Geschätzte Lesezeit: 21 Minuten

von Michael Sierig und Javeed Hussain

Vom 14. bis 17.05. 2015 fand die Con Bunker Springs, Für einen Becher Wasser der Ödland-Orga auf dem Gelände der Paintballfabrik in Montabaur statt. Das 200.000 m2 große Gelände, welches in der Vergangenheit ein Munitionslager der Bundeswehr war, bot mit seinen Bunkern und Straßen einen guten und weitläufigen Hintergrund zur Darstellung einer postapokalyptischen Militärbasis. Das Erstlingswerk dieser neu gegründeten Orga lockte ca. 250 Spieler und 70 NSC an.

Bereits Monate vor der Con begannen die Charaktergeschichten vieler NSC, die Soldaten der Bunker-Fraktion RG1 darstellten. So waren hier bereits Bekanntschaften mit einigen der anreisenden Spielercharaktere vorhanden. Zur Sicherstellung der glaubhaften Darstellung von Bunker Springs und seiner Besatzung wurden Ausrüstungsdeals, gemeinsame Workshops im Kleidungs-Modding und ein NSC-Wochenende abgehalten, damit das Gelände bereits hinreichend bekannt war und ein halbwegs uniformes Auftreten der Soldaten möglich wurde.

Redakteur Michael Sierig nahm als NSC-Feldwebel Walther Ulbrich und Redakteur Javeed Hussain als Spielercharakter „Leto aus Bunker 6“ an der Veranstaltung teil. Was liegt also näher, als diese Con aus beiden Blickwinkeln zu beleuchten? Lassen wir den Con-Verlauf Revue passieren.

Die Ankunft

Bereits bei der Ankunft mit Fahrzeugen wurde man am Eingang des Geländes eingecheckt. Verzehrmarken, Batches, allgemeine Hinweise zum Gelände und Unterschrift der Abtretungserklärung waren so schon gleich zu Beginn abgearbeitet. Auch bekam man hier schon die Zuteilung seines späteren Parkplatzes. Mit einem durchdachten Einbahn-Modell war so das Erreichen und direkte Heranfahren an die Zeltplätze und bewohnten Munitionsbunker relativ stressfrei möglich. Durch die knapp über 300 Teilnehmer waren die Parkplätze auf dem Gelände praktisch alle in Benutzung, trotzdem gelang die Abwicklung der Anreise recht problemlos.

Die Bunker wurden von den bewohnenden Fraktionen teilweise recht arbeitsintensiv hergerichtet. Zum Teil wurden ganze Stellungen aus den überall auf dem Gelände vorhandenen alten Munitionskisten und Holzteilen erbaut. Diese Unterkünfte wurden durch schon lange im Vorfeld errichtete Holzhütten und kurzfristig errichtete Zelte erweitert. So entstand innerhalb kurzer Zeit eine recht ambientige Siedlung, die auch 24 Stunden am Tag bespielt werden sollte. Durch die recht fließende Abwicklung der Anreise war es dann auch möglich relativ pünktlich In-Time zu gehen.

Die Anreise

Aus Sicht der NSC

Eine Stadt entsteht (c) Moritz Jendral
Eine Stadt entsteht (c) Moritz Jendral

Einige der bespielten Charaktere befanden sich bereits in der Siedlung Bunker Springs. Aber gut 150 Spieler reisten In-Time erst noch an.

Wir bezogen mit dem 2. und 3. Zug der RG1-Truppen die Zufahrtsstraße, und bauten eine zweistufige Kontrolle auf. Den ersten Kontakt übernahm der aus Veteranen bestehende 2. Zug. Unser Auftrag bestand darin schwere Waffen und Sprengmittel aus dem Verkehr zu ziehen. Die meisten anreisenden Ödländer waren recht kooperativ, auch als es aufgrund des großen Andranges zu Staus und Verzögerungen kam. Fahrzeuge und Problemfälle wurden an den 3. Zug weitergereicht, wo es zum Teil schon etwas lauter zuging. Trotz der Beschlagnahme einiger Panzerbüchsen, Flammenwerfer und Maschinenkanonen blieb die Stimmung relativ entspannt, und nach ungefähr einer Stunde konnten wir die Kontrollstation auflösen und mit Patrouillen beginnen.

Innerhalb der nächsten eineinhalb Stunden halfen die Truppen des RG1 dabei, dass jeder unterkam, beantworteten Fragen, wiesen auf die Meldepflicht in der Militärbasis hin und zeigten Flagge. Die Stadt war den Umständen entsprechend recht ruhig, die Bars nahmen ihren Betrieb auf, der Radiosender strahlte die ersten Musikstücke aus. Alles war soweit in Ordnung und der 2. Zug wurde in die Militärbasis zurückbeordert.

Aus Sicht der SC

Wachen wachen (c) Moritz Jendral
Wachen wachen (c) Moritz Jendral

Nachdem die Anreise auch von meiner Seite aus, genau wie oben beschrieben, problemlos vonstatten ging, konnte ich mit meinen zahlreichen Gegenständen pünktlich an der Intime-Anreise teilnehmen. Man hatte mich weit im Vorfeld informiert, dass es üblich wäre, alles was man besitzt dabei zu haben und auch wirklich mit sich herumzutragen. Das Ödland gibt nun mal nicht viel her und was man ihm abringen kann, möchte man natürlich auch behalten. Also habe ich einen großen Bollerwagen voller Zeug hinter mir hergezogen und die beiden Charaktere „Rango“ und „Sola“, mit denen ich als kleine Gruppe anreiste, hatten ihre Sachen in großen Rucksäcken und auf einem Sackkarren dabei.

Ziemlich schnell stellten wir fest, dass es scheinbar doch nicht so ganz „hardcore“ zugeht und die meisten Leute, ähnlich wie beim Fantasy-LARP, bereits alles in ihrem Zelt/Bunker verstaut hatten und nur mit minimalem Gepäck unterwegs waren. Das gereichte uns aber zum Vorteil, als wir einen armen Boten dabei beobachteten, wie er eine riesige Kiste per Hand den Berg hochschleppte. Wir boten ihm an, die Kiste auf unseren Wägelchen zu transportieren und stellten erfreut fest, dass wir mit dem Boten komplett ohne Kontrolle in die Stadt kamen. Da wir aber keine schweren Geschütze oder ähnliches besaßen sparte es einfach nur Zeit. Nach kurzer Inspektion der Hauptstraße fanden wir dann auch schließlich das HANOMAG HOTEL. Ein Bunker, vor dem ein riesiger Hanomag parkte und bei dem schon fleißig essen gekocht wurde. Nach kurzen Verhandlungen stellten wir fest das wir nicht annähernd genug Geld hatten um auch nur eine Nacht dort zu verbringen, aber wir konnten uns die Übernachtung erarbeiten. Brot schneiden, Geschirr spülen und Wasser holen war also in den nächsten Tagen angesagt, allerdings gab es zum Ausgleich hervorragendes Essen und herrlichen Kaffee!

Als die RG1-Patrouille am Hotel vorbeikam, begann das Martyrium. Sie erzählten etwas von Meldepflicht, wir sollten Scheine abholen, Schlange stehen und lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Die vollautomatischen Argumente unterstrichen die Pflicht im Wort Meldepflicht gewaltig und so machten wir uns auf von Bunker zu Bunker zu rennen und um Papiere zu betteln. Jeder erzählte uns etwas anderes und keiner wusste genau wie es wirklich funktioniert, dieses „Bürokratiedings“. Also standen wir geschlagene vier Stunden im Regen, bis wir endlich dran waren, nur um die Tür vor der Nase geschlossen zu bekommen. Wir könnten ja morgen wiederkommen. Das war der Punkt für einen Aufstand und ein paar Kugeln in RG1-Köpfen, leider waren wir am Eingang des Regierungsbunkers entwaffnet worden und konnten nur geschlagen davonschleichen. Out-Time ging das meinen Gefährten allerdings so dermaßen gegen den Strich, dass sie der Spielleitung mitteilten, dass sie wieder abreisen wollen, woraufhin wir unsere Papiere dann doch noch bekamen. Ein schlechter Start ins Spiel, aber ich ließ mich nicht entmutigen. Zunächst genossen wir ein köstliches Essen im Hotel und machten es uns erstmal gemütlich. Übrigens war auf der gesamten Veranstaltung keine Spur von Mangel und Ödland zu entdecken. Jeder hatte Strom, Wasser, Batterien, Nahrung, Munition und vor allem Geld. Es war eine gewaltige Menge Geld im Umlauf und scheinbar immer um mich herum. Es gab zwei Bars und einen Strip Club, aus dem Tag und Nacht laute Musik dröhnte. Eine seltsame, aber sehr geschäftige Stadt hatten wir da aufgetan und ich war mir nicht sicher ob ich die Koordinaten in meinem Pipboy speichern sollte, oder lieber schnell verschwinden.

Die Adler kommen

Aus Sicht der NSC

Langsam wurde es dunkel über Bunker Springs, Händler gingen ihren Geschäften nach, langsam machten sich die verschiedenen Ödländer miteinander bekannt, die Boten nahmen die Arbeit auf. Als der 2. Zug gerade bei der Lola-Bar stichprobenartige Personenkontrollen durchführt, zerissenn Luftschutzsirenen die Geräuschkulisse der Siedlung. Dann fiel die Stromversorgung aus, und durch die plötzliche Stille drangen Schreie: „Gasangriff! Gasmasken auf!“ Sofort hockten wir uns ab, rissen unsere Gasmasken aus den Taschen und Behältern, und noch während wir sie über den Kopf zogen, drangen dumpfe Schläge und das Wummern von Drehflügeln durch die Dunkelheit.

Der 2. Zug sammelte sich, und noch während wir uns im Laufschritt zur Hauptstraße begaben, ertönte rings um uns das Geschrei des 1. Zuges, der versuchte, viele der Ödländer in die rettenden Bunker zu scheuchen sowie das Krachen von Bombeneinschlägen. Aus dem Wald wälzte sich träge und bedrohlich eine weiße Gaswand, schlug über der Stadt zusammen und ließ alles im Nebel versinken. Gerade zwei bis drei Meter beträgt noch die Sichtweite, und wir waren froh diesem Hexenkessel möglichst schnell den Rücken zukehren zu können. Sobald wir die relativ gasfreie Hauptstraße erreicht hatten, sammelten wir uns, und rücketn in die Richtung vor, aus der tief im Wald ein dumpfes Donnern zu hören war.

Aus Sicht der SC

Die Ruhe wurde dann jäh von den Sirenen unterbrochen. Reflexartig wurden Gasmasken aufgezogen und ich konnte den Powerhelm (ohne höhere Funktionen), den ich auf dem Weg aus meinem Heimatbunker ergattern konnte, ausprobieren. Schnell schraubte ich die Laufverlängerung und die Schulterstütze auf meine Waffe und machte mich auf die Suche nach dem Feind. Meine ganze Frustration über den Tag sollte sich in Kugeln gegen unbekannte Feinde entladen! Leider war der Feind in Helikoptern unterwegs. Gottverdammte Helikopter! Schon kam ich mir in meiner Splitterschutzweste wieder armselig vor.

Improvisierte Unterkunft (c) Moritz Jendral
Improvisierte Unterkunft (c) Moritz Jendral

 

Der Adler ist gelandet

Aus Sicht der NSC

Ungefähr 150 Meter außerhalb der Stadt ging ein ungepflasterter Stichweg in den Wald hinein. Ganz am Ende befand sich das Paintball-Gelände, das tagsüber nicht betreten werden durftr. Jetzt irisierten dort seltsame Lichter durch den Wald, leichte Nebelschwaden zogen durch die Bäume. Der surreale Eindruck, den das Gelände machte, resultierte aus dem grünlich-gelben Überzug, den abertausende von Paintbalkugeln hier flächendeckend auf allen Gegenständen und den unteren drei Metern aller Bäume hinterlassen hatten. Es war einiges an Bewegung in dem indirekt beleuchteten Gebiet zu sehen, und so hockten wir zehn Soldaten uns ab, und warteten auf Verstärkung aus der Stadt.

Eine dreiviertel Stunde später kamen ungefähr 30 Bewaffnete aus der Stadt und wurden von uns eingewiesen. Aufgrund des extrem matschigen Bodens und der Dunkelheit erklärten wir, dass Gasmasken hier nicht mehr nötig wären. Dann setzten wir den Vormarsch auf die Absturzstelle fort. Verschiedene Versuche einen Zangenangriff auszuführen schlugen leider wegen des extrem unwegsamen Geländes und der immer noch gespannten Absperrnetze der Paintballer fehl. Also entschlossen wir uns für einen Frontalangriff. Und sobald wir zwischen den Bäumen den Rumpf des abgeschossenen Hubschraubers sahen, flogen uns auch schon die ersten Granaten entgegen.

Die linke Flanke steckte bald im Abwehrfeuer aus dem Hubschrauber fest, die rechte Flanke kam gut voran, bis plötzlich Mutanten rechts aus dem Wald brachen und uns in die Flanke fielen. Und als wäre nicht schon genug Unordnung in unsere spärlich erkennbare Schlachtordnung gekommen, tauchte aus dem Hubschrauber ein Soldat in kugelsicherer Power-Armor auf.

Die nächste halbe Stunde versank im Chaos, Die Adler kämpften gegen uns, und die Mutanten, die immer wieder aus der Dunkelheit des Waldes kamen, gegen alle. Aber irgendwann war es endlich gelungen den Weg freizumachen, und der Hubschrauber war unter unserer Kontrolle. Aber Ausruhen war noch nicht angesagt, kaum war das komplette Armaturenbrett ausgebaut und die Toten durchsucht, wurde leider eine kleine Bio-Waffe ausgelöst, und wir zogen uns alle zusammen mit den Spielern zurück.

Aus Sicht der SC

Es war schnell klar, dass die Regierung etwas dagegen unternehmen musste und die lauten Explosionsgeräusche, die in der nebligen Dunkelheit zu hören waren, wurden uns als Abschuss erklärt. Der Feind (noch ohne Namen) hatte zwar Helikopter und Gas, aber RG1 hatte Boden-Luft-Raketen. Ich fragte mich, wo ich da hinein geraten war, aber der Bürokratiefrust war stark genug, dass ich immer noch jemanden erschießen musste. Also schloss ich mich einer großen Truppe an, die gen Absturzstelle ausrücken wollte. Wir kämpften uns durch den Matsch und die Trupps wurden jeweils von einigen erfahrenen Militärs durch die Dunkelheit geschleust. Nach kurzer Zeit kam uns Abwehrfeuer entgegen und das Chaos brach aus. Es wurde wild geballert und aus den Schatten sprangen Mutanten, die sich selbst nach mehreren Kugeln noch regenerierten. Ich ging also schnell dazu über, den Kugeln aus meiner Waffe eine Enthauptung durch meine Machete folgen zu lassen. Als dann schwer Gepanzerte und sogar ein Typ mit Power-Armor auftauchte, war der Spaß vorbei.

Wir wurden in Deckung gezwungen und alles, was ich noch tun konnte, war Munition von Leichen klauen und Leute aus der Gefahr ziehen. Irgendwann hatte irgendwer irgendwoher einen Granatwerfer parat und die Büchse wurde geknackt. Mit einem schönen Plus an Munition und meinem ersten schmerzhaften Schuss in die Weste konnte ich mich aus dem Kampf zurückziehen. Da ich Biologe und Chemiker war, konnte ich mit der Technik im Helikopter nichts anfangen, zumal sie auch nicht mit meinem Pipboy kompatibel zu sein schien. Jedenfalls hatte ich mir einige Freunde gemacht und konnte mich total kaputt ins Hotel zurückziehen.

Auf Tuchfühlung mit den Ödländern (c) Moritz Jendral
Auf Tuchfühlung mit den Ödländern (c) Moritz Jendral

 

Der zweite Tag

Aus Sicht der NSC

Nach dem Chaos des Abends vorher zog der Verwaltungsalltag in die Siedlung ein. Lange Schlangen hatten sich vor dem Einwohnermeldeamt gebildet, Neusiedler fluchten über die verbohrte Art der hier eingesetzten Angestellten. Das Seuchenkontroll-Zentrum nahm ebenfalls die Arbeit auf, und die Soldaten die Kontrollen und Patrouillen. Kurz vor Mittag tauchte aus dem Wald eine verstümmelte junge Frau auf, und suchte Unterschlupf bei den Siedlern. Kurz nachdem die Medics ihre Behandlung begonnen hatten, verschlechterte sich der Zustand der Frau zusehends. Der 2. Zug sperrte daraufhin den gesamten Bereich, in dem sich inzwischen ca. 30 Ödländer gesammelt hatten, ab, und baute eine Quarantänezone auf. Einheiten des Med-Corps, verstärkt vom Seuchenkontrollzentrum, nahmen Untersuchungen in hermetisch abgeschlossenen Anzügen auf, die direkt betroffenen Mediziner, die erste Krankheitszeichen aufwiesen, wurden gesondert untergebracht. Die nicht befallenen wurden dekontaminiert und wieder entlassen. Und während der 2. Zug wieder seine Patrouillen aufnahm, begannen die Siedler mit der Suche nach einem Mittel gegen das Ödland-Fieber.

Bis zum Abend blieb alles relativ ruhig, ein Prozess wegen eines versuchten Mordes, einige Diebstähle und diverse andere Streitigkeiten ließen keine Langeweile aufkommen. Abends waren einige Cage-Fights angesetzt, bei denen es dann noch zu einer Massenschlägerei zwischen den Sons und dem RG1 kam.

Jedoch spitzte sich die Lage recht plötzlich zu, als einige viel zu schwach ausgerüstete Einheiten zu einem auf dem Gelände ausgemachten Mutanten-Nest aufbrachen, um Technologie zu bergen. Die Antwort dieser Wesen bestand aus einem Angriff auf die Stadt, alle RG1-Truppen rückten in die Stadt aus. Nur zu dritt saßen wir mit zwei Soldaten und einem Medic in der Basis, als ca. 80 Siedler den gesamten unteren Teil der Stadt evakuierten, und um Schutz bei uns nachfragten. Verletzte wurden zu den Medics gebracht, alle anwesenden Medics gleich mitgeschickt, alle Bewaffneten zur Verteidigung zusammengetrommelt. Der Rest stellte Feuertonnen auf und die Militärpolizei sorgte für Ordnung.

Circa zwei Stunden hielt das Chaos an, bis in der Stadt wieder Ruhe eingekehrte. Dann zogen die Zivilsten wieder ab, und es kehrte, zumindest in der Basis, wieder Ruhe ein.

Aus Sicht der SC

Am nächsten Tag versuchte ich herauszubekommen, wen wir da eigentlich erschossen hatten. Es hieß zunächst, dass es Geheimsache wäre, aber über Umwege wurde mir bekannt gegeben, dass es sich um einen feindlichen Bunker namens Adler handelte. Da sie nicht wie Bunker Springs über eine Quelle verfügten, versuchten sie wohl oder übel sich die des RG1 zu eigen zu machen. Nach einer Unterhaltung mit einigen Typen aus einem Nintendo Bunker wurde mir klar, dass eine rot verstrahlte Zone nur wenige Wegminuten von Bunker Springs bergab existierte. Es kribbelte mir in den Fingern, da ich als Zoner in Ausbildung meinen ersten Einsatz in der roten Zone zum Greifen nahe sah. Der erste Versuch dieser T-Force dorthin vorzudringen, endete an einer stählernen Bunkertür. Es kristallisierte sich ein Plan heraus diese Tür zu öffnen und dem Verwaltungsbunker seine Geheimnisse zu entreißen. Vorsichtig begann ich, mich mit verschiedenen Fraktionen zu unterhalten und während ich beim Handel mit überschüssigen Dingen einiges verdienen konnte, hatte ich bereits ausgelotet, wer in den Bunker am nächsten Tag mit vordringen würde.

