Der Friedberger Verlag Pegasus Spiele ist vielen vor allem für die deutschen Ausgaben von Cthulhu und Shadowrun bekannt, sowie Brett- und Kartenspielen wie Munchkin oder Krosmaster Arena. Das Sortiment umfasst allerdings weitaus mehr – Partyspiele, Kinderspiele, Strategiespiele, es gibt kein Marktsegment das die Hessen nicht bedienen. Entsprechend groß und auffällig war der Auftritt während der SPIEL: Ein großer Stand im Verlagsrot, mitten in der großen Halle 3. Dabei gab es neben einzelnen Klassikern vorwiegend neuere Spiele, neue Editionen und natürlich frisch zur Messe erschienene Produkte zu spielen und erwerben bei den Mitarbeitern und rund 70 Spiele-Supportern.
Pegasus deckt inzwischen das gesamte Spektrum an Brett- und Kartenspielen ab und unterteilt diese selbst in Kategorien. Die Kategorie Kinderspiel haben wir dabei ausgelassen. Zu fast allen Spielen lassen sich online auf den jeweiligen Unterseitenseiten beim Verlag die Spielregeln herunterladen. Da aus verständliche Gründen kein ausgiebiges spieltesten möglich war, ist die Vorstellung der Neuheiten nicht wertend zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
Familienspiele
Im Bereich der Familienspiele gab es drei Premieren neuer Spiele zu sehen:
Dr. Eureka: In diesem „schnellen Aktionsspiel“ füllen zwei bis vier Spieler möglichst schnell bunte Kugeln aus Plastik-Reagenzgläsern so um, dass diese am Ende entsprechend des Musters auf der gezogenen Karte angeordnet sind. Runterfallen darf dabei natürlich keine Kugel, und wer als erstes fertig ist, hat gewonnen.
Gierige Goblins: Ein Spiel von Richard Garfield, dem Erfinder von Magic: The Gathering. Zwei bis vier Spieler ab acht Jahren versuchen hier, aus den Minen eines Berges die meisten Reichtümer zu fördern. Hierbei legen sie allerdings auch Minensteine, die sie selbst gesehen haben, die anderen Spieler aber nicht. Diese wissen daher nicht, ob dort Schätze, Monster oder Dynamit liegt – bluffen ist daher ein nicht zu unterschätzender Teil des Spiels. Die einzelnen Minen werden von den Spielern beansprucht, ab dann dürfen auch keine Minensteine mehr dorthin gelegt werden. Dynamit macht das Spiel dabei noch einmal spannender: Dieses vermehrt Reichtümer in den Minen – ab einer gewissen Menge Dynamit wird allerdings die ganze Mine gesprengt und wird zu einem Minusgeschäft.
Brave Rats – Duell der Ratten: Der Autor von Love Letter hat auch mit Brave Rats ein Spiel erschaffen, das mit wenigen Karten auskommt. Jeder der zwei Spieler spielt dabei einen Rattenclan und besitzt acht Handkarten mit Werten zwischen 0 und 7. Jede Runde wird eine Handkarte ausgewählt und mit der gegnerischen verglichen – die höhere gewinnt. Allerdings besitzen einige Karten dazu noch besondere Fähigkeiten, die sich auf das Spiel auswirken. Man wird also abwägen müssen wann man was ausspielt.
Funspiele
Der Bereich der Funspiele wird dieses Jahr dominiert von Erweiterungen und neuen Editionen bestehender Spiele:
Epic PvP Erweiterung 2: In der neuen Erweiterungen wird das Kartenspiel Epic um die Rassen Halbling und Katzenmenschen sowie die Klassen Dunkle Ritter und Kleriker ergänzt. Insgesamt sind nun je acht Rassen und Klassen vorhanden, die beliebig miteinander kombiniert werden können, was – bei Besitz von Grundspiel und beiden Erweiterungen – einige Abwechslung verspricht.
Boss Monster 2 – the next Level!: Die Neuheit des letzten Jahres, Boss Monster, erhält nun also einen zweiten Teil. Dieser kann sowohl eigenständig als auch als Erweiterung gespielt werden und besticht bereits wie das Original durch die charmante 8-Bit-Retrografik.
Smash Up – Vergessene Helden: Die neueste Erweiterung zu Smash Up führt die Fraktionen Astroritter, Sternenwanderer, Unedle und Wechslerbots ein, „die nicht aus den grandiosen Filmen und Fernsehserien stammen, die wir alle so lieben. Wirklich nicht.“ Wie bei anderen Erweiterungen, kann auch diese wieder eigenständig zu zweit gespielt werden.
Munchkin Christmas Light: Die neueste Munchkin-Ausgabe widmet sich ganz dem „ganz normalen Weihnachtswahnsinn“ und ist zudem als einfacher Einstieg in die Munchkin-Welt konzipiert.
Yomi Erweiterungen: Zum Beat’em-Up-Kartenspiel Yomi gesellen sich vier weitere Kämpfer, was die Gesamtzahl auf acht erhöht – es werden aber noch weitere folgen. Die Charakterdecks sind einzeln erhältlich, so dass man sich seine Lieblingskämpfer aussuchen kann. Im Rahmen der Messe gab es bei Pegasus zudem den Yomi Fight Club, bei dem man mit neu gekauftem Deck teilnehmen und gegen andere Spieler spielen konnte, um Würfel und mehr zu gewinnen.
Kennerspiele
Der größte Block an Neuheiten war im Bereich der Kennerspiele zu finden:
Mystic Vale: Nach den Erfolgen von Deckbauspielen der letzten Jahre war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis eines irgendwann das Genre neu erfindet – und das könnte Mystic Vale sein. Der neue Mechanismus lautet: Card-Crafting. Die zwei bis vier Spieler beginnen mit 20 Startkarten, die jedoch fast leer sind. Die neu erworbenen Karten, die teils durchsichtig sind, werden zu diesen in die enthaltenen Kartenhüllen gesteckt und somit fusioniert. Da die Karten dreigeteilt sind (oben, unten, Mitte) können auch mehrere Karten zusammengefügt werden. Hinzu kommt ein Textstreifen, der zusätzlich belegt werden kann. Eine spannende, neue Idee, die das Deckbauspielen voranbringt. Das Spiel ist exklusiv über Pegasus selbst und die Pegasus-Premium-Shops erhältlich.
Jórvík: Dieses Wikingerspiel ist eine thematisch anders gestaltete Neuauflage des Spiels Die Speicherstadt, welche vor allem durch ihren Kaufmechanismus im Spiel überzeugen will. Um Karten aus der Auslage zu werben, wird eine Mischung aus Worker-Placement und Biet-Mechanismus verwendet. Enthalten ist zudem eine Variante für fortgeschrittenes Spiel, welches der Erweiterung des Originalspiels entspricht.
Glück Auf! Das große Kartenspiel: Der Nachfolger von Glück Auf! Führt die Spieler ins Ruhrgebiet des 19. Jahrhunderts, um dort Kohle abzubauen. Diese muss jedoch auch auf Waggons geladen werden, es müssen Kapazitäten beachtet werden, und die passende Lok benötigt man auch noch, um die Kohle zum Ziel zu bringen und Siegpunkte zu erhalten. Zudem wird das Spiel um den Kauf von Aktien und Geschäftsziele bereichert, und Arbeiter gibt es nicht unbegrenzt – es ist also einiges zu beachten beim Abstieg in die Zechen.
Raptor: Die Dinosaurier sind gar nicht ausgestorben – auf einer einsamen Insel haben Forscher ein Dinosaurierweibchen mit Jungtieren entdeckt. Dieser Fund muss natürlich in Sicherheit gebracht werden! Spieler Eins steuert dabei Forscher und versucht genau das zu erreichen, während Spieler Zwei die Dinos steuert und genau das verhindern will. In nur rund 30 Minuten wird dabei auf einem modularen Spielbrett mit den enthaltenen Miniaturen gespielt. Das Spiel ist ausschließlich über den Fachhandel zu beziehen.
Tides of Madness – Wogen des Wahnsinns: Der Nachfolger von Tides of Time kommt mit lediglich 18 Karten und einigen Plättchen aus und lässt die Spieler wahnsinnig werden. Denn in den drei Runden werden zwar Karten ausgespielt und gewertet, doch einige lassen auch langsam wahnsinnig werden – wodurch man Siegpunkte erhalten kann. Hauptsächlich dient der Wahnsinn jedoch dazu, dass Spiel verlieren zu lassen – ab einer gewissen Menge ist es automatisch vorbei. Warum das so ist? Weil die zwei Spieler als Forscher mit den Großen Alten konfrontiert werden. Kenner des Cthulhu-Mythos sollten genau wissen, wie so etwas endet.
Design Town: In diesem kleinen Kartenspiel bauen die Spieler als Bürgermeister einer Stadt diese Stück für Stück aus. Dabei dürfen aus dem eigenen Kartenstapel beliebig viele Karten ausgespielt werden – allerdings erzeugen einige auch den Unmut der Bürger, und wenn eine solche Karte an oberster Stelle des Decks liegt, muss sie auch gespielt werden. Bei einer bestimmten Menge Unmut ist der Zug automatisch vorbei, und man verliert die Möglichkeit, neue Karten zu kaufen und/oder aufzuwerten.
Im Wandel der Zeiten – das Kartenspiel: Das Kartenspiel mit dem Namen des bekannten Zivilisations-Bau-Spiel verfolgt das gleiche Ziel, obwohl es sich hier nur einem Rebrand handelt: Seine Zivilisation voranbringen, mit Errungenschaften, Technologien und Weltwundern. Jede Karte des im chinesischen Originals Guns&Steel lautenden Spiels ist dabei zugleich eine Ressource, und diese werden benötigt, um aus der ausliegenden Kartenpyramide neue Karten zu erwerben. Diese werden zur Spitze hin besser/fortschrittlicher, kosten allerdings für jede Karte darunter extra Ressourcen. Taktisches Vorgehen und haushalten ist daher unabdingbar.
Expertenspiele
Auch im Bereich der Expertenspiele brachten die Hessen drei neue Titel zur Messe mit:
Great Western Trail: Das exklusiv in den Pegasus-Premium-Shops erhältliche Strategiespiel führt zwei bis vier Spieler in den Wilden Westen. Als Rancher treiben diese ihre Viehherden von Texas nach Kansas, wo sie in den Zug verladen werden. Dabei stellen sich ihnen einige Hindernisse in den Weg, wie beispielsweise Indianer oder Überschwemmungen. Dazu müssen Cowboys, Ingenieure und Handwerker beschäftigt werden, um neue Rinder zu erhalten oder Gebäude und Zugstrecken zu besseren Zielen zu bauen. Das Spiel wurde entwickelt von Alexander Pfister, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnet wurde für seinen Erfolgstitel Mombasa.
Das Orakel von Delphi: Im diesem ebenfalls exklusiv über die Premium-Shops erhältlichen Spiel müssen die Spieler im Wettstreit um Zeus‘ Gunst zwölf Aufgaben erfüllen, während sie über die Ägäis segeln. Welchen Weg es dabei einzuschlagen gilt, erfahren die Spieler durch Hinweise des namensgebenden Orakels. Dort gibt es drei Farbwürfel, die jeweils für eine Aktion ausgegeben werden dürfen – wobei die Aktionen jeweils einer Farbe zugeordnet sind. Hinzu kommen Schiffsplättchen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Ausrüstungen, Begleiter und ein variabler Spielplan.
Roll for the Galaxy – Der große Traum: Die erste Erweiterung für das Weltraumspiel ist wie das Grundspiel ausschließlich online bei Pegasus und über die Premium-Shops erhältlich und bringt den Spielern neue Heimatwelten, Fraktions- und Spielplättchen sowie zwei neue Würfeltypen (Anführer und Gründer). Zudem wird ein zusätzliches Modul eingeführt, welches den Spielern in jeder Partie sechs Aufgaben stellt und demjenigen, der diese zuerst erfüllt, einen einmaligen Joker-Arbeiter oder einen Siegpunkt gibt.
Sonstiges
Neben den diversen Neuheiten wurden auch weitere Spiele gezeigt und gespielt, welche in nicht allzu ferner Zeit veröffentlicht wurden, wie beispielsweise Mage Wars Academy. Auch das eine Woche vor der Messe veröffentlichte Krosmaster Arena 2.0 wurde gezeigt, wobei einer der Spieltische in einem schmückenden Brunnen untergebracht war und sich so von den anderen Spielen abhob.
Erwähnenswert ist zudem, dass Pegasus Spiele in diesem Jahr erstmals das offizielle Merchandise der SPIEL produzierte und vermarktete. Hierzu gehören ein T-Shirt, ein Kaffeebecher, ein Einkaufsbeutel und – natürlich – ein Würfelbecher mit Würfel.
Produktbilder: Pegasus Spiele
Fotografien: Michael Fuchs
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