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Antworten auf alte Fragen, neue Fragen und ein Ass im Ärmel. Die Geschichte um Superman, einen neuen Außerirdischen und diverse Bedrohungen der Menschheit, wird exzellent fortgesetzt. Was hat Luthor vor und was genau ist „Ascension“?

Die Handlung

Erneut werden wir Zeuge von Geschehnissen in der Vergangenheit. 1938 ist es diesmal, lange vor dem Rosswell-Zwischenfall, der ausnahmsweise einmal nicht herhalten muss. Wir erleben mit, wie amerikanische Wissenschaftler ein Signal ins All hinaussenden und entgegen aller Wahrscheinlichkeit, nur wenig später, eine Antwort erhalten. Eine Antwort in sehr unerwarteter Form.

Erneuter Zeitsprung ins aktuelle Geschehen.

Superman ist noch immer geschwächt durch den Beschuss aus General Lanes seltsamen Waffen. Der unbekannte Außerirdische, welcher von Lane als „Der wahre Superman“ bezeichnet wurde, steht bedrohlich über ihm und rät ihm, sich lieber ruhig zu verhalten. Lois Lane bemüht sich derweil verzweifelt ihr Flugzeug vor dem Absturz zu bewahren und Lex Luthor zieht eine Schneise der Vernichtung durch das Gefängnis, aus dem er soeben auf höchst ungewöhnliche und seltsame Weise ausgebrochen ist.

Was für ein Auftakt für eine zweite Ausgabe!

Die Geschichte wird weiterhin auf mehreren Ebenen erzählt, die geschickt ineinandergreifen und dem Leser häppchenweise Hinweise liefern, was eigentlich gespielt wird und wie es weitergeht.

Der zunächst so aggressiv erscheinende Alien erweist sich überraschend als besonnener und vor allem sehr starker neuer Mitspieler in Supermans Leben. Denn nach der obligatorischen, kurzen Prügelei sieht ein zuvor ungewohnt unbeherrschter Kal-El endlich ein, das der Neue tatsächlich nur reden will. Nachdem dieser bewiesen hat, das er es mit dem Kryptonier mehr als aufnehmen kann. Man kommt zusammen mit dem General überein, das es besser ist, einige Geheimnisse aufzudecken und Superman in gewisse Pläne und Geschehnisse einzuweihen.

Schließlich begeben sich die beiden mächtigen Wesen zusammen auf eine Mission, bei der es gilt von „Ascension“ beeinflusste russische Kampfdrohnen, die einige Überraschungen für die Beiden parat haben, davon abzuhalten Tokyo einzuäschern.

Und während sie noch miteinander die Bedrohung bekämpfen, sagt der Neue, dass es ihm leid tut Superman bald töten zu müssen. Nur um ihm kurz darauf das Leben zu retten und eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“ vorerst schuldig zu bleiben. Verwirrend?

Ja. – Genau wie der Rest der Ausgabe.

Denn gleichzeitig fängt der frisch dem Gefängnis entkommene Lex Luthor Jimmy Olsen und steckt diesen kurz darauf in eine seiner Erfindungen, während er auf die übliche, arrogante Weise damit prahlt nun endgültig für Supermans Ableben Sorge zu tragen. Auf zumindest originelle Art und Weise.

Lois Lane überlebt den Absturz ihres Fliegers. Allerdings nur durch die Hilfe eines mysteriösen Fremden, welcher scheinbar in der Lage ist einen besonderen Kristall zu beherrschen, der ihm Kräfte verleiht, ihn aber auch tötet. Sein letzter Wunsch ist es, dass Lois den Kristall an sich nimmt, ihn Superman übergibt und dem Stählernen erzählt, das „Ascension“ viel mehr ist als es den Anschein hat. Dazu kommt es jedoch nicht, da eben diese Gruppe auf den Plan tritt und Lois entführt.

Am Ende ergeben sich, auch durch die wieder kunstvoll eingewobenen Zwischenspiele, drei spannende Cliffhanger, die Lust auf mehr machen.

In meiner letzten Rezension lobte ich den Erzählstil, welcher uns an Supermans Gedanken teilhaben lies und so Einblicke verschaffte. Dieser ist wohl irgendwo zwischen den Ausgaben verloren gegangen. Schade. Wieder einmal halten die Charaktere teils lange, laute Monologe, gerade Luthor, aber das kennt man vom ihm ja. Ich finde es seltsam, dass solch ein Stilmittel plötzlich beiseitefällt. Allerdings bin ich bei dem hintergründigen Lächeln, das General Lane Superman zuwirft als dieser ihm sagt: „Wir sprechen uns noch.“, sogar ganz froh darüber zumindest die Gedanken des Generals nicht zu kennen.

Die Charaktere

In dieser Ausgabe liegt der Fokus eindeutig auf General Lane, dem Neuen, Ascension und Lex Luthor. Von Lane erfährt man, aus welchem Grund er Superman seit jeher verabscheut.

Und dieser ist durchaus nachvollziehbar.

Von dem Neuen erfährt man mehr über dessen Hintergrund und Motivation. Er macht einige Andeutungen, die erfahrenen Comic-Lesern wahrscheinlich entweder einen wohligen Schauer über den Rücken jagen werden, oder nur ein „Och, nicht schon wieder.“entlocken.

Wobei ich es Scott Snyder durchaus zutraue, dass er noch ein weiteres Ass im Ärmel hat und die mysteriösen Andeutungen des Aliens sich am Ende doch nur als „Roter Hering“ erweisen, oder ganz und gar anders zu deuten sind, als es auf den ersten Blick scheint. Er bewies ja bereits mit dem Cliffhanger der ersten Ausgabe, dass er dieses Spiel sehr gut beherrscht.

Die Organisation „Ascension“ wird deutlicher umrissen…, oder besser noch mysteriöser, als sie es zuvor war. Was sie und Lois Lane gemeinsam haben, ist eine ziemliche Überraschung, nicht nur für die Reporterin, sondern auch für den geneigten Leser.
Jimmy Olsen brilliert in seiner Rolle als „Jungfrau in Nöten“ und Lex Luthor bekommt einmal mehr einen Auftritt als fanatischer Superman-Hasser mit unerschöpflichen Ressourcen und gewaltigem Intellekt.

Der Zeichenstil

Zum Zeichenstil habe ich eigentlich bereits in der vorherigen Rezension alles gesagt. Außer vielleicht, dass Jim Lee in dieser Ausgabe sein Talent für detailreiche Hintergründe und actiongeladene Kämpfe vollkommen ausleben kann. Die gewählte Farbpalette sorgt einmal mehr dafür, dass der Leser den Überblick über die verschiedenen Handlungsebenen behält und unterstreicht die jeweilige Stimmung der Szenerien hervorragend.

Detailverliebt und gewohnt dynamisch mischt Lee Tokio auf und lässt Luthors Wahnsinn auch außerhalb von dessen Körper erstrahlen. Auch Dustyn N’Gyuen kann erneut punkten. Sein düsterer, tuscheschwerer Stil erschafft eine beklemmende Atmosphäre, die den Leser mit dem armen Jimmy Olsen fühlen lässt.

Preis -/ Leistungs-Verhältnis und Erscheinungsbild

Superman_Unchained_2 CoverEinmal mehr erhält man für 4,99 EUR 68 Seiten vom Feinsten. Und auch ansonsten gilt, was ich schon vorher sagte.

Die harten Fakten:

  • Verlag: DC / Panini
  • Autor(en): Scott Snyder
  • Zeichner(in): Jim Lee & Dustin Nguyen
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicformat
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • BezugsquelleAmazon

 

Bonus/Downloadcontent

Diesmal gibt es kein Poster, aber wieder eine kleine, feine Variant Cover-Gallerie am Ende des Heftes. Erneut wurden klassische Motive des Golden und Silver Age modernisiert und/oder von modernen Künstlern nachempfunden. Da reiht sich zum Beispiel Superboy neben Bizarro und Mr. MYXZPTLK ein. Warum diese allerdings die Nummerierung „3“ tragen und die Vorschau am Ende des Heftes auf die 4. Ausgabe hindeutet, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fazit

„Superman entfesselt“.

Auch in Ausgabe zwei bleibt die Story diesem Leitsatz treu. Als roter Faden zieht er sich auf einer gewissen Meta-Ebene durch die Handlung, anders als zunächst erwartet, aber durchaus nachvollziehbar. Und nicht nur mit diesen Worten im Hinterkopf regt der Cliffhanger erneut zum nachdenken und spekulieren an. Eine wirklich fesselnde Geschichte, die aller Wahrscheinlichkeit nach halten wird, was sie verspricht: Superman und seine Welt neu zu definieren. Die Geschichte mag etwas verwirrend sein, aber das ist wohl das Schicksal eins jeden „zweiten Teils“.

Weshalb allerdings Lex Luthor unbedingt seinen Geist in die eigens für den Ausbruch konstruierte Rüstung transferieren musste und sein Körper nur mit völlig irrem Blick in dieser hängt – wie eine Marionette am Faden –, ist etwas verwirrend. Ich vermute, es soll einfach darstellen, dass er gewillt ist, wirklich ALLES zu tun, um seine Ziele zu erreichen.

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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