Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Wo die Vorgänger sich jeweils ausschließlich Fantasy und Science-Fiction auf ihr Banner geschrieben hatten, ist Sky Guardian eher vom Geist solcher Musikprojekte wie Two Steps From Hell, oder Audiomachine beseelt. Das Album liefert Stücke, die ohne Probleme in jedem RPG-Genre eingesetzt werden können. Auch wenn manche Titel einen Bezug zur Sci-Fi haben, kann ein cleverer Spielleiter sie ohne weiteres auch zu anderen Gelegenheiten nutzen.

Tracks

Full Of Stars

Allein der Titel ist bereits eine Homage an den Sci-Fi-Klassiker 2001 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen. „Mein Gott! – Es ist voller Sterne“, spricht da der Protagonist, nachdem er den ersten Kontakt hergestellt hat. Das Stück gleicht zwar in keiner Weise dem Soundtrack des Films, schickt sich aber an, ähnlich epische Höhen zu erklimmen. Zunächst kommt es ruhig und getragen daher. Schnarrende Trommeln und Posaunen lassen einen militärischen Hintergrund vermuten. Wenn schließlich die Streicher und großen Trommeln einsetzen, die sich mit Männer-Chören vermischen, ist klar, hier wird ein Held besungen. Eine Heldentat wird von Oboe und Glockenspiel erzählt, die in fulminante Trompeten und schnellen Drum-Percussions übergehen. Ein sehr gelungener Tempo-Wechsel, der das Stück nur umso hörenswerter macht.

Battle In The Temple Of The Sun

Düster und drohend donnern Trommeln und Posaunen auf, ein Duduk setzt mit der Hauptmelodie ein, die von einer Shakuhachi und Stimmen zuerst unterstützt und dann übernommen wird. Und erneut wechselt das Tempo sehr gelungen. Hektische Trommeln und dunkle Synthesizer-Effekte sowie schwere Streicher drängen auf die Ohren ein, wie zwei Kämpfer, die einander keine Gnade bieten. Oder eine Spielergruppe von Helden, die den Tempel von üblen Besatzern befreit, oder ihn vor diesen verteidigt. Heldenhaft und episch!

Ascension

Tief summen die Kontrabässe und werden bald von einer Flöte und Streichern begleitet, was eine eindringliche und zunächst leicht bedrückende Atmosphäre aufkommen lässt. Dann wird die Melodie jedoch heller, die Tonlage ändert sich mit jedem Instrument, das hinzu kommt, bis ein ganzes Streicher-Ensemble unterstützt von Röhrenglocken und wuchtigen Trommeln die Nachricht von der Erleuchtung verkündet. Dieser Track kann meiner Meinung nach hervorragend eingesetzt werden, um ein sich langsam anbahnendes Ereignis zu untermalen. Die Wandlung eines NSCs/Spielercharakters hin zu einer neuen Existenzebene, oder die Öffnung/Aktivierung eines lange vergessenen Artefaktes. Mit etwas Fantasie kann man sich hier sehr gut von der Musik leiten lassen.

Legend Of The Sky Guardian

Der titelgebende Track ist etwas ungewöhnlich und ich muss zugeben, ich kann ihn nur schwer einordnen. Die Mischung aus Synthesizer-Klängen und Instrumenten ist nicht schlecht, doch die ungewöhnliche Melodieführung macht es schwer, den Song einer Idee oder einem Genre zuzuweisen. Episch ist er allemal, jedoch fehlt mir ein wenig das wirklich Packende. Vielleicht liegt es daran, dass das Hauptthema ein wenig schrill wirkt, oder man doch zu deutlich hört, das es sich um elektronische Klänge handelt. Das nimmt dem Stück ein wenig das Leben. Auch sind mir die mehrfachen Tempo- und Melodiewechsel etwas zu hektisch und atonal. Ich habe den Eindruck eines Musikstückes, das sich nicht entscheiden kann, ob es nun heroisch, oder doch lieber Dark-Action sein möchte.

The Great Sacrifice Pt.1

Düster und getragen erklingt ein Piano, das von einer leisen Stimme und tiefen Bässen unterstützt wird. Dann gesellen sich Streicher und Percussion hinzu und erzeugen eine fast schon sakrale Stimmung. Das letzte Opfer eines klerikalen Charakters kann hiermit hervorragend untermalt werden. Auch wenn ich amerikanische Soundfiles als Chor, ob ihrer fürchterlichen Aussprache des Latein verabscheue.

A Space Opera

Eine Homage an die Soundtracks der 80er und 90er Jahre, wie mir scheint. Synthesizer-Klänge, Trommeln und Trompeten/Posaunen, die heldenhaft schmetternd den Weg zu den Sternen bereiten. Ja, dieses Stück eignet sich hervorragend, um den Aufbruch eines Kolonieschiffes in die unendlichen Weiten zu untermalen. Oder den Start einer riesigen Flotte, dem Krieg entgegen. Huzzah!

The Unknown Land

Ich weiß nicht warum, aber immer wieder scheinen Komponisten „unbekannte Länder“ mit asiatischen Klängen zu assoziieren. Das ist im Grunde auch nichts Falsches, jedoch ist es irgendwann doch ein alter Hut. Da freut es um so mehr, dass das Stück diese Klippe clever umschifft, indem es eine Akustik-Gitarre und eine Piccolo-Flöte, sowie Percussions und Streicher sehr geschickt einsetzt, um den zunächst aufkommenden „Asia-Schein“ ganz schnell wieder zu zerstreuen und sozusagen unterzumischen. In diesen Landen kann sich alles finden, Abenteuer garantiert. Besonders clever finde ich die Idee, das unter der Flachtrommel noch leises Grillenzirpen den Takt setzt. Mein Favorit auf diesem Album.

Wasteland Raiders

Zunächst scheint alles friedlich. Die Sonne brennt auf das Ödland herab. Eine einsame Eidechse huscht unter einen Stein. Die Hitze ist kaum auszuhalten. Dann ertönt in der Ferne das Brummen von Motoren und binnen weniger Sekunden ist die Luft von Staub und dem Gebrüll von Männern und Frauen erfüllt. Sie sind die wahren freien Menschen dieser Welt. Sie haben alles, was sie brauchen, und sie werden sich nehmen, was sie nicht haben.
Eine Mad Max-artige Szenerie kommt in den Sinn. Allerdings sind diesmal die „Wilden“ die Protagonisten. Wer plant, eine solches Setting mit seinen Spielern anzugehen, ist mit diesem Stück als Titelmelodie sehr gut beraten. Auch wenn es leider etwas abrupt endet.

Galaxy Ride

Synthesizer-Klänge die an Vangelis gemahnen und ein eindringlich düsterer Chor. Dumpfe, tiefe Streicher, Trommeln und Posaunen die trotz einer relativ schnellen Melodie eine getragene Atmosphäre erschaffen. Erneut ein Stück, bei dem ich Probleme habe, es einzuordnen. Der Titel passt für mich nicht mit der doch recht stark vorhandenen Düsternis der Melodie zusammen. Mir will keine Szene einfallen, zu der dieses Stück passen könnte. Wenn die Macher es bei den düsteren Stimmen und dem leisen Beat darunter belassen hätten, wäre es ein schöner, bedrohlicher Loop geworden. Doch durch den plötzlichen Umschwung in das Orchestrale wird die zuvor aufgebaute Atmosphäre abrupt herumgerissen. Und wirklich heroisch oder episch ist der weitere Teil des Stückes leider auch nicht. Aber vielleicht geht das ja nur mir so.

The Great Sacrifice Pt.2

Aus einem großen Opfer kann große Hoffnung erwachsen. Der zweite Teil dieses Stückes drückt genau dies für mich aus. Die zunächst durch ein Piano und gegen Ende durch eine Spieluhr wiedergegebene Melodie weckt Gedanken an neues Leben und somit Hoffnung, die niemals ganz vergeht. Wirklich schön.

Two Worlds Collide

Das Beste kommt immer zum Schluss, wie es heißt, und das bewahrheitet sich auch hier. Das Stück ist ein echtes Highlight des Albums. Episch und eindringlich wirkt es ein wenig wie das Titelthema einer Abenteuer- oder Heldenserie. Zwei gegensätzliche Themen, fantastisch versus Sci-Fi wechseln einander ab und beschreiben ihre Welt. Und schließlich prallen sie aufeinander. Nach etwa der Hälfte des Stückes kommt es zum großen Zusammenstoß, dann zu einer ruhigen Phase der Erholung und danach sind die musikalischen Elemente zu einem harmonischen Ganzen verschmolzen. Dulcimer und Synthesizer, die zuvor neben einander her spielten, tragen die selbe Melodie und bilden eine epische Einheit.

Emotionalität

Auf dem Album finden sich viele Stücke, die tief in die Gefühlskiste greifen. „Two Worlds Collide“ und „The Unknown Land“ sind hier meine Favoriten. Und bis auf zwei Stücke, die ich persönlich nicht so gut einordnen kann, rufen auch alle weiteren Bilder in mir hervor oder beschwören Szenen herauf, die es mich beinah juckt, in eine Rollenspiel-Runde einzubauen.

Verwendbarkeit

Hier findet sich mit Sicherheit ein Stück für die heimische Rollenspielrunde. Ob Fantasy oder Sci-Fi, die Tracks sind in beiden Settings einsetzbar, was mir persönlich sehr gut gefällt. Nicht immer hat man genau den Track zur Hand, den man benötigt, um eine Szene passend zu untermalen. Hier erhöht sich die Chance, ein passendes Stück zu finden um ein Vielfaches. X-Score bietet einmal mehr, was das Rollenspielerherz begehrt.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 8,99 EUR im Download erhält man ein sehr gutes Stück Musik aus deutscher Produktion, das den amerikanischen Vorbildern nur wenig nachsteht. Weiter so Jungs!

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Sky Guardian Cover X-ScoreDas Cover ist an die Cover-Kunst von klassischen Bands wie „VAST“ und natürlich auch die der anderen Trailer-Musikprojekte angelehnt. Es ist in Blau- und Weißtönen gehalten und zeigt Pegasus vor einem Planeten mit Wolken und lichtdurchflutetem Himmel.

Die harten Fakten:

  • Komponist: X-Score( für dieses Album nur Jan Haak)
  • Erscheinungsjahr: 2015
  • Format: Download
  • Spieldauer: knapp 47 Minuten
  • ASIN:B00TX8ES3A
  • Preis: 8,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Das erste, nicht kommerzielle Album kann auf der Website von X-Score kostenlos heruntergeladen werden.

Fazit

Bis auf zwei Tracks, die ich persönlich nicht wirklich zuordnen konnte, sind alle Stücke hervorragend für den Einsatz in Rollenspiel-Runden geeignet. Es ist eine sehr gute Mischung aus Fantasy und Sci-Fi-Musik, die in keiner Sammlung fehlen darf. X-Score zeigen einmal mehr was sie können und dass sie ein gut entwickeltes Gespür für die Musik haben, die unser Hobby benötigt um ein Abenteuer auch wirklich abenteuerlich und vor allem episch zu machen. Denn was wäre eine noch so schöne Erzählung, ohne die passende Untermalung?

Zugegeben, vor CD-Player und mp3 ging es auch ohne. Aber heutzutage ist die angenehme, musikalische Untermalung doch gar nicht mehr vom Spieltisch wegzudenken, oder?

Die zwei von elf Tracks, welche mir Schwierigkeiten bereiten, ziehen in meiner Wertung einen Punkt ab, aber dennoch empfehle ich das Album uneingeschränkt. Vielleicht kommt ihr ja auf eine passende Szene zum Stück.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: X-Score

 

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