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Die RPC steht immer häufiger im Fokus von Kritik langjähriger Besucher. Vernachlässigt die Con, die Rollenspiel im Namen trägt, seinen Markenkern und wird zu einem Event für Cosplayer und Videospieler? Ja und Nein findet Redakteur Michael – und das sei das Beste, was der klassischen Phantastik passieren kann.

Man liest es immer wieder im Netz oder hört es im Freundeskreis: „Gibt es da eigentlich auch noch Rollenspiel?“ oder „Das ist nur noch eine Cosplay-Con“. Zuweilen gar kombiniert mit Vorurteilen, Pauschalisierungen und mehr oder weniger offenen Anfeindungen und Herabwürdigungen.

Tatsächlich muss man ehrlich sagen: Ja, der Cosplay-Bereich auf der RPC wächst, und nimmt auch bei Facebook verhältnismäßig viel Raum ein. Auch Videospiele sind auf der Con inzwischen üblich, was sich auf den Plakaten am besten erkennen lässt: Als Hauptsponsor tritt sehr deutlich ein MMO hervor. Bei den weiteren vorhandenen Sponsoren auf dem Plakat finden sich ein Fernsehsender und satte sieben Videospiele, Videospielmagazine oder Zubehörhersteller. Immerhin aber auch noch ein Rollenspielverlag, der sich allerdings ohne Schriftzug und ausschließlich mit Logo präsentiert.

RPC 2017 Plakat
RPC 2017 Plakat

Ist die Kritik also berechtigt? Löst sich der Markenkern auf? Ja und Nein. Es gibt auch weiterhin Rollenspiel auf der Role-Play Convention. Ebenso gibt es Brettspiele, Tabletops,  Mittelalterstände und Illustratoren. Aber eine fast reine (Analog-)Spieleconvention wie beispielsweise die Feencon ist es eben auch nicht mehr. Aber ist das so schlimm? Ganz und gar nicht. Nein, im Gegenteil. Es ist wundervoll, und dieser Pfad sollte nicht gebremst, sondern ausgebaut werden, gerne auch auf weiteren Cons. Denn es ist das Beste, was dem klassischen Spielebereich mit Tischrollenspiel und Co passieren kann – und das sage ich als Rollenspieler, Vorsitzender eines Rollenspielvereins und Orga einer Rollenspielcon. Wir alle sollten Videospieler, Cosplayer, Animefans und Co mit offenen Armen empfangen und uns freuen, dass wir ihnen auf der RPC begegnen.

Vorab: Wirtschaftlichkeit

Wenn ich mit meinem Spieleverein jedes Jahr eine kleine Rollenspielcon mit ein paar hundert Besuchern mache, sind wir zufrieden wenn wir danach ein wenig Gewinn haben, mit dem wir unseren Verein etwas finanzieren können. Jeder arbeitet freiwillig und ehrenamtlich, wir haben einen festen Kern an Besuchern, und können damit zufrieden sein.

Eingeschränkter gilt das auch für Cons, die direkt oder indirekt vom einem Spieleverlag finanziert beziehungsweise ausgerichtet werden – wie zum Beispiel die RatCon, die bekanntermaßen die Hauscon von Ulisses Spiele ist.

Eine RPC ist da aber etwas anders. Hier handelt es sich um eine kommerzielle Veranstaltung. Als solche möchte diese natürlich einen Gewinn erwirtschaften. Man kann dazu stehen wie man will – letztlich würde aber auch eine gemeinnützige Veranstaltung dieser Größenordnung darauf angewiesen sein, vernünftig zu wirtschaften. Entsprechend muss eine Großveranstaltung schauen, dass sie ausreichende Einnahmen erzielt, um mindestens die Kosten zu decken. Die Einnahmen kommen dabei hauptsächlich aus drei Quellen: Eintrittskarten, Werbung und Standgebühren.

Standgebühren bringen am meisten Geld, wenn alle Flächen ausgebucht sind. Ist es so, dass es unmöglich wäre noch einzelne weitere Stände unterzubringen? Nein, ich denke, da hätte zuletzt noch ein wenig mehr gepasst. Cosplay und Co haben also potenziell keinem etwas weggenommen.

