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Neben Tabletop, Pen and Paper, Romanen und Cosplay gehört natürlich auch LARP zu einem der Hauptstandbeine der RPC. Vollblut-LARPer Alexander war für uns auf der Messe unterwegs und berichtet uns, warum er enttäuscht war, und erzählt von den (wenigen) Neuerungen, die es zu finden gab.

Vor etwa drei Jahren, zur SPIEL 2014, schrieb ich in meinem Artikel, dass LARP auf der SPIEL gestorben wäre, und LARPer lieber zur RPC gehen sollten. Dort würde man alles finden, was ich auf der SPIEL nicht finden würde. Heute muss ich meine Meinung von damals revidieren, denn in den letzten Jahren war ein schleichender Prozess zu beobachten, dass LARP auch hier immer weiter abgebaut hatte. Seinen bisherigen traurigen Höhepunkt fand das Ganze dann dieses Jahr, als ca. die Hälfte der ansässigen LARP-Stände in die viel zu leere untere Halle verfrachtet wurde. Als nicht ganz Besucher zweiter Klasse fühlte man sich, als man zwischen viel zu breiten Gängen und an quasi gigantischen Jugger-/Nerf-Battle-Geländen vorbei zu den wenigen LARP- und Reenactment-Ständen kam, die noch übrig blieben. Wären in der Halle nicht besagte Jugger- und Nerf-Battle-Gelände sowie eine große Dartblaster-Ausstellung im Rahmen der Nerd-Ausstellung gewesen, hätten vermutlich noch weniger Besucher den Weg zu den LARP-Ausstellern gefunden. Dachte man zurück an die Zeit vor vier Jahren, als die RPC noch drei Hallen und ebenso viele Tage hatte, konnte man ob des derzeitigen Anblickes nur ein wenig weinen.

Die RPC möchte eine Messe für alle sein. Videospiele, Tabletop, Pen and Paper, Romane, Cosplay und LARP. Besonders der Cosplay-Bereich ist in den letzten Jahren stark gewachsen, was aber angesichts der Tatsache, dass Cosplay in den letzten Jahren auch generell sehr viel Aufwind und -merksamkeit bekommen hat und mit Cosplayer(innen) ein starkes Zugpferd haben dürfte. Das mag ich hier auch gar nicht kritisieren, nur der Vollständigkeit halber erwähnen. LARP hingegen scheint aus mehreren Gründen abgebaut zu haben. Im folgenden Artikel möchte ich kurz eine Zusammenfassung geben, was einen LARPer auf der RPC erwarten konnte (und vor allem, was nicht), und im Nachgang dazu versuchen, Erklärungsansätze hierfür zu finden.

Orgas und Verlage

Die Orgas und Lagergruppen waren, mit Ausnahme von Lost Ideas, der Reiseleitung und einer Lagergruppe fast vollständig in der spärlich besuchten und ausgestatteten unteren Halle zu finden. Die Reiseleitung selbst war ursprünglich wohl auch dort zu finden, siedelte sich dann allerdings selbst zu den Leuten von Lost Ideas in die obere Halle um. Der DLRV hatte wieder, wie gewohnt, einen recht großen Stand, der sich noch einmal untergliederte in Stände über LARP selbst bzw. für verschiedene Orgas wie der Fraktal-Orga, den Waldrittern, dem Twilight Team, oder dem Ellodan Creative Works Jugendbildung EV und den Engonien-LARPLeuten ausgebaut war. Unerwartet kam für viele jedoch ein Stand der „Minerva Corporation“ zu ihrem neuen Themenpark „Medieval Land“. Hier wurden Investoren, Angestellte und Parkbesucher gesucht und die neueste Technologie, die menschenähnlichen „Hosts“, vorgestellt. Das Ganze war ein als ARG, also Alternative Reality Game, angelegter Werbestand für das LARP Medieval Land, das ein an die TV-Serie Westworld angelehntes Setting bespielen wird. Erstaunlicherweise nahmen wohl einige Besucher das Konzept etwas zu ernst, verstanden die Spielebene nicht als solche und fragten daher durchaus interessiert und leicht irritiert nach, welche Attraktionen es im Vergnügungspark Medieval Land denn nun genau geben würde. Der Umgang mit den Host-NSCs, die ihre Rollen sehr konsequent spielten, war allerdings in der Tat etwas verwirrend im ersten Moment, besonders, da man selbst nicht in Rolle war.

Neben dem DLRV-Stand gab es noch einzelne weitere Stände, wie die Dark-Worlds Orga, die mit imposanten Kostümen auf sich und ihre Veranstaltungen aufmerksam machten, sowie einen Bereich, in dem man Schwertkampf mit schaukampftauglichen Waffen zuschauen und, bei Bedarf, auch lernen konnte. Ansonsten war die untere Halle angefüllt mit Nerf-Tag- bzw. Jugger-Arenen, der STAR-Zone, bei der die Sternchen aus Film und Serie ihre Unterschriftsstunden gaben sowie einer Handvoll weiterer Kleinigkeiten. Insgesamt fühlte man sich ob der vielen freien Flächen etwas verloren und bedrückt. Besonders auffällig war die Abwesenheit von Wyvern und Live Adventure. Wyvern gab auf Anfrage an, dass die Standkosten in keiner Relation zu Umsatz und Werbeeffekt stehen würden. Das Geld sei daher wesentlich sinnvoller in Cons und Produktentwicklung investiert.

Als Verlag war selbstverständlich auch wieder der Zauberfeder-Verlag zugegen, der mit seinem großen Aufgebot an LARPzeit, den verschiedenen Bildbänden und seinem Online-Magazin Zauberwelten einen gemeinsamen Stand mit der Online-LARP-Community LARP-Gate hatte.

Händler

Nach den ganzen Informationen, konnte man die RPC natürlich auch wieder ausgiebig zum Shoppen nutzen. Also, zumindest, wenn die Ansprüche nicht zu hoch waren. Neben den Standard-Anbietern wie Mytholon und dein-larp-shop gab es auch wieder Narsillion mit einer Auswahl aus ihrem wirklich breiten Sortiment vor Ort, der Erlkönig hatte ein paar seiner Gewandungen dabei und auch Leuengold, Handelshaus Rabenbanner, Ars Sica  und DunkelArt waren mit einem Stand auf der RPC. Neben diesen spezialisierten Anbietern gab es auf dem Mittelalter-Außenbereich neben den Fressbuden noch einiges an Deko- und Accessoire-Ständen, die entweder Schmuck, Felle oder handgefertigte Tonwaren anboten. Mein Highlight hier war Schnörkelschmuck, die wunderbaren handgefertigten Schmuck angeboten haben. Aber auch damit war bereits alles abgedeckt und nichts wirklich Besonderes oder Neues dabei. Wer kreativ sein wollte, konnte sich noch bei den verschiedenen Cosplay-Ausstattern mit Rohmaterialien eindecken. So konnte man schon, vor allem am leereren Sonntag, einen recht gemütlichen Einkaufsbummel machen, allerdings merkte man auch hier, dass es früher eine weitaus größere Auswahl gab.

Warum?

Doch warum gab es für die Orgas die „Abschiebehalle“ unten? Warum fehlten die großen Orgas und Händler? Was führte dazu, dass LARP so weit abgeschlagen war im Vergleich zu dem von noch vor drei oder vier Jahren? Einen großen Teil schiebe ich noch nicht einmal auf Bösartigkeit oder Absicht. Die großen Zwei waren dieses Jahr allein aus dem Grund nicht vor Ort, dass zeitgleich das Jenseits der Siegel und das Zeit der Legenden lief (ebenfalls übrigens das Twelve Colonies). Damit waren natürlich nicht nur die beiden Orgas nicht anwesend, sondern auch alle LARPer, die an diesem langen Wochenende auf einer Con waren. Es fiel also ein Großteil des LARP-Publikums einfach weg, ein Punkt, der wiederum sicherlich einige Standbetreiber dazu bewegt haben wird, nicht zu kommen. Standgebühren werden eben nicht nur durch das warme Wetter eingetrieben, sondern durch zahlende Kundschaft. Wenn ein Großteil der Kundschaft nicht anwesend sein wird, ist die wirtschaftliche Betrachtung einfach.

Dass der Termin der RPC (zumal diese kein langes WE mehr benötigt, seitdem sie nur noch zwei Tage Öffnungszeiten hat) ungünstig gelegt wurde, ist aber auch kein neues Thema. Die Diskussion dazu wurde schon seit der Bekanntgabe des Termins geführt. Die RPC äußerte sich dazu dahingehend, dass sie hierbei an die Termine der Kölner Messe gebunden wären, und im geplanten Zeitraum einfach kein anderer Termin mehr zu buchen gewesen wäre. Die Händler und Endzeit-Orgas sowie der Zauberfeder-Verlag werden in der oberen Halle platziert worden sein, weil sie publikumswirksamer sind und auch neben dem reinen LARPer für den Messebesucher interessant. Leider blieb damit für die untere Halle all das übrig, was man eben nicht oben haben wollte/konnte. Das ist schade, denn so fühlte man sich (auch als interessierter Besucher) ein wenig abgeschoben. Sicher ist es auch sinnvoll, die Jugger-/Nerf-Area dort unten hinzuverlegen, wo sie wenige stören und sich austoben können, doch wirkte das irgendwie alles halbgar, vor allem mit den großen, offenen, freien Flächen dazu.

Fazit

Grundsätzlich zeigt sich aber, was ich bereits vor zwei Jahren angedeutet habe. Der Putz bröckelt weiter ab, und immer mehr Orgas und auch Händler bleiben der RPC fern. Falls die RPC LARP weiter als ernstzunehmendes Segment behalten möchte, muss eine Konzeptänderung her.

Dabei sehe ich die Verantwortung allerdings nicht nur bei der RPC. Auch von Seiten der LARPer muss es hier eine Zusammenarbeit mit der Messe geben. Es müssen gemeinsam Konzepte ausgearbeitet und umgesetzt werden, die die Messe für LARPer, kleine Unternehmen und vor allem für nicht profitorientierte Gruppierungen wie Orgas etc. wieder interessanter machen. Wenn weiterhin einer der wenigen Gründe für die Aussteller ist, dass man es sich einfach nicht erlauben könne, keinen Stand zu haben, weil das eine Botschaft aussende, die man nicht möchte, dann wird das Konzept LARP auf der RPC nicht mehr lange überleben. Dann wird sich der Trend fortsetzen und LARP weiter auf eigene Messen abwandern, wie die LARP-Werker-Convention oder die FARK. Wir dürfen gespannt bleiben, was in Zukunft auf uns wartet … oder diese Zukunft mitgestalten.

Artikelbild: ©Fabian P. Gocht

LARP-Basar, das Einkaufsportal für Liverollenspieler im Internet

10 Kommentare

  1. Ich bin mir nicht sicher wie ich Ihren Artikel werten soll, da mir nicht ganz klar ist ob über das Hobby Nerf abwertend oder nicht gesprochen wurde. Da ich selber in der „Abschiebehalle“ unten eine „Nerfausstellung“ betrieben habe und die Reaktionen der Besucher die zu uns kamen durchaus Positiv waren. Und das obwohl es „Normale Besucher“, Larper, Cosplayer, Spieler aller Art oder sonstwer war. Meines Erachtens nach (und ich bin auch Larper seid vielen Jahren) ist das wichtigste in unserem Hobby die Vielfalt und das über den Tellerrand hinaus schauen und das gelingt der RPC in meinen Augen ganz gut indem sie alle möglichen Leute die den unterschiedlichen Aspekten des Hobbys „Fantasie“ frönen eine Plattform bietet.

    • Das war ein redaktionsinterner Fehler, da mehrere Redakteure zusammen an dem Text gearbeitet haben, aber sich teils nicht abgestimmt haben. Wir waren ja sogar bei euch in der Ausstellung und haben viele Fotos gemacht direkt am Samstag morgen. Wir erweitern den Artikel im Laufe des Tages, so alles gut geht. Roger, CR

  2. Die untere Halle War halt in vielerlei Hinsicht unattraktiv, zu weite Wege zur Verpflegung und dem sonnigen Draußen mit Konzerten, trotzdem keine Ruhe, da es die Live Übertragungsbühne und Spielearenen gab, dazu zu wenig Schallbrecher.
    Nichts, wo man sich länger hätte aufhalten wollen. Die Luft bzw. das Klima waren aber auch oben schlimm. Böse trockene Luft…

    Und für die Workshops sollte auch dringend eine andere, ruhigere Lösung gefunden werden.

    Die Cosplayer wurden meines Erachtens auch nicht eben optimal präsentiert.
    Das haben sie dann trotz Zugkraft mit den Larpern gemein.

  3. Bezüglich der wenigen Aussteller liegt das auch bei den meisten Kollegen daran, das die Standgebühren immer höher werden und die Organisation dagegen nachläßt bzw schlecht ist.
    Und für Händler und Hersteller die nicht zu den großen Wiederverkaufskollegen gehörn, sind die Standgebühren einfach nicht zu leisten!

  4. Ganz ehrlich? Ich bin seit über 20 Jahren Larper, und organisiert habe ich auch schon einiges. Aber die RPC war ein Witz.

    Die RPC im ganzen kam einem nicht wie eine geplante Veranstaltung vor sondern als wenn man alles zusammengewürfelt hat.

    Nerf Arenen und Larpstände waren okay, aber Anordung, Präsentation und Aufbau waren lächerlich.

    Man kam sich vor wie auf einem Trödelmarkt wo ein paar Leute Klappstühle wild durcheinender aufgebaut hatten. Es sah definitiv NICHT aus wie eine Messe auf der man sein Hobby richtig präsentieren hätte können.

  5. 2016 war die untere Halle auch nicht so die Bombe. Wir mussten damals auch ewig suchen und nachfragen, weil wir gar nicht realisiert hatten, dass es noch eine zweite Ebene direkt darunter gibt und auch aus dem Lageplan nicht schlau wurden.

  6. Als kleinere nicht profitorientierte Orga kann ich nur sagen, dass auch die Kommunikation im Vorfeld zu wünschen übrig ließ. Wir wollten unseren Verein dort gerne präsentieren, aber wenn man es nicht über den DLRV macht erreicht man leider nichts. Nicht mal eine wirkliche Antwort erhält man .. sehr sehr schade.

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