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Vaiana – Das Paradies hat einen Haken. Viel mehr finde ich, der Titel hat einen Haken. Und damit meine ich nicht die Umbenennung von Film und Protagonistin von Moana zu Vaiana. Diese wurde in ganz Europa vorgenommen, um Verwechslungen mit Moana Pozzi, einer verstorbenen italienischen Pornodarstellerin, oder der gleichnamigen Dokumentation über ihr Leben zu vermeiden.

Viel mehr stört es mich, dass der deutsche Filmverleih sich abermals genötigt sah, einen ebenso unnötigen, wie albernen Untertitel hinzuzufügen. Dieses Mal ist niemand neu verföhnt oder völlig unverfroren, aber einen Haken hat die Sache eben dennoch. Warum muss das immer sein? Außer auf den Plakaten taucht dieser Untertitel ohnehin nicht auf und in den Köpfen wird er auch kaum bleiben. Entsprechend werde ich für den Rest des Artikels das mit dem Untertitel tun, was er verdient hat: ihn vollkommen ignorieren.

Story

Zu Beginn von Vaiana lernen wir, dass die bewohnbaren Inseln der gezeigten Region alle von der Göttin Te Fiti abstammen, der Göttin des Lebens. Doch als der Halbgott Maui ihr Herz stahl, um es den Menschen zu schenken, weckte dies das Monster Te Ka, das Maui angreift und ihm seinen magischen Fischhaken aus der Hand schlägt, mit dessen Hilfe er sich in beliebige Tiere verwandeln konnte. Auch das Herz Te Fitis geht dabei verloren und eine Verderbnis beginnt, sich über die Inseln auszubreiten.

800 Jahre später beginnt die Geschichte der Häuptlingstochter Vaiana. Sie lebt auf der paradiesischen Insel Motonui mit ihren Eltern, der verschrobenen Großmutter und dem Rest des Stammes. Eigentlich scheint ihr Leben äußerst glücklich zu sein, wäre da nicht ihre Sehnsucht, das Meer zu bereisen. Aber ihr Vater verbietet ihr, das schützende Riff zu überqueren, denn dort draußen sei es viel zu gefährlich.

Doch nach und nach zeigt sich, dass die Verderbnis auch Motonui immer näher kommt, und eine alte Legende besagt, dass ein Mitglied dieses Stammes jenseits des Riffes Maui finden und ihn überzeugen würde, das Herz Te Fitis zurückzubringen.

Wie könnte es auch anders sein, ist Vaiana die Person, die vom Meer auserwählt worden ist, diese Aufgabe zu erfüllen. Also macht sie sich, entgegen den Wünschen ihres Vaters, dafür aber mit dem Segen ihrer Großmutter, die ihr auch einige verborgene und hochseetaugliche Boote gezeigt hat, auf die Suche nach Maui, um mit diesem zusammen ihre Welt zu retten. Schnell stellt sich aber heraus, dass das Finden von Maui nur das kleinste Problem war, denn der Halbgott ist viel weniger heldenhaft und hilfsbereit, als sie es gedacht hatte.

Um größere Spoiler zu vermeiden, soll diese Beschreibung der Anfangsproblematik erst einmal ausreichen. Zwar ist Vaiana immer noch ein Kinderfilm und damit der Ausgang des Ganzen recht vorhersehbar, jedoch sind ein paar Details in der weiteren Geschichte enthalten, die durchaus auch für erwachsene Zuschauer eine Überraschung bieten können. Dabei bleibt die Geschichte aber stets simpel genug, um auch von Kindern verstanden zu werden.

Darsteller

Da es sich um einen computeranimierten Film handelt, gibt es keine Darsteller im eigentlichen Sinne, sondern lediglich Synchronsprecher. Im Deutschen sind das in den Hauptrollen Lina Larissa Strahl (Bibi und Tina) als sprechende Stimme Vaianas, Debby van Doeren als ihre singende Stimme, sowie Andreas Bourani (Baymax, Hotel Transsilvanien 2) als Maui. Etwas fragwürdig ist hierbei, warum man Frau Strahl nicht auch hat singen lassen, denn schließlich hat sie schon in mehreren Singles bewiesen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage gewesen wäre.

Überhaupt ist die Synchronisation an vielen Stellen etwas fragwürdig. Warum ist Vaianas Vater nicht Häuptling des Stammes, sondern Chief? Und warum wurde aus „You’re welcome“ ein „Voll gerne“? Ich habe genug Kinder in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, und keines von diesen scheint die Art von Sprache zu sprechen, die die Synchronregie dieses Filmes für die aktuelle Kinder- und Jugendsprache hält.

Inszenierung

Vaiana ist in 3D animiert, ich habe den Film aber in 2D gesehen, so dass ich zu den 3D-Effekten nichts zu sagen vermag.

Die restlichen Effekte sind auf jeden Fall sehr gut gelungen, wobei eines der Highlights des Films die von Hand animierten Tätowierungen Mauis sind, in denen unter anderem ein Mini-Maui lebt, der durchaus ein eigener Charakter ist.

Was die Musik angeht, ist auf der positiven Seite anzumerken, dass dieses Mal kein Ohrwurm des Kalibers „Let it go“ dabei ist. Negativ ist anzumerken, dass die Lieder alle irgendwie gleich klingen und es viel zu viele sind. Auch hatte ich beim Gucken der Trailer eher den Eindruck, dass die Lieder thematisch in die gezeigte Region passten als das im Film der Fall war. Wie viel dabei daran liegt, dass selbst in den deutschen Trailern die Musik im Hintergrund englisch ist, kann ich nicht sagen, bis ich den Film auf Englisch noch einmal gesehen habe.

Erzählstil

Der komplette Film wird aus Sicht von Vaiana erzählt. Sie ist die Identifikationsfigur für das Publikum und mit ihr gemeinsam lernen wir die Geheimnisse ihrer Welt kennen. Alle anderen Figuren, Halbgott oder nicht, sind dabei nur Helfer auf ihrem Weg, ihre eigene Bestimmung zu finden.

Natürlich kommt dabei der Humor auch nicht zu kurz. Neben dem dummen Huhn Heihei ist hier unter anderem das Meer selbst ein Charakter mit viel Charme und einigen lustigen Szenen. Und auch Witze, über die man zuerst ein oder zwei Sekunden nachdenken muss, sind vorhanden.

Obwohl der Film eine Freigabe ohne Altersbeschränkung hat, gibt es doch ein paar Szenen, die recht bedrohlich und düster sind und für allzu sensible Kinder problematisch sein könnten.

Für erwachsene Zuschauer interessant und amüsant ist, dass sich die Macher des Films durchaus über andere Filme aus dem Hause Disney und deren klare Strukturen lustig machen. So gibt beispielsweise Maui Vaiana an einer Stelle klar zu verstehen, dass sie sehr wohl eine Prinzessin sei. Schließlich singe sie viel und spreche mit Tieren.

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Fazit

Vaiana – im Orginal Moana, was in Europa zur Verwechslung mit eine Pornodarstellerin hätte führen können – ist das neueste Werk der Disney Animation Studios. Er erzählt die Geschichte der Titelheldin Vaiana, ihres Zeichens Häuptlingstochter auf der Insel Motonui, die sich aufmacht, den Halbgott Maui zu finden und zu überzeugen, einen Fehler aus seiner Vergangenheit rückgängig zu machen. Dabei stößt sie auf allerlei Hindernisse, von denen die Sturheit von Maui selbst nur eines der ersten ist.

Wie schon in den letzten Werken aus dem Hause Disney ist auch hier die „Prinzessin“ nicht mehr das zu rettende Schmachtobjekt für den männlichen Helden, sondern die tatsächliche Hauptfigur. Alle anderen Figuren sind nur da, um ihre Entwicklung zu begleiten oder Impulse zu geben.

Optisch macht Vaiana dabei einen sehr guten Eindruck und auch die Geschichte bleibt trotz des zu erwartenden Happy Ends spannend und unterhaltsam. Einzig die Synchronisation und die Lieder stören an mancher Stelle etwas, so dass es nicht ganz für die Höchstwertung gereicht hat.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Walt Disney Studios

 

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