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Gestern Nacht ging ein kleiner Schauer durch die deutsche LARP-Szene. Der bekannte LARP-Fotograf Moritz Jendral hat das Ende seiner Tätigkeit im Bereich LARP bekanntgegeben. Vier Jahre lang hat er unzählige Cons, von klein bis groß, fotografisch begleitet und viele einzigartige und besondere Momente eingefangen.

Schon vor einigen Monaten zeichnete sich ab, dass Moritz die LARP-Fotografie nicht so intensiv weiter betreiben könne wie zuvor. Da sein Einsatz auf Cons in der Regel pro bono ablief, konnte er in dieser Zeit keine Aufträge wahrnehmen, die auch seinen Lebensunterhalt sicherten. Dazu kamen der Verschleiß der Ausrüstung und hohe Fahrtkosten. Trotz Patreon, Spenden, dem Verkauf einiger Bilder sowie Orgas, die einen Foto-Obulus an Moritz weitergaben, konnten die Kosten nicht im Ansatz gedeckt werden, und das Hobby drohte an die Existenz zu gehen.

Eine Weile wird Moritz Jendral jedoch noch der Szene mit seinen Bildern ein paar unvergessliche Momente schenken, da von zahlreichen Cons noch nicht alle Bilder gesichtet, bearbeitet und veröffentlicht wurden. Sobald das erledigt ist, ist jedoch Schluss. Mit der Ankündigung von gestern Nacht verliert die LARP-Szene einen ihrer profiliertesten Fotografen, dem auch wir viele tolle Bilder verdanken.

Darum sagen die Teilzeithelden Danke. Danke für eine geile Zeit mit noch geileren Fotos, die LARP für viele greifbar machten.

Wer Moritz zum Abschied noch ein kleines Dankeschön und Unterstützung für seine Ausrüstung zukommen lassen möchte, kann dies unter http://moritz-jendral.de/support/ noch bis Ende des Jahres machen. Dann schließt auch sein Shop.

Originalpost

Artikelbild: ©Wintergrafie – by Marco Winter

26 Kommentare

  1. Für mich war er dadurch immer Hoffnungsträger, dass man durch die Unterstützung Gleichgesinnter von und für das gemeinsame Hobby leben kann. Er hat viel für das Ansehen des Hobbies (es ist in seinen Fotos so wunderschön anzuschauen) getan und es tut mir sehr weh, dass unsere Community ihn nicht besser dafür entlohnt hat – er hätte es verdient. Ich wünsche ihm dass sein weiterer Weg mindestens genauso spannend, wenn auch sicherer wird!

    • Das ist die Folge eines alten Themas und eines gepflegten Mythos: LARP-drumrum darf nichts kosten und wir sind eine große Familie.
      Wie schockiert noch einige immer noch sind, wenn ein LARPWerker eben nicht auf Materialkosten etwas individuell herstellt oder manche Cons eben teurer sind als andere (Twilight bezahlt bei manchen Cons zum Beispiel einen Fotografen, dennoch gelten vielen die Cons als überteuert.).

      Und bei Geld hört eben für viele die große Community auf. Klar gibt es Ausnahmen, wenn eine dramatische Geschichte dahinter steckt, wenn aber einer „nur“ ein bisschen was zum Ausgleich seiner Kosten haben will, versagt der Zusammenhalt der Community oftmals.

      Irgendwie scheint es noch oft verpönt ein bisschen Geld mit und um LARP zu verdienen und das ist sehr schade.

    • Wenn ich was dafür bekomme, darf es gerne auch zum Selbstzweck sein, ist ja auch nicht verwerflich und ich glaube auch nicht, dass jemand ohne gewisse Affinität zum Hobby, sich hier wirtschaftlich engagieren würde. Vielleicht regt Moritz Post ein paar Leute zum Nachdenken an.

    • Ich bezweifle es, wer finanziell gesichert lebt kann selten die Probleme die Selbstständigkeit (die in Moritz Fall ja sogar noch komplexer und noch mehr auf guten Willen angewiesen ist als eine die Rechnungen ausstellt) und Existenzängste mit sich bringen.

  2. Jetzt mal die Kirche im Dorf lassen…nur weil ein Fotograf nicht mehr Fotos macht, geht die Szene ja wohl echt nicht unter. Schade zwar, dass er nicht davon leben kann, sein Hobby und den Beruf zu verbinden, aber es gibt zig Orgas, die seit Jahren und Jahrzehnten Cons ohne Gewinn machen, nur zum Freizeitvergnügen der jeweiligen Orgamitglieder. Die arbeiten auch nebenher in einem normalen Job und machen großartige Arbeit für das Hobby nebenher.Genau so wie es zig gute Hobbyfotografen gibt, die auf Larp gehen und tolle Fotos produzieren. Nur haben die eben nicht in den letzten Jahren mit haufenweise Selbstvermarktung und PR ihren Namen in die Öffentlichkeit gehängt wie Moritz Jendral. Schade, dass er keine Fotos mehr machen kann, aber das ist echt nicht der Untergang der westlichen LARP Welt.

    • schon, aber LARP ist eben ein Hobby und für den überwiegenden Teil eben kein Beruf. Sicher schade für die Arbeit, die er sich gemacht hat. Evtl. hätten eben die Leute, die unbedingt tolle Fotos von sich und ihren Charakteren gewollt hätten, ne Fotosession mit ihm gebucht und ihm Geld dafür gegeben. Ich versteh nur den Aufschrei hier nicht so recht. Ein Typ fotografiert nicht mehr…so what? Schade für ihn, dass es nicht geklappt hat…viel schlimmer finde ich pers. es ja, wenn gute Orgas hinschmeißen, weil sie nur drauflegen, keine Zeit mehr haben oder sich nicht richtig gewürdigt fühlen…

    • Aber genau das ist das Stichwort: „die arbeiten auch nebenher in einem normalen Job“.
      Sie haben ein festes, gesichertes Einkommen, ihre Arbeitgeber sorgen dafür, dass sie alles Nötige haben um arbeiten zu können und wenn Feierabend ist, dann ist Feierabend, bezahlte Urlaubstage usw.
      Bei ihm hingegen ging Zeit für Aufträge flöten und vor allem nutzte sich durch das Hobby sein Equipment für seinen Beruf ab – und das ist bei Fotografen ein ziemlich hoher Kostenfaktor. :)
      Ein Hobbyfotograf, der NICHT auch gleichzeitig Berufsfotograf ist hat da einfach eine ganz andere Ausgangssituation als jemand, er es ist.

    • Und wo ist da der Unterschied zu einem anderen Freiberufler? Ich könnte auch mehr Führungen machen, wenn ich nicht ständig auf Con wäre. Nur weil Hobby und Beruf sich zufällig decken, solten sie in der Kalkulation nicht in einen Topf geworfen werden.

    • durchaus richtig. Aber offensichtlich hatte er wohl das falsche Geschäftskonzept. Da ist halt der Kapitalismus leider erbarmungslos. Das Dumme ist halt, das der durchschnittliche Hobbyist am liebsten kostenlos konsumiert und oftmals all die Arbeit (egal ob von Orga oder anderen) als gegeben hinnimmt und sich dann wundert, wenn Leute aufgeben, weil die Belastung zu groß ist.

    • Es gibt sicherlich viele gute Hobbyfotografen, aber es gibt nur einen Moritz Jendral. Ich bedauere es außerordentlich, dass in naher Zukunft keine LARP-Fotos mehr von ihm zu bewundern sein werden. Die Qualität seiner Bilder und der Blick für „die“ Szene sind einfach eine Klasse für sich!
      Schade, dass er aufgeben muss. Mein Verständnis und meine Sympathie gehören ihm.

    • Leute… Es war seine Entscheidung zu fotografieren und damit sein Geld verdienen zu wollen… Hat nicht geklappt – Pech. So ist das Leben. Muss er halt Dinge fotografieren, die langweilig, aber bezahlt sind… Sowas nennt sich Arbeit. Kriegt euch ein!

    • Endlich sagt es mal jemand. Wenn ich nen Beruf habe, der mir bei maximaler Arbeitsbelastung nur Minimalen Gewinn bringt, so dass ich mein Hobby (und ja so sehe ich die LARP Fotografie, weil sie eben nicht bezahlt wird, so wie viele gute und brreichernde LARPer ja auch nicht bezahlt werden, obwohl sie hohe Kosten für Gewand und Ambiente haben) nicht ausüben kann, dann ist das sicher sch*** aber geht hunderten von anderen Leuten ählich.

  3. Ich finde es ist ein herber Verlust und Moritz ist eben nicht „nur ein Typ“ sondern der passionierteste und in meinen Augen auch einer der begabtesten Fotografen der Szene. Ich habe ihn fast 2 Jahre finanziell unterstützt (und hätte es wenn ich es könnte auch weiter getan!) weil ich seine Fotos künstlerisch und ausdrucksstark finde und ich persönlich bin sehr traurig dass es nicht möglich war dass ein Talent wie er nicht davon leben kann.

  4. Ich bin selber in einer Larporga und fotografiere unsere Larps und auch andere Larps. Die Fotos von Moritz, zumindest die auf seiner Website, waren cool, mir aber zu gestellt. Letztlich waren das für mich keine „Larp“ Fotos, sondern „coole Fotos von Personen in nem epischen Kostüm“.

    Ich kann die Entscheidung von Moritz gut nachvollziehen. Ich bekomme die Fahrt bezahlt, aber das Equip und die Wartung der Kamera zahle ich selber. Zudem gibt es auch noch die „Schattenkosten“, wie z.B. Backuplösungen für die Bilddaten, Adobe CC……

    Ich wüsste nicht, wie man die Larpfotografie finanzieren kann. Wenn man die Fotografie abrechnen will, wie einen normales Fotoshooting, kann man das knicken.

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