Werbung ist das Mittel, um auf einfache Weise Geld zu erhalten. Für den Veranstalter dürfte es dabei ziemlich egal sein, wer als Sponsor auftritt, solange es nicht aus ethischen Gründen abzulehnen ist. Es ist fraglich, ob ein klassischer Rollenspielverlag ähnliche Summen aufbringen möchte oder könnte wie ein großes international erfolgreiches MMO. Aber selbst wenn: Was würde es ändern? Es ist so oder so Werbung. Mir ist es relativ egal, wer da mit auf dem Plakat steht. Man darf aber wohl davon ausgehen, dass Schwergewichte aus dem Videospielbereich höhere Summen einbringen – was auch bedeuten kann: Mehr finanzielle Mittel für Angebote, auch abseits von Videospielen. Vielleicht sogar das nötige Geld, um eher unwirtschaftliche Bereich damit zu subventionieren. Das ist aber nur Spekulation, wenn auch denkbar.

Eintrittskarten sind der relevante Punkt für uns. Der Veranstalter möchte – wie sicherlich jeder Veranstalter – mindestens sein Besucherniveau halten oder sogar wachsen. Hier kommen wir aber zum Kern unseres Problems: Der klassische Rollenspielbereich, besonders Tischrollenspiel, ist nicht unbedingt ein Wachstumsmarkt. Viele langjährige Spieler gehen weniger auf Conventions als früher und haben auch weniger Zeit zum spielen – Hallo Beruf und Familie! Es kommen allerdings verhältnismäßig wenig neue, jüngere Spieler nach. Während ein Teil der Szene also langsam verschwindet fehlen jene, die nachfolgen – die Szene wird also eher kleiner als größer, und zudem älter im Schnitt. Für einen Veranstalter ist das nicht sonderlich toll. Er muss sich also überlegen: Wie ziehe ich trotzdem Besucher an?

Die RPC begreift sich trotz ihres Namens nicht einfach als (reine) Rollenspielcon, sondern viel breiter als „Fantasy-Convention“ – womit Phantastik im Allgemeinen gemeint ist. Mit diesem Selbstverständnis ist es nicht überraschend, dass man auch alle Bereiche der Phantastik ansprechen und vor Ort haben möchte. Was neben Rollenspiel in verschiedenen Facetten eben auch Cosplay und Videospiele umfasst – denn auch das ist Phantastik, wenn auch in anderer Ausprägung oder Auslebung. Und diese Bereiche wachsen. Es ist also nur logisch aus wirtschaftlicher Sicht, diese Fans ansprechen zu wollen. Es wäre unsinnig, diese Bereiche auszuschließen – um dann leere Standflächen zu haben.

Eine Fokussierung auf Rollenspiel könnte dagegen mittelfristig zu Problemen und zum Schrumpfen der Convention führen. Die Ausbreitung auf die ganze Bandbreite der Phantastik ist daher nicht nur wirtschaftlich mutmaßlich positiv (trotz Fernbleiben einiger Altfans) sondern zukunftsorientiert vielleicht sogar notwendig.

Zwischendurch: Wahrnehmung

Kostüme diverser Arten, und Videospiele an den Ständen: Gibt es es kein Rollenspiel mehr auf der RPC?
Kostüme diverser Arten, und Videospiele an den Ständen: Gibt es es kein Rollenspiel mehr auf der RPC?

Ein mutmaßliches Problem für Besucher ist die eigene Wahrnehmung. Wir wissen heutzutage, dass sich Erwartungshaltungen selbst erfüllen können durch veränderte Wahrnehmung. Wenn ich es immer wieder lese und darüber rede, erwarte ich von der RPC einen kleinen Rollenspielbereich und Cosplay an jeder Ecke – dann werde ich es auch stärker so empfinden. Es könnte mitunter helfen, sich selbst diesbezüglich zu hinterfragen und zu bemühen, rationaler heranzugehen.

Eine andere Frage wäre zum Beispiel, woran es liegen könnte, dass klassisches Rollenspiel weniger Raum einnimmt. Wer macht denn Demorunden, Stände, Workshops? Die RPC? Oder die Autoren und Verlage? Wer wäre also in der Verantwortung etwas Entsprechendes anzubieten? In einer kleinen Szene, die sich nach und nach auf weniger Verlage konzentriert, dürfte es allerdings kaum möglich sein zu wachsen. Jeder wegfallende Verlag macht sich bemerkbar. Und ich frage mich, wieso einige Tischrollenspieler lieber auf die SPIEL gehen als auf die RPC – dort sind zwar durch den internationaleren Fokus mehr Verlage, aber sicher nicht mehr Spielrunden und in der Regel auch keine Workshops oder Präsentationen. Das soll also besser sein?

Allerdings muss ich selbst eingestehen, dass Veränderungen negativ empfunden werden können. Wenn sich eine Veranstaltung im Charakter ändert, bekannte Gesichter fortbleiben und ein etwas anderer Schlag Menschen mehr Raum einnimmt, kann das vom Empfinden her durchaus unschön sein. Denn die Veranstaltung, die man lange Jahre genossen hat, die wie ein gutes Familientreffen war, existiert nicht mehr. Ich habe es selbst erlebt in meiner Heimatszene, und habe mich darüber geärgert. Erst mit viel Abstand konnte ich einsehen, dass nicht alles schlecht war, und es letztlich die Szene vorangebracht hat. Nicht nur im Guten, aber auch definitiv nicht nur im Schlechten. Die alte Zeit kommt nicht wieder, aber das Neue kann gut sein, wenn man sich darauf einlässt. Ich bereue nur, dass ich so viel Abstand dafür gebraucht habe.

Also, bitte: Man möge sich ernsthaft fragen, ob man nicht mitunter verzerrt wahrnimmt, und ob es nicht Aussteller und Autoren selbst in der Hand haben das Rollenspiel präsent zu halten und ausreichend anzubieten. Und auch, ob Veränderungen wirklich schlecht sind, oder ob es einfach nur anders ist, aber auch Gutes mit sich bringt.

Plädoyer: Für mehr Cosplay und Co auf Spielecons

Es ist nun kein Geheimnis, dass insbesondere Tischrollenspiel altert. Es ist auch in Vereinen und auf  kleinen Cons immer wieder Thema, die zu Teilen noch immer von den gleichen Leuten wie vor 10 oder 20 Jahren getragen werden – mangels ausreichenden Nachwuchses innerhalb der Szene. Sind wir als Phantasten, die wir als Rollenspieler sind, eine aussterbende Art? Nein, sicher nicht. Phantastik ist stattdessen weit akzeptierter und in die breite Masse vorgedrungen als je zuvor. Spätestens mit der Verfilmung des Herrn der Ringe, mit Harry Potter und Superheldenblockbustern. Niemand muss sich heute  schief anschauen lassen, weil er Comics oder Fantasyromane liest. Auch Rollenspiel ist weit akzeptierter als früher.

Bloß profitiert das Rollenspiel und seine Szene kaum von dieser Entwicklung, wenn man sich auf entsprechenden Cons und in Vereinen umsieht. Wo ist also der Phantastik-Nachwuchs? Gibt es ihn überhaupt? Aber natürlich! Er liest Mangas, kostümiert sich mit Begeisterung oder spielt Videospiele. Das mögen für ältere Phantasten relativ merkwürdige, ungewohnte Formen des Fandoms sein – aber es ist unbestreitbar Phantastik. Es sind Leute wie wir, die mit Liebe und Begeisterung in erdachte Welten eintauchen, die sich mitunter kreativ ausleben, und es sind Subszenen, die tatsächlich auch von ihrer Entwicklung sehr ähnliche Lebensläufe bieten.

Viele Leser werden sich vielleicht noch erinnern an die Zeit, als man sich, teils aus beruflichen teils aus anderen Gründen, nicht getraut hat über sein Hobby zu reden. Als Rollenspiele mit Satanismus und krankhafter Realitätsflucht gleichgesetzt wurden. Oder man als kleine Szene zusammen stand gegen die Medien, gegen die bürgerliche Gesellschaft die alles, was wir liebten, verteufelten. Ein Haufen von Phantasten, die oftmals nicht ganz der gewünschten Norm des Mainstream entsprachen und gerade in einer solchen Nischenkultur akzeptiert und aufgenommen wurden.

Die Szenen rund um Cosplay, Manga/Anime und Videospiele blicken ebenso zurück auf Diffamierungen. Videospieler wurden verschrien als Amokläufer, Gewalttäter und sozial unfähige Looser. Cosplayer galten ebenso als Freaks und verwirrte Extremfans die lieber fiktive Charaktere sein wollten als sie selbst, weil sie mutmaßlich nicht mit dem echten Leben umgehen konnten. Konsumenten von Mangas und Animes galten auch lange als gewaltverherrlichend und pervers, gar als pädophil. Die Medien haben uns allen Unrecht getan, und dadurch auch dazu beigetragen, dass sich diffamierte Fans zusammengetan haben, Vereine gründeten und innerhalb der Subszenen das „Wir“-Gefühl erst recht entstand: Wir gegen den Rest der Welt.

Jede dieser Fankulturen hat sich dabei lange Zeit auch durch Offenheit und Toleranz hervorgetan. Jede dieser Szenen hat auch die liebenswerten Außenseiter angezogen und integriert. Die Dicken, die Schüchternen, die Hornbrillenträger, die Leute mit Schuppen, die Exoten der Gesellschaft. Und es war gut so! Jede Nischenszene ist ein Zuhause, in der abseits der breiten Gesellschaft Offenheit herrschte und die Leute über gemeinsames Hobby und Interessen verbunden hat. Und nun? Sind wir an einem Punkt, wo wir andere Fans, mit denen wir so viel mehr gemeinsam haben als mit fast allen anderen Menschen im täglichen Leben, als Konkurrenz empfinden? Weil sie ihre Liebe zur Phantastik anders ausleben oder über andere Medien in fremde Welten reisen? Reicht das, um sie teils ebenso zu diffamieren wie es Medien getan haben oder teils noch tun, zu pauschalisieren, abzuwerten oder ihnen mit Vorurteilen zu begegnen?

Dabei bieten Cosplay und Co doch gerade uns als Phantastik-Fan und Rollenspieler genau das, was wir brauchen: Neue Impulse, neue Spieler, neuen Szene-Nachwuchs. Wo wir doch so viel gemeinsam haben, welche Personengruppe wäre uns denn näher und potenziell eher für Rollenspiel und anderen Spiele erreichbar als jene, die schon Phantasten sind? Die bereits eigene Charaktere spielen, wenn auch auf einem anderen Medium? Die sich gewanden, zeitweise auf einer Con eine andere Person als sich selbst spielen mit selbst gefertigten Kostümen? Für die das Lesen phantastischer Geschichten, wenn auch gezeichnet, zum Alltag gehört?

Die Schnittmengen sind größer als man vielleicht anfangs denkt. Solange die unterschiedlichen Phantastik-Subszenen aber voneinander getrennte Events und Plattformen haben, werden sie kaum zueinander finden können. Hier kommt auch die RPC ins Spiel. Denn hier begegnet man sich. Man kann miteinander in Kontakt kommen und seinen Horizont erweitern, und andere Formen der Phantastik und dessen Hobbymöglichkeiten kennen lernen.

Wenn wir also nicht möchten, dass Rollenspiel langsam und schleichend zu einem toten Hobby wird, sollten wir uns freuen, wenn Phantasten aller Coleur miteinander in Kontakt kommen, und der eine oder andere vielleicht sogar zum Rollenspieler wird. Und ebenso sollten wir uns auch öffnen. Es gibt keine bessere oder schlechtere Form der Phantastik. Pen&Paper gegen PC-Rollenspiele? Keines ist besser, sie sind nur anders, mit Vor- und Nachteilen. Fantasyromane oder Mangas? Nichts davon ist besser oder schlechter, sie sind auch nur anders mit eigenen Vor- und Nachteilen. LARP und Cosplay? Haben einige Schnittmengen, und das eine ist nicht schlechter als das andere, es sind nur unterschiedliche Arten noch tiefer und realer in fiktive Welten einzutauchen.

Die klassische Phantastik-Szene kann eigentlich nur profitieren, wenn sie angereichert wird durch „neue“ Formen wie Mangas und Cosplay. Mehr öffentliche Wahrnehmung, mehr neue Spieler und Konsumenten, eine ausgeglichenere Altersstruktur, ein gegenseitiges Profitieren vom jeweiligen Erfahrungsschatz und das gegenseitige Entdecken neuer Welten –  die Erweiterung jeder Hobbywelt durch neue Aspekte.

Und selbst wenn nicht, wenn man sich nur auf einer Con wie der RPC sieht ohne miteinander sonst umzugehen: Wir profitieren schon dadurch, dass wir zusammen sind. Wir sind gemeinsam eine Szene, die der Phantasten und angeblich Realitätsflüchtigen, und als solche gehören wir einfach zusammen. Je breiter wir aufgestellt sind, je mehr wir zusammen sind, umso mehr sind wir auch der Beweis, dass wir in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Keiner will zurück in die Zeit, als wir alle als Versager gegolten haben die fernab des „echten Lebens“ im Keller hocken. Nein, wir sind froh, dass wir heute Fans von Superhelden sein dürfen, dass wir uns in die Rolle einer fiktiven Figur begeben können, dass wir mit Begeisterung Fan sein dürfen – ohne als Spinner oder gar künftige Mörder und Kinderschänder zu gelten.

Darum mein Plädoyer: Lasst uns bewusst zusammen sein und die Arme füreinander öffnen. Wir sind uns so nah und ähnlich, lasst uns aufhören uns an Details aufzuhängen, die der Duchschnittsbürger vielleicht nicht einmal erkennen oder verstehen könnte. Sondern lasst uns zusammen sein, lasst uns begegnen, lasst uns voneinander lernen. Lasst uns sein, was wir schon längst völlig selbstverständlich sein sollten: Eine Szene, mit Individuen, unendlich vielen Facetten und Ausprägungen – aber doch vereint, im Herzen verbunden und im Bewusstsein, dass wir eine große phantastische Familie bilden.

Artikelbilder: Roger Lewin

30 Kommentare

  1. Für mehr „anderes“ wie Cosplay und Games – ja!
    Derzeit passiert das aber mM nach auf Kosten und zum Preis der Rollenspieler – ganz explizit des Larp Sektors.

    Ich mach vieles gern: Gaming, Cosplay, LARP, … ich bin da auch völlig offen. Aber wenn ne Messe mir quasi vermittelt das ich als LARPer nicht zähle indem man permanent mit der 2-tages Messe auf einem 4-tages WE parkt, dann schreib ich die Messe ab. Und ja – das hinterlässt dann nen faden Beigeschmack.
    Grade wenn ich bedenke wieviele Larper ihr Gesicht und ihre kostbare Zeit all die Jahre mit da rein gesteckt haben. Viele Acts wurden durch sie mit gestemmt.
    Da kann man sich durchaus vernachlässigt fühlen oder aber ‚ihr habt euren Dienst getan, jetzt springen wir auf den Cosplay Zug auf‘ vermittelt bekommen. Das ist dann leider kein ‚zusammen in neue Richtungen wachsen‘. :/

    • Das ist, wenn es so ist tatsächlich eine traurige Sache. Da seh ich aber auch den Veranstalter in der Pflicht (so er das überhaupt möchte) und würde davon absehen, DIE Cosplayer dafür verantwortlich zu machen (nicht dass du das tust, Pio).

    • Vielleicht ignoriert ihr LARPer ja viel mehr die RPC und legt den ersten 4tägigen LARP-Event immer wieder auf das RPC WE…. Verschiebt doch das LARP-Event damit ihr auf die RPC könnt.
      Ich als nicht LARPer aus dem südlichen Schwarzwald finde es super da ich so zumindest die Anreise nicht auf einen CON-Tag legen muss sondern schon 1-2 Tage vorher anreisen kann und mir Köln anschauen kann.

  2. RPC sagt doch eigentlich alles, sollte man meinen. Cosplay ist aber kein Rollen-Spiel. Es ist die Darstellung einer Rolle die ihren Ursprung aus dem Manga-/Anime-Bereich hat und inzwischen auch Comic und Computer/Spiel beinhaltet. Mit Brett-/Karten-Rollenspiel und Larp (was mMn die Hauptzielgruppe mit dieser Bezeichnung der Con – und auch vom Ursprung her – ist) nicht mehr viel zu tun hat. Und dass sich Aussteller/Autoren nicht mehr anmelden, oder allgemein die Hallen leerer bleiben, liegt sicher auch daran, dass inzwischen seit mehreren Jahren ignoriert wird, dass der Termin mit dem ersten 4-Tages-Larp-WE des Jahres zusammenfällt. Es war deutlich spürbar, dass dieses Klientel auf der RPC stetig abgenommen hat. Wo man vorher kaum durch die Gänge kam, klaffen immer mehr Löcher bei den Ständen. Auch ich bin für Vielfalt, aber in der richtigen Gewichtung.

  3. Ich verstehe nicjt, warum die RPC zu einem Computerspieler-Event „wird“? Das war sie doch schon immer? Dass sie dafür das lange Wochenende nehmen, so dass man am Feiertag aufbauen kann finde ich als Freiberufler ganz grandios. Und was ist daran auszusetzen, wenn man sich stärker auf die Fandom-Facette „Cosplay“ fokussiert, wenn die populärer wird? Nix. Ich finde auf der RPC zwei Dinge großartig: die Durchmischung der Fandoms und dass man sich da als Fangruppe kostenlos oder für recht kleines Geld präsentieren kann. Die Aussage „Cosplay sei kein Rollenspiel“ finde ich hanebüchen. Klingt wie Elitismus.

  4. Nein, die Vielfalt ist toll und sollte auch so bleiben. Dass Rollenspiel immer mehr in den Hintergrund rückt hat damit zu tun, dass es viele kleine Verlage gibt und die Location (seit sie in Köln ist) wahnsinnig teuer ist. So schaffen es fast nur noch große Unternehmen oder eine Branche in der sehr viel Umsatz fließt dahin. Ich kenne die Besitzer eines kleinen RPG Verlages, die sich jedes Jahr durch Standkooperationen den Besuch ermöglichen. Aber es sind auch sehr viele Verlage die dann doch lieber weg bleiben, weil es einfach zu teuer ist.

    • Und dennoch gibt es auch kleinere Verlage dort, genau wie auf der SPIEL auch. Ich wüsste jetzt keinen Verlag, der in Essen wäre und auf der RPC nicht – Messestände sind teuer, das ist überall so. Und Fangruppen zahlen für ihre Stände teils nur ne geringe Strompauschale, als Positivbeispiel auf der Gegenseite.

  5. Für mich ist die RPC die Mutter aller Comic Cons. Dort hat man das Prinzip schon gelebt, als der Name Comic Con noch in GB oder USA verortet war. Wir vom Science-Fiction Club Deutschland e.V. fühlten uns dort schon immer akzeptiert und bestens untergebracht. Und das wird sicher auch 2017 so sein. :-)

  6. Ich war – aus Entfernungsgründen – noch nie auf einer Con und bin wirklich überrascht. Könnte es vielleicht mit dem intro- bzw. extrovertierten Ausleben der Leidenschaft zu tun haben, dass man sich nicht auf Anhieb versteht bzw. die vielleicht eher stilleren Brettspieler sich vom „Lärm“ der Cosplayer gestört fühlen? Ich könnte mir eigentlich nur wenig Netteres Vorstellen als eine Con unter Mitwirkung von „Maul Cosplay“ als Geralt von Riva, während mir einer von eurer Szene verklickert, was ihr eigentlich so treibt :)

    • Christine,
      das ist tatsächlich ein guter Punkt, den du da ansprichst.
      Viele in meinem Freundeskreis mornierten über den Lärmpegel. Gerade in der
      Computerspielehalle steppte der Bär. Für extrovertierte wird eine tolle Show geboten,
      das macht richtig Spaß, für Introvertierte ist es oft zu schrill, zu voll und zu laut.
      Natürlich gab es auch genügend Raum wo es ruhiger war, doch blieb es bei vielen
      bei diesem ersten Eindruck.

  7. Danke Michael Fuchs. Ich versteh ja diese sich abgrenzen wollen garnicht. Ich war in meiner LARP Montur auf Comic Cons genauso willkommen, ich versteh nicht warum das umgekehrt nicht so sein soll. Ich denke, dass auch LARP sehr viel vom Cosplay profitiert hat und dass man gegenseitig viel voneinander lernen kann und soll. Ich versuche selbst gerade mich bei der Vernetzung von LARP und Cosplay in meine Heimatstadt zu engagieren.
    Klar, Cosplay ist wesentlich öffentlichkeitswirksamer, aber genau das ist es doch auch, was den Erfolg und breiten Einzug in die Gesellschaftsmitte von Conventions auch mit verursacht hat. Das ist doch zu begrüßen. Sind wir jetzt schon soweit bzw so groß, dass sich die einzelnen Untergruppen im – ich nenn es mal Nerdbereich – in ihre Nieschen zurückziehen und diese verteidigen? Solange das breit gefächerte Angebot nicht zurückgeht bzw. sich mehr und mehr in eine Richtung konzentriert, ist doch alles paletti.
    Klar ist es für viele traurig, wenn der eigene Aspekt des Fandoms zurückzugehen scheint, ABER wenn man durch Familie und Beruf eh nicht mehr wirklich dazu kommt was im Hobby zu tun bzw. sich der „Nachwuchs“ lieber auf Cosplay verlegt, dann ist das eine Entwicklung. Hersteller und Verlage wie GW, Fanpro etc. werden den Tabletop oder RPG markt schon nicht aufgeben bzw. wird es auch da immer neue Hersteller geben. Also keine Angst, dass der eigene Hobbyaspekt ausstirbt. Wie gesagt, solange die Bandbreite am Angebot bestehen bleibt seh ich kein Problem. Und wenn euch euer Aspekt zu gering ist, dann geht verdammt nochmal hin und nehmt Freunde mit.
    Die einzige Gefahr die ich vielleicht sehe ist die Austauschbarkeit der diversen Veranstaltungen. Wenn CC, RPC, FARK, Spiel, diverse andere Cons und ferner auch die LBM und FBM sich immer ähnlicher werden fände ich das auch etwas schade, nicht schlimm, aber schade. Gut die Buchmessen werden ihren Fokus immer auf Literatur haben, mir geht es eher darum, dass sich vielleicht eine Entwicklung abzeichnet, die die Profile der einzelnen Conventions immer weiter verblassen lassen. Glaube ich zwar nicht, da zB eine Nyancon sich auf Mangas und Animes konzentrieren wird, eine LBM auf Literatur, eine Spiel eben auf Spiele. Auf diesen Conventions sind die einzelnen Nerddoms einfach anderes verteilt. Ich kann mich noch erinnern als es in Österreich bei einem sehr beliebten Markt immer mehr weg vom ursprünglichen Thema (neuzeitliche Kriegsführung) hin zu einem 0815 Mittelaltermarkt ging. Daher versteh ich auch alle, die meinen, dass „ihre“ alte RPC nicht mehr das ist, was es einmal war und immer mehr zu einer ß815 Comic Con wird.

  8. Was mir so ganz nebenbei noch auffällt: „Cosplay statt Rollenspiel? Ja bitte, zugunsten von beidem zugleich!“ Wie kann das funktionieren wenn es Cosplay STATT Rollenspiel sein soll? Ich habe nichts dagegen, wenn Cosplay auf der RPC ist, es sind ja schon tolle Kostüme dabei. Die Veranstaltung wendet sich durch die wiederholte Terminlegung auf das WE nach Christi Himmelfahrt von einem riesigen Teil der Besucher ab. Dass durch dieses Besucherminus (Eigenbeobachtung als langjährige, mehrtägige Besucherin) die Preise steigen (müssen) ist dann nicht verwunderlich. Und so ergibt das Eine das Andere. (Meine Schlussbemerkung hierzu: was ist vielfältiger – Phantasie und Neuerschaffung oder Nach“bau“?)

    • Haha das ist ne gute Frage :D das list sich erstmal tatsächlich doof. Aber eigentlich wäre es nicht falsch. Wenn Rollenspiel etwas weniger würde, um Platz zu schaffen für neue Phantastikfandoms, wäre das für beide gut – wegen Durchmischung, Austausch und Neues kennenlernen. Auch mit weniger Rollenspielanteil würde das Hobby profitieren, wenn dafür mehr neue Leute es kennenlernen.
      Allerdings stimmt der Titel trotzdem nicht so wirlich, weil Cosplay ja kein Rollenspiel verdrängt und ausreichend Platz da ist.
      Zu deiner Schlussbemerkung: Hat den jeder Phantast nicht angefangen als Fan von Phantastik? Und innerhalb der Manga-/Anime-Szene, die ja immer noch den größten Cosplay-Block ausmacht, sind Zeichnen, Schreiben von Fanfics und Mangas (später auch eigener Charaktere und Geschichten) nicht unüblich. Phantasie und Neuerschaffung ist meiner Erfahrung nach in großen Mengen vorhanden – es ist nur nicht so sichtbar. Aber das ergibt für mich großes Potenzial ;)

  9. Wenn man über die RPC läuft, dann sieht man unheimlich viel Cosplay. Professionelles von Leuten, die damit ihr Geld verdienen und Cosplay von Leuten, die damit einfach ihre Verbundenheit zu dieser Thematik zeigen. Anderen Leuten zeigen wollen ‚He! Mir gefällt die Serie/Film/Figur, ich stehe dazu und es ist mir vollkommen egal, was andere deswegen über mich denken‘. Auf der RPC können sie es tun, weil sie dort die notwendige Toleranz erhalten. Weil man auf eine gewisse Weise ‚unter sich‘ ist. Man sieht ihnen eben ihre Leidenschaft/Hobby sofort an, während man es einem begeisterten P&P Spieler eben nicht ansieht. Aber ich denke nicht, dass es deswegen weniger davon gibt. Sie fallen eben nur nicht auf. Cosplay ist nicht gleich Cosplay, ebenso wie P&P nicht gleich P&P ist. Es gibt Leute, die werfen sich in ein Costüm und das war’s. Aber es gibt auch Leute, die ziehen sich nicht nur ein Costüm an und das war es dann, sondern sie wechseln in dem Augenblick die Rolle. Sie verhalten sich wie ihre Figur, sie artikulieren wie ihre Figur, sie leben diese Figur. Ich denke nicht, dass man diesen Cosplayer den Rollenspielaspekt absprechen sollte, denn immerhin SPIELEN sie eine ROLLE. Es ist also schon ein wenig schade, wenn hier verallgemeinert in einen Topf geworfen wird.

    Es stimmt dass Cosplayer in den allgemeinen Medien mehr Aufmerksamkeit bekommen, aber das ist schlichtweg die Schuld der Medien. Cosplay ist eben etwas, das jeder sich vorstellen kann und das jeder auf Anhieb versteht. Ein Blick und man weiß worum es geht. Rollenspiel zu erklären, ist da schon etwas anderes. Ich merke es im Bekanntenkreis, dass man dort mit dem Begriff ‚Rollenspiel‘ so überhaupt gar nichts anfangen kann und es auch noch immer Menschen gibt, die da sofort an die Horizontale denken. Leider. Man muss so viel mehr erklären, bis die Leute das Prinzip verstanden haben. Zeit, welche die allgemeinen Medien halt nicht aufbringen wollen.

    Eine Convention besteht nicht nur aus Veranstalter alleine. Der Erfolg hängt nicht nur alleine vom Veranstalter ab, sondern von jedem Einzelnen der auf der Convention ist. Aussteller ebenso wie Besucher. Sicherlich kann man den Veranstalter alleine dafür verantwortlich machen, wenn ein gewisser Bereich weniger präsent ist. Aber man könnte sich auch überlegen, woran es liegt und wie man es ändern könnte. Aber egal in welchem Bereich man schaut – Eigeninitiative ist immer schwieriger zu bewerkstelligen, als Kritik.

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