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Als Scharmützler kommt Bushidō mit wenigen Miniaturen aus. GCT-Studios bietet mit seinen Startersets mit je 5 Modellen einen einfachen Einstieg ins Spiel. Grund genug zwei dieser Starter auf Herz und Nieren zu prüfen. Das optionale Regelbuch nehmen wir ebenfalls unter die Lupe.

Nach unserer Vorstellung des Spielsystems Bushidō, widmet sich dieser Artikel konkret Zweien der erwerbbaren Startersets, denen der Ito und der Tengu. Eine Kurzrezension des Regelbuches findet sich am Ende des Artikels.

Übersicht

Die Starter für das Tabletop Bushidō enthalten jeweils 5 Modelle die insgesamt 34 bis 36 Reis, das in Bushidō genutzte Punktesystem, kosten. Für einen Preis von 35 bis 40 EUR pro Starter bekommt man direkt gegeneinander balancierte Banden für den Einstieg.

Verpackung

Die Starter sind einfache große Blister, gefüllt mit mehreren Beutelchen für die einzelnen Miniaturen, einer Plastikhülle mit den Spielkarten der Modelle und einem Zettel, der einen kurzen Text zur Fraktion enthält. Schlicht und einfach gehalten, allerdings ohne jegliche Polsterung für die Miniaturen, was durchaus zu beschädigten Modellen führen kann.

 

Karten

Die enthaltenen Karten hinterlassen einen gemischten Eindruck. Der Druck ist sauber, die Bildqualität gut und die Pappe stabil genug. Die scharfen Kanten und vor allem der teilweise verschobene Druck sind aber Minuspunkte. Die ungeraden Ränder stoßen besonders unangenehm auf, sind sie doch optisch stark irritierend in ihrer Asymmetrie und geben das Gefühl, dass man sich hier einfach nicht viel Mühe gemacht hat. Versiegelt sind die Karten nicht, daher bieten sich Schutzhüllen in jedem Falle an. Zuletzt findet sich auf einer Karte auch ein Druckfehler, womit diese auf eine Eigenschaft verweist, die nicht im Regelbuch existiert.

 

Die Miniaturen – Allgemeines

Die Modelle innerhalb der Boxen sind in einzelne Tüten verpackt. Dabei enthält jede Tüte immer sämtliche Teile einer Miniatur. Das erleichtert die Zuordnung aller Einzelteile.

Das Metall weist eine mittlere Biegsamkeit auf. Die wenigen verbogenen Teile waren nicht völlig verbogen und ließen sich problemlos richten.

Gussgrate sind zumeist sehr durchgängig und leicht zu entfernen. Manchmal befinden sie sich jedoch an sehr schwer zugänglichen oder unauffälligen Stellen, wie unter den Achselhöhlen. Das erhöht den Arbeitsaufwand zuweilen sehr. Ebenso gibt es auch hier manchmal die großen Grate wie hier bei den Tengu.

Über den Mantel bis ins Fell

Im Gegenzug dazu finden sich auch Spuren davon, dass die gröbsten Grate schon vor der Verpackung entfernt wurden, wie hier an Akimoto zu erkennen.

Vorarbeiten an den Graten

Die Modelle sind liebevoll gestaltet und verfügen über eine angenehm hohe Menge an Details. Der Guss ist größtenteils scharf und ermöglicht es Einzelheiten gut zu erkennen. Die Qualität kann nicht mit den Besten auf dem Markt mithalten, aber man bekommt ein solides Produkt. Die Passgenauigkeit ist ebenfalls sehr hoch – an keinem Modell war es nötig mit Modelliermasse nachzubessern.

Die Ito: Miniaturen und Einheiten

Der Starter enthält fünf Modelle: Zwei Bushi des Tempels, eine davon mit Namen (Chiyo), Akimoto, ein Mitglied der Familie bei dem sich der Segen Orochis ziemlich deutlich manifestiert, Sakura, eine Shisai (Priesterin) Orochis, und Ito Itsunagi, den ältesten Sohn der Ito Familie.

Bushi des Tempels

Ein einfacher Bushi für fünf Reis ist immer willkommen, um die Bande zahlenmäßig aufzustocken. Die Karte enthält zwei Lebenspunktleisten, womit man zwei Modelle auf einer Karte spielen kann, in diesem Falle empfiehlt sich Chiyo als gewöhnliche Bushi zu spielen. Sein guter Nahkampfwert und das Talent im Nahkampf zuerst zuzuschlagen machen die einfachen Bushi des Tempels schon zu nützlichen Kämpfern. Das Modell besteht aus drei Teilen und passte sehr gut zusammen, trotz der waffenziehenden Haltung.

 

Chiyo

Chiyo ist eine Bushi des Tempels für sechs Reis; für diesen Punkt bekommt sie die Eigenschaften Springen und Aufspringen, sowie eine besondere Verteidigung. Ein gut investierter Punkt, der sich selten nicht lohnt. Das Modell kommt in vier Teilen daher und nur die Haare waren schwierig anzubringen, da der Klebepunkt sehr klein ist. Die Gussgrate im Gesicht hätten auch nicht sein müssen. Die Passgenauigkeit war aber erneut gut.

 

Akimoto

Akimoto hat das Gesicht Orochis bekommen und kann dadurch furchteinflößend werden. Gemeinsam mit seiner Impulsivität, wodurch er zuerst in der Runde handeln muss, kann er so einen Bereich des Spielfeldes dem Gegner unzugänglich machen. Jedoch muss er rasch unterstützt werden, da er ein mieser Nahkämpfer ist. Seine fünf Reis ist er vor allem durch die Abschreckung und seiner Eigenschaft Blut des Orochis wert. Mit Letzteren können die Ito frei Giftattacken in ihrer Bande verteilen.

Akimoto besteht aus drei Teilen und bietet mehrere Möglichkeiten wie man den Arm platzieren kann. Grate gab es zwar viele, aber die ließen sich gut entfernen.

 

Sakura

Eine Shisai für sieben Reis, die nicht nur mehr Blut des Orochi auf das Feld bringt, sondern auch die Möglichkeit Gegner mit ihrem Blick zu vergiften, ist Sakura. Zudem kann sie ihre eigenen Ki-Punkte an ihre Mitstreiter vergeben, um diese zu unterstützen. Man sollte demnach gut auf sie achten, denn sie ist eine ebenso schlechte Kämpferin wie Akimoto, auch wenn sie mit einem Talent alle Feinde im Basenkontakt vergiften kann.

Mit ihren drei Teilen baut sich Sakura ebenfalls rasch zusammen.

 

Ito Itsunagi

Mit dreizehn Reis ist Itsunagi ein richtiges Schwergewicht. Mit einem sehr hohen Nahkampfwert, der auch noch preiswert durch Ki-Punkte zu steigern ist, einem Spezialangriff und zwei Spezialverteidigungen, einem Wiederholungswurf pro Nahkampftest und drei Talenten, um ihn im Nahkampf zu schützen, sollte sich jeder vorsehen ihm zu nahe zu kommen. Obenauf hat er noch einen gewissen Schutz gegen Fernkampfangriffe sowie Gedankenkontrollangriffe und eine einfache Überzahl im Nahkampf ignoriert er ebenfalls. Richtig unterstützt schlägt er leicht eine Bresche in die gegnerische Bande.

Das Modell besteht aus vier Teilen, wobei die Schwertscheiden etwas Mühe bedurften, um die richtige Positionierung zu finden.

 

Die Tengu: Miniaturen und Einheiten

Im Starter der Tengu befinden sich ebenfalls fünf Modelle: drei Tengu, Zenkibo, Tarobo und Kotenbo sowie zwei Hügelbewohner, Nuniq und Taliriktug. Wir haben also nur namhafte Modelle in der Box.

Nunig

Die Speerkämpferin hat die Eigenschaften Kundschafter und Flankenmarsch, also kann sie später und außerhalb der Aufstellungszone aufgestellt werden. Ihre Fähigkeit gegnerische getarnte Modelle zu entdecken und in ihrer Bewegung zu behindern, macht aus ihr einen wirklich guten Kundschafter. Mit ihrem guten Nahkampfwert und einer Sonderverteidigung, kann sie auch eine Weile überleben bis die Verstärkung eintrifft, sechs gut investierte Reispunkte.

Das Modell besteht aus zwei Teilen und ist entsprechend schnell zusammengebaut.

Nuniq
Nuniq

 

Taliriktug

Groß, breit und kräftig wie es nur Hügelbewohner sind, bringt Taliriktug eine große Waffe und pure Angriffskraft mit aufs Spielfeld. Er kann seine Angriffe verstärken und hat einen furchteinflößenden Kriegsschrei. Genau derjenige, den man braucht, um Nuniq zu unterstützen, wenn sie Probleme bekommt. Sieben Reis kostet es ihn in die Bande aufzunehmen.

Mit vier Teilen gestaltet sich der Zusammenbau sehr gradlinig.

 

Taliriktug

 

Tarobo

Ein weiterer flankierender Kundschafter, der sich dank seiner Flügel und athletischen Fähigkeiten schnell bewegen kann ist Tarabo. Zudem hat er einen guten Nahkampfwert, kann Gegner verwirren und sich problemlos aus dem Nahkampf lösen. Für sieben Reis bekommt man hier einen Kämpfer, der hervorragend geeignet ist Missionsziele zu erfüllen, manchmal auch unter der Nase des Gegners.

Mit sechs Teilen ein eher komplexeres Modell, aber dank der guten Passform nicht schwierig zu bauen.

Tarobo

 

Zenkibo

Zenkibo ist ein guter Nahkämpfer mit hoher Bewegung und einer Fähigkeit, die ihn sich jede Runde einen Zoll extra bewegen lässt. Quasi ein gewöhnlicher Tengu mit stabilen Werten für sechs Reis.

Fünf Teile, die gut zusammenpassen machen dieses Modell aus.

Zenkibo

 

Kotenbo

Mit neun Reis kommt der Anführer der Tengubande Kotenbo aufs Spielfeld. Guter Nahkampfwert, eine gefährliche Waffe und ein Talent, um seine Attacken zu verstärken, machen ihn zu einem guten Kämpfer. Die Fähigkeit die anderen beiden Tengu zu kommandieren, was ihnen weitere Aktionen pro Runde erlaubt, macht ihn aber zu einer wirklich guten Ergänzung der Bande. Zu guter Letzt hat er ein Talent, das ihm einmal im Spiel erlaubt bei einer 4+ nach seinem Tod ins Spiel zurückzukehren; ein stabiler Anführer also.

Auch Kotenbo besteht aus fünf Teilen, die gut zusammenpassen.

Kotenbo

 

Fazit Starterboxen

Die Starter liefern was sie versprechen, eine gute Basis für eine größere Bande. Alle Miniaturenteile sind klar zuzuordnen und dank der Karten ist eine Übersicht aller Fähigkeiten der Modelle vorhanden, auch wenn einige davon in den Regeln nachgelesen werden müssen. Die Qualitätseinbußen bei den Karten ziehen die Gesamtwertung aber nach unten. Dennoch sind sie eine hervorragender Einstieg ins Spiel.

Mit Tendenz nach Oben

 

Regelbuch

Das Regelbuch wurde 2015 veröffentlicht und enthält Hintergrundmaterial zum gesamten Bushidō Universum, sowie die Regeln, einige Szenarien, ein Geländebaututorial und taktische Tipps zu allen, bis zu diesem Zeitpunkt erschienenen, Armeen.

Ein schön gestaltetes Cover

Das Buch ist broschiert mit einer leicht samtenen Oberfläche, die restlichen Seiten sind Hochglanzfarbseiten. Die Bindung ist stabil, lediglich die Pappe des Covers zeigte bereits nach wenigen Tagen Abnutzungserscheinungen an den Kanten. Auf den Textseiten gibt es stets dunkle Schrift auf hellem Untergrund mit klarem Kontrast und somit ist alles gut zu lesen.

Es finden sich sehr viele Artworks, Miniaturenfotos, Diagramme und Tabellen im Buch, so dass nur eine einzige Doppelseite ohne eines dieser Elemente existiert. Dies macht das Buch optisch sehr angenehm und vermag es recht leicht die gewollte Atmosphäre zu beschwören. Leider hält der Inhalt und Aufbau des Buches nicht mit der Aufmachung mit.

Die 127 Seiten sind in sechs Kapitel unterteilt: das Leben auf den Jwar-Inseln, Reisetagebücher, die Fraktionen von Bushidō, Regeln, Szenarien und Sonstiges. Hinter den Kapiteln folgt ein kurzer, aber ausreichender Regelindex, eine Referenzbogen und eine Seite mit notwendigen Spielmarkern zum Kopieren. Abgeschlossen wird das Buch stilecht mit einem Sun Tze Zitat.

Jedes Kapitel wird mit einem Eintrag aus dem Tagebuch von Kato dem Puppenspieler, einem Anführer des Kultes von Yurei, eingeleitet. Sehr stimmungsvoll, das finden wir gut.

Kleine Illustrationen mehren die Stimmung

Die ersten beiden Kapitel geben einen Überblick über die Geschichte, Geographie und das Leben auf den Inseln. Leider sind die Geschichten mit Ortsbeschreibungen vermischt, so dass man nicht wirklich eine Ordnung erkennen kann. Ein Kapitel hätte es genauso getan. Die beiden Kapitel enthalten viel Hintergrundwissen und schöne Orts- und Weltbeschreibungen, die einen guten Eindruck der Welt vermitteln. Ebenso wie in den Regeln finden sich aber oftmals seltsame Formulierungen, die den Eindruck vermitteln, dass deutsche, spanische, italienische und auch ein paar englische Muttersprachler an den Texten geschrieben haben. Dies bremst das Lesevergnügen ab und an.

Die Karte im Buch

 

Das dritte Kapitel sortiert den Hintergrund aus und stellt die (zukünftig) spielbaren Fraktionen vor. Nach einer Doppelseite, die alle Fraktionen kurz vorstellt, bekommen die vier originalen Armeen (Präfektur von Ryu, Die Mönche von Ro-Kan, Der Kult von Yurei und die Savage Wave) jeweils anderthalb Seiten Beschreibungstext und eine Doppelseite an Miniaturbildern spendiert. Die Ito, als damals neue fünfte Fraktion, bekommen eine Seite Text, eine Seite Miniaturbilder und eine Kurzgeschichte. Diese leidet leider auch unter dem eher konfusen Schreibstil.

Ab Seite 71 beginnen dann die Regeln, welche sich nicht von denen unterscheiden, die man zum Download bekommt. Mit insgesamt 28 Seiten nehmen die Regeln einen vergleichsweise kleinen Teil des Regelbuches ein.

Das folgende Szenariokapitel stellt sechs Szenarien und szenariospezifische Regeln vor. Diese sind recht verständlich geschrieben und versprechen angenehme Spielvariation.

Das letzte Kapitel hat ein Tutorial zum Bau von Bambus, Taktiktipps für die fünf beschriebenen Fraktionen, den Index, Referenzbogen und Marker.

Die harten Fakten:

  • Verlag: GCT Studios
  • Autor(en): Gorden Cunningham, Toby Nathan (u.a.)
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Sprache: Englisch
  • Format: DIN A4
  • Seitenanzahl: 127
  • ISBN: 978-0-9576542-0-4
  • Preis: 27,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhändler des Vertrauens

 

Fazit zum Regelbuch

Die Aufmachung ist schön und zeigt viel Aufmerksamkeit, die in den Hintergrund geflossen ist. Der chaotische Aufbau und die Schreibweise lassen das lesen aber teilweise zu Arbeit werden. Ein schönes Buch für alle Fluff-Interessierten, zum Spielen ist es aber nicht notwendig und daher nur für die Atmosphären-Interessierten von Interesse. GCT sollte wirklich an ihrem Qualitätsmanagement arbeiten.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: GCT-Studios
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