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Landon Hamilton, Wächter des Gleichgewichts zwischen Himmel und Hölle, sieht sich in The Divine Chronicles – Vernichtung Band sechs von M. R. Forbes mit einem übermächtigen Gegner konfrontiert. Der Dämon Abbadon bedroht mit seiner Macht das Schicksal aller Welten. Kann Landon die drohende Katastrophe durch einen Besuch in der Hölle abwenden?

Vor etwa fünf Jahren warf Teilzeithelden einen Blick auf die ersten drei Teile der Divine Chronicles-Reihe. Im Auftakt der Reihe, The Divine Chronicles Band 1, nimmt Landon Hamiltons Leben eine dramatische Wendung, als er während seiner Tätigkeit als Museumswächter bei dem Diebstahl des Heiligen Grals ermordet wird, und im Limbo wieder aufwacht. Gefangen zwischen Himmel und Hölle macht Landon einen Deal mit Dante, dem Herrscher des Fegefeuers. Als Diuscrucis hält er seitdem mithilfe zahlreicher Verbündeter das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle aufrecht. Im Laufe der nächsten Bände bekommt es Landon mit allen möglichen Kreaturen wie Vampiren, Göttern, Dämonen und Engeln zu tun.

Obwohl die Divine Chronicles-Reihe eine treue Leser*innenschaft begeistert, sah sich die Reihe in der Vergangenheit mit Kritik konfrontiert. Die einzelnen Teile scheinen immer wieder mit inkonsequenten Spannungsbögen und teilweise vorhersehbaren Plot-Entwicklungen zu kämpfen. Gerade die Übersetzung ins Deutsche wurde von Lesesenden zum Teil kritisch aufgenommen, vor allem aufgrund stilistischer Schwächen und steifer Formulierungen.

Deshalb ist es jetzt an der Zeit zu schauen, was sich in den Divine Chronicles inzwischen getan hat, und welcher Gefahr Landon diesmal die Stirn bieten muss.

Triggerwarnungen

Folter, sexuelle Übergriffe

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Story

Landon erlebt in Vernichtung sein sechstes Abenteuer. Diesmal wurde der in die Unterwelt verbannt geglaubte Dämon Abbadon von Landons alten Feind Randolph Hearst gefangen genommen, um dessen Macht zu stehlen. Dummerweise ist Landon mit Abbadon verbunden und soll diesen in seinem Auftrag töten, wenn er nicht selbst sterben möchte. Dafür begibt sich Landon auf eine gefährliche Reise, die ihn in die Tiefen der Hölle führt. Dort muss er sich mit niemand anderem als Kain, dem Sohn Satans, anlegen.

Landon Hamilton hat inzwischen einiges an Erfahrung in der übernatürlichen Welt gesammelt, und tritt uns in diesem Band befehlsgewohnt und bestimmend entgegen. Trotz seiner Härte nach Außen hat er aber keine Schwierigkeiten Gefühle zuzulassen und sich mit ihnen auseinanderzusetzten, was eine erfrischende Seite an ihm zeigt.

Ein Schwerpunkt in diesem Band liegt auf seiner Beziehung zu der Wer Alyx, die er aus der Knechtschaft des Dämons Espanto befreit hat, und jetzt schwer verliebt in Landon ist. Landon hat nach mehreren enttäuschenden Erfahrungen Schwierigkeiten sich auf Alyx einzulassen. Dass sie ihre Liebe vor allem über das Bedürfnis nach Sex ausdrückt und sich dabei mehrfach über Landons gesetzte Grenzen hinwegsetzt, ist dabei nicht hilfreich. Aber auch sonst hinterlässt die Beziehung der beiden beim Lesen einen schalen Nachgeschmack. Zum einen sieht Alyx in Landon einen Ersatz für ihren früheren Alpha und nennt ihn mehrmals versehentlich „Herr“. Zum anderen schlägt Landon gerne auch gegenüber Alyx seinen befehlenden Ton an, und wechselt durch seine Macht auch mal Alyx Kleidung, ohne dass sie ein Mitspracherecht hätte. Damit bevormundet Landon Alyx auf unangenehme Weise und erinnert ein wenig an ein Kind, dass seine Lieblingspuppe ankleidet, wie es ihm gerade gefällt. Das alles gibt einem beim Lesen das Gefühl, als würde keine Beziehung auf Augenhöhe entstehen.

Das ist besonders schade, da sich fast alle Figuren außerhalb von Landons Team eindeutig chauvinistisch verhalten. Von althergebrachten Gentleman-Verhalten, über unzählige sexistische Kommentare, bis hin zu Kain, der Alyx gegenüber handgreiflich wird, um vor Landon „Stellung zu beziehen“ und sie anschließend „mal ausprobieren“ möchte, ist alles dabei. Landon selbst soll einen Kontrast zu diesem Verhalten bilden, was er aber nur oberflächlich tut, wenn er in Gedanken das Verhalten der anderen kritisiert. Selbst hat er kein Problem damit Alyx als „zu wertvoll“ zu bezeichnen, um sie als „Zahlungsmittel“ herzugeben, freizügige Kleidung als etwas zu betiteln, für das man sich schuldig fühlen sollte, und seine bisherigen Romanzen nach Zweckdienlichkeit zu bewerten.

Solche Formulierungen untergraben die eigentlich selbstständig und stark geschriebenen weiblichen Charaktere, und lassen beim Lesen manchmal daran zweifeln, ob wir uns wirklich im New York des 21. Jahrhunderts befinden. Phantastische Geschichten können und dürfen zu einem gewissen Grad Fantasien von Lesenden bedienen, aber muss dadurch immer wieder ein so konservatives Bild reproduziert werden?

Obwohl das Grundkonzept der Geschichte Potenzial für Spannung bietet, hakt es doch an so einigen Stellen. Das liegt zum einen an der, vor allem am Anfang, stark durch erklärende Dialoge getrieben Erzählweise und den zahlreichen, für Landon nicht gerade herausfordernden, Kämpfen mit Nebencharakteren. Zum anderen wird als Element zur Spannungserzeugung gerne der Verrat von Figuren genutzt. Da Landon den meisten Charakteren jedoch grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht, wirken die Plot-Twists in der Praxis oft vorhersehbar. Einzig bei der Frage, wer nun Hearst geheime*r Partner*in ist, können die Lesenden gespannt bleiben.

Schreibstil

Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was einen ausführlichen Einblick in Landons Gedankenwelt ermöglicht und seine Sicht auf die Welt und den Kampf zwischen Himmel und Hölle. M. R. Forbes hat einen lockeren und flüssigen Schreibstil, angereichert durch humorvolle Dialoge zwischen seinen Figuren, die sich gerne mal einen Schlagabtausch liefern.

Das Alles geht jedoch leider in der Übersetzung völlig unter. Diese hat, wie auch schon bei den vorherigen Bänden, Deborah Barnett übernommen. Durch die Eins zu Eins Übersetzung gehen einige sprachliche Feinheiten verloren und die, im Englischen leichten, Dialoge klingen eher gestelzt. Metaphern und Redewendungen sind oft direkt übertragen, was im Deutschen unbeholfen wirkt und zu Verständnisschwierigkeiten führt.

Aber so richtig hakt es dann beim Lektorat. Der Text weist auf fast jeder Seite inkonsistente Zeitformen, fehlende Wörter oder falsch verwendete Pronomen auf. Diese stilistischen Mängel, einschließlich häufiger Wortdopplungen und Tipp- sowie Formatierungsfehler, stören den Lesefluss erheblich und machen es unmöglich, die Geschichte wirklich zu genießen.

Der Autor

M.R. Forbes ist ein US-amerikanischer Autor, bekannt für seine Buchreihen in den verschiedensten Genres wie Science-Fiction, Fantasy, Mystery und Horror. Zu seinen bekanntesten Serien gehören Rebellion, War Eternal und Chaos of the Covenant. In Deutschland ist Forbes durch seine The Divine Chronicles und Der Nekromant-Reihen vertreten. Er lebt zurückgezogen im Pazifischen Nordwesten der USA und hält sein Privatleben größtenteils aus der Öffentlichkeit fern, abgesehen von seiner Vorliebe für Donuts und dem Wunsch nach Feedback seiner Leser*innen. Das ist unter anderem auf seiner Website möglich, wo auch seine zahlreichen Bücher und Hörbücher zu finden sind.

Erscheinungsbild

Das Cover von The Devine Chronicles – Vernichtung von Jelena Begović und Matthias Lück steht ganz in der Tradition der vorherigen Bände und fängt die bedrohliche Atmosphäre des Romans gut ein. Vor allem die auf dem Kopf stehende Stadt ist eine gelungene Referenz zur Hölle, die in der Geschichte zum Teil eine höllische Nachahmung der Großstadt ist. Im Mittelpunkt des Covers steht diesmal der Umriss einer vermummten Gestalt mit einem Totenschädel als Gesicht und verweist damit auch auf den Schwerpunkt des Buches: die Welt der Toten.

Im Inneren ist das Buch in 25 kurze Kapitel unterteilt. Das Papier hat eine gute Stärke, die Schriftgröße und der Zeilenabstand sind angenehm großzügig.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore
  • Autor: R. Forbes
  • Erscheinungsdatum: 16. Januar 2023
  • Sprache: Deutsch (Aus dem Englischen übersetzt von Deborah Barnett)
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 380
  • ISBN: 978-3-9618-8156-7
  • Preis: 13,95 EUR (Print) + 9,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon Deutsch, Amazon Englisch, idealo

 

Fazit

In seinem sechsten Abenteuer, Vernichtung, wird Landon mit einer neuen Herausforderung konfrontiert. Der Dämon Abbadon, den man in die Unterwelt verbannt glaubte, ist von Landons altem Feind Randolph Hearst gefangen genommen worden, um dessen Macht zu stehlen. Da Landon mit Abbadon verbunden ist, muss er diesen töten, um nicht selbst zu sterben. Dies führt ihn auf eine gefährliche Reise in die Tiefen der Hölle, wo er sich Kain, dem Sohn Satans, stellen muss.

Der Roman bietet ein interessantes Grundkonzept, schwächelt aber in der Umsetzung durch vorhersehbare Plot-Elemente, inkonsistente Charakterentwicklung und problematische Geschlechterverhältnisse. Die Geschichte könnte von einer stärkeren Fokussierung auf spannende Handlungsentwicklung und tiefere Charakterzeichnung profitieren, um das volle Potenzial der urbanen Fantasy-Welt auszuschöpfen.

In der deutschen Übersetzung leidet The Divine Chronicles – Vernichtung unter sprachlichen und stilistischen Fehlern, was das flüssige und angenehme Lesen des Buches erschwert.

 

  • Keine
 

  • Form- und Stil- Fehler
  • Problematisches Geschlechterverhältnis
  • Wenig Spannung

 

Artikelbilder: © Mantikore-Verlag
Layout und Satz: Verena Kröger
Lektorat: Sabrina Plote

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