfer.

Regeln und Wissenswertes – der Anhang

Eine aranische Streunerin?
Eine aranische Streunerin?

Auf 37 Seiten werden im Anhang des Buches verschiedene Themen rund um die (domestizierte) Tierwelt aufgegriffen. Dazu gehören vor allem die Regeln zur Zucht, zum Abrichten und die spielrelevanten tierischen Vor- und Nachteile und Sonderfertigkeiten. Während letzteres mit Ideen wie „Spieltrieb“, „Clever“ oder „Anspringen (Spezialmanöver)“ punkten kann, wirken die Regeln für Zucht und Abrichten eher unausgereift.

Verschiedene Ausbildungsaufsätze wie „Jagdtier“, „Wachtier“ oder „Zirkustier“ erlauben das Erlernen diverser Tricks wie „Anzeigen“, „Apport“, „Sitz“ oder „Wache“. Ausbildungsaufsätze und Tricks wirken aber nicht immer ganz stimmig und vor allem realitätsfern. Die Ausbildungszeit für einen Jagdhund (Bosparaniel) liegt beispielsweise bei entsprechend hohem Tierkundewert bei circa zwei Monaten.

Mit einigen Seiten zu Heiligen Tieren und den Vertrautentieren der Hexen kommt wiederholt etwas von dem einzigartigen Flair aventurischen Lebens in das Buch – gerne hätte es etwas mehr sein können.

Erscheinungsbild

Ein besonderes Augenmerk liegt bei dieser Publikation auf den Illustrationen. Sowohl das Coverbild von Tia Rambaran als auch die Innenillustrationen diverser Künstler überzeugen und lassen die beschriebenen Tiere lebendig wirken. Zwar wurden an vielen Stellen Illustrationen benutzt, die schon in anderen Publikationen einen Auftritt hatten, aber das tut der Qualität des Buches keinen Abbruch. Layouter und Lektorat haben gut gearbeitet und alles in allem ist das Werk sehr übersichtlich und leserlich gestaltet worden. Lediglich der Preis wirkt für die gebotene Leistung zu hoch, wird aber auf die Seitenanzahl von 128 Seiten und die große Menge der darin enthaltenen Illustrationen zurückzuführen sein.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Ulisses Spiele GmbH
  • Autoren: Zoe Adamietz (Red.), Alex Spohr (Red.), Marie Mönkemeyer, Ariane Willumeit, Carolina Möbis, Fabian Talkenberg
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Format: DIN A4
  • Seitenanzahl: 128 Seiten
  • ISBN: 978-3-96331-071-3
  • Preis: 27,95 EUR (Druck), 12,99 (PDF)
  • Bezugsquelle: Amazon, DriveThruRPG, Sphärenmeister

 

Bonus/Downloadcontent

Es ist kein Bonus- oder Downloadcontent vorhanden.

Fazit

Mit einem Hippogriff reisen? Einen Riesenalk als Freund? Wer wünscht sich das nicht? Mit dieser Publikation wird es möglich. Die umfassenden Beschreibungen der Tiere und die exzellent ausgestalteten Anekdoten und Anmerkungen sind ebenso eine Bereicherung für das Spiel wie die zahlreichen Illustrationen. Neben den Nutz- und Haustieren werden auch Wildtiere und magische Wesen beschrieben, die als Tiergefährten eher einzigartig sind. Allerdings sind es gerade diese Wesen, die Aventurien so besonders machen. Etwas mehr aventurische Einzigartigkeit, beispielsweise bei den Vertrautentieren der Hexen, wäre daher wünschenswert gewesen. Nichtsdestotrotz ist für jeden Spieler und Helden etwas dabei, ob nun Pferdeliebhaber, Katzen- oder Hundefreund, Jäger, Zirkusdompteur oder Pirat. Das Werk ist kein Must-have, aber mit Sicherheit eine gute Bereicherung für jeden Spieltisch.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbilder: Ulisses Spiele GmbH, Bearbeitet von Verena Bach,
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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