Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Während das Grundregelwerk zum Rollenspiel Schattenjäger schon eine Fülle an Hintergrundmaterialien bietet, in die sich geneigte Spieler und Spielleiter einlesen können, kann es doch nur einen Überblick geben über die gesamten Möglichkeiten, die das System bietet. Besonders bei Systemen, die sehr viele Möglichkeiten für Fluff bieten, sind Quellenbände daher ein Muss. Mit „Dämonenjäger“ liegt nun ein solcher Quellenband vor, der sich gezielt mit einem der drei Orden der heiligen Inquisition befasst: dem Ordo Malleus. Dieser konzentriert sich auf dämonische Aktivitäten bzw. die ihrer Anhänger. Im Gegensatz dazu setzt sich der Ordo Hereticus mit Intrigen und menschlichen Gegnern auseinander, während der Ordo Xenos sich der Bedrohung durch Außerirdische widmet.

Er ist somit die perfekte Anlaufstelle für Akolythen, die gegen Warp-Entitäten, Kultisten und ähnliche Feinde des Imperiums kämpfen wollen.

Inhalt

Der Quellenband ist in fünf große Kapitel eingeteilt. Das erste Kapitel beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Fluff des Ordo Malleus. Auf 30 Seiten werden der Hintergrund und Werdegang des Ordo Malleus umrissen. Allein hier bieten sich dem aufmerksamen Spielleiter bereits viele Ansatzpunkte, welche er in Abenteuer einfließen lassen kann. Geheime Archive, die interne Struktur, die Geschichte und verschiedene dunkle Kapitel des Kampfes gegen die Horden des Chaos werden in kurzen Abschnitten beschrieben. Das Themengebiet wird kurz und knackig umrissen, es bleibt aber genug Interpretationsspielraum, um Plothooks zu setzen und die Spieler von dort aus tief in die verbotenen Archive des Ordnens zu führen. Wie diese allerdings aussehen, muss sich der Spielleiter selbst ausdenken, denn beschrieben wird dies nicht. Auch hier wird also eher ein fundierter Überblick über den Ordo Malleus gegeben.

Zu guter Letzt gibt das Kapitel eine Übersicht über wichtige Institutionen und Persönlichkeiten des Ordo Malleus wie die berühmten Grey Knights, die Kriegsgelehrten oder namhafte Dämonenjäger. Besonders der letztgenannte Abschnitt bietet eine wahre Fülle an Möglichkeiten, Kampagnen um den Orden herum zu generieren.

Der Rest des Buches beinhaltet vor allen Dingen zusätzliche Regeln für das Leiten von Kampagnen im Malleus-Umfeld. Der Anfang wird im zweiten Kapitel mit verschiedenen Hintergrundpaketen gemacht, die denen im Handbuch des Inquisitors ähneln. Dank einiger, kurzer Hintergrundinformationen zum Charakter als auch ein paar regeltechnischen Änderungen, bieten die Pakete gleichzeitig einige Rollenspielanreize. Als neues Element werden hier die Zellendirektiven eingeführt, welche quasi Hintergrundpakete sind, aber für die gesamte Akolythen-Gruppe und nur unter bestimmten Voraussetzungen gelten. Auch werden neue Karriereränge eingeführt, die weitere Möglichkeiten bieten, seinen Charakter zu personifizieren. Insgesamt bietet sich hier dem Spieler eine recht hohe Anzahl an Möglichkeiten, seinen Charakter nach seinen Wünschen zu formen, ohne zu überfordernd zu sein. Das Prinzip der alternativen Karriereränge und der Hintergrundpakete ist bekannt und wird mit den Zellendirektiven konsequent weitergeführt ohne zu komplex zu werden. Hinzu kommt, dass dies alles nur optionale Regeln sind, die aber nicht genutzt werden müssen.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Ausrüstung des Ordo Malleus. Hier findet man Beschreibungen und Wertetabellen für Nah- und Fernkampfwaffen, Rüstungen, Kraftfelder, sonstige Ausrüstung sowie die mächtigen gesegneten Waffen. Hierfür findet man sogar Regeln, in denen sehr übersichtlich beschrieben wird, wie man kurzerhand selbst gesegnete Waffen für seine Malleus-Kampagne bauen kann.

Doch jeder Dämonenjäger braucht einen Feind. Und so widmet sich das vierte Kapitel voll und ganz dämonischen Entitäten. Kurz werden die vier Chaosgottheiten umrissen und jeweils eine Abenteueridee geliefert, der Hauptteil dieses Kapitels konzentriert sich auf die Erschaffung eigener Dämonen und der Generierung ihrer Werte. Dies ist erstaunlich komplex, ähnlich der ursprünglichen Charaktererschaffung aus dem Grundregelwerk zu Schattenjäger, weshalb sich im Anhang auch ein eigener Charakterbogen als Kopiervorlage für Dämonen findet. Zahlenaffine Spielleiter werden daher dieses Kapitel lieben, das sehr übersichtlich mit den verschiedenen Tabellen umgeht und Schritt für Schritt die Dämonenerschaffung erklärt. Abgerundet wird das Kapitel durch ein kurzes Bestiarium von Dämonendienern und einer wirklich kurzen Tabelle von fünf dämonischen Nahkampfwaffen.

