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Pegasus Spiele hat inzwischen neben Cthulhu und Shadowrun noch ein drittes System im Portfolio: 7te See. Erst jüngst zum Gratisrollenspieltag veröffentlicht, war die RPC nun das erste große Event mit „dem Neuen“. Doch nicht nur dort, auch bei Cthulhu und Shadowrun gab es Neues und Blicke in die Zukunft.

Einer der größten Stände unter den Spieleverlagen war auch in diesem Jahr jener von Pegasus. Dort fanden sich neben diversen Brett- und Kartenspielen auch die Demorunden für die inzwischen drei Systeme, die der Verlag aus Friedheim im Sortiment hat. Was es dort Neues gibt, und worauf wir in Zukunft gespannt sein dürfen, haben uns die Chefredakteure der jeweiligen Systeme in Gesprächen erläutert.

Cthulhu

Frisch zur RPC erschienen sind zwei Bücher, ein Soft- und ein Hardcover. Mystiker und Magier, ein Softcoverband, ist dabei der erste Band einer neuen Reihe der deutschen Redaktion: Berufe. In diesen Ergänzungen zum Investigatorenkompendium werden neue Berufe vorgestellt und beschrieben. In diesem ersten Buch finden sich Professionen mit sowohl echter Magie, als auch falscher, wie beispielsweise Bühnenmagier. Zu den Berufen sind dazu auch neue, optionale Regeln enthalten. In dieser Reihe soll ca. jährlich ein neuer Band erscheinen.

Die zweite Neuerscheinung, das Hardcover, fällt mit 128 Seiten etwas schmaler aus als die anderen Hardcoverbücher, stellt dafür jedoch in anderen Bereichen die bisherigen Bücher in den Schatten. Das Bestimmungsbuch der unaussprechlichen Kreaturen ist eine Übersetzung des amerikanischen Originals, die mit vielen farbigen Illustrationen des französischen Lizenznehmers aufgehübscht wurde. Es enthält dabei keinerlei Spielwerte oder exklusives Spielleiterwissen – stattdessen handelt es sich um ein fiktives Buch der berühmten Miskatonic University aus der Jetzt-Zeit. Entsprechend sind die Beschreibungen der über 50 Kreaturen subjektiv und das Werk zudem auch für nicht-rollenspielende Cthulhu-/Lovecraft-Fans interessant.

Apropos Farbe – generell sind die sonstigen Hardcover-Veröffentlichungen, abseits der Grundregeln, üblicherweise nur in schwarz-weiß. Wohingegen bei Shadowrun und 7te See alle Hardcoverbände in Farbe erscheinen. Hauptgrund hierbei ist, dass es bisher kein farbiges Material von Chaosium gibt und eine Eigenanfertigung zu teuer wäre. Sollten jedoch von dort auch farbige Veröffentlichungen kommen, so werden diese hierzulande ebenfalls farbig erscheinen.

Doch was kommt konkreter in der Zukunft? Chefredakteur Heiko Gill wusste hierzu natürlich ebenfalls etwas zu erzählen. Zunächst erscheint im Sommer der nächste Abenteuerband namens Frisches Blut mit vier Abenteuern von neuen Autoren. Heiko ist es dabei wichtig zu betonen, dass sich die Redaktion immer über neue Abenteuerschreiber freut und dem offen gegenübersteht, auch abseits von Abenteuerwettbewerben. Die Sieger des Letzten wurden übrigens vor einem Jahr auf der RPC gekürt, und die drei besten Beiträge wurden in diesem Jahr gesammelt im Abenteuerband Ars Mathematica veröffentlicht. Die Resonanz war dabei sehr gut, und so darf man sich auch auf einen neuen Wettbewerb freuen. Hierzu gibt es allerdings noch keine konkrete Planung, aber spätestens im nächsten Jahr wird es dann wohl wieder soweit sein.

Mit Veröffentlichungen geht es dann planmäßig zur SPIEL weiter mit dem zweiten Band der Terra Cthulhiana. Ebenfalls soll das Grand Grimoire der Mythos-Magie, eine Übersetzung von Chaosium, erscheinen. Hierbei handelt es sich um eine Art Nachfolger der Arcana Cthulhiana für die aktuelle Edition, in der sich neben einem kleinen Hintergrundteil diverse Zaubersprüche, magische Rituale und ähnliches finden. Und mit „diverse“ sind rund 600 (!) gemeint. Nicht enthalten sind dabei die verschiedenen Mythos-Folianten, welche in einem eigenen Buch erscheinen werden, dies allerdings erst im Laufe des nächsten Jahres.

Auch an weiteren Büchern wird gearbeitet. Neben dem nächsten Berufe-Band und den Abenteuerbänden sitzt die deutsche Redaktion an einer eigenen Kampagne, die in Deutschland spielt: Grenzland. Die Arbeit hieran wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Hierzu wird es auch wieder ein Kampagnen-Tagebuch für die Spieler geben, in dem sich Handouts, Karten und Platz für Notizen finden. Ein solches erschien erstmals vor einem Jahr zur Königsdämmerung-Kampagne und war damals noch eine Art Testballon. Nach zaghaftem Anlauf ist der Absatz inzwischen aber sehr gut, und auch das Feedback der Spieler spricht dafür, dies fortzusetzen.

Auch ein Quellenbuch ist in der Mache, welches den Titel Apokalypse tragen soll. Hier geht es nicht mehr – wie so oft – darum, den Weltuntergang zu verhindern, sondern wie es weitergeht, wenn man ihn eben nicht verhindern konnte. Mit einer Veröffentlichung ist jedoch nicht vor 2018 zu rechnen – die Spieler dürfen also noch einige Zeit lang den Weltuntergang verhindern.

Shadowrun

Auch Shadowrun-Chefredakteur Tobias „Tigger“ Hamelmann wusste von einigen Neuheiten zu berichten. Zur Messe erschienen sind State of the Art ADL, ein neues Ausrüstungsbuch, welches sich speziell auf Waffen, Produkte, Magie etc. innerhalb der ADL spezialisiert. Ergänzt wird der Band um Hintergründe bezüglich der Produktion, wie die Waren in die Schatten kommen und als Bonus eine überarbeitete Version des beliebten Baumarkt-Abschnitts mit Fluff-Kommentierung, welche ursprünglich vor einigen Jahren im Reiseführer in die deutschen Schatten erschienen ist.

Ebenfalls neu erschienen ist ein weitere Softcover-Abenteuerband namens Auf Dunklen Pfaden, der drei Abenteuer enthält, welche allesamt in der ADL spielen. Auch bei der Belletristik geht es weiter, und mit Karmesin ist nun der dritte Shadowrun-Roman bei Pegasus erschienen. Der nächste Band, Feuer und Frost soll in zwei Monaten erscheinen – ein Rhythmus, den man auch darüber hinaus beibehalten will. Im Januar 2018 soll der dann nach Plan erscheinende Roman von einem deutschen Autor sein. Im weiteren Verlauf des Jahres sollen insgesamt drei oder vier Romane deutscher Autoren veröffentlicht werden.

Mit Shadowrun Anarchy ist aber auch noch ein ganz neues Regelwerk erschienen. Dieses stellt keinen Nachfolger zur fünften Edition dar, sondern ist stattdessen als alternatives Regelwerk für eine andere Spielerklientel beziehungsweise einen anderen Spielstil zu verstehen. Während die Shadowrun-Regeln üblicherweise eher komplex sind und, will man mit Anarchy bewusst davon fortgehen und die Welt für erzählorientierteres Rollenspiel öffnen. Es ist allerdings nicht als Einsteigerspiel gedacht, auch wenn die Einsteigerfreundlichkeit mutmaßlich höher ist. Neben einfacheren, reduzierten Regeln und Charakterbau erhalten die Spieler hier auch Punkte, die sie für direkten Einfluss auf die Handlung ausgeben können. Die deutsche Ausgabe wurde dabei gegenüber dem US-Original erweitert, um tatsächlich alleine mit dem Werk ein vollständiges Rollenspiel bieten zu können. Da die Regeln inklusive Charakterbau schlank sind, war genug Platz gegeben, um den bekannten Hintergrund einzufügen, einschließlich kurzen Beschreibungen von Seattle und der ADL – ausgiebiger als im Original. Zudem finden sich 30 Archetypen und Konvertierungsregeln, um die Werte der normalen Veröffentlichungen in das neue System zu integrieren. Zuletzt sind auf 40 – 50 Seiten Abenteuerideen vorhanden, die umfassender sein sollen als reine Ideen, ohne dabei jedoch ausgearbeitet zu sein wie fertige Abenteuer. Da die Spieler jedoch selbst mehr Einfluss auf diese nehmen können, soll dies jedoch auch gar nicht nötig sein.

Doch nicht nur zur RPC, auch in Zukunft wird nicht gerade spärlich veröffentlicht. Als nächstes Produkt soll schon im Juli der limitierte Quellenband Hof der Feen erscheinen. Dieser Settingband entführt die Spieler an den Hof des Feenreiches Tír na nÓg. Ähnlich wie Shadowrun 2050 ist dies als eigenständiges Setting gedacht, spielt allerdings in der aktuellen Shadowrun-Zeit und ist so konzipiert, dass bestehende Runner dorthin gelangen. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, Feen am Hof als Charaktere zu generieren.

Im August geht es weiter mit Tarot – es erscheint ein Shadowrun-eigenes Tarotkartenspiel, welches in Amerika zur GenCon veröffentlicht wurde. Hierbei handelt es im Prinzip um ein normales Tarot, welches allerdings mit Shadowrun-Motiven bebildert wurde. Als Beispiel nannte Tobias Münzen, wo statt Münzen aber Petrischalen in der Luft eines Labors, in dem gerade ein Run stattfindet, herumfliegen. Wie man schon ahnen kann, sind die Motive allesamt neue Bilder. Und eigentlich ist es auch nicht einfach nur normales Tarot, denn es haben auch neue Karten Einzug gefunden – wie beispielsweise die Matrix. Passend zu diesem Set sollen ebenfalls im August zwei Bücher erscheinen: ein Abenteuerband der deutschen Redaktion, dessen drei Abenteuer sich um das Thema Tarot drehen, und die deutsche Übersetzung eines Quellenbuchs zu den Spielkarten. Dieses stellt die einzelnen Karten und ihren Hintergrund vor. Es soll dabei stilistisch ungefähr in die Richtung von Dunkelzahns Testament gehen und ebenfalls viele Plothooks bieten.

Zur SPIEL im Oktober soll dann die deutsche Übersetzung von Cutting Aces erscheinen, einem Quellenband zum Thema Gauner und Schwindler à la Ocean’s Eleven. Zudem ist eine Stadtbeschreibung zu Istanbul und als deutscher Zusatz ein kleiner Part von acht bis zehn Seiten über den Frankfurter Plex enthalten. Als Schwerpunkt soll es dabei aber nicht um die Stadt an sich gehen, sondern um die „Frankfurter Schule“ – eine spezielle Art von Runs, in welcher der Kampf vermieden und stattdessen durch Tricks und Gaunereien zum Ziel gelangt werden soll.

Als zweite Veröffentlichung zur SPIEL erscheint eine weitere Übersetzung, Forbidden Arcana – der zweite Magieband. In diesem geht es vorwiegend um Blut- und wilