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Ritter, Indianer, Flugschiffreisende, Stormtrooper und Feen – das alles und noch viel mehr erwartete die Besucher des Annotopia am vergangenen Wochenende in Lüdinghausen. Rund um die Wasserburg Vischering sammelten sich Händler, Schausteller, Walking Acts und vor allem viele neugierige Besucher.

Unter dem Aufhänger des zeitreisenden Steampunk-Professors Abraxo traf allerlei skurriles, prachtvolles und wunderbares Volk rund um die eindrucksvolle Wasserburg Vischering zu Lüdinghausen zusammen. Grund genug, dem Ruf des Reisenden zu folgen.

Annotopia – ein neues Fantasyfest

Am 9./10. Juni 2018 wurde zum ersten Mal das Annotopia in Lüdinghausen eingeläutet. Optisch und auch inhaltlich auf den ersten Blick nicht viel anders als ein Mittelalterlich Phantasie Spektaculum (MPS), fand sich doch ein ordentlicher Schlag Steampunk oben drauf, um es abzugrenzen. Ereignisse dieser Art locken immer das Fandom an, aber auch viele Menschen eher gewöhnlicheren Schlags. So war es auch hier trotz gehobener Temperaturen und erdrückender Luftfeuchtigkeit nicht anders.

Die Besucher konnten die entspannte und freudige Atmosphäre des bunten Festes genießen, welches durch die Kulisse der Burg Vischering – eine Trutzburg aus dem 13. Jahrhundert – noch in Sachen Ambiente verstärkt wurde

Grundsätzlich unterteilte sich das angebotene Themenspektrum in Mittelalter, Wikinger, Steampunk und Indianer. Besonders letztere waren eine angenehme Abwechslung vom üblichen Turnier-Tjost-Alltag der MPS.

 

Schausteller, Programm und Walking Acts

Die Bereiche teilten sich als Rundgang um die Wasserburg auf, dazu gab es noch den großen Festplatz für das Programm. Und auch die Vorburg war Eventzentrum – mit einer Halle nebst Bühne, anwesenden Steampunk-Akteuren und sogar einem Stand, wo man Rollenspiele, Brettspiele und Tabletops kaufen konnte.

Vielerlei Beschäftigung wurde auch den Kleinsten auf dem Annotopia geboten. So konnten sich die Kinder im Armbrustschießen üben oder geschminkt werden. Natürlich fanden sich auf dem Gelände viele fliegende Händler mit zum Oberthema passenden Gütern. Freunde des Mets konnten sich also eindecken, aber auch jene, die warme Fellsocken für den in einigen Monaten anstehenden Winter brauchen.

Die Angebote der Gastronomie waren zahlreich, und dort fanden sich genau die Speisen, die man auf anderen Festen vergleichbarer Art findet. Vom Zyklopenspieß über das Knoblauchbrot bis zu den Schmorchampignons exakt die erwartete Auswahl.

An sich leben solche Ereignisse schon vom Flair alleine – wenn all die kostümierten Besucher und Künstler an einem vorbeiziehen, einen in ein Spiel miteinbeziehen oder der Duft der Schmiedeesse über den Platz zieht.

Hier wurde mittels des Programms noch ein Bonus erschaffen – wir wohnten einem indianischen Showreiten der Mandshur Tengri zu, lauschten auf der Brücke über dem Wassergraben der Steampunk-Band Drachenflug und bestaunten das Stelzentheater der Chapeau Claque Rouge.

Des Weiteren konnten die kleinen Besucher auf einem Drachen reiten und jene, die bis zum Abend auf dem Gelände blieben, einer Feuershow beiwohnen.

Beeindruckt durch ihre Ausdauer haben uns wie so oft die Vertreter der 501st – der Verfasser dieser Zeilen möchte gar nicht wissen, wie warm es unter der Rüstung eines Stormtroopers werden kann. Charmant im Zusammenhang Star Wars sind die Steampunk-Interpretationen, wie eine Twi’lek oder ein Stormtrooper – letzteren haben wir leider nicht mehr vor die Linse bekommen.

Über alle Schausteller und Künstler zu schreiben, würde diesen Artikel sprengen.

Marc vom Theater ParaNorma/noa entertainment, der Organisator, bekannt als Professor Abraxo, zieht sein Fazit:

Wir freuen uns sehr darüber, dass die Premiere von Annotopia und damit das erste Fantasy-Festival dieser Art und Größe auf bundesdeutschem Gebiet, so „fantastisch“ verlaufen ist. Nicht nur das Wetter spielte perfekt mit, auch die Besucher kamen in Strömen auf das wundervolle Gelände der Burg Vischering in Lüdinghausen. Nicht nur deren Quantität hat uns überrascht, sondern auch das Feedback, welches uns von den Gästen und den Medien erreichte, war überwältigend. Alle haben sich sehr wohl gefühlt. Das Konzept ist voll aufgegangen und wir denken, dass das ANNOTOPIA eine große Zukunft vor sich hat. Wir bedanken uns bei allen, die in diesem wichtigen ersten Schritt dazu beigetragen haben und freuen uns nun auf das zweite Annotopia am 01. und 02. September in Rotenburg an der Fulda.

Ein persönliches Schlusswort

Für mich war der Besuch auf dem Annotopia eine sehr angenehme Erfahrung. Trotz drückender Hitze und Luftfeuchtigkeit in einem Maße, dass selbst das Bewegen des kleinen Fingers Schweiß produziert hat, habe ich mich wohlgefühlt. Die malerische Kulisse der Burg Vischering, die ich aus meiner Vampire-Live-Zeit noch als Sitz meines damaligen Semi-NSC kannte, hat den Eindruck des Magischen nur verstärkt.

Dennoch gibt es ein paar Stellschrauben, an denen man drehen könnte – so waren zum Beispiel die Gänge um die Burg noch nicht mit wirklich vielen Ständen bestückt, da geht sicher mehr zu den nächsten Events aus der Reihe. Letztendlich hat es aber bewirkt, dass man nicht alles sofort gefunden hat – oder es überhaupt fand. Die Wikinger-Reenactors von den Blood Axes habe ich erst auf den zweiten Blick als solche registriert und hielt deren Lager zunächst für das private Zeltlager eines wandernden Schaustellers.

Letztlich müssen solche „An-der-Seite“-Stellplätze für Programmpunkte und/oder Visuals vermieden werden. Sobald sich mehr Schausteller finden, wird die Standdichte höher und das Erlebnis für den Besucher dichter werden.

Preislich waren die 12 EUR Tagesticket für Erwachsene schon subjektiv am oberen Limit des Angebrachten. Sicher – es war das erste Event dieser Reihe, und bevor falsch kalkuliert wird und ein finanzielles Fiasko droht – better safe than sorry. Ich wünsche mir, dass die Reihe fortgeführt wird und dann die Preise angepasst werden.

Fotografien: Roger Lewin, sonst wie gekennzeichnet

 

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