Pegasus auf der RPC: Neue Spiele und Ausblick auf Cthulhu’s Zukunft

Branchenveteran Pegasus Spiele präsentierte dieses Jahr einige Neuheiten auf der RPC. Trotz der zuletzt stärkeren Ausrichtung auf das Segment der Familienspiele gab es auch in diesem Jahr einiges Anderes zu entdecken. Generell lag der Schwerpunkt abseits von Familienspielen, was dem Anlass entsprechend sicher richtig gewählt war. Neben einigen neuen Veröffentlichungen und entsprechenden Demotischen konnten auch Turniere gespielt werden. Und in Workshops zu Cthulhu und Shadowrun konnten Interessierte erfahren, was die Zukunft für die beiden Rollenspielsysteme bereit hält.

Turniere und Spielrunden

Sowohl Samstag als auch Sonntag gab es am Stand von Pegasus Turniere. Neben den genannten Release-Turnieren zu Golem Arcana war der Höhepunkt hier sicher am Samstag, als sich 16 Spieler zur ersten Deutschen Meisterschaft im Kartenspiel Mage Wars zusammenfanden. Durchsetzen konnte sich Jakob Nützler mit einer Druidin, der sich somit erster Deutscher Meister nennen darf. Aber auch die anderen Spieler waren nicht unzufrieden. Einer der Teilnehmer beispielsweise, Joachim, zeigte sich sehr angetan von der Stimmung, die als „mehr als aufgeregt und angespannt“, aber ebenso auch als „mehr als freundlich“ beschrieben wurde. Auch die gute Turnierleitung wurde hervorgehoben.

Am Sonntag wurde dann das erste von vier „Regionals“ in Krosmaster Arena ausgetragen, bei dem es ein Freilos für die erste Runde der nächsten Deutschen Meisterschaft zu gewinnen gab. Hier konnte sich Alexander Lehmann in ebenso harmonischer Atmosphäre gegen 12 andere Spieler durchsetzen. Zudem wurde im Zuge des Turniers der neue „Community Manager“, Salvatore Calò, erstmals offiziell vorgestellt und in sein Amt eingeführt.

Am Vortag konnten interessierte Krosmaster-Spieler übrigens in einer Herausforderung gegen Headjudge Stefan Bassmann oder Vizeweltmeister Andre Leonardi antreten, um die seltene und begehrte Promofigur Terminatot V3 zu gewinnen. Aber auch sonst konnte viel gespielt werden: Neben Demotischen zu Neuheiten gab es auch den einen oder anderen Klassiker zu spielen, wie beispielsweise Werwölfe, dessen Spielrunden sich in einem netten kleinen Zelt zusammenfanden. Natürlich gab es auch zahlreiche Demorunden zu den hauseigenen Rollenspielen.

Neuheiten bei Pegasus

Was aber hatte Pegasus nun an neuen Spielen im Gepäck? Zunächst einmal, durch zig Demotische massiv sichtbar, die deutsche Version zu Golem Arcana. In diesem Brettspiel-/Tabletop-Hybriden bekriegen die Spieler sich mit vorbemalten Miniaturen auf einem Spielfeld mit viereckigen Feldern. Besonders macht das Spiel die Kombination mit Smartphone oder Tablet. Hierzu liegt dem Spiel ein spezieller Stift bei, der „Tabletop Digital Interface Stylus“, der mittels kostenfreier App das Spiel verwaltet.

Auch Die Zwerge des Bestsellerautors Markus Heitz waren prominent vertreten. Hier gab es als neueste Veröffentlichung das „schnelle Kartenspiel“ namens Die Zwerge: Das Duell. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch der aktuell laufende Kickstarter für die englische Übersetzung des Brettspiels, sowie der neuen „Saga-Erweiterung“ beworben.

Zu den weiteren neuen Veröffentlichungen gehörten die zweite Auflage von Illuminati, einem Spiel des Munchkin-Erfinders Steve Jackson, eine Hobbit-Version von Love Letter sowie neuen Boxen zu den Kultspielen Zombies!!! (Zombies!!! 12: Zombie Zoo) und Smash Up (Smash Up: Kuschelattacke).

Shadowrun

Abseits der Brett- und Kartenspiele gab es auch einiges Neues im Rollenspielbereich. Für die 5. Edition von Shadowrun konnte neben den bereits im letzten Monat veröffentlichten Softcover-Abenteuerband Mission London und dem Harcover-Quellenband Strassengrimoire auch das frisch erschienene und limitierte Schattenhandbuch 2 erworben werden.

Als nächstes Release dürfen sich die Spieler übrigens im Sommer auf den Band Schattenläufer freuen, der unter anderem neue Metatypen ins Spiel einführt und die Nachfolge vom Runner Kompendium antritt. Für die etwas fernere Zukunft erwartet Shadowrunner zudem ein neues Quellenbuch zur Matrix, welches allerdings auch in den USA noch nicht veröffentlicht wurde, so dass hier noch nicht an der Übersetzung gearbeitet werden kann. Man hofft allerdings, auch dieses Buch bis zur Spielemesse Essen auf den Markt bringen zu können. Geplant, jedoch noch ohne genaueren Zeitrahmen zur Veröffentlichung, ist darüber hinaus ein Quellenbuch zur ADL / Allianz Deutscher Länder sowie eine Kampagne, die in eben dieser spielt.

Interessant für Fans und Liebhaber des Systems: Es werden aktuell noch Supporter gesucht. Gleiches gilt ebenso für Cthulhu, auch hier dürfen und sollen sich Interessierte melden. Und natürlich gibt es auch Neues für dieses System, wie wir im Workshop erfahren durften.

Cthulhu-Workshop: Ausblick auf 2015/16

Beim Workshop zu Cthulhu gab der deutsche Cthulhu-Chefredakteur Heiko Gill einen kleinen Ausblick auf die kommenden Werke und die Planungen für dieses und nächstes Jahr.

Allem voran steht dabei natürlich die Veröffentlichung der 7. Edition, die sich aktuell mit neuen Schnellstartregeln und dem ersten, neu erschienenen Abenteuerband Priester der Krähen bereits anbahnt. Derzeit fehlt noch etwas Material vom Lizenzgeber Chaosium, welcher allerdings das englische Original auch noch nicht veröffentlicht hat. Einen konkreten Release-Termin gab es entsprechend nicht, wohl aber ein paar Informationen.

Wie bereits bekannt, führt die 7. Edition ein paar Änderungen ein. Auffällig ist dabei in erster Linie, dass die Attribute nun auch in Prozent angegeben werden, wie man es von den Fertigkeiten bereits kennt. Bisher übliches umrechnen (Attribut x5 meist) für Proben entfällt somit. Auch verschiedene Nahkampfangriffe wie Faustschlag und Kopfstoß werden vereinfacht und sind nun allgemeiner unter Handgemenge zusammengefasst. Die Rückwärtskompatibilität soll aber laut Heiko Gill „ganz stark ausgeprägt“ sein. Im erwähnten ersten Abenteuerband sind auf ein paar Seiten bereits Konvertierungsregeln enthalten, so dass erworbenes Spielmaterial relativ einfach weitergenutzt werden kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich der Preis. Hier gibt es gute Nachrichten: Explizit wurde die Veröffentlichung von Shadowrun 5, ebenfalls bei Pegasus, zum Vergleich herangezogen. Man wollte zwar nicht versprechen, dass Cthulhu 7 ebenfalls zum Kampfpreis von nur 19,95 EUR auf den Markt kommt, die Aussage, dass es „vielleicht auch 25“ kosten könnte, zeigt aber, dass hier auf das gleiche Konzept gesetzt wird. Was so oder so ein grandioser Preis wäre, denn auch das neue Cthulhu-Grundregelwerk wird ein vierfarbiges Hardcover, dass zudem mindestens so dick wie das derzeitige Spielleiterhandbuch werden soll, welches mit über 500 Seiten aufwartet.

Nach dem Grundregelwerk wird im Anschluss noch das Investigatoren-Handbuch erscheinen. In diesem wird, wie natürlich auch im Grundregelwerk, die vollständige Charaktererschaffung enthalten sein. Hinzu kommen Tipps für Spieler, Ausrüstungslisten und mehr Inhalte, die insbesondere nicht-leitende Spieler nützlich finden könnten.

Voraussichtlich im Juli soll dann auch schon der zweite Softcover-Abenteuerband erscheinen, der auch wieder zwei Abenteuer enthält, die ursprünglich im 2011 eingestellten Magazin Cthuloide Welten erschienen sind und für die neue Edition angepasst wurden. Gleiches gilt für einen dritten Abenteuerband, der gegen Ende des Jahres erscheinen soll.

Auch für die Zukunft ist geplant, jährlich drei Abenteuerbände dieser Art herauszubringen. Ab dem nächsten Jahr wird es sich dann auch um neue Abenteuer handeln. Dass es in diesem Jahr lediglich angepasste Abenteuer geben wird, ist dem Umstand geschuldet, dass man zur neuen Edition bereits bei der Veröffentlichung bzw. davor spielfertiges Material anbieten wollte.

Als dritte Basis-Veröffentlichung zur neuen Regeledition wird es im nächsten Jahr ein Spielleiter-Pack geben, welches unter anderem einen Sichtschirm enthalten wird.

Neben diesen Grundprodukten wird es natürlich auch weiter Hardcover-Bände geben. Neu erschienen ist hier der Kampagnenband Berge des Wahnsinns. Ursprünglich aus drei Bänden bestehend, die längst vergriffen sind, wurde diese Neuauflage dank einer erfolgreichen Schwarmfinanzierung möglich gemacht. An dieser Stelle wurde erwähnt, dass diese erste Schwarmfinanzierung „sicher nicht die letzte“ war. Zusätzlich zum Kampagnen-„Wälzer“ gibt es auch ein Expeditionspack zu erwerben, in dem sich insbesondere ein stabiler Spielleiterschirm finden lässt.

Für die Zukunft sind bereits drei weitere Hardcover in Arbeit, von denen allerdings mindestens zwei erst im nächsten Jahr erscheinen werden:

Als Übersetzung aus dem Englischen wird derzeit an der Kampagne Tatters of the King gearbeitet. Während diese ursprünglich über mehrere Bände erschien, wird die deutsche Version dagegen in einem Band gesammelt erscheinen.

Als zweites wird eine neue Stadtbeschreibung erscheinen: Prag. Neben mehreren Abenteuern wird es natürlich auch hier wieder einiges an Hintergrund und Anregungen geben. Insbesondere Alchemie soll hier prominent vertreten sein, die in Prag tatsächlich funktioniert, da unter der Stadt ein „Gott“ haust.

Zuletzt wird an einem Quellen-/Abenteuerband zu Gangstern und Unterwelt in den 20er- und 30er-Jahren der USA gearbeitet. Neben sechs Abenteuern wird den Spielern hier die Möglichkeit eröffnet, selbst echte Kriminelle und Gangster zu spielen. „Mafiakiller“ wurden dabei ebenso genannt wie Verbrecherlegenden à la Bonnie und Clyde.

Insgesamt betrachtet machte der „Workshop“ direkt Lust auf mehr, was vielleicht auch am galanten Vortragenden Heiko Gill lag. Der Release-Plan klingt durchdacht, und mögliche Sorgen vor zu massiven Änderungen am Kultsystem wurden entkräftet. Eine einzige schlechte Nachricht gab es dann aber doch noch: Mit Neuerscheinungen für Cthulhu Now ist wohl erst einmal nicht zu rechnen, da die bisherigen Veröffentlichungen sich eher schlecht verkauft haben. Aber so ist das wohl: In der cthuloiden Welt muss es immer noch irgendwo einen kleinen Haken geben.

Xroads: Ein Digitaler Spieltisch

von Holger Christiansen

Nicht zuletzt konnte man am Stand von Pegasus auch noch etwas Besonderes finden: Einen digitalen Spieltisch, der zur Demonstration der Uni-Projekte von zwei Studenten der Uni Würzburg diente. (siehe Artikelbild) Der Tisch bestand aus einem großen digitalen Display, das von unten von einer Infrarotkamera gefilmt wurde. Diese Kamera konnte die Position und Ausrichtung von Figuren und Karten auf dem Tisch feststellen und so die Aktionen der Spieler interpretieren.

Der erste der beiden Studenten hatte das Spiel Quest – Zeit der Helden genommen und dieses mittels der Figuren und Karten modelliert, so dass der Spieltisch im Grunde lediglich die Würfelei und Rechnerei übernahm. Eine schöne Sache, die das Spiel gleich viel anschaulicher machte.

Der zweite Student ging noch einen Schritt weiter: Er hatte ein eigenes kleines Spiel entwickelt, das in Echtzeit lief. Die Spieler konnte ihre Figuren bewegen, ausrichten und mit ihnen angreifen, aber jede Aktion hatte eine Art Abklingzeit. So gab es keine wirklichen Spielrunden und neben dem taktischen Geschicke spielten auch präzises Timing und Geschick eine gewisse Rolle.

Beide Projekte waren aus spielerischer Sicht keine Offenbarung, aber sie zeigten sehr schön, wie die Zukunft der Brettspiele aussehen könnte. Anschaulicher, einfacher in der Anwendung – der Computer übernimmt ja den Großteil der Rechnerei – aber auf der anderen Seite weit plastischer als klassische Computerspiele. Eine spannende Entwicklung, die sicher in den nächsten Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

Fotografien: Roger Lewin, Michael Fuchs
Abgebildete Produkte: Pegasus Spiele