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Owen Pitt ist Sohn eines Waffennarren, hat Aggressionsprobleme, ist dicklich, war Buchhalter und… ist Monsterjäger. Wir hatten die Freude, in einen der ungewöhnlicheren Ansätze moderner Military Urban Fantasy hineinzuhören. Dabei überraschte uns der erste Band der MHI-Sage von Larry Correia mit ungewöhnlichen Protagonisten, lovecraftianischen Albträumen und Elfen im Dreck.

Monster jagen – ein etwas ausgelutschtes Thema, mag man denken. Wie viele Filme und Bücher, vor allem in der, manchmal viktorianischen, Urban Fantasy reiten das Thema von The Agency bis zu Harry Dresden tot? Monster Hunter 1 geht einen etwas unorthodoxen Weg mit einem ungewöhnlichen Protagonisten und einer überepisch ausbordenden Handlung. Wir haben uns das ungekürzte Hörbuch angehört.

Story

Owen Pitt ist kein Vorzeigeheld. Er ist keineswegs schlank, wurde von einem Vater mit Militärvergangenheit und -fimmel erzogen, kann daher sehr gut mit Schusswaffen umgehen, steht sich aber oftmals selbst im Weg. So wurde er Buchhalter, um nichts kaputt zu machen und seinen Adrenalinhaushalt unter Kontrolle zu halten.

Leider hat ihm das Schicksal einen dicken Stock zwischen die Beine geworfen, denn, wie er, spät abends noch im Büro, herausfindet, ist sein Vorgesetzter ein Werwolf – der ihn fressen will. Nach einem harten und blutigen Kampf stößt Owen letztendlich seinen Chef aus dem Fenster. Danach bricht er erschöpft zusammen und wacht erst im Krankenhaus wieder auf.

Dort warten direkt auch zwei Bundesagenten auf sein Aufwachen, die ihm einige unangenehme Fragen zu den Geschehnissen stellen. Offenkundig weiß die Regierung Bescheid! Die Agenten stellen Owen vor die Wahl – vergessen, was geschehen ist, oder … sterben. Immerhin hat er etwas Bedenkzeit und kann so später die Klinik verlassen und in seine Wohnung gehen, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Dort jedoch bekommt er etwas später Besuch von zwei weiteren schillernden Gestalten: Der Veteran Earl Harbinger und die attraktive Julie Shakkleford.

Diese offenbaren ihm, dass Monster real sind und es einige private paramilitärische Vereinigungen gibt, die bezahlt Jagd auf die Bestien machen. Dabei werden sie von einem Regierungsfond namens SUMPF finanziert. Für jede niedergebrachte Kreatur gibt es bare Münze. Beide Vertreter der „Monster Hunter International“ (MHI) bieten ihm an, ihn auszubilden und, dass er für sie arbeitet. Mit der Wahl der Regierung im Nacken und diesem Angebot, wer würde sich gegen die MHI entscheiden?

Damit beginnt seine Ausbildung in deren Stützpunkt, wo er schnell Freundschaft mit anderen Neulingen schließt, die auch auf verschiedene Arten das Zusammentreffen mit Monstern oder gar den Kampf gegen diesen überlebt haben.

Natürlich dauert es nicht lange, bis sich Owen als „besonders“ herausstellt,

Spoiler

hat er doch in seinen Träumen Visionen und trifft dort auf den verstorbenen polnisch-jüdischen Monsterjäger Mordechai Byreika. Dieser erzählt ihm von einem nahenden gewaltigen Unheil.

Und genau jenes lässt nicht allzu lange auf sich warten – zum Ende hin eskaliert der Roman in größer-als-Lovecraft-und-Hellboy ähnliche Zustände, wird dabei zu einer eleganten Orgie der Gewalt und es geht um nicht weniger als die Errettung der Welt.

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Eines muss man grundsätzlich aber neben derber Urban Fantasy mögen: detaillierte Waffenbeschreibungen nebst Bauteilen und Anwendungen, wie auch derer Produzenten. Einmal daran gewöhnt, findet man schnell Zugang zu den Protagonisten. Man schätzt sie, liebt sie, fiebert mit ihren Geschichten mit und leidet, wenn es ihnen nicht gut geht.

Auch ist der Umgang an Schauplätzen und eröffneten Handlungsfäden gewaltig, nicht jeder wird aufgelöst – was auch gut ist, denn wie soll der Autor die Hörer und Leser sonst bei Interesse halten?

Sprecher

Robert Franks Stimme ist etwas Besonderes. Zuerst mag man der sanften Stimme nicht viel zutrauen, aber sobald Frank beginnt, verschiedene Rollen zu vertonen und dabei jede Emotion, jeden Dialekt und jeden Adrenalinhaushalt perfekt trifft, verfällt man dem Bann.

Besonders die Kenntlichmachung der verschiedenen Rollen gefiel uns sehr gut beim Durchhören des Buches. Er schafft es geradezu makellos, den Zuhörer in den Bann der Szene zu ziehen. Robert Frank ist kein Unbekannter in der Szene und hat neben vielen Hörbüchern auch Rollen in Dragon Age eingesprochen.

Autor

Larry Correia, geboren 1977 in Kalifornien, besuchte später die Utah State University. Tatsächlich eröffnete er selbst einen Waffenladen und gab auch Schusswaffen-Unterricht. Es war zu dieser Zeit, dass er seine Faszination für Waffen und B-Movies mit Monstern verband und am Skript des vorliegenden Buches schrieb.

Sein Erfolg mit dieser Geschichte ging so weit, dass er für den Hugo Award nominiert war (das jedoch nicht ganz unter unstrittigen Rahmenbedingungen). Dennoch sollte das nicht Correias Aufstieg bremsen. Seine größten Erfolge erzielte mit den Grimnoir-Chroniken, die in einer parallelen Version der 30er Jahre mit viel Magie, spielen.

Erscheinungsbild Cover

Beim Kauf als Download entfällt natürlich die Verpackung, das Cover wird aber als kleine eingeblendete Grafik in der App mitgeliefert. Das Cover zeigt recht unspektakulär einen Anzugträger, vor dem sich Klauen in die Höhe recken.

Klanglich lässt sich rein gar nichts beanstanden, die Stimme Franks ist kristallklar, weder Bässe noch Höhen übersteuern. Unser Test wurde auf einem Huawei Nova mit Audible-App vollzogen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Autor: Larry Correia
  • Sprecher/in: Robert Frank
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch (Aus dem englischen übersetzt von Michael Krug)
  • Format: Download, proprietäres Format für Audible
  • Preis: 32,95 EUR oder 9,95 EUR im Abo
  • Bezugsquelle: Amazon, Audible, lokaler Buchhandel

 

Fazit

Monsterjagd in der Moderne mal anders – ohne Magie (Na gut, fast ohne), dafür aber mit Waffen, paramilitärischen Taktiken und vielen anderen Details, die man eher selten in diesem Genre findet. In Correias Welt wird die Jagd auf die übernatürlichen Bedrohungen von der Regierung und privaten Organisationen ausgetragen. Dabei geht es deftig und nicht unblutig zu.

Der Protagonist ist ebenso herzerfrischend anders. Er ist kein Schönling mit strahlendem Lächeln, sondern beleibt und hat so manches Problem mit seinen Aggressionen. Durch einen Zufall kommt er in Kontakt mit der Organisation „Monster Hunter International“ und lernt dort durch seinen ersten großen Einsatz, dass er mehr ist, als jemals zuvor in Leben angenommen.

Der Roman ist knallhart, hat einen hohen Body Count und spricht waffenverliebte Fetischisten an, verliert dabei jedoch nicht den normalen Nerdzuhörer, dem sein Urban Fantasy aus Vampiren, Werwölfen und anderem Gezücht besteht. Auch hier zeigt Correia die Andersartigkeit seiner Welt, ungekrönt ist der Elfenhof auf einem heruntergekommenen Trailerpark.

Robert Frank, der Sprecher der ungekürzten Lesung, erscheint zuerst als schwaches Stimmchen, kann aber binnen weniger Momente, wenn die ersten anderen Rollen auftauchen, zu Höchstleistungen auflaufen. Er gibt jeder Rolle ihre ganz eigene Stimme und vermag es dabei, selbst die Emotionen der Akteure zu intonieren.

Die Monster, die ich rief ist ein Hörbuch für Freunde der derben Urban Fantasy, die sich nicht scheuen, einen anderen Ansatz realisiert zu hören – das betrifft vor allem, was das Auftreten der magischen Rassen angeht. Uns hat die Geschichte gut gefallen.

Etwas erschöpfend und langatmig sind die vielfältigen Beschreibungen zu Waffenarten und -baustücken, die in dieser Art sicher nur der Fachfreund interessant findet. Kurz vor dem epischen Lovecraft-meets-Hellboy-Finale gibt es eine langatmige Stelle, bei der wir gern vorgespult hätten.

Natürlich darf man von der Geschichte in Summe keinen hohen Anspruch erwarten, diesen will sie aber auch gar nicht erreichen. Sie will Spannung erzeugen, den Hörer mitreißen und ihn schauerlich gruseln lassen.

Alles in allem geben wir dennoch eine Hörempfehlung. Owen Pitt, wir freuen uns auf dein nächstes Abenteuer!

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbild: Audible
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

18 Kommentare

  1. Im Gegensatz zu Jeremias Weber habe ich alle Bände absolut genossen. Ja, er basht die Regierung. Aber das fand ich eher mal eine gemütliche Abwechslung im englisch-sprachigen Genre. dort ist ja ganz oft der erzkonservative Patriotismus vorherrschend.

    Die Geschichte an sich mochte ich aufgrund der Werwolf Thematik. Gute Werwolf Romane sind schwer zu finden und hier gibt es einiges zu lesen dazu.

    Wird mit der Zeit immer abgedreht und ich empfehle auf jeden Fall die englische Version.

    Super Buch, super Reihe. aber ja, Regierungsbashing und waffenverliebte Rednecks.

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