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Einer der ganz Großen ist am 11.08.2014 von uns gegangen. Robin Williams war ein Held meiner Kindheit, meiner Teeny-Jahre und auch heute noch, mit 40 Jahren, liebe ich seine Filme. Er war bekennender Videospiel-Geek und Warhammer 40K zählte auch zu seinen Hobbys.

Seine unvergesslichen Werke

Begonnen hatte er seine Karriere als Stand-up-Comedian und noch bis vor kurzem trat er vor Live-Publikum auf. Seinen TV-Durchbruch feierte er 1978 mit der Sitcom Mork vom Ork (Mork and Mindy), die den Gruß „Nano Nano“ unverrückbar mit seinem frechen Grinsen in Verbindung brachte.

Fantastische Werke wie Jumanji, Hook, Nachts im Museum, Hinter dem Horizont und Toys werden mir immer in Erinnerung bleiben. Aber auch seine ernsteren Projekte wie der wunderbar melancholisch-dramatische König der Fischer, Good Will Hunting, der unvergessliche Club der toten Dichter, Zeit des Erwachens, das Ghetto-Drama Jakob der Lügner und natürlich sein Film-Durchbruch Good Morning Vietnam, werden niemals ganz aus unseren Köpfen verschwinden. Komödien wie Mrs. DoubtfireFlubber und Ein Käfig voller Narren sind zu Klassikern avanciert.

In Hook brillierte er, an der Seite von Dustin Hoffman, als gealterter Peter Pan, der jenseits von Nimmerland in unserer Welt jeglichen Bezug zu seiner wahren Persönlichkeit verloren hatte. Erst die Rückkehr nach Nimmerland und das Zusammentreffen mit den „Verlorenen Jungs“ konnten ihn aus dem Tiefschlaf der Seele erwecken und die kindliche Freude wieder in ihm heraufbeschwören.

In Flubber stellte er den archetypischen, verrückten Professor mit so viel Liebe zum Detail dar, dass man beinah vom Stuhl fiel vor Lachen.

Jumanji hingegen erzählt eine wunderbare Geschichte über ein verzaubertes Spiel, dessen Spielzüge wahr werden. Er selbst war 26 Jahre darin gefangen und kehrte erst zurück, als zwei andere Kinder das Spiel spielen.

Wie Twitter-User „Mr. Siningclub“ es ausdrückte:

Ich hoffe ja irgendwie, dass in 26 Jahren irgendwo ein Kind eine 5 würfelt und Robin Williams einfach wieder auftaucht. #RIPRobinWilliams

Seine wohl bekannteste Rolle neben Mrs. Doubtfire, war jedoch die des schrillen Radiomoderators in Good Morning Vietnam. Er ließ sich von den Schrecken des Krieges einfach nicht unterkriegen und brachte den G.I.s etwas Farbe in den grausamen Alltag.

Auf den zweiten Blick – Abseits der Comedy

Auch Krimis und Thriller lagen seinem unerschöpflichen Talent nicht fern. Viele Menschen wundern sich vermutlich, dass „der lustigste Mensch der Welt“ auch solche Filme gedreht hat. Aber, damit verweigern sie einem großartigen Charakterdarsteller die Anerkennung, die er verdient. Robin Williams war nicht nur ein „Spaßmacher“, er war auch ein großartiger Dramatiker.

The Final Cut, The Angriest Man in Brooklyn und Insomnia, sind allesamt empfehlenswert. Sein Portrait des vereinsamten, von seiner Umgebung und seinen Ängsten geplagten, Fotoservice-Angestellten Sy Parrish in One Hour Photo, der sich in eine Familie „hinein sehnt“, ist ein Meilenstein der Schauspielkunst.

Den größten Eindruck machte er jedoch in Tragikomödien wie Patch Adams und Jack. In Der 200 Jahre Mann spielt er in einer modernen Version des Pinocchio einen Roboter auf der Suche nach Menschlichkeit. Diese erreicht er allerdings erst, als es im Grunde schon zu spät ist. Sein Schauspiel war stets eine perfekte Gratwanderung zwischen rührend und belustigend. Er schaffte es immer wieder, dass man lachte und dabei eine Träne verdrückte. Sein außergewöhnliches Talent bestand darin, die Tragik einer Situation zu vermitteln, aber dabei nie aus den Augen zu verlieren, dass noch Hoffnung bestand.

Emotionen, ob dunkel oder hell, niemand konnte sie so glaubhaft und natürlich vermitteln wie Robin Williams. Sein immer etwas schiefes Lächeln wirkte jedes einzelne Mal aufrichtig und echt. Sein Lachen herzlich und offen.

Spielzeuge und Liebe über den Tod hinaus – Meine Favoriten

Mir persönlich haben es seine beiden Filme Toys und Hinter dem Horizont ganz besonders angetan.

Toys war einer der ersten Filme mit Robin Williams, den ich sah, und der einen wahrlich bleibenden Eindruck bei mir hinterließ.

Er porträtiert den Sohn eines Spielzeugherstellers, welcher nach dem Tod des Vaters dessen Tradition des „echten“ Spielzeugs weiterführen möchte. Dabei hat er nie ganz das „Kind sein“ abgelegt. Er ist nie wirklich erwachsen geworden und möchte auch weiterhin Spielzeug bauen, das Kinder zum Lachen bringt und ihre Fantasie anregt. Spielzeug, das skurril und lustig ist.

Doch sein Bruder, der zum Militär gegangen ist und dort eine steile Karriere zum General hingelegt hat, hat ebenso Ansprüche auf das Erbe. Und er ist das exakte Gegenteil von Vater und Sohn. Er fasst den Plan, die Maschinerie der Fabrik zur Herstellung von „Mini-Flugzeugen“ (Drohnen) zu nutzen und Kinder diese steuern zu lassen. Zusammen mit der Assistentin seines Vaters, die ein ganz eigenes Geheimnis hütet, macht sich nun der betrogene Sohn daran, mit Hilfe seines Genies und einer Armee aus Spielzeugen die Fabrik zurückzuerobern.

Der ganze Film ist ein wunderbares Märchen. Eine Parabel über das Erwachsenwerden und das Bewahren eines kindlichen Herzens. Über die Lust am Leben und den Humor. Herrlich skurril und bizarr, verrückt und voller kleiner, subtiler Gags.

Und eine kritische Zukunftsvision ist der Film darüber hinaus. Dachte doch 1992 noch kaum einer ernsthaft an mit Hilfe von Drohnen geführte Anschläge auf Ziele in Kriegsgebieten. Oder an die Verrohung Jugendlicher durch Gewalt in Computerspielen.

Hinter dem Horizont ist ebenfalls ein wunderbares, visuell und emotional eindringliches modernes Märchen.

Eine glückliche Familie wird durch eine Reihe tragischer Unglücke auseinandergerissen. Schließlich weilt nur noch die Mutter unter den Lebenden, doch die Liebe ihres Mannes zu ihr ist so stark, dass sein Geist sich weigert vollkommen ins Jenseits einzutreten. Er bleibt unsichtbar an ihrer Seite, erlebt mit, wie sie in tiefe Depressionen verfällt und schließlich Selbstmord begeht. Nun setzt er wahrhaftig Himmel und Hölle in Bewegung, um ihre Seele zu retten, da sie als Selbstmörderin keinen Zugang zum Himmelreich erlangt. Er begibt sich auf eine fantastische Reise durch das Leben nach dem Tode, um seine große Liebe zu retten. Wundervolle Bilder, hervorragendes Schauspiel aller Beteiligten und eine überaus beeindruckende Bildsprache, machen diesen Film zu einem Erlebnis. Ganz zu schweigen von dessen emotionaler Tiefe.

Der lustigste lebende Mensch kann nicht mehr lachen

Am Ende erlag der Meister des schrägen Humors und der sanften, seelenvollen Darstellung wohl seiner Unfähigkeit, dem Druck der Traumfabrik standzuhalten.

Schon seit Jahren plagten ihn Alkohol und wohl auch die Drogensucht. Seit 2006 clean, litt er jedoch noch immer an Depressionen und zog sich immer mehr zurück. Allem Anschein nach hat er letztlich die Hoffnung verloren, die er uns in seinen Filmen immer wieder so wunderbar vermittelte.

Ich kann für Mr. Williams nur hoffen, dass die oben erwähnte biblische Strafe in seinem Falle ausgesetzt wurde. Er schenkte Generationen von Menschen durch seine Kunst und sein Talent das Lachen und brachte Freude in so viele Herzen. Jemand ,der seine Tochter „Zelda“ nennt, weil der die Spiele so sehr mag, kann die Hölle nicht verdient haben. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und jenen, die ihm nahestanden, mögen sie diese schwere Zeit gut überstehen.

Wir anderen waren nur Nutznießer seiner Kunst, wir nahmen, was er uns gab und sind auf ewig dankbar dafür.

Schließen möchte ich mit zwei Zitaten.

Aus Hinter dem Horizont:

  • „Wo ist Gott in dieser Welt?“
  • „Er ist da oben. Er liebt uns. Er schreit es uns regelrecht zu und wundert sich, warum wir ihn nicht hören.“

 

Aus Club der toten Dichter:

  • „Carpe diem! Nutze den Tag! Macht etwas Außergewöhnliches aus Eurem Leben, da es vergänglich ist!“

 

Ruhen sie in Frieden, Mr. Williams. Die Welt wird sie nicht vergessen.

„Nano Nano“, Mork vom Ork.

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Artikelbild: TriStar Pictures

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