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Nachdem die SPIEL 2020 aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde, stand bald das Konzept für die SPIEL.digital. Auch der Uhrwerk Verlag wird mit einem virtuellen Stand auf der digitalen Veranstaltung vertreten sein. Wir sprachen mit Redakteur Felix Hensell darüber, auf welche Produkte und Programmpunkte wir uns freuen können.

Felix Hensell auf der SPIEL 2018
Felix Hensell auf der SPIEL 2018

Wie ist das eigentlich, wenn eine Messe stattfindet, die Verlagsneuheiten aber nicht am Stand präsentiert werden können? Gibt es unter diesen Umständen überhaupt Neuheiten speziell zur Messe, wie man es aus den Jahren zuvor kannte?

„Neuheiten zur SPIEL.digital gibt es zwar schon“, antwortet Felix, „aber es ist nicht so, dass wir sie mit dem Ziel geplant haben, dass sie zur Messe erscheinen. Das hat aber nichts mit dem digitalen Charakter der Veranstaltung zu tun. Wir sind in den vergangenen Jahren ohnehin dazu übergegangen, nicht mehr zu sagen, dass bestimmte Produkte zur Messe fertig sein müssen, sondern dann zu veröffentlichen, wenn sie unseren Qualitätsansprüchen genügen. Aber natürlich sieht man schon zu, dass zu einem Anlass wie der SPIEL Neuheiten am Start sind.“

Was gibt es Neues beim Uhrwerk Verlag?

So wird sehr wahrscheinlich pünktlich zur Messe das Grundregelwerk zu Star Trek Adventures erhältlich sein. „Das PDF ist jetzt schon verfügbar und wenn der Druck planmäßig erfolgt, wird Ende Oktober auch die erste Auslieferung beginnen“, erklärt Felix. „Da haben wir also eine ziemlich große und auch wichtige Neuheit.“

Für die Eigenproduktion Splittermond gibt es neues Material. Pünktlich zur SPIEL.digital sollte Der Pakt der Hexenkönigin verfügbar sein. Dabei handelt es sich um den letzten Teil der Hexenkönigin-Trilogie, deren erster Part damals das erste Kauf-Abenteuer für Splittermond war. „Seit es dieses Rollenspiel gibt, läuft also diese Kampagne, die nun endlich zu Ende gespielt werden kann“, ergänzt Felix.

Star Trek Adventures - die deutsche Ausgabe © Uhrwerk Verlag
Star Trek Adventures – die deutsche Ausgabe © Uhrwerk Verlag

„Außerdem gibt es einen neuen Spielleiterschirm für Splittermond“, fährt Felix fort. „Das alte Modell war ja lange vergriffen. Wir haben den Schirm optisch noch einmal überarbeitet und ein neues Artwork von Jon Hodgson draufgesetzt, damit er schön aussieht.“ Inhaltlich gibt es im beiliegenden Regelheft aber keine Veränderung, sodass Besitzer des Vorgängerprodukts weiterhin auf dem aktuellen Stand sind. Des Weiteren gibt es neue Würfelsets für Splittermond, nachdem die alten Exemplare vergriffen waren.

Zudem startet zur SPIEL.digital das Crowdfunding zu Die Frostweiten, der deutschen Übersetzung der ersten Erweiterung des Rollenspiels Die Verbotenen Lande, das letztes Jahr zur SPIEL erhältlich war und dessen Basis-Box inzwischen vergriffen ist. „Wir werden mit dem Crowdfunding also nicht nur Die Frostweiten, sondern auch einen Neudruck aller bisher vergriffenen Produkte und einen Szenarienband zur Erweiterung finanzieren. Außerdem bieten wir an, dass man beim Crowdfunding direkt die komplette Produktpalette bestellen kann. Wer also bisher einen Bogen um Die Verbotenen Lande gemacht hat, kann das bei der Gelegenheit nachholen und ein paar schöne Bonusziele mitnehmen. Zu denen möchte ich aber noch nicht zu viel verraten.“

Let’s Plays, Workshops und Panels

Mehr Infos zu Die Frostweiten wird es in einem Panel geben, in dem das Crowdfunding und das Vorab-Material aus dem englischen Original präsentiert wird, um einen Eindruck zu geben, was die Spieler*innen erwartet. Auch darüber hinaus bietet der Uhrwerk Verlag zur SPIEL.digital ein reichhaltiges Programm an. „Es wird unter anderem ein Panel geben, in dem wir uns allen Rollenspielsystemen widmen, die auf der Year-Zero-Engine von Fria Ligan basieren und bei uns erscheinen“, verrät Felix. „Das sind ja mittlerweile doch eine ganze Menge: Mutant: Jahr Null, Die Verbotenen Lande, Coriolis und Vaesen, für das wir bereits die Lizenz haben und es demnächst auch als Crowdfunding realisieren möchten. Solche Panels bieten wir selbstverständlich auch für unsere anderen großen Reihen an und wollen jeweils den Stand der Dinge sowie weitere Pläne präsentieren.“

Der Pakt der Hexenkönigin © Uhrwerk Verlag
Der Pakt der Hexenkönigin © Uhrwerk Verlag

Gestreamt werden diese Panels aus dem Home Office, da der Uhrwerk Verlag inzwischen komplett dezentral aufgestellt ist und keine Verlagsräume für diesen Zweck besitzt. „Die SPIEL.digital bietet über ihre Oberfläche die Möglichkeit, einen entsprechenden Discord-Server zu nutzen, der zum Beispiel angesteuert werden kann, wenn Leute, die uns über unsere Stand-Seite entdeckt haben, mit uns Kontakt aufnehmen möchten“, beschreibt Felix den Kontakt mit den digitalen Messe-Besuchenden. „Wir haben aber darüber hinaus speziell für die SPIEL einen eigenen Discord-Server eingerichtet. Der wird für Workshops und Panels, aber auch für Demo-Runden genutzt werden.“

Wie genau die Verknüpfung und Präsentation aller Inhalte auf der SPIEL.digital aussehen wird, beschreibt Felix wie folgt: „Die Messe bietet uns die Möglichkeit, uns auf einer eigenen Stand-Seite zu präsentieren. Dort finden sich eine Vorstellung des Verlages und unsere Neuheiten. Wir können dort auch Medieninhalte wie Youtube-Videos verknüpfen, sowohl von uns produziert als auch von Orkenspalter TV, mit denen wir dabei ein Stück weit zusammenarbeiten. Zum Beispiel wird dort deren Erklärung, was Pen-and-Paper-Rollenspiel überhaupt ist, zu finden sein, aber eben auch Let’s Plays zu unseren Systemen.“

Eine Reise in Die Frostweiten

Die Plattform geht aber über reine Informationen hinaus. „Wir haben auch die Möglichkeit, auf unserer Stand-Seite Aktionen und Events zu verlinken“, erklärt Felix. „Andere Verlage nutzen das, um auf Aktionen vor Ort in bestimmten Geschäften hinzuweisen. Das werden wir allerdings nicht machen, da uns dazu schlicht die Location fehlt. Von unserer Seite aus kann man aber direkt auf unseren Discord-Server gelangen und dort an einer Runde teilnehmen, oder zu Twitch-Streams, die wir mit Orkenspalter TV zusammen gestalten.“

Die Frostlande © Uhrwerk Verlag
Die Frostlande © Uhrwerk Verlag – Hier geht’s zum Funding

Dort wird auch ein Let’s Play zum Crowdfunding von Die Frostweiten zu finden sein. „Nach meinem bisherigen Kenntnisstand“, sagt Felix, „wird das Abenteuer in den Radenlanden, dem Haupt-Setting von Die Verbotenen Lande, beginnen und dann einen Ausblick in den eisigen Norden wagen, dem sich die Erweiterung widmet. Ähnliches wird es auch für Splittermond geben. Wir versuchen, das Programm so breit wie möglich aufzustellen, wobei die Vorrausetzungen für ein Let’s Play ja ganz anders sind als bei einem Panel oder Workshop – nicht nur, was die technische Vorbereitung angeht, sondern auch in der Hinsicht, dass es nicht nur um Informationen, sondern auch um Unterhaltung geht und man ja einen gewissen Schauwert bieten will.“ Ob andere Systeme mit dabei sein werden, wird derzeit noch abgewogen und geplant. 

Felix gibt einen weiteren Ausblick auf das Programm: „Was auf vergangenen Online-Cons gut angekommen ist, waren Vorstellungen unserer Systeme mit der Dauer von etwa 30 bis 60 Minuten“. Hier würden Artwork, Charaktere und Regeln eines Systems kompakt und anschaulich vorgestellt. „Dabei bekommt man den Input viel konzentrierter als in einer Demo-Runde mit einer Dauer von vier bis sechs Stunden. Die relativ kurze Dauer ermöglicht es uns zudem, solche Veranstaltungen in größerer Menge über die Bühne bringen können, sodass alle, die möchten, auch daran teilnehmen können. Anders als bei Demo-Runden gibt es ja auch keine Beschränkung der Teilnehmerzahl“.

Wie ist es am virtuellen Verlagsstand?

Die medialen Möglichkeiten sind bei einer Online-Veranstaltung also ganz andere. Wie es sonst so ist, am virtuellen Verlagsstand zu stehen? „Zuerst muss man dazu sagen, dass ich da nicht stehe, sondern sitze“, korrigiert Felix schmunzelnd. Dann geht es ernsthafter weiter. „2020 hat uns allen das Konzept von Online-Cons faktisch aufgezwungen. Ich glaube nicht, dass vorher jemand auf den Gedanken gekommen wäre, zumindest von Verlagsseite aus, dass so etwas für uns interessant sein könnte.“

„Das hätte uns überhaupt nicht eingeleuchtet“, fährt Felix fort, „denn wir können auf so einer Veranstaltung logischerweise nicht unsere Ware zum Verkauf anbieten. Klar, wir können auf unseren Online-Shop hinweisen und unsere Produkte bewerben, aber anders als auf einer normalen Con weiß ich nach Ende eines Kundengesprächs nicht, ob jemand ein Produkt kauft oder nicht.“

Der neue Splittermond-Sichtschirm © Uhrwerk Verlag

Entsprechend wichtig sei es, sich Feedback einzuholen. „Darüber kamen wir überhaupt auf den Gedanken dieser Systemvorstellungen, die ich vorhin beschrieben habe“, erklärt Felix. „Bei der ersten Online-Con, auf der wir waren, hat es noch gereicht, dass wir durchgehend in den Sprachkanälen ansprechbar waren und mit den Leuten geredet haben. Das hat für eine Con ganz gut funktioniert, aber bereits bei der nächsten Veranstaltung haben wir gemerkt, dass das nicht mehr reicht. Wir müssen und wollen mehr anbieten und bereiten deswegen seitdem immer ein festes Programm vor.“

Feinjustierungen ergaben sich aus der Erfahrung. „Wir haben zum Beispiel gelernt, dass es am Wochenende keinen Sinn hat, vor 13 Uhr Programm anzubieten“, erklärt Felix. „Und wir haben gelernt, dass es wichtig ist, die Teilnahme des Publikums zu fördern. Wir haben beispielsweise Slots von etwa zwei Stunden für eine große Fragerunde reserviert, um uns darüber Feedback einzuholen und Antworten zu geben. Denn dieser persönliche Kontakt, der sich sonst locker entwickelt, ist auf einer Online-Con nicht so gegeben. Da müssen wir von unserer Seite auch Angebote geben.“

Gibt es so etwas wie digitale Laufkundschaft?

„Spannend wird es bei der SPIEL.digital hinsichtlich der Laufkundschaft“, erläutert Felix. „Vorher waren wir nur auf reinen Pen-and-Paper-Online-Cons, wohingegen bei der SPIEL der Fokus auf Brettspielen liegt. Auf der Messe kommt gelegentlich Laufpublikum vorbei, dass sich für Pen-and-Paper interessiert, sich das von uns erklären lässt und im besten Fall sogar ein Spiel kauft. Wir haben extra einige Programmpunkte geschaffen, die solche Leute abholen und die Demo-Runden entsprechend einsteigerfreundlich gestaltet.“

Ob Felix noch abschließende Worte hat? Klar: „Ihr findet uns in der Themenwelt Pen-and-Paper auf der Seite der SPIEL.digital. Dort werden wir zum einen eine Menge Videos für euch bereitstellen aber zum anderen auch einen großen Plan mit verschiedenen Events. Wir freuen uns auf alle, die uns besuchen kommen.“

Fotografie: Roger Lewin
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek

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