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Lang erwartet und dann auch noch verspätet, hat es Operation: Icestorm inzwischen in die Hände der Kundschaft gefunden. Corvus Belli war von der Menge der Vorbestellungen überwältigt worden und kam daher in Lieferschwierigkeiten. Sehen wir nun, ob der Inhalt dem Hype gerecht wird.

Inhaltsangabe

In der Box finden sich folgende Dinge:

  • 14 (+1) Miniaturen (7 Nomaden, 7 von PanOceania und eine Sicherheitsbeamtin, wenn man die Box vorbestellt hatte)
  • Zwei Regelbücher (1 Deutsch, 1 Englisch/Spanisch)
  • Sechs Würfel (3 rot, 3 blau)
  • ein Pappbogen mit Markern zum ausdrücken
  • vier Gebäude und sechs Container aus Pappe zum falten inkl. Anleitung
  • eine Spielmatte (83,5 x 59,5 cm)

Box und Inhaltsbeschreibung

Die Box selbst ist nicht einmal 33 x 2 4x 7 cm groß und wirkt daher recht klein für eine Starterbox. Die äußere Verpackung ist mit Artworks und Photos der enthaltenen Miniaturen versehen:

In dieser äußeren Verpackung findet sich eine stabile Pappbox, in dieser wiederum der Inhalt – die Miniaturen befinden sich in eigenen kleinen Boxen. Wie man auf dem Bild erkennen kann, tragen diese das jeweilige Fraktionslogo.

Der üppige Inhalt der Box
Der üppige Inhalt der Box

Das Pappgelände sowie das englisch-spanische Regelbuch sind zusätzlich eingeschweißt, das deutsche wiederum nicht; was zeigt, dass es nachträglich hinzugefügt wurde. Der Bogen mit den Markern befindet sich im englischen Regelbuch und somit können diese nicht verlorengehen. Würfel und Miniaturen befinden sich in einzelnen Plastiktüten. Die Transportsicherung ist demnach gewährleistet.

Regelbücher

Die enthaltenen Regelbücher sind passend mit „Einsteigerregeln“ betitelt. Denn mit gerade mal 32 Seiten ist es unmöglich, sämtliche Regeln unterzubringen. Die drei sprachlichen Varianten sind identisch im Aufbau, lediglich das deutsche Buch hat einen Druckfehler in den Werten der Einheiten am Ende des Buches, hier sind die Fernkampf und Nahkampfwerte vertauscht.

Nach einer kurzen Hintergrundgeschichte kommen die ersten Regeln, die dann im ersten Szenario sofort erprobt werden können. Die verschiedenen Missionen führen jeweils einige neue Regeln oder Waffen ein, bieten somit wirklich einen langsamen Einstieg in das Regelsystem.

Viele der möglichen Optionen werden weggelassen, um den Spieler nicht zu überfordern, daher ist es für Veteranen recht uninteressant. Für die angedachte Zielgruppe ist dieser Aufbau aber sehr gut geeignet. Die vielen Diagramme und übersichtlichen Missionsbeschreibungen sind allesamt gut verständlich.

Eine Mission aus dem Regelbuch, spanische Variante
Eine Mission aus dem Regelbuch, spanische Variante

Nach den Missionen folgt ein Abschnitt über weitere Produkte, sowohl eigene als auch solche von Partnerfirmen. Ebenso werden einige Worte darüber verloren, wie man, mit je nur zwei Zukäufen, die Modelle in der Box auf eine 300-Punkte-Armee, die Infinity Standardspielgröße, erweitern könnte.

Es finden sich viele Artworks und Photos in den Büchern, was auf dem Hochglanzpapier eine ansprechende Optik produziert. Zwischen all dem bekanntem Artwork, findet sich auch bisher Ungesehenes.

Miniaturen

Die Miniaturen entsprechen der gewohnt hohen Corvus Belli-Qualität. Wobei die inzwischen übliche Anwendung von 3D-CAD-Modellierung in der Miniaturenreihe schon ihren Niederschlag findet. Im Vergleich zu den Modellen ab 2009 ist ein kleiner Größenzuwachs zu bemerken und manche Klebestellen sind etwas zu groß modelliert. Beides häufige Nebeneffekte von 3D-Modellierung und in manchen Fällen auch lästig. Zum Beispiel am Bein dieser Fusilierin [Bild: Fusilierin] kann man sehr gut den noch vorhandenen Spalt sehen, der beim Zusammenbau zurückbleibt, wenn man die Klebestelle nicht vorher runterfeilt. Da ist man von Corvus Belli besseres gewohnt. Im Ganzen aber nur ein kleines Manko, denn die Details und Gussqualität sind hervorragend. Die Menge der Gussgrate ist ebenfalls niedrig und die Passgenauigkeit, mit Ausnahme der oben genannte Probleme, ohne Beanstandungen.

Sämtliche Modelle in der Box waren vorher unveröffentlicht und bilden, abzüglich der Ehrwürdigen Heilerin und dem Vater-Ritter, die neuen Starterboxen der beiden Fraktionen.

Nomaden

Die Truppen der Nomaden bestehen aus drei Alguacils, einer mobilen Brigade, einem Grenzer, einem Spektr und einer Ehrwürdigen Heilerin. Dabei sind der Grenzer und die ehrwürdige Heilerin nicht nur neue Figuren, sondern auch vollständig neue Einheiten, die mit Icestorm das Licht der Welt erblicken.

Die Alguacils sind reguläre Infanterie, einfache pragmatische Fußsoldaten. Von diesen sind drei Stück in der Box enthalten.

Die mobile Brigade ist eine schwere Infanterie-Einheit, was sich in Infinity vor allem durch mehr Lebenspunkte ausdrückt, so dass sie mehr Treffer wegstecken können, bevor sie aus dem Spiel ausscheiden. Zudem sind die Brigaden mutig, was bedeutet, sie räumen auch unter widrigen Bedingungen nur eine Feuerposition, wenn man das wünscht.

Spektrs sind Infiltrationseinheiten, sie können tief aufs Schlachtfeld vordringen und sich tarnen. Getarnte Miniaturen folgen eigenen Regeln in Infinity und als einzige getarnte Figur in der Box dient der Spektr dazu, diese Regeln einzuführen.

Die Grenzer sind eine Anti-Infiltrationseinheit, die sich auf der Jagd nach Eindringlingen unter anderem hochentwickelte Sensortechnik zu Nutzen macht. Die Einheit verfügt über einen Visor, welcher die Effekte von Tarnung verringert. Zusammen mit seinem Scharfschützengewehr bildet er eine gute Hinterhalteinheit.

Die Ehrwürdige Heilerin hat einen irreführenden Namen, denn ihr vollständiger Titel ist Ehrwürdige Vernichter-Heilerin. Als Mitglied der Kongregation von Bakunin, ist es ihre Aufgabe, die menschliche Sphäre vom Bösen zu heilen. Was nach Auffassung der Nomaden zunächst die Vernichtung von Aleph, der menschlichen KI, beinhaltet. Dennoch ist sie eine versierte Ärztin und ergänzt die vorhandenen Truppen sonach hervorragend.

Icestorm - die Inhaltsübersicht
Icestorm – die Inhaltsübersicht

PanOceania

PanOceania marschiert auf mit drei Fusilieren, einem Akalis Sikh Kommando, einer Nisse, einem ORC und dem neuen Vater-Ritter.

Fusiliere bilden die Armee PanOceanias, alle anderen Truppenvarianten sind letztlich Abwandlungen oder Unterstützungseinheiten für sie. Da sie die armen Schlucker sind, welche die ganze Drecksarbeit machen, sind drei Stück in der Box, um eine gute Grundlage für die restliche Truppe zu bilden.

Die Akalis-Sikh-Kommandos sind Sprungtruppen, können das Schlachtfeld also nachträglich betreten und sogar hinter den feindlichen Linien auftauchen. Mit ihrer Rolle als Flankeneinheiten bieten sie viele taktische Möglichkeiten und bringen zudem so die Regeln für Luftlandetruppen in Icestorm ein.

Nissen sind spezialisierte Jagdtruppen, die auf dem Eisplaneten Svalarheima heimisch sind. Mit ihrem hochspezialisierten Visor können sie beinahe alles entdecken, was sie im Rahmen von Operation: Icestorm zum natürlichen Feind des Spektrs macht. Darüberhinaus verfügen sie selbst über eine schwache Version von Tarnung und sind daher schwerer zu treffen.

Die Rüstungen der Omnia Research Company, kurz ORC, sind weitverbreitet und beliebt. Der ORC ist eine schwere Infanterie-Einheit ohne spezielle Ausrüstung oder Fähigkeiten. Neben seiner Widerstandskraft bringt er vor allem die hohe Treffsicherheit panoceanischer Truppen aufs Feld.

Vater-Ritter sind hochspezialisierte Fronteinheiten und geweihte Priester der Ritterorden. Stets an der Spitze von Sturmangriffen zu finden, bilden diese furchtlosen Recken eine Macht, mit der man rechnen muss. Gerade die vereinfachten Nahkampfregeln der neuen Edition von Infinity machen die VaterRitter zu einer echten Gefahr.

CSU

Die Corporate Security Unit ist ein Modell, das man nur als Vorbesteller der Box erhalten kann. Eine leidliche Praxis, welche immer weiter um sich greift in der Branche. Das Modell selber ist schön designt und mit der aufklappenden Aktentasche, in der sich das Gewehr verbirgt, ist es auch sehr charaktervoll. Eine echte Schande, denn viele Leute hätten die Miniatur bestimmt gerne einzeln gekauft.

Gelände

Das Gelände in der Box ist ebenfalls einzeln erhältlich (Moto.Tronica Scenery Pack) und besteht aus vier Gebäuden, sechs Containern und einem Bodenplan.

Mit seinen knapp 84 x 60 cm ist der Plan deutlich kleiner als die empfohlene Spielfeldgröße von 120 x 120 cm, aber für die Einstiegszenarien in der Box völlig ausreichend. Der Druck des Plans ist nicht zu beanstanden und die Faltkanten lassen sich recht gut glätten. Solange man keine Alternative hat, auf jeden Fall eine Möglichkeit sein Spielfeld zu gestalten.

Die Gebäude und Container sind aus stabiler Pappe und einfach zu falten. Der Zusammenbau kommt vollständig ohne Kleber aus und der Druck ist von ordentlicher Qualität. Man hat schon bessere Qualität gesehen, aber auch schon deutlich Schlechteres, insgesamt hinterlässt es einen guten Eindruck. Hervorzuheben ist die Möglichkeit, die Gebäude mittels der kleinen Pappboxen, in denen die Miniaturen geliefert wurden, zu verstärken. Die Boxen passen exakt in die Grundfläche der Gebäude und sorgen für eine deutlich erhöhte Stabilität. Die hier genutzten Boxen haben das Standardformat aller von Corvus Belli versendeten Kartons, daher hat man solche generell auch zur Hand. Eine einfache aber gute Idee, das Gelände ohne weiteren Aufwand zu verbessern.

Für einen Preis von 10,25 EUR bietet das Geländeset einzeln definitiv einen guten Wert.

Kleinkram

Zunächst finden sich sechs Würfel in der Box.

Würfel – mit Fraktionslogo
Würfel – mit Fraktionslogo

Die eingeprägten Fraktionssymbole geben eine nette Note, ansonsten haben wir es hier mit gewöhnlichen, einfarbigen W20 zu tun. Die Menge ist für alle in den Szenarien vorkommenden Waffen auch völlig ausreichend.

Ein Pappbogen zum Ausdrucken ist ebenfalls enthalten.

Viele, viele Marker
Viele, viele Marker

Hier finden sich eine Silhouettenschablone (eine neue Regel definiert Modellgröße anhand ihrer Silhouette), ein Maßstab (in Zentimeter und Zoll) sowie eine Rauchschablone und sämtliche Statusmarker, die für Icestorm benötigt werden.

Alles ließ sich leicht ausdrücken und ist von guter Druckqualität. Auf lange Sicht ist die Menge der Marker natürlich nicht ausreichend, für das hier angestrebte Grundspiel allerdings schon. Schön, alles zu haben, was man braucht.

Preis-/Leistungsverhältnis

Mit knapp 90 EUR ist Operation: Icestorm kein billiges Vergnügen, aber ist es zu teuer?

Es enthält zwei Armee-Starterboxen, die zwar noch nicht veröffentlicht sind, aber preislich wie alle anderen Starterboxen liegen werden (39,95 EUR). Zusammen mit dem Preis des Geländesets (10,25 EUR) sind wir hier also schon bei den 90 EUR angelangt. Dazu kommen dann die beiden exklusiven Miniaturen (Ehrwürdige Heilerin, Vater-Ritter), Würfel, Marker und die Regeln, quasi umsonst oben drauf. Bei vielen Händlern bekommt man die Box unter 90 EUR, daher kann man am Preis nicht meckern.

Fazit

Operation: Icestorm hält sein Versprechen, eine Einführung in die Welt von Infinity zu sein. Es ist klar verständlich aufgebaut und führt Spieler langsam an das Thema heran. Für Veteranen ist es eher uninteressant, lediglich die exklusiven Miniaturen und der erste Ausblick auf die neuen Regeln, die allerdings erst gegen Ende des Jahres erscheinen, bieten hier einen Anreiz. Zudem verfügen diese Spieler bereits über Marker und Gelände in ausreichender Form.

Für die angestrebte Zielgruppe ist es jedoch perfekt zugeschnitten, da es Neulinge nicht mit Informationen überfrachtet und so ein langsames Kennenlernen des Spiels ermöglicht.

Es ist also wahr, es gab nie eine bessere Möglichkeit, Infinity kennenzulernen.

Daumen5maennlich

Artikelbild & abgebildete Inhalte der Box: Corvus Belli
Fotografien: Michael Mattner

 

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