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Himmel und Hölle kämpfen seit Äonen darum, die andere Seite zu übertrumpfen und das kosmische Gleichgewicht zu ihren Gunsten zu kippen. Nach seinem Tod ist es Landons Aufgabe, dieses Gleichgewicht zwischen den Mächten zu wahren und somit die Menschheit zu schützen. Niemand sagte, dass das leicht wäre.

Seit April letzten Jahres ist der Auftakt von M. R. Forbes‘ gefeierter Urban-Fantasy-Reihe The Divine Chronicles nun auch auf Deutsch beim Mantikore-Verlag erhältlich. Die Prämisse macht neugierig: Landon kann Engels- und Dämonenblut zu gleichen Teilen in seinem Stammbaum vorweisen, was ihn zu einem Diuscrucis macht, einem Wesen, das das perfekte Gleichgewicht der Mächte verkörpert. Als ein Kleinkrimineller auf dem Weg der Besserung hätte er es sich jedoch nicht träumen lassen, nach seinem gewaltsamen Tod von Dante Alighieri im Fegefeuer begrüßt und für eine dritte Fraktion rekrutiert zu werden.

Doch reicht das aus, um sich zwischen anderen Romanen dieses Genres, wie zum Beispiel Esariel, Die Flüsse von London oder Das Labyrinth von London, hervorzutun?

Story

Die Geschichte beginnt mit Landons Tod, während er als Wächter in einem Museum arbeitet, in dem zufälligerweise der Heilige Gral ausgestellt wird. Eine Frau, die den Kelch mit Leichtigkeit stiehlt, jagt anschließend den Raum in die Luft und tötet ihn dabei. Als er wieder erwacht, befindet Landon sich an einem Strand, wie durch ein Wunder komplett unversehrt. Oder vielleicht doch nicht, denn er ist tatsächlich gestorben und befindet sich nun im Fegefeuer, im Limbo; nicht gut genug für den Himmel, nicht schlecht genug für die Hölle. Dante, der Herrscher über das Fegefeuer, widmet seine Zeit dem Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle und heuert Landon an, mit ihm dafür zu sorgen, dass dieses Gleichgewicht erhalten bleibt und die Menschheit nicht in diesem Krieg zwischen den Fronten zerrieben wird. Dabei hilft es, dass Landon als ein Diuscrucis mit Übung die Macht des Fegefeuers anzapfen und für sich nutzen kann.

Natürlich wird Landon damit nicht allein gelassen. Agenten der Hölle wie auch des Himmels stellen sich auf seine Seite. Rebecca, eine Vampirin, Josette, eine Seraph, Ulnyx (wenn auch unfreiwilligerweise), ein Großer Wer, und Obi, der Mensch im Bunde, kämpfen mit und für ihn, um die Welt zu retten. Dies ist allerdings auch schon mein erster Kritikpunkt. Nicht, dass Landon als ein vertrauensseliger Charakter angelegt ist, sondern dass er an jeder Ecke einen Verbündeten findet, der zwar zuerst Skrupel haben mag, ihm aber schlussendlich mit aller Kraft unterstützt und immer zur Stelle ist, wenn Landon ihn oder sie braucht.

Exakt dieses glückliche Händchen ist es auch, dass die Spannungskurve nie wirklich ansteigen, sondern dahinplätschern lässt. Gekämpft wird in beinahe jedem Kapitel. Spätestens nach einem Drittel wird jedoch klar, dass unserem Helden nichts geschehen kann, denn er ist ja schließlich der Protagonist. Er trägt schwere Verletzungen davon, weil er schlichtweg noch nie in seinem Leben kämpfen musste? Kein Problem, dafür sind die raschen Selbstheilungskräfte da. Der Gegner ist schneller und stärker? Einfach die Macht in den Muskeln konzentrieren und schon hat man keinen Nachteil mehr. Dazu kommt die Tatsache, dass er unverschämtes Glück hat. Kaum lernt er, dass Dämonen von Wasser geschwächt und sogar getötet werden können, schon befindet sich netterweise auf dem Dach ein Wassertank, den er im folgenden Kampf nutzen kann; ohne seine dämonischen Verbündeten zu verletzten, versteht sich.

Der inkonsequente Umgang mit Landons Kräften ist ebenfalls etwas, das das Spannungslevel gemäßigt hält. Zu Beginn wird deutlich gemacht, wie wahnsinnig schwierig es ist, Wasser kondensieren zu lassen und eine kleine Regenwolke zu erschaffen, ganz davon zu schweigen, was es an Konzentration und Energie kostet, einen größeren Teil der Realität zu verändern. Trotzdem gelingt es ihm mit Leichtigkeit, seine eigene Erscheinung zu verändern, als er untertauchen muss. Es ist ja nicht so, als würde Landon bei seinen Übungen nie scheitern oder ohne Probleme jede Übung meistern, die er sich vorgenommen hat. Es wäre nur schön, wenn er solche Schwierigkeiten auch in einem der zahlreichen Kämpfe überwinden müsste, sodass man als Leser wirklich um ihn fürchtet.

Den größten Punktabzug gibt es von mir allerdings für die Große OffenbarungTM, die für mich zu sehr aus dem Nichts kam – abgesehen von zwei winzigen Hinweisen, die in Nebensätzen versteckt waren und die man erst beim Zurückblättern am Ende als solche erkennt. Mir liest sich das ein bisschen zu sehr wie ein Cliffhanger, den man unbedingt noch brauchte, um den Leser dazu zu bewegen, den zweiten Band zu kaufen.

Schreibstil

Das Buch ist durchgängig aus Landons Perspektive in der ersten Person geschrieben. Obwohl dies perfekt dazu geeignet wäre, von anderen Charakteren überrascht zu werden, da Landon nicht deren Gedanken lesen kann, geschieht dies nur zwei, drei Male und auch nur ganz am Ende. Die Figuren sind leider vorhersehbar.

Der Stil ist flapsig, was zu Landons Charakter passt, allerdings wirken die popkulturellen Referenzen aufgesetzt. Warum Rebecca beispielsweise eine Unterart der Dämonen erst als Grunzer identifiziert, um sie dann einmal als Cthulhu zu bezeichnen, obwohl die Beschreibung der Wesen nichts mit Lovecrafts Großen Alten gemein hat, ist mir schleierhaft. Dennoch entwickelt sich beim Lesen ein gutes Tempo, da die Sätze nie eine Länge oder Komplexität entwickeln, die den Erzählfluss ins Stocken geraten lassen würde.

Auf die Weltenbeschreibung wird nicht viel Platz verschwendet; tatsächlich wird sie vor allem dann interessant, wenn die Umwelt sich in den Kampf integrieren lässt, wie es beispielsweise bei dem oben angesprochenen Wassertank der Fall ist. Der Leser erfährt, dass die Geschichte in New York spielt, und sowohl drei Gebäude, die für die Handlung relevant sind, als auch die Freiheitsstatue werden mit Namen genannt. Ansonsten verwenden weder M. R. Forbes noch Landon sonderlich viel Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Allerdings werden die Dämonen (und Frauen) sehr detailreich beschrieben, ebenso wie die zahlreichen Arten, um einen Gegner zu verletzen, verstümmeln und zu töten.

Der Autor

R. Forbes ist ein US-amerikanischer Autor, der seit der Erstveröffentlichung von Auferstehung im Jahre 2013 über 40 Bücher veröffentlicht hat. Seit 2017 ist er über den Mantikore-Verlag auch für den deutschsprachigen Leser verfügbar, wenn auch bislang nur seine Reihen The Divine Chronicles und Der Nekromant.

Erscheinungsbild

Das Cover zeigt den Umriss eines Mannes, dessen Gesichtszüge nicht zu erkennen sind, vor einem Hintergrund, der an Flammen erinnert. Aus seinen Schultern sprießen angedeutete Flügel, die vor allem durch die Adern darin ihre Form erhalten: die eine Seite zeigt einen Engelsflügel, die andere einen, der an eine große Fledermaus erinnert und einen Dornenfortsatz an der Spitze hat. Der Name des Autors und der Titel sind in Gelb gehalten.

Das Buch ist in dreißig Kapitel gegliedert, die teilweise sehr kurz sind und nur wenige Seiten umfassen. Das Papier ist fest und die Schrift hat sowohl eine angenehme Größe wie auch einen angenehmen Zeilenabstand. Leider haben sich auch in dieses Buch die ein oder anderen Tippfehler eingeschlichen (einmal handelt es sich sogar um ein Wort, das an dieser Stelle völlig falsch ist) und es wäre schön gewesen, wenn dem mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden wäre.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore-Verlag
  • Autor: M. R. Forbes
  • Erscheinungsdatum: 9. April 2018
  • Sprache: Deutsch (Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Blendl)
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 400
  • ISBN: 978-3-96188-053-9
  • Preis: 13,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (Deutsch und Englisch)

 

Fazit

Obwohl die Prämisse interessant klingt und viele Möglichkeiten eröffnet, damit zu spielen, ob eine Handlung gut oder böse ist oder ob es nicht vielmehr auf die Perspektive ankommt, schafft Auferstehung es nicht, dies über ein paar Charaktere hinaus anzuwenden. Durch die Übermacht des Protagonisten wird die Geschichte schnell langweilig, obwohl einiges an Action vorhanden ist; zu viel, könnte man meinen. Die Charaktere bleiben den größten Teil farblos und bergen wenige Überraschungen; teilweise sind die Motivationen der Charaktere nicht oder nur schwer nachvollziehbar. Ich bin nicht zimperlich, wenn es um Gewaltdarstellungen geht, solange sie der Handlung dienen. In diesem Fall aber waren es nicht nur zu viele, sie haben mich auch komplett kalt gelassen. Da war kein Horror, kein Ekel, kein Bangen um einen Charakter; gegen Ende habe ich sie einfach überlesen.

Ja, die Prämisse ist interessant, aber das, was im ersten Band daraus gemacht wurde, hat mich nicht überzeugt, auch die weiteren Bände zu lesen. Für diejenigen, die Fans von Urban Fantasy und dem Kampf von Gut gegen Böse, Himmel gegen Hölle sind und etwas Leichtes für Abende nach einem langen Arbeitstag suchen, mag dieser Roman nicht verkehrt sein. Mein Geschmack war es jedenfalls nicht.

mit Tendenz nach unten

 

Artikelbild: © Mantikore-Verlag, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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