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Kurz vor seinem Ende, bewies 2016, dass es noch nicht fertig ist. Schreckliche Bilder eilten das Jahr über um die Welt und ließen uns Zeuge furchtbarer Szenerien werden. Ein Grund mehr dankbar für Menschen zu sein, die ihr Lebenswerk der Freude anderer gewidmet haben. Dazu zählen zweifelsohne auch Künstler. Umso trauriger, wenn diese von uns gehen. In diesem Jahr waren es wirklich viele Menschen, die wir vermissen werden. Grade als wir dachten, nun kommt nichts mehr, grade als wir dachten, George Michael sei der letzte Künstler, den wir dieses Jahr gehen lassen müssen, da ereilt uns die traurige Nachricht, dass auch Carrie Fisher gestorben ist.

Vielen war sie nur als, im wahrsten Sinne des Wortes, rebellische Prinzessin Leia Organa bekannt. Eine Führungsfigur der Rebellion gegen das totalitäre Imperium unter Palpatine und Vader. Eine der starken Frauen der späten 70er Jahre. Doch Carrie Fisher war nicht nur Prinzessin. Sie war auch Schauspielerin, Autorin und Mensch.

Ein schweres Erbe

Als Künstlertochter war ihr Werdegang quasi vorausbestimmt. Ihre Mutter, Mary Frances „Debbie“ Reynolds zählte zu den profiliertesten US-Schauspielerinnen der 50er und 60er Jahre. Ihren letzten Film drehte sie noch dieses Jahr im hohen Alter von 84 Jahren. Ihr Vater Eddie Fisher war in der gleichen Zeit der wohl erfolgreichste Pop-Musiker und Entertainer, mit Millionen von verkauften Alben.

Bei solchen Eltern war der Druck entsprechend groß, dennoch zog Carrie Fisher ihre Ausbildung an der renommierten Royal Central School of Speech and Drama in London durch und debütierte im Alter von 19 Jahren in der Komödie Shampoo. 2 Jahre später, 1977, ergatterte sie über die guten Beziehungen ihrer Eltern die Rolle, die sie weltweit bekannt machen sollte.

Zwischen starker Führerin und schwachem Mädchen

Glaubt man zeitgenössischen Erzählungen, war Carrie Fisher sofort vom Drehbuch zu Star Wars, später Star Wars: A New Hope, begeistert; ganz entgegen einiger Kollegen und auch der Studios. Immerhin musste Lucas alle großen Filmstudios abklappern, bis 20th Century Fox, ebenfalls unter Vorbehalten, den ersten Teil finanzierte.

Fisher bekam eine sehr ambivalente Rolle geschrieben, die bis heute umstritten ist. Zum einen war sie, unwidersprochen, eine Gallionsfigur der Rebellen: eine, trotz ihrer Jugend, kluge Anführerin, die mit Charme, Raffinesse und Intelligenz auch Polit-Profis auf ihre Seite brachte und ganz entscheidend den Sieg der Rebellen zu verantworten hatte. Schließlich war es Leia Organa, die die brüchige Allianz oftmals wieder einte. Ihr Mut, sich selbst in Kämpfe zu werfen entsprach dem Zeitgeist, auch Frauen starke Rollen zuzugestehen und machte sie zum Vorbild unzähliger Mädchen und Frauen. Andererseits ist Star Wars ein Märchen und sie nun mal die Prinzessin. Also hatte sie auch zahlreiche schwache Momente, gekrönt sicher von der Sklaven-Szene im Palast des Hutten Jabba. Aber auch im Umgang mit Han Solo wurde aus der starken Anführerin das beinahe schüchtern-schwache Prinzesschen.

Erst in Episode 7, Star Wars: Das Erwachen der Macht, wurde aus der ambivalenten Rolle, die starke Frau, die Leia immer sein sollte. Sie opferte Familie und Karriere für ein höheres Wohl, mit allen damit verbundenen Konsequenzen. So wurde aus der Prinzessin eine Herrscherin.

Mehr als eine Prinzessin

Star Wars stellte sich jedoch als ebenso schweres Erbe, wie ihre Abstammung heraus. Stets wurde sie nur mit der mutigen Prinzessin in Verbindung gebracht und trotz zahlreicher Filme, erlangte keine ihrer Rollen mehr solch eine Berühmtheit.

Erst 2010 feierte sie ihren ersten größeren Erfolg jenseits der Sterne mit Wishful Drinking, einem autobiographischen Buch, basierend auf ihrer One-Woman-Show, welches seinen Weg nicht nur auf die Bühne fand, sondern auch als Dokumentation verfilmt wurde. Fisher beschreibt sehr lebhaft das Leben als Kind eines bekannten Künstlers und einer Schauspielerin, inklusive Alkohol- und Drogenexzesse oder Affären (unter anderem mit Harrison Ford).

Tatsächlich war Carrie dem geschriebenen Wort schon lange sehr verbunden. Bereits in den späten 80ern erschien ihre erste Novelle Postcards from the edge über eine junge Schauspielerin und ihren Kampf um Anerkennung. Ihr folgten sieben weitere Bücher und drei Theaterstücke. Als Skriptdoktor wirkte sie unter anderem an Sister Act, Lethal Weapon III und Star Wars: Episode III mit. Ihre Expertise in Dialogen wurde von vielen Studios geschätzt und besonders George Lucas vertraute ihr für Star Wars-Filme und Serien immer wieder Dialoge zum gegenlesen an.

Möge die Macht mit ihr sein

Vielen wird Carrie Fisher als die ambivalente Prinzessin aus Star Wars in Erinnerung bleiben.

Zu Unrecht! Carrie Fisher mag es wie Mark Hamill ergangen sein, der nach Star Wars ebenfalls keine großen Erfolge mehr feiern konnte, doch genau wie er, entfaltete sie ihre Talente hinter den Kulissen. So schließt sich auch ein wenig der Kreis zu ihrer Rolle als Leia Organa Solo. Sie scheute nicht den großen Auftritt, doch lag es ihr genauso gut hinter den Kulissen ihre Raffinesse zum Einsatz zu bringen, um aus etwas Gutem etwas Besseres zu machen. Behalten wir sie also lieber nicht als die Märchenprinzessin in Erinnerung, sondern als General Leia Organa. Behalten wir die wahre Leia in Erinnerung, eine starke, unbeugsame Frau, die fest zu ihren Idealen steht. Behalten wir in Erinnerung, dass es gelang aus einer Prinzessin eine wahre Anführerin zu machen. Eine Frau, die Sinnbild für Hoffnung ist, auch in ihrem privaten Leben; Hoffnung, die wir uns in diesen dunklen Zeiten bewahren sollten.

Es mag abgedroschen klingen, aber es kommt von Herzen: Möge die Macht mit Dir sein, Carrie Fisher.

Artikelbild: © Lucasfilm Ltd a Walt Disney Company via techtimes.com

 

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