Rezension: Einsamer Wolf Multispieler – Sommerlund

Einsamer Wolf besteht nicht nur aus Soloabenteuer-Spielbüchern. Nein, auch ein ganzes Mehrspielersystem im klassischen Rollenspielverständnis verbirgt sich hinter dem Arbeitstitel. Nach dem Grundregelwerk und einigen ausbauenden Regelbüchern finden sich auch weitläufige Zonenbeschreibungen, die die Welt mit Leben erfüllen. Heute besprechen wir Sommerlund – Band 4 des Spiels.

Erscheinungsbild

Vom Mantikore-Verlag bin ich vor allem eines gewohnt: Schöne griffige Quellenbücher im broschierten Format, fast DIN A5 groß. Das Cover zeigt wunderschöne Heraldik mit einem Touch klassischer Fantasy, wenn es um den Zeichenstil geht.

Im Inneren finden wir nach einer doppelseitigen farbigen Karte 198 Seiten, gespickt mit Informationen und Wissen über die Region Sommerlund. Danach folgen einige Tabellen und Werbeseiten für weitere Produkte des Verlages.

Der für den Umschlag gewählte Karton ist etwas dicker als gewohnt und schützt daher das Buch recht ordentlich vor Beschädigungen. Auch das Papier wirkt gut griffig, hat eine angenehme Haptik und lässt sich daher leicht blättern. Gewählter Font, Schriftsatz und Zeilenabstand unterstützen die gute Lesbarkeit.

Ein kleines Manko jedoch muss ich nennen. Es sind wunderbare Illustrationen enthalten und die mit Orten nummerierten Karten der Städte sind bildhübsch, aber es folgen immer wieder lange Textabschnitte, die nur spärlich von Zeichnungen aufgebrochen werden. Da die Inhalte aber von Überschriften gut abgegrenzt werden, fällt das nicht weiter ins Gewicht.

Die harten Fakten:

• Verlag: Mantikore Verlag
• Erscheinungsjahr: 2012
• Format: Broschiert
• ISBN: 3939212164
• Seiten: 198
• Preis: 14,95 EUR
• Bezugsquelle: Amazon (Klick)

Inhalt

Sommerlund ist vor allem eines – ein wunderbarer Reiseführer durch die gleichnamige Region.

Noch vor dem Inhaltsverzeichnis werden wir direkt auf die Karte entlassen, die vielleicht ein wenig zu dunkel und etwas zu reflektierend herüber kommt, aber nichts desto trotz sehr ansehnlich und hübsch ist. Schnell können wir uns so einen Überblick über die Maßstäbe und Gebiete verschaffen.

Das Buch behandelt nach einer Einleitung über die Geschichte, die Religionen und die Geographie des Landstriches die Städte Holmgard, Toran, Tyso, Anskaven, wie auch die Subregionen Südmark, Kirlundin-Inseln und Ruanon. Abschließend bekommt der geneigte Leser noch eine Übersichtstafel über die Herrscher von Sommerlund zu historischen Zeitpunkten geliefert.

Besonders schön, und damit komme ich wieder auf den Reiseführer zu sprechen, ist die Art, in der die einzelnen Städte und Regionen beschrieben werden. Sie richtet sich in meinen Augen an Spieler und SL zugleich, liefert sie doch atmosphärische Erläuterungen darüber, wie die Städte aufgebaut sind, welche Historie sie erlebt haben und vor allem, wie diese Erlebnisse die Einwohner geprägt haben.

Nach einleitenden Worten zu jeder einzelnen Zone finden wir Beschreibungen der Viertel und Distrikte. Zu jeder dieser Untergebiete folgt dann eine Auflistung der interessanten Geschäfte, Tempel, Wirtshäuser und ähnliches. Hier finden wir dann auch Plothooks, die zwar nicht als solche gekennzeichnet sind, jedoch aus der Beschreibung der Motivation der einzelnen Personen hervorgehen.

Details wie über die Gildenhalle der Bruderschaft des Kristallsterns in Toran, die Rechtsprechung in der Südmark oder auch die Heruntergekommenheit der Taverne „Das rote Fass“ in Holmgard lassen die Spielwelt einfach lebendig und greifbar werden und gefallen mir sehr gut.

Sicher, hier braucht es Eigenleistung, das finde ich aber eher in der Rolle des Spielleiters normal. Kaum eine feste vorgegebene Geschichte wird immer auf die Komposition der Menschen in der aktuellen Spielrunde passen und braucht daher sowieso Eigenanpassungen.

Sommerlund möchte hier vor allem eines sein – Inspiration. Ohne weiteres taugt es aber auch als leichte Abendlektüre, um eine ferne Welt abzutauchen und zu träumen.

Besonders interessant ist der Landstrich vor allem deswegen, weil er die Festung der Kai-Lords beinhaltet. Hier hat die Geschichte des Kampfes gegen die finsteren Horden der Schwarzen Lords ihren Anfang gefunden. Hier hat der Baron von Toran seine Vision des Gottes Kai empfangen, die Abtei erbaut und den Namen Sonnenadler gewählt.

Preis-/Leistungsverhältnis

14,95 EUR – das ist deutlich unter Kosten für ein übliches Quellenbuch, muss dann aber auch auf die Seitenanzahl, die vorhanden wäre im Fall eines normalformatigen Hintergrundbandes.  Andererseits ist der Preis leicht über dem eines handelsüblichen Romans. Weder Fleisch noch Fisch also. Dennoch weiß der Band durch die Fülle an Ideen zu überzeugen, wenn auch, wie oben geschrieben, Eigenleistung beim Generieren von Abenteuern nötig ist. Ich finde den Preis absolut angemessen.

Bonus/Downloadcontent

Auf den Downloadseiten des Mantikore Verlags finden sich Karten und andere helfende Elemente: Klick

Fazit

Sommerlund ist ein schöner Hintergrundband für das Einsamer Wolf Mehrspieler RPG, kann sich aber nicht recht entscheiden, ob es Reiseführer, Roman oder reinrassiges Quellenbuch ist. Die Fülle an Informationen und Inspirationen ist gewaltig und vieles lädt dazu ein, direkt in einem Abenteuer verarbeitet zu werden.

Preislich befindet es sich um guten Rahmen und weiß durch den Inhalt zu überzeugen. Lediglich etwas mehr Illustrationen dürften es sein. Es vervollständigt gelungen ein weiteres Mal die Welt von Magnamund.

Artikelbilder: Mantikore Verlag