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Das A Song of Ice and Fire Miniature Game erfreut sich aktuell großer Beliebtheit. Das 2D-Pappgelände aus den Starterboxen ist praktisch, aber nicht sehr stimmungsvoll. Darum zeigen wir euch heute, wie ihr geeignetes 3D-Gelände einfach und günstig selbst basteln könnt.

Zwei Dinge beleben ein Tabletopspiel: bemalte Miniaturen und passendes Gelände. Zwar ist 2D-Gelände durchaus praktisch und bietet Vorteile bei der Bespielbarkeit eines Tisches, doch kann darunter die Spielatmosphäre leiden. Schöner ist es, wenn man einem Tisch mit passendem 3D-Gelände die nötige Tiefe verleiht.

Auf dem Markt gibt es diverse Anbieter für fertiges Gelände, diese sind aber oft auch sehr kostenintensiv. Man kann jedoch auch mit einfachen Mitteln und überschaubarem finanziellen Einsatz sehr schöne Ergebnisse erreichen. Auch wenn die hier gezeigten Stücke für A Song of Ice and Fire gedacht sind, lassen sie sich natürlich auch problemlos für andere Systeme verwenden.

Die Base

Jedes Geländestück braucht eine Base, auf welcher es steht und welches ihm Stabilität verleiht. Man kann verschiedene Materialien dafür verwenden. Wichtig ist, dass sie die nötige Festigkeit aufweisen und formstabil sind. In unserem Fall haben wir eine 3 mm starke HDF-Platte verwendet. Diese kann man günstig kaufen oder bekommt sie noch günstiger auf dem Sperrmüll in Form von alten Schrankrückwänden.

Aus der HDF-Platte werden nun mit einer Stich- oder Laubsäge passende Formen ausgesägt. Hier wurde das 2D-Pappgelände aus der A Song of Ice and Fire-Grundbox als Schablone verwendet. Man kann aber natürlich auch selbst kreativ werden. Die Kanten werden nach dem Aussägen abgeschliffen, um einen sanfteren Übergang zum Spieltisch zu erzeugen.

Auf die Base wird dann eine unregelmäßige Schicht aus Leichtstrukturpaste mit Hilfe eines Holzspatels oder Modellierwerkzeuges gestrichen. Leichtstrukturpaste findet man im Kunstbedarf oder in Bastelläden. Auch bei Discountern findet man sie ab und zu, als Angebotsware. Die Paste hat die Vorteile, dass sie gut auf dem Untergrund haftet und dem Boden mehr Struktur verleiht.

In die noch feuchte Paste werden Dekosteine gedrückt und eine Mischung aus Vogelsand, Sägemehl und groben Sand mit verschiedenen Körnungen gestreut. Die Streu kann man mit dem Spatel leicht andrücken, damit sie besser haftet. Dekosteine und Sand bekommt man günstig in Deko- oder Euroläden. Auch ein schwedisches Möbelhaus hat hier diverse Artikel im Angebot. Dekomaterial ist deutlich günstiger als Streu aus dem Fachhandel. Keine Angst vor bunten Farben. Diese werden ja ohnehin noch übermalt. Sägemehl kann man entweder bei eigenen Holzprojekten sammeln oder bekommt es gratis in Baumärkten, die Zuschnitte anbieten oder in Handwerksbetrieben. Das Sägemehl lässt den Boden organischer und somit echter wirken.

Ist die Paste durchgetrocknet, wird die Streu mit einer 5:1 Mischung aus Wasser und Bastelleim fixiert. Dies verhindert, dass die Streu später wieder von der Base fällt.

Nach dem Trocknen kann die Base grundiert und bemalt werden. In unserem Beispiel wurde erst mit Schwarz sprühgrundiert und dann mit einem dunklen Braun eine erste, deckende Schicht aufgetragen. Auf das getrocknete Braun wurde anschließend eine Schicht Oliv grob aufgebürstet. Als nächstes kann man mit einer Knochenfarbe einmal trockenbürsten, um kleinere Highlights hervorzuheben. Ist dies erfolgt, werden Details wie Steine oder größere Streupartikel bemalt. Zum Abschluss erhält das Ganze noch ein Wash mit einem Olivton, um alles miteinander zu verbinden.

Noch besser wirkt das Ganze, wenn Grastufts mit etwas Sekundenkleber auf der Base verteilt werden. Da der Winter naht, wurden hier trockene Gräser verwendet.

Palisaden

Um Palisaden herzustellen, benötigen wir Stäbe aus einem weichen Holz, wie zum Beispiel Kiefer. Harthölzer wie Buche lassen sich deutlich schwerer verarbeiten und sind somit nicht gut geeignet.

Man kann passende Rundstäbe kaufen oder wie in unserem Fall an Neujahr gesammelte Raketenstöckchen verwenden. Diese sind zwar eckig, lassen sich aber relativ einfach rundlich schleifen. Dies hat zudem den Vorteil, dass die Hölzer ungleichmäßig und somit natürlicher werden. Verwendet man gekaufte Stäbe, kann man diese ebenfalls durch Schleifen und Schnitzen etwas unregelmäßiger wirken lassen.

Die Stäbe werden dann in ca. 6 cm lange Stück zersägt. Bitte nicht zu gleichmäßig. Die Stücke dürfen gern leicht unterschiedliche längen haben. Dann werden sie an einer Seite mit dem Bastelmesser spitz geschnitzt. Durch das Schnitzen wirken sie, als seien sie grob bearbeitet worden.

Als nächstes werden die Palisadenstücke nebeneinander auf eine Base geklebt. Schnelltrocknender Holzleim bietet sich hierfür an. Wir verkleben dabei die Stücke mit der Baseplatte und dem nächsten Palisadenstück.

Ist der Leim getrocknet, kann die Base wie oben beschrieben gestaltet und anschließen das ganze Geländestück grundiert und bemalt werden.

Pfähle

Zur Herstellung der Pfähle verwenden wir Schaschlickspieße. Nehmt ruhig eine etwas dickere Sorte.

Die Spieße werden mit dem Bastelmesser an einem Ende spitz geschnitzt (die bereits vorhandene Spitze ist zu flach) und dann ein ca. 2,5 cm langes Stück mit einem scharfen Seitenschneider abgeknipst. Dies wiederholt man, bis man 20 Stücke hat.

Nun werden jeweils zwei der Stück überkreuz miteinander verleimt. Das Raster auf der Schneidematte oder alternativ ein Stück Karopapier helfen dabei, dies möglichst gleichmäßig zu erreichen.

Sind die Kreuze trocken schneiden wir ein weiteres Stück Spieß auf ca. 13 cm Länge. Die Kreuze fixieren wir mit etwas Knete oder Patafix auf der Arbeitsfläche und Leimen den langen Spieß quer darüber.

Jetzt wird eine Base – wie oben beschrieben – vorbereitet und die fertigen Pfähle in die feuchte Paste gedrückt.

Nach dem Trocknen kann alles wie gewohnt bemalt und gestaltet werden.

Hecken

Für die Hecken benötigen wir eine gestaltete aber noch unbemalte Base. Auf diese wird mit der Heißklebepistole etwas aufgelockerte Stahlwolle geklebt. Sie sollte dabei schon in etwa die Form der späteren Hecke haben.

Als nächstes wird das Stück schwarz sprühgrundiert und nach dem Trocknen komplett braun bemalt oder angesprüht. Hat man eine braune Grundierung zur Hand, kann man auch sofort mit dieser Farbe beginnen und sich einen Arbeitsschritt sparen.

Ist die braune Farbe trocken, wird die Base fertig bemalt. Dann wird die Hecke mit Sprühkleber eingesprüht und mit Klumpfoliage beklebt. Anschließend wird noch einmal mit Sprühkleber fixiert. Die Foliage sollte gut angedrückt werden.

Klumpfoliage kann im Fachhandel gekauft werden. Man kann sie aber auch relativ leicht und günstig selbst herstellen.

Klumpfoliage

Um selbst Klumpfoliage herzustellen brauchen wir nur einen alten Standmixer. Auf keinen Fall sollte ein Gerät verwendet werden, welches weiterhin in der Küche zum Einsatz kommen soll. Außerdem ein paar Spülschwämme, Bastelleim, günstige Acrylfarbe aus dem Bastelbedarf, Einmalhandschuhe, eine Feinwaage, ein Einmalschnapsglas, ein Rührstäbchen und eine alte Schüssel.

Von vier Spülschwämmen werden die Scheuerseiten entfernt und sie werden grob zerrissen. Dann füllt man sie mit Wasser in den Mixbehälter (Deckel nicht vergessen!).

Die Schwämme werden nun ordentlich durchpüriert, bis nur noch kleine Fetzen übrig sind. Anschließend werden die Fetzen in einem Sieb abgegossen und das Wasser gut ausgedrückt. Die Schwammmasse wird dann in die Schüssel gegeben.

Die noch feuchten Schwammfetzen werden nun mit 6 g Leim und 30 g grüner Acrylfarbe vermengt, welche vorher im kleinen Becher abgewogen und gemixt werden. Mit Handschuhen kann man die Masse gut durchkneten, bis sich die Farbe gleichmäßig verteilt hat.

Man kann für ein realistischeres Ergebnis die Masse auch in drei Portionen teilen und drei verschiedene Grüntöne verwenden. Dann natürlich jeweils nur ein Drittel der angegebenen Leim- und Farbmenge verwenden. Hat man keine Waage, kann man auch mit Einmalspritzen die Menge abmessen. Dann benutzt man 5 ml Leim und 20 ml Farbe.

Nun gibt man die Masse auf ein Backpapier und drückt sie zu einem Klumpen zusammen. Hat man verschiedene Farben verwendet, alles kurz mischen. Aber nicht zu gründlich, damit die unterschiedlichen Farben einigermaßen erhalten bleiben. Jetzt muss der Klumpen trocknen. Dies kann je nach Feuchtigkeit und Witterung einen bis zwei Tage dauern.

Ist alles durchgetrocknet, lassen sich je nach Bedarf Brocken aus dem Klumpen reißen und verwenden.

Moore

Für die Moore brauchen wir außer den schon bekannten Materialien für die Bases nur noch einen Wassereffekt. In unserem Fall verwenden wir ein klares Zweikomponentenepoxid. Dies hat die Vorteile günstig zu sein und beim Aushärten nicht zu schrumpfen.

Als erstes gestaltet man eine Base nach unserer Vorlage, lässt aber Vertiefungen für das Wasser in der Strukturpaste. Man kann in den Vertiefungen auch noch kleine Inseln modellieren, wenn man möchte. Kleine, trockene Zweige können außerdem als Totholz in die Paste gedrückt werden.

Dann wird die Base komplett bemalt. Die Mitten der Vertiefungen sollten dabei etwas dunkler sein, als der Rest.

Nun wird das Zweikomponentenepoxid nach der Anleitung auf der Packung angerührt. Wenn man noch etwas olive oder braune Ink hinzugibt, kann man das Wasser noch dreckiger wirken lassen. Aber nicht zu viel, damit das Epoxid transparent bleibt. Das Epoxid wird dann mit einer Spritze vorsichtig in die Vertiefungen gegeben. Mit einem Zahnstocher kann man vorsichtig etwas rühren, damit es in alle Ecken kommt und sich keine Luftblasen bilden.

Nach dem Aushärten kann man das Moor noch mit ein paar Grastufts dekorieren.

Mauern

Für Mauern eignen sich hervorragend Reststücke aus XPS (extrudiertes Polystyrol), vielen bekannt unter der BASF-Marke Styrodur®. Dabei handelt es sich um einen Hartschaum, welcher vor allem zur Dämmung von Gebäuden eingesetzt wird. Ganze Platten kann man im Baustoffhandel kaufen. Reste und Verschnittstücke bekommt man aber oft kostenlos auf Baustellen oder bei Baubetrieben.

Als erstes werden aus dem XPS einzelne Steine geschnitten. Dafür werden zunächst ca. 5 mm Breite und 3 mm dicke Streifen mit einem scharfen Messer – oder besser einem Heißdrahtschneider – geschnitten. Aus diesen Streifen werden dann ca. 10 mm lange Steine abgeschnitten.

Damit die Steine nicht zu gleichmäßig sind, werden sie zusammen mit ein paar Kieselsteinen in einer Plastikdose mit Deckel gefüllt und gut durchgeschüttelt. Dadurch erhalten die Steine eine unregelmäßigere Struktur, was sie natürlicher wirken lässt.

Auf einer mit Strukturpaste bestrichenen Base wird nun mit den Steinen die erste Schicht der Mauer gesetzt. Die Steine werden hierfür leicht in die Paste gedrückt. Danach wird wie gewohnt mit Steinen und Sand gestaltet.

Die folgenden Schichten werden im Versatz mit Leim aufgeklebt, bis die Mauer fertig ist. Nach dem Trocknen kann grundiert und bemalt werden. Aber Vorsicht! XPS reagiert empfindlich auf Lösungsmittel und darum sind Sprühgrundierungen aus der Dose ungeeignet.

Die Base kann nach dem bekannten Schema bemalt und die Mauer mit zwei verschiedenen Grautönen und schließlich mit Weiß trockengebürstet werden.

Gutes muss nicht teuer sein

Wie man sieht muss Gelände gar nicht teuer sein. Mit ein wenig Kreativität und Arbeitseinsatz lassen sich wirklich gute Ergebnisse erzielen. Viele der hier verwendeten Materialien hat man im Haushalt oder sie lassen sich sehr einfach beschaffen.

Den Arbeitsaufwand kann man optimieren, in dem man immer an mehreren Stücken gleichzeitig arbeitet. So minimiert man den Zeitverlust durch Trocknungszeiten und da die Basistechniken immer die gleichen sind, kann man sogar an verschiedenen Geländesorten parallel arbeiten.

Wir wünschen euch viel Spaß beim selbst ausprobieren.

Fotografien: Dennis Rexin, Logo: © TTCombat

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