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In Ulm fand das erste Cyberpunk-Liverollenspiel der Game-Over-LARP-Orga statt. Was dort alles passierte, welche Charaktere man spielen konnte, wie die Technik dargestellt wurde und welche Möglichkeiten die Orga und das Cyberpunk-Setting in Ulm hergibt, hat sich Marc angesehen.

Für die Game-Over-Orga ist es das erste LARP im Shadowrun-Universum und Auftakt einer Reihe. Dabei werden die Spieler mehr und mehr in die Spielwelt bzw. die Schatten gezogen und erfahren so auch, wie sich die Welt in dieser fiktiven Zukunft in Süddeutschland und darüber hinaus entwickelte. Das Genre und gerade das Spielkonzept der Orga ermöglichen einige Spielelemente, die man in anderen LARP-Settings nicht finden wird.

Die Spielwelt

„Wir schreiben das Jahr 2050. Die Menschheit ist nicht mehr allein. Vor einigen Jahren kam Magie zurück in unsere Welt. Einige Leute veränderten sich, wurden zu Orks, Elfen, Zwergen, manche auch noch Schlimmeres. Die Technik machte rasante Fortschritte. … und Konzerne beherrschen die Welt. Willkommen in den Ulmer Schatten! Ein Konzern machte sich in der letzten Zeit hier besonders breit: Jaipur Industries Ltd.“, lautet der Einführungstext auf der Homepage der Game-Over-Larps-Orga. Ansonsten richtet sich die Welt nach dem Shadowrun-Universum aus.

Die Organisation

Es handelte sich um eine DKWDDK-Veranstaltung. Wie auch schon beim Zombies, Zahnrad und Zylinder wurde eigenes IT-Geld verwendet, anstelle von Credsticks oder Ähnlichem. Auch bei diesem Game-Over-LARP wurde eigens ein Berufssanitäter für die Veranstaltung gebucht. Essen und Trinken konnte man zwar mitbringen, jedoch war es auch vor Ort möglich, sich zu sehr guten Preisen an beiden zu bespielenden Orten gleich gut zu versorgen. Übernachtungsmöglichkeiten fanden sich in der Konzernzentrale: Man musste Isomatte oder Feldbett und Schlafsack mitbringen. Sanitäre Anlagen waren in beiden Örtlichkeiten gegeben.

 

Die Spielorte

Es wurde hauptsächlich an zwei Orten gespielt. Einer war das Fort Albreck als Niederlassung des Konzerns Jaipur, und die Runnerkneipe befand sich im Club Action in Ulm. Einige Runner verdingten sich unter anderem als Fahrer zwischen den beiden Orten und machten dadurch schon einmal Geld. Es brauchte etwa fünf Minuten Autofahrzeit zwischen dem Fort und der Kneipe.

Die Fraktionen

Im Fort befand sich ein Forschungslabor von Jaipur mit zwei Sicherheitsteams und Forschern. Auch die Neutrale Eingreif- und Rettungs-Fraktion unterhielt dort ein Büro. Dabei handelte es sich um Sanitätersöldner, ähnlich dem Prinzip von Doc Wagon oder BuMoNa. Die Runner durften nicht ohne speziellen Auftrag auf das Konzerngelände und konnten sich somit dort auch nicht einfach so aufhalten. In der Runnerkneipe erhielten sie ihre Aufträge vom Schieber. 

Mögliche Charaktere

Natürlich konnte man hauptsächlich Menschen antreffen, da sie die meistvertretene Rasse des Genres darstellen. Spielbar waren jedoch auch Zwerge, Elfen, Trolle und Orks. Um einen solchen Nichtmenschen bzw. Metamenschen spielen zu dürfen, musste man jedoch zunächst die körperlichen Voraussetzungen erfüllen, und die Plätze waren beschränkt. Ein Troll musste beispielsweise mindestens 1,90 m groß sein und Hörner auf dem Kopf haben. Zwerge durften nicht größer als 1,65 m sein, und männliche Zwerge benötigten einen reich verzierten Bart. Elfen sind alle schlank, somit wurden keine übergewichtigen Elfen zugelassen. Orks mussten braune oder schwarze Haut haben, spitze Ohren und ein ausgeprägtes Gebiss. Diese Beschreibung ist nur eine kurze Einführung. Wenn man die Shadowrun-Welt kennt, weiß man auch, wie die Rassen aussehen sollen. Alle Rassen sollen dem klassischen Bild entsprechen.

Abgesehen von den Rassen gab es noch alle denkbaren Berufe und Charakterklassen. Also ist der Elfenmagier oder Insektenschamane genauso gängig wie der Troll-Straßen-Samurai oder der menschliche Decker.

Der Spielverlauf

Es gab insgesamt 20 Plots, die man als Runner angehen konnte. Von kleinen Botengängen über Infiltration des Konzerns und Schusswechsel mit den ConSecs war fast alles vertreten. Einige Runner meldeten sich zu Experimenten bei den Forschern, andere lieferten einfach Essen an die Konzernleute und konnten so die Basis infiltrieren. Die günstige Verpflegung aus der Runnerkneipe konnte per Telefon bestellt werden, dazu hing im Konzern eine liebevoll gestaltete Speisekarte aus, die sehr an einen echten Lieferdienst erinnerte.

Sowohl in der Kneipe als auch auf dem Konzerngelände gab es kleine Drohnen-Spiele. Beim einen konnte man einfach auf die Schnellere wetten, die einen Parcours zuerst beendet, andere Drohnen kämpften mit verschiedenen Waffen und Schilden gegeneinander. Im Konzern wurden die Sicherheitsteams einer Grundausbildung unterzogen und auch für Rigger standen Drohnen zur Verfügung. Ferngesteuerte Roboter mit und ohne Kamera waren in verschiedenen Größen für unterschiedliche Einsätze ausgelegt. Die Neutrale Eingriffs- und Rettungs-Fraktion hatte zur Extraktion von Verletzten aus Kampfgebieten eine Nerf Terrascout im Einsatz. Nachdem sich sowohl Runner als auch ConSec-Teams einigermaßen sortiert hatten, fanden die Runner heraus, dass Jaipur an seinen eigenen Leuten experimentiert und nicht gerade zimperlich mit ihnen umspringt. Leider gelang es den Runnern nicht, die ConSec davon zu überzeugen, was vor sich geht. So konnten die Runner trotz Führungswechsel in der Jaipur-Niederlassung Ulm nur einen Teilerfolg in Bezug auf diesen Handlungsstrang verbuchen.

Ein internationales Flair kam zusätzlich dadurch auf, dass sowohl australische als auch ein israelischer Spieler in den Schatten liefen. So wurden auch die Sprachkenntnisse der Runner, ConSec-NSC und der Wissenschaftler gefordert.

Wenn einem alles zuviel wurde, konnte man sich auch in der Runnerkneipe mit einem Psychologencomputer darüber unterhalten, der einen beriet bzw. therapierte. Sein Eingabeterminal war mit einer Maske verbunden, die den tippenden Patienten auch anzusehen pflegte und durch die Computersteuerung auch bewegt wurde.

Fazit

Das Shadow-on-the-run-LARP war eine sehr liebevoll inszenierte Veranstaltung mit vielen Möglichkeiten. Vor allem die Wechsel der Örtlichkeiten für Runner bereicherten das Spiel ungemein und erschufen so ein einzigartiges Element im Spiel: Transport bzw. Transfer zwischen den Orten. Man hätte das LARP auch einfach als Science-Fiction-Taverne sehen können. Damit war dann auch für jeden etwas dabei. Ob man eben nur in der Runnerkneipe spielte oder sich an den einzelnen Runs beteiligte, war natürlich jedem selbst überlassen.

Artikelbild: ©Game Over Larps

 

6 Kommentare

    • Dazu wurde u.a. Apps verwendet, die ein Hacking simulieren, in dem sie Rätsel in einer entsprechend Konsolen-Oberfläche verpacken.
      Je nach geschafften Level erhält man dann relevante Zugänge, Informationen oder kapert Systeme.

    • Zusätzlich wurden von der Orga Laptops ( für jeden Hacker) und Rechner zur Verfügung gestellt. Dazu musste man sich einstöpseln (LAN-Verbindung) und konnte das Spiel (in diesem Falle UT2004 stark modifiziert als Ice) besiegt werden erhielt man im Spiel selber das Passwort. Damit konnte man Dateien knacken und die Informationen weiterverwenden. Verlor man das Spiel hatte man einen Auswurfschock und könnte es später noch einmal Probieren

  1. Es war extrem atmosphärisch. Und ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Con. Auch wenn meine Australier vermutlich nicht dabei sind werde ich mit der Consec wieder viel Spass haben.
    LG der Truppausbilder von Team Weis.

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