Bis auf einige kleine Mutantenangriffe verlief der Tag aber ruhig und friedlich. Währen ich mehrere Kilo Brot in Scheiben schnitt und mit einigen Technikern versuchte, ein altes Funkgerät wieder zu beleben, konnte ich jedoch so einiges lernen. Von der Gerichtsverhandlung bekam ich nur von Weitem etwas mit und der Tag war geprägt von Handel und Politik. Die Verwaltung konnten wir uns allerdings sparen, da ich einen schönen Blankopassierschein von einem Händler zugespielt bekam. Außerdem erklärte sich das viele Geld ebenfalls recht bald, als bekannt wurde, dass jemand eine ganze Kiste davon aus dem Verwaltungsbunker geklaut hatten sollte.

Seuchenkontrolle (c) Moritz Jendral
Seuchenkontrolle (c) Moritz Jendral

 

Der dritte Tag

Aus Sicht der NSC

Wieder Patrouillen, Streitereien, Anfeindungen durch Siedler. Langsam zeigte sich, dass einige Soldaten wohl gefälschte Papiere verkauften, unter Androhung Versicherungen anboten, Anschläge auf Spieler in Auftrag gegeben hatten. Mitten in den Ermittlungen tauchte erneut ein Infizierter auf, wurde beim Med-Corps behandelt, und steckte prompt die komplette Belegschaft an. Der Ödland-Fieber-Virus war mutiert, die Mittel vom Vortag wirkten so gut wie nicht mehr. Medics und Kräuterkundige machten sich fieberhaft auf die Suche nach neuen, stärkeren Mitteln. Die Wirtschaft stabilisierte sich, die Schikanen durch die Verwaltung waren etwas abgeschwächt. Das Militär nahm Untersuchungen auf und befragte Zeugen wegen der Soldaten, die ihre Macht offensichtlich immer dreister missbrauchten.

Immer wieder gab es Gerüchte von einem geplanten neuen Vorstoß zum Mutantennest, aber es fehlte an Schwungkraft unter den Siedlern. Und so wurde zum Abend hin die Mobilmachung befohlen, alle Soldaten zusammengezogen und unterstützt durch einen Schützenpanzer gegen das Nest vorgerückt. Verstärkt durch die Nachtwache und Kräfte der 5th Division wurde das Nest erreicht. Dort sahen wir alle uns überraschend mit zwei Kampfgruppen der Adler konfrontiert, die das schwer gepanzerte Gebäude besetzt hatten. Die nächste Stunde war mit schweren Kämpfen angefüllt, während wir uns buchstäblich Meter für Meter weiter vorarbeiteten, immer von den Adlern und Mutanten bedrängt. Doch schließlich war das Gelände befriedet, ein alter Computer und die vielen Verletzten aus der Roten Zone geborgen.

Die Rückkehr gestaltete sich ähnlich hektisch wie der Kampf selbst, Schlägereien und zwei Schießereien vermehrten die Anzahl der Verletzten und stellten das Verhältnis zwischen Zivilisten und Militär auf eine harte Probe. Aber schließlich waren die Verletzten alle in Behandlung, der Computer bei den Technikern und die Arbeiten am Wärmekraftwerk konnten fortgesetzt werden.

Abends hatte sich die Situation, trotz einer Mini-Atombombe, die es noch zu entschärfen gallt, soweit entspannt, dass die Party in der Lola-Bar von den Siedlern und den Truppen des RG1 gemeinsam gefeiert werden konnte.

Aus Sicht der SC

Die Stimmung in der Stadt schien gekippt zu sein. Die Ödländer hatten ihre Eier wieder gefunden und es gab teilweise Pläne, RG1 einfach zu einem günstigen Zeitpunkt über den Haufen zu schießen. Dennoch schien es bei wilden Drohungen unter dem Tisch zu bleiben und ich nutzte meine neuen Kontakte, um Strahlungsresistenz-Medikamente zu organisieren. Meine Pläne, eine potente Säure gegen den Beton des Bunkers einzusetzen, lösten sich in Luft auf, nachdem eine neue Fraktion russischer Schwerbewaffneter in der Stadt aufgetaucht war. Ich begegnete ihnen auf der Straße und wenig später hatte ich sie an meine lieben Freunde bei der T-Force vermittelt. So lief es den ganzen Tag. Ich wickelte Geschäfte zwischen Fraktionen ab ohne mein eigenes Geld einsetzen zu müssen und kam meinem Zoneneinsatz immer näher.

Nachdem wir nun also im Besitz von Thermit und einem Super-Sprengsatz waren, konnten wir die Tür knacken. Wir mussten uns allerdings beeilen, da die Fraktion der 5th Division ebenfalls einen Ausflug in den Bunker plante und dafür auch noch von der RG1 bezahlt werden sollte. Da die Russen ihren Sprengstoff bezahlt sehen wollten, befanden wir uns im Zugzwang. Ich zog also meine schwere Strahlenschutzausrüstung an, schnappte mir Ersatzfilter und Ersatzmaske und machte mich mit aller Munition, die ich tragen konnte, auf in die rote Zone. Wir wurden bis an den Rand der Zone von einem Fahrzeug begleitet und hatten einige Sturmgewehre sowie hochmotivierte Begleiter dabei. Ziemlich schnell stellte sich allerdings heraus, dass wir uns übernommen hatten. Die Tür des Bunkers war fix geknackt, aber drinnen erwarteten uns mutierte Riesenspinnen und einige der Mutantenläufer, welche auch letzte Nacht die Stadt angegriffen hatten.

Es gab heftige Gefechte auf engstem Raum und meine Machete war wieder einmal Gold wert, nachdem meine Pistole Ladehemmungen bekam. Panik machte sich breit, als die meisten von uns, unter anderem auch zwei Zoner, mit schweren Verletzungen am Boden lagen: die Anzüge zerfetzt und mitten in harter Strahlung. Noch dazu tickte die zweite Zeitbombe in Form unserer Atemfilter. Das Dreifachsystem meines Helms konnte eine gute Stunde die verstrahlten Partikel zurück halten, der Rest der Truppe hatte aber nur einfache Gasmasken. Nach einer halben Stunde dürften diese ihnen nichts mehr nützen und diese halbe Stunde war so gut wie vorbei. Glücklicherweise wurden in einem letzten verzweifelten Akt noch zwei Computer und einige Flaschen mit seltsamer Flüssigkeit geborgen. In einer der Flaschen schwamm ein Fötus und ab diesem Moment war mir klar, das RG1 so richtig Dreck am Stecken hatte. Diese Zone war ganz sicher hausgemacht und später wurde mir auch noch von mehreren Seiten berichtet, dass diese schwarzen Mutanten das Ergebnis einiger Experiment waren.

Viel Später kam heraus, das wir zwar Computer geborgen hatten, jedoch keiner davon die Daten enthielt, die RG1 so wichtig waren. Die 5th Devision erledigte den Rest zusammen mit der RG1 und der Nachtwache wenig später in einem Großangriff. Zu ihrem Pech hatte Adler unseren Knall wohl gehört und den, jetzt offenen, Bunker schön befestigt. Wie diese Truppe das ganze ohne ordentlichen Strahlenschutz überstehen konnte, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Jedenfalls waren die Feierlichkeiten an diesem Abend für mich doppelt schön, da ich absolut keine Verluste hatte und trotzdem jede Menge Action. Nach dem Ausflug in die Zone hatte ich meine Zeit damit verbracht, sämtliche Währungen in Munition umzumünzen und trug einen Rucksack voller Gewinn sowie eine Tonne Erfahrungen aus der seltsamen Stadt heraus. Wie die T-Force am Ende alle ausbezahlt hat ohne gemeuchelt zu werden, werde ich in Zukunft irgendwann herauszubekommen versuchen. In-Time natürlich.

Ein Panzerfahrzeug sieht man eher selten auf LARPS (c) Moritz Jendral
Ein Panzerfahrzeug sieht man eher selten auf LARPS (c) Moritz Jendral

 

Abreise

Aus Sicht der NSC

Die Abreise gestaltete sich etwas chaotischer als die Anreise, weil durch die engen Straßen des Geländes und die Tatsache, dass viele so schnell wie möglich wieder abreisen wollten, einige Staus nicht verhindert werden konnten. Alles in allem war das alles aber nicht wirklich kritisch, die Verständigung funktionierte, und es gab nur leichte Verzögerungen. Man verabschiedete sich, tauschte Namen und E-Mail-Adressen aus, das normale Nach-Con-Chaos, das jeder LARPer kennt, fand statt. Alles in allem war es ein schöner Con, zumindest auf Seiten der NSC sind alle glücklich, dass alles so funktioniert hat, wie es das von unserer Seite aus sollte.

Aus Sicht der SC

Meine Abreise war eigentlich kaum erwähnenswert, da mein werter Mitreisender als sogenannter „Conflüchter“ der Meinung war, mich um halb sieben aus dem Bett zu schmeißen und wir bereits um neun zu Hause waren. Ich habe von diesem Tag also genau nichts mehr mitbekommen.

Fazit

Aus Sicht der NSC

Abschlußfeier (c) Ralf Smolenaers
Abschlußfeier (c) Ralf Smolenaers

Nach dem, was ich als NSC erlebte, hat mir die Arbeit der Orga gut gefallen. Die Verpflegung war gut und immer in mehr als ausreichender Menge vorhanden. Immer wieder wurden wir gezielt instruiert, wann etwas wo ablaufen sollte. Die Wartezeiten hielten sich durchweg in Grenzen, den einzelnen NSC wurden weite Spielräume eröffnet, man war eigentlich GSC und konnte eigene Vorstellungen perfekt umsetzen. Wenn es im Plotverlauf irgendwo hakte, wurde durch entsprechend instruierte NSC gegengesteuert, der Verlauf der Geschichte so vorangetrieben, dass es zu keinen Sackgassen kam. Allerdings sollen in Zukunft in einigen Punkten noch Verbesserungen erfolgen. So war die Zahl der vom Platzbetreiber bereitgestellten Toiletten zu niedrig angesetzt. Auch soll die Verwaltung, welche einen zentralen Spielpunkt einnehmen sollte, mit mehr Personen besetzt werden. Und beim nächsten Mal könnten mehr NSC als „Springer“ eingesetzt werden, um als Mutanten oder Adler die Bedrohung für die Spieler noch stärker fühlbar zu machen.

Alles in allem aber aus meiner Sicht eine wirklich schöne, stimmungsvolle Con, bei der es Spaß gemacht hat, vor den Spielern in der Rolle zu bleiben. Und es war ein sehr überzeugender Start in eine neue Kampagne.

Aus Sicht der SC

Aus Spielersicht gab es für mich an der Con nur wenig auszusetzen. Natürlich hatte es damit zu tun, dass die Gruppen sich untereinander ein fantastisches Spiel lieferten. Ich hatte wirklich die ganze Zeit meinen Spaß, auch wenn ich das Schlangestehen gerne weggelassen hätte. Ich konnte meinen Charakter super ausspielen und hatte an jeder Ecke das Gefühl, auf kleinere und größere Plots zu stoßen. Die Hauptgeschichte, nämlich die Reparatur des Bunkerreaktors mit Hilfe der Pläne aus dem verstrahlten Gelände, habe ich zwar nur am Rande miterlebt, aber es war auch ohnehin nicht so wichtig für mich persönlich, den Hauptplot zu lösen.

Das Bedrohungspotential würde ich eher als gering einschätzen, da ohne Ende Waffen und Munition an jeder Stelle des Platzes vorhanden waren. Der Plan, dass das Wasser einen Hauptspielgrund liefern sollte, war eigentlich gar nicht aufgegangen. Jeder hatte Wasser und Essen im Überfluss. Endzeitstimmung kam wegen der unglaublich gut gemachten Fahrzeuge, Kostüme und dem Platz dennoch zur Genüge auf, auch wenn Knappheit nicht zu spüren war. Ich hatte ursprünglich vor, mein Essen und Wasser nur zu erhandeln und notfalls zu hungern. Ein Päckchen China-Instant-Nudeln in Endzeitverpackung hatte ich dabei sowie eine auf alt gemachte Dose Bohnen. Stattdessen wurde ich im Hotel fürstlich versorgt und sogar vegan bekocht. Im Nachhinein bin ich darüber natürlich nicht besonders traurig, denn es hat mir ermöglicht, mich auf meine eigenen kleinen Ränkespiele zu konzentrieren. Alles in allem hatte ich unendlich viel Spaß und es hat mir Lust auf mehr gemacht.

Fotografien:  Moritz Jendral, Ralf Smolenaers

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein