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Vorgeschichte

The Gamers ist 2002 als Fanfilm mit einem Budget von lediglich 1000 USD entstanden. Und wurde ein gigantischer Erfolg. Liebevoll zeigten uns die Macher, was für Macken wir alle haben und eine lustige Szene reihte sich an die andere. Und bei den meisten davon wusste man als Rollenspieler sofort: Ja, das ist mir so ähnlich auch schon passiert!

Der Film legte den Grundstein des bescheidenen Erfolges von Dead Gentlemen Productions (DGP). Auch ihre weiteren Projekte bezogen sich stets auf klassisches Fantasy Rollenspiel. Zum einen war da die „Fortsetzung“ The Gamers – Dorkness Rising. Auch in diesem wird, ähnlich wie im ersten Teil wird immer wieder zwischen dem Spieltisch und der Welt der Charaktere gewechselt. Im Gegensatz zu Teil 1 besitzt er dabei aber weit mehr Rahmenhandlung besitzt und nicht ganz so viele und nicht ganz so treffsichere Witze. Die Handlung der ersten beiden Teile ist dabei lediglich lose verbunden.

Zum anderen gibt es die Reihe Journey Quest, die eine Fantasystory erzählt, in der so einiges schief läuft. Eine Geschichte, wie man sie im Rollenspiel schon unzählige Mahle erlebt hat.

Die zweite Staffel dieser Serie war bereits per Crowdfunding realisiert worden, so dass DGP damit Erfahrungen hatte. Für ihren dritten Film der Gamers Reihe gingen sie wieder diesen Weg. Über 400.000 USD wurden gesammelt, um einen Film von etwa zwei Stunden Länge zu schaffen.

Story

Die Spieler, die uns aus Dorkness Rising wohlbekannt sind, treffen sich immer seltener zum Spielen. Während einer der Spielsitzungen begegnet Cass (der Minmaxer und Spieler des Mönches) einer Teilnehmerin eines Kartenspielturniers und versucht, ein Date mit ihr zu bekommen. Nachdem sie ihm verspricht, mit ihm auszugehen, sollte er bei der Meisterschaft des Kartenspiels auf dem GenCon ihrer Fraktion zu Sieg verhelfen, beginnt Cass, das Spiel zu lernen.

Während er in dem Spiel immer besser wird, wechselt die Perspektive immer wieder zu den Figuren, die durch die Karten dargestellt werden. Eine von ihnen, Myriad Buxtehude – deren Name im englischen weit weniger bescheuert klingt, als er deutsch geschrieben aussieht – beginnt dort zu begreifen, dass sie die selben Szenen immer und immer wieder erlebt.

Daneben gibt es noch eine Geschichte um Gary (der Spieler der fiesen Hexenmeisterin), der immer wieder eine Figur aus einer Zeichentrickserie für kleine Mädchen trifft, ausrastet, und die Figur angreift.

Ein anderer Fokus

Wer die ersten beiden Teile kennt, bemerkt schnell, dass hier ein ganz anderer Fokus gelegt wurde. Zum einen fehlen die Szenen, in denen Charaktere direkt von den Spielern gesteuert werden, fast vollständig, denn die Spielgruppe versucht über fast den gesamten Film vergeblich, sich mal wieder ungestört zum Spielen zu treffen. Zum anderen ist der Fokus generell auch nicht mehr das Tischrollenspiel oder die Gruppe, sondern es geht um zwei der Spieler, die jeweils völlig neue Dinge tun. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der Geschichte um Cass.

Und diese Geschichte ist durchaus gelungen. Sie hat etwas von klassischen Underdog-Sportfilmen, eine Lovestory, Selbstfindung, alles klassische Themen.

Ganz anders die Geschichte um Gary: Sie wirkt anfänglich wie ein wenig Comic Relief, dreht aber schnell ab und ist am Ende einfach nur noch absurd ohne dabei wirklich lustig zu sein.

Überhaupt ist es etwas verwunderlich für mich, dass der dritte Teil mit den beiden Hauptmerkmalen der ersten beiden bricht: zum Einen, dass man viele der Szenen aus seinen eigenen Erfahrungen am Spieltisch nachempfinden konnte, zum Anderen mit dem Humer, der aus eben solchen Situationen entsteht. Ja, es gibt ein paar Szenen, in denen man schmunzeln kann und soll, aber an sich wirkt der Film eher ernst denn lustig.

Und vielleicht liegt es daran, dass ich seit vielen Jahren keine CCGs (Sammelkartenspiele) mehr spiele, aber die gezeigten Stereotypen aus diesem Bereich kenne ich so aus meiner Erfahrung auch nicht.

Product Placement

Nachdem im ersten Gamers die Charaktere noch generisch waren, die Bücher extra mit Umschlägen versehen, damit man das System nicht erkennen konnte, war zumindest das Spielsystem in Dorkness Rising definiert und ab und an Regelbücher zu sehen. Aber nicht in einem Maße, dass es besonders aufgefallen wäre.

Anders in Hands of Fate. Überall prangen Logos bekannter Firmen, sind Plakate mit Werbung zu sehen. Sogar eine real existierende Firma (Alderac Entertainment Group – AEG) konnte gewonnen werden, um in der Geschichte des Films die Turniere zu veranstalten. Und das Kartenspiel sogar, in einer Art inversem Product Placement, außerhalb des Films auf den Markt zu bringen.

Aber OK, irgendwie muss der Film ja refinanziert werden – Oh, nein, Moment, dafür war ja der Kickstarter da, oder?

Creative Commons?

Aktuell, und noch bis zum Ende des Monats, kann man sich den Film kostenlos auf http://watchthegamers.com/ ansehen. Oder auf Vimeo

Danach kostet es wohl 10 USD, sich den Film anzusehen und DRM frei herunterzuladen. Ob der Vimeolink davon auch betroffen sein wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

Sonderbar finde ich dann jedoch, dass im Abspann der Film unter Creative Commons Lizenz gestellt wird (genauer: CC3.0 Noncommercial, Sharealike, Attribution ). Man kann den Film also beliebig kopieren, weitergeben, oder vorführen, so lange man dies nicht kommerziell tut. Wäre da dann nicht ein kostenloser Download und eine Spendenmöglichkeit besser gewesen als dieser Weg?

Fazit

The Gamers – Hands of Fate hat nur noch wenig mit den beiden Vorgängern oder den anderen Werken von DGP gemeinsam. Das macht den Film nicht per se schlecht, aber der Titel weckt einfach völlig falsche Erwartungen.

Aber auch abgesehen von diesen falschen Erwartungen gibt es einige Dinge, die nicht so recht stimmen. Die Story um Gary stört den Film eher, als das sie sinnvoll ist, die vielen Logos und der spätere Bezahlzwang, um an ein Werk unter CC zu kommen, irritieren.

Ist der Film durch all diese Kritik schlecht? Nein, ganz definitiv nicht! Ich wurde unterhalten, die Geschichte ist interessant, die Schauspielleistung zwar nicht überragend, aber größtenteils glaubwürdig.

Insgesamt finde ich den Film gelungen, aber nicht überragend. Wenn man mal zwei Stunden Zeit übrig hat, kann man ihn sich gut ansehen und wird unterhalten. Wenn man ihn nicht ansieht, hat man aber auch nicht viel verpasst. Schade eigentlich, denn ich hatte weit mehr erhofft als das.

 Daumen4Maennlich

Trailer

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Artikelbild: thegamers.net
Video: Vimeo

 

2 Kommentare

  1. Gute Kritik an sich, aber natürlich musste man im Dritten installment auchs ehen, dass man neue Dinge findet, die man bespielen kann. Klar wäre eine reine Fortsetzung auch interessant gewesen. Die Fragen ist, ob sie auch genug hergegeben hätte, ohne sich zu wiederholen. Ich finde die Einbindung von TCGs durchaus interessant und die Story ist super erzählt.

    Ich widerspreche klar der Einschätzung das Gary-Streams. Der hat einen völlig eigenen Humor, auch wenn er natürlich völlig anders ist. Ich finde es durchaus gelungen, was damit dargestellt wurde. UND ich habe mich tatsächlich gestern beim Summen der „NDR“-Musik erwischt ;)

  2. Ich kann mich der Kritik auch nicht in dieser Härte anschließen. Ich fand den Film auch beim zweiten mal ansehen noch sehr unterhaltsam. Die Story um Garry passt mit einem Blick auf den Aufschrei nach der Absetzung von Firefly im amerikanischen Fernsehen gut in das Genre. Ist halt eher weniger ein Handlungsstrang für nicht-US Zuschauer. Was ich vor allem bemerkenswert finde ist die handwerkliche Qualität. Die Kameraführung, Special Effects, die Locations und auch die schauspielerische Leistung stehen einer professionellen Produktion eines Senders in keiner Weise mehr nach. Und im Gegensatz zu Journey Quest hat der Film auch ein gut definiertes Ende. Daumen hoch!

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