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Historische Tanzbälle erfreuen sich auch bei LARPern großer Beliebtheit. Opulente Kleider, interessante Tänze und ein Sehen und Gesehen werden machen einen besonderen Charme aus. Eine der ältesten Veranstaltungen ist der Bal du Masque auf der Freusburg. Michaela hat sich in Schale geworfen und die Nacht zum Tag gemacht.

hell wogt der saal vom spiel der seidnen puppen…“

hört man den Mann in Schwarz sagen und ist gefesselt von seinem Antlitz. Ganz in schwarz mit einer weißen Maske erinnert er ein wenig an den Tod, seine Stimme ist leise und eindringlich. Man kann sich nicht abwenden, die Augen folgen ihm gebannt, wenn er langsam über den in rotes Licht getauchten Burghof wandelt und sich den Gastgebern auf der Empore nähert. Er wendet sich an Gastgeber und Gäste und ruft erneut zu einem Wettbewerb der Masken auf. Der Gewinn; der Gastgeber des nächsten Balls zu werden. Und dann… dann verschwindet er wieder und überlässt die Gäste einer rauschenden Ballnacht… nur um hier und da überraschend wieder aufzutauchen und sie in seine dunklen, geheimnisvollen Gemächer zu entführen.

Bälle und Tanzveranstaltungen haben eine lange Tradition in Anrea, und dennoch gibt es einen Maskenball, der alles andere in den Schatten stellt. Plötzlich flattert eine schwarze Einladungskarte ins Haus und man weiß, der Mann in Schwarz lädt zum Tanz. Wer er ist, weiß niemand, und warum er diesen Tanz ausrichtet, fragen sich viele. Gerüchte und Mythen um eine magische Maske machen die Runde an den Höfen der Mittellande, und ist man erst einmal der Einladung gefolgt, erwartet einen eine rauschende Ballnacht, mit dekadenten Kleidern, Tanz bis zum Morgengrauen und Spiele in dunklen Gewölben.

Wer bekommt die Magische Maske?

Bereits zum fünften Mal verwandelt das Twilight-Team mit aufwändiger Dekoration und Licht-Installationen die Freusburg in den Austragungsort des jährlichen mythischen Maskenballs. Schon bei der Eröffnungsrede der Gastgeber, in diesem Jahr die Baronie Bangour, wird deutlich, dass die Geschicke dieses Balls eigentlich der geheimnisvolle Mann mit der Maske lenkt. Eine düstere Gestalt, die plötzlich aus der Dunkelheit auftaucht und eine tragische Geschichte erzählt: Sie handelt von einem Mädchen, das einst auf einen Ball gegangen ist und auf tragische Weise ums Leben kam. Bereits im Vorjahr trat die geheimnisvolle Figur in Erscheinung und rief zu einem Wettbewerb auf. Derjenige, der am Abend die meisten Masken durch Spiele gewann, würde der neue Gastgeber werden, und die ‚Masque Magique‘ gewinnen. In diesem Jahr forderte er die Trophäe wieder zurück und die Baroness erhielt stattdessen einen Fächer. Was es wohl damit auf sich hat? Dann entlässt er uns in eine rauschende Ballnacht, und wir können voller Vorfreude den Eröffnungstanz beginnen, und unsere, beim Workshop oder den vielen vorherigen Tanztrainings erlernten, Fähigkeiten im historischen Tanz unter Beweis stellen.

Ich habe Nichts zum Anziehen!

Die Vorbereitungen für den Ball beginnen eigentlich schon Wochen vorher, denn das richtige Kleid muss gefunden werden, die passenden Schuhe und Accessoires ebenso. Das allein kann schon viel Zeit in Anspruch nehmen, denn man kann natürlich Stunden damit verbringen, das EINE Kleid für den Abend zu finden. Es soll sowohl ausgefallen und einzigartig sein, als auch zum Tanzen geeignet. Hinzu kommt natürlich die obligatorische Maske und auch hier muss es die EINE besondere sein, die heraushebt und gleichzeitig zum Kleid passt. Das alles steigert bereits die Vorfreude für die rauschende Ballnacht.

Nebenbei: Der neu gefundene Gastgeber in diesem Jahr, hat bereits jetzt angekündigt, dass er hieraus im kommenden Jahr sogar einen eigenen kleinen Wettbewerb machen will, ein „Wettbewerb der Masken“. Die Maske, die von allen als die schönste gewählt wird, gewinnt. Wer wissen möchte, wie die Wahl ausfällt, der nimmt sich am besten jetzt schon einmal vor, sich eine Einladung zum Bal du Masque 2018 vom 10.-11.03. 2018 zu sichern.

Der Maskenball ist also nicht allein die Gelegenheit, seine zumeist aufwendige und dekadente Abendgarderobe zu präsentieren und historische Tänze zu tanzen. Nein, er bietet darüber hinaus die Gelegenheit, eine spannende Geschichte zu erleben und sich für kurze Zeit in eine andere Welt zu versetzen. Die Freusburg wird zu einem magischen Ort, der der Zeit enthoben zu sein scheint, in dem Epochen verwischen und Charaktere zusammenfinden, die an keinem anderen Ort zusammentreffen würden. Das Spiel der Masken verstärkt dieses Gefühl, jemand anders zu sein, und man bewegt sich unbeschwert und leicht durch die Tänzer und Räume.

„….wollt ihr mein Spiel mit mir spielen?“, hört man die leise Stimme neben sich und der Mann in Schwarz lädt einen ein in sein Reich…

Spiel ein Spiel mit mir

Wer es neben dem Tanzen möchte, kann sich vom Mann in Schwarz in dunkle Gewölbe entführen lassen, und durch Geschicklichkeitsspiele Masken gewinnen. Auch ein kleiner Escape-Room gehört dazu, und es bringt einen schon ins Schwitzen, und steigert den Adrenalinspiegel, wenn der Sand unaufhörlich durch die Uhr rieselt, und man der Lösung nicht näherkommt. Denn wer weiß, was der Mann in Schwarz bei einer Niederlage fordern mag? Mit viel Liebe zum Detail wurden auch diese Räume dekoriert, und man merkt, wie viel Aufwand mit Licht und Technik auch hier betrieben wurde, um eine möglichst weltentrückte Atmosphäre zu erschaffen.

Daneben bietet ein Casino mit Roulette und Black Jack eine weitere Möglichkeit, Masken zu gewinnen oder auch einfach nur sein „Erbe“ zu verspielen. Schach, Backgammon und andere Gesellschaftsspiele stehen ebenfalls für eine kleine Tanzpause bereit. Die Mitglieder der Baronie Bangour sorgten in diesem Jahr ebenfalls für Kurzweil, und boten eigene Spiele an, bei denen man kleine Masken gewinnen konnte. Überall auf der Burg waren kleine Karten mit den Gottheiten ihres Landes zu finden, die es zu sammeln galt. Insgesamt gab es davon zwölf und wer alle zusammen hatte, konnte sie gegen Masken eintauschen. Auch diese „Schatzsuche“ führt zu einem regen Austausch unter den Feiernden und zu einem geschickten Spiel im Spiel.

Hier wird deutlich: Beim Bal du Masque wird nicht nur an die Tänzer gedacht! Aber natürlich liegt der Hauptaugenmerk auf dem historischen Tanz und auf jenen, die eine Leidenschaft hierfür haben. Getanzt wird in zwei Sälen, so dass sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten kommen. Natürlich steht es einem frei, welcher Gruppe man sich anschließt, und Spaß macht es in beiden Sälen. Einzig der Eröffnungstanz, die „Pavanne d‘ honneur“, wird gemeinsam getanzt, um den Gastgeber zu ehren.

Zur Live-Musik der Barden von Polysono tanzt man durch die Nacht, immer vier Tänze und dann eine Pause, sowohl für Barden als auch Tänzer. Echte Musiker zu haben, die zu den Tänzen aufspielen, ist etwas ganz Besonderes und findet man in der Ball-Landschaft nicht oft, verleiht aber eine sehr eigene, authentische Stimmung.

Damenwahl

Bei den ersten Tänzen wird klar, es gibt einen leichten Damenüberschuss und so manche Dame wird hin und wieder die Position der Herren einnehmen. Es verwundert nicht, dass dies so manchen Fehlschritt provoziert oder sich mitten in der Schrittabfolge die Position ändert. Spaß macht es allemal und es wird viel gelacht. Positiv ist dadurch nämlich, dass man auch ohne Tanzpartner anreisen und dennoch jeden Tanz mitmachen kann, sofern man bereit ist, auch mal den Herrenpart zu übernehmen. Dazu kommt, dass die meisten Tänze ohnehin einen ständigen Partnerwechsel haben und man fühlt sich so ein bisschen wie bei einem historischen Speeddating.

Gegen  1 Uhr ist dann der offizielle Teil des Balls vorbei, der Mann in Schwarz fordert zur Demaskierung auf. Nachdem sich der Gastgeber der Maske entledigt und sich vorgestellt hat, folgen die Gäste der Aufforderung und zum ersten Mal am Abend sieht man die Gesichter hinter den Masken. Auch der Mann in Schwarz wird sich seiner Maske entledigen, und jeder im Saal hält den Atem an, endlich erfahren wir, wer sich dahinter verbirgt. Doch er wäre nicht geheimnisvoll, würde er sein Gesicht zeigen und so bleibt dieses auch nach der Demaskierung unter einer weiteren Maske versteckt. Nun wird auch offenbart, wer an diesem Abend die meisten Masken gewonnen hat und als neu gefundener Gastgeber im nächsten Jahr den Ball ausrichten wird.

Langsam lichten sich mitten in der Nacht dann die Reihen, und ein Großteil der Spieler zieht sich zurück. Dennoch findet sich auch dieses Jahr eine Truppe unermüdlicher Tänzer, die bis in die frühen Morgenstunden durchhält, bis die Füße einfach nicht mehr wollen und man glücklich ins Bett fällt.

Vorbereitet in den Abend

Das Check-In bei der Anreise entpuppt sich zu einem Meet-and-Greet, so viele bekannte Gesichter! Schnell wird einem bewusst, wie familiär die Veranstaltung doch ist und immer wieder fällt man jemandem in die Arme. Kleine Gruppen bilden sich auf dem Burghof, um sich über die letzte Con auszutauschen, Pläne zu schmieden oder einfach nur allgemein zu quatschen.

Um optimal auf den Ball am Abend vorbereitet zu sein, können die Teilnehmer schon am Nachmittag anreisen und ihre Zimmer beziehen. Unter den unermüdlichen Tanzmeistern Natalie (Fortgeschrittene) und Arne (Einsteiger) können sie einen Tanzworkshop besuchen, in dem viele Tänze des Abends erklärt und geübt werden. In diesen Stunden kann man auch schon einmal die mit viel Aufwand geschmückten Räumlichkeiten der Burg bewundern, und ist dennoch erstaunt, dass sie abends im Kerzenschein und mit der Licht-Installation noch einmal eine intensivere und zauberhaftere Atmosphäre bietet. An dieser Stelle sei erwähnt, dass bereits Monate im Vorfeld von Tanzmeisterin Natalie regelmäßig Tanztrainings z.B. in den Katakomben (In-time-LARP-Taverne in Köln) angeboten werden. Hier kann jeder teilnehmen und viele Tänze erlernen, oder seine Fähigkeiten vertiefen und sich so schon lange im Vorfeld auf den Ballabend vorbereiten.

Nach dem Workshop haben die Gäste Zeit, ein Abendessen einzunehmen und sich in die Abendgarderobe zu werfen. So ein wenig hektisch wird es dann doch, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Frisur und das Make-Up müssen stimmen, das Kleid und die Maske sitzen. Und dann ist es endlich soweit: man schreitet hinaus auf den Burghof, Menschen in tollen Gewändern und Masken versammeln sich, und es beginnt eine Zeitreise in eine andere Welt. Musik und Fackellicht, Flammschalen und Scheinwerfer tauchen den Hof in ein mystisches Licht. So als wäre man in einem Märchen aufgewacht, fühlt man sich, wenn die Gastgeber alle begrüßen und der Mann in Schwarz seinen plötzlichen Auftritt hat.

Um dies zu bewerkstelligen, reist das Team von Twilight schon einen Tag früher an, ausgerüstet mit einem Sprinter voll Technik und Dekoration, um diese märchenhafte Atmosphäre zu erschaffen. Bis kurz vor der Eröffnungsrede wird daran gearbeitet, dass alles stimmig ist, nur um es noch in der Nacht nach der Demaskierung teilweise wieder abzubauen, um die Technik vor der Witterung zu schützen. Von all dem bekommen die Spieler nur wenig mit. Man merkt, das Team ist eingespielt und weiß, was es tut.

Nicht vergessen werden sollte auch der Mitternachtssnack in Form eines tollen Büfetts, das für die Tanzenden noch einmal eine Stärkung bereithält. Die große Getränkeauswahl und die Tatsache, dass man auf der Burg übernachtet und einfach nur vom Tanzsaal ins Bett fällt, machen aus dem Ball ein rundum gelungenes Event, dass einen für Stunden auf eine märchenhafte Reise in eine andere Zeit entführt.

Fazit

Der Bal du Masque ist sicherlich für jeden etwas, der ein Faible für historisches Tanzen hat und gleichzeitig die oppulente Atmosphäre eines Ballabends genießen möchte, welcher ein märchenhaftes und entrücktes Gefühl entstehen lässt, an das man sich lange und gerne zurückerinnert. Die Geschichte und die besondere Atmosphäre um den Mann in Schwarz, runden diesen Eindruck ab, und vermitteln zusammen mit dem geheimnisvollen Spiel der Masken eine besondere Stimmung, der man sich einfach nicht entziehen kann. Und sicherlich auch nicht möchte.

Die leichte schar aus scherzendem jahrhundert

Vernahm wol dass es drunten seltsam raune..

Nur hat sie sich nicht sehr darob gewundert

Sie hielt es einfach für der wellen laune.

Artikelbild: ©Kira Hagen

Über die Autorin

Michaela Scheibel ist seit vielen Jahren im Fantasy-LARP unterwegs. Häufig ist sie inzwischen als Spielleiterin und Orga anzutreffen. Ansonsten reist sie gerne und übt sich in historischen Tänzen.

 

 

 

 

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