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Eine Mundharmonika-Melodie aus dem Film Spiel mir das Lied vom Tod hat ihm Weltruhm eingebracht. Als Meister der Western-Soundtracks zeichnet er nicht nur für den Soundtrack vieler Filme verantwortlich – auch zahllose Rollenspielrunden wurden und werden gerne mit seiner Musik untermalt. Jetzt ist Ennio Morricone im Alter von 91 Jahren gestorben.

Morricone wurde 1928 in Rom geboren. Er studierte Komposition, Chormusik und Trompete und nutzte dieses Wissen, um Filmmusik für über 500 Filme zu komponieren. Viele seiner Werke hat er dabei selbst dirigiert.

Eigentlich wollte er überhaupt keine Filmmusik schreiben, sondern „normale“ Musik komponieren. Ihm wurde jedoch bald klar, dass zeitgenössische Musik keinen Anklang beim Publikum fand. Seine Orchesterwerke wurden zwar bei Festivals aufgeführt, von der Bezahlung dafür konnte er jedoch nicht leben.

Er orientierte sich um und schrieb ab 1946 Musik für Varieté, Radio und Fernsehen. Es sollte 15 Jahre dauern, bis er mit Il Federale seinen ersten Kinofilm vertonen durfte. Diesem folgten viele B-Movies, die Morricone nach eigener Aussage versuchte, mit seiner Musik zu retten. Dadurch wurde sein Name anfangs, zu seinem Unmut, hauptsächlich mit Spaghetti-Western in Verbindung gebracht. Andererseits sammelte er so schon früh treue Fans.

Wenig später intensivierte sich die Zusammenarbeit mit Sergio Leone. Die beiden arbeiteten „wie in Symbiose“ zusammen. Morricone hatte viel Freiheit bei der musikalischen Gestaltung der Szenen, und Leone baute auch, wenn es passte, Musikinstrumente direkt in den Film mit ein.

Die wohl berühmteste Szene aus dieser Zusammenarbeit ist die Mundharmonika-Szene aus Spiel mir das Lied vom Tod. Viele, die an Western-Musik denken, denken zuerst an dieses Stück – und viele wissen nicht, wer es geschrieben hat. Denn Ennio Morricone stand im Gegensatz zu anderen großen Filmkomponisten nie im Rampenlicht. Unter den Stars der Szene war er der unbekannteste.

Szene aus ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘, © Paramount, Quelle: IMDB

Morricone konzentrierte er sich in der Zeit hauptsächlich auf Filme, gab andere Kompositionsarbeiten aber nie auf – er ließ sein zweites Standbein, herkömmliche Kompositionen, lediglich bis in die 80er-Jahre ruhen.

Nur etwa 30 Filme, die Morricone vertont hat, waren tatsächlich Western. Tatsächlich ist seine vielseitige und immer auch etwas experimentelle Musik in vielen anderen Filmen zu hören, beispielsweise in Cinema Paradiso, der den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen hat.

Ennio Morricone wurde 2007 mit einem Oscar sein Lebenswerk ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wurde auch ein Asteroid nach ihm benannt.

Nach über 35 Jahren Western-Abstinenz hat Morricone noch einmal sein Wissen abgestaubt, um Tarantinos The Hateful Eight zu vertonen. Dieser Soundtrack brachte ihm einen weiteren Oscar ein, außerdem erhielt er 2016 einen Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame.

Er war davor bereits sechsmal für den Oscar nominiert, das erste Mal 1979 für In der Glut des Südens. Daneben wurde er neunmal für die Golden Globes nominiert, von denen er drei gewann – für Mission, Die Legende vom Ozeanpianisten und The Hateful Eight. Unter den Nominierungen finden sich unter anderem Es war einmal in Amerika und The Untouchables – Die Unbestechlichen.

Ennio Morricone starb am 6. Juli 2020 in Rom. Einer der vielseitigsten, aber auch meistunterschätzten Komponisten ist von uns gegangen.

Live-Konzertmitschnitt mit unter anderem Morricones berühmtestem Werk „Spiel mir das Lied vom Tod“:

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Artikelbild: © yakub88 | depositphotos.com, Layout und Satz: Melanie Maria Mazur, Lektorat: Jessica Albert

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