Im letzten Kapitel geht es um den kämpferischen Arm des Ordo Malleus, die Grey Knights. Wird anfänglich noch einmal speziell der Hintergrund des Space-Marine-Chapters beschrieben, beschäftigt sich der Rest des Kapitels mit der Erschaffung, Steigerung und dem Spielen von Grey Knights als SC. Hier kommen wir auch wieder zum einzigen wirklichen Kritikpunkt an Dämonenjäger. Die Einführung von Grey Knights als Spielercharaktere ist äußerst mutig und verlangt sowohl Spieler als auch Spielleiter einiges ab. Sie sind, vor allem in einer gemischten Gruppe, nichts für Anfänger und haben einen hohen Powerlevel. Bereits bei den Sororitas hat sich gezeigt, dass dies in gemischten Gruppen leicht zu Balancing-Problemen führen kann. Von daher empfehle ich ganz klar, dass Spieler, die Space Marines spielen wollen lieber zu anderen Systemen greifen sollten, wie beispielsweise Death Watch. Dieses ist schon von vorneherein darauf ausgelegt, Space Marines zu spielen. Sollte sich aber doch jemand daran wagen wollen einen Grey Knight zu spielen, findet er in dem Buch alles hierfür Benötigte inklusive einer weiteren Kopiervorlage für einen Grey Knight-Charakterbogen.

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass das Buch einen guten Überblick sowie die notwendigen Werkzeuge liefert, um eine Kampagne im Ordo Malleus-Umfeld zu starten. Es bietet viele Ansätze, aus denen man Abenteuer oder ganze Kampagnen generieren kann, allerdings eben auch nur Ansätze. Ohne jede Menge weiterer Arbeit des Spielleiters mit dem gelieferten Material und seiner eigenen Kreativität wird man nicht weit kommen. Wenn man allerdings daran gewöhnt ist, Eigenarbeit zu investieren, wird man von diesem Quellenband nicht enttäuscht sein.

Preis-/Leistungsverhältnis

Im normalen Rahmen um 20 EUR angesiedelt, ist der Preis für dieses Quellenmaterial auf jeden Fall angemessen. Für jeden, der mit dem Gedanken spielt, einen Ausflug in die Welt des Ordo Malleus zu unternehmen, ist dieses Buch ein Muss. Ausrüstung, Hintergrundpakete und Dämonen in ausreichendem Maßstab zusätzlich zu Fluff-Informationen und massig Abenteuerideen, mehr kann man sich von einem Quellenband nicht wünschen.

Erscheinungsbild

Schattenjaeger Dämonenjäger CoverDer Quellenband liegt als PDF vor und verfügt über ein Bookmark-Verzeichnis, was das Navigieren auf PDF-Readern und Tablets sehr erleichtert. Das Layout ist Schattenjäger-typisch hochqualitativ, mit farblichen Seitenmarkierungen, zweispaltiger Schrift in gut lesbarer Schriftgröße. Die Schriftart passt angenehm zum Schattenjäger-Stil mit leicht gotischem Hauch, ist aber nicht schwer zu lesen. Farbige und S/W-Illustrationen im gesamten Buch lockern den Lesefluss auf und vermitteln ein jeweils thematisch passendes Bild des grimmigen, düsteren 41. Jahrtausends des Calixis-Sektors. Mit 148 Seiten ist das Buch kein sonderliches Schwergewicht, sondern eher im Mittelfeld anzusiedeln. Entgegen der Hauptwerke der Schattenjäger-Reihe gibt es am Ende kein Tabellenverzeichnis der Ausrüstung, was allerdings daran liegen mag, dass die Ausrüstung in diesem Band eher wenig Platz einnimmt und daher nicht noch unbedingt erneut abgedruckt werden musste.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Heidelberger Spieleverlag
  • Autor(en): Andy Hoare, Owen Barnes, Alex Davey, Jan Hardlin, Charles May, Kevin Rubitsky, Paul Tucker, Ross Watson
  • Erscheinungsjahr: 2013
  • Sprache: Deutsch
  • Format: DIN A4
  • Seitenanzahl: 148
  • ISBN: 394285709X
  • Preis: 18,00 EUR (PDF), 16,70 EUR bis 34,95 EUR (Druck)
  • Bezugsquelle: Amazon (Druck), DriveThruRPG.com (PDF), Sphärenmeisters Spiele (Druck)

 

Fazit

Dämonenjäger ist ein guter und umfangreicher Quellenband zu Schattenjäger, das seine Leser in die Welt des Ordo Malleus entführt. Es gibt einen guten Überblick über den Orden an sich, seinen Aufbau und seine Geschichte sowie wichtige Persönlichkeiten.

Das Buch bietet Spielleitern viele Ansatzpunkte für Abenteuer und Kampagnen, in die sie allerdings selbst weitere Arbeit stecken müssen, um diese auszubauen. Außerdem bietet es umfangreiche Regelerweiterungen wie Regeln zur Dämonenerschaffung, Charakterhintergrundpakete und alternative Karriereränge im Ordo Malleus. Als Schluss bietet es die äußerst kritisch zu bewertende Möglichkeit, als SC einen Grey Knight zu spielen. Dies ist eine Möglichkeit, die aufgrund ihres hohen Potentials das Balancing zu stören nur sehr erfahrenen Spielern und Spielleitern vorbehalten sein sollte. Hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt.

Dies alles in Zusammenhang mit einem Layout auf gewohnt hohem Schattenjäger-Niveau macht das Buch zu einer definitiven Kaufentscheidung für Spieler und Spielleiter, die einen Ausflug in den Ordo Malleus wagen wollen.

Daumen5maennlichArtikelbilder: Heidelberger Spieleverlag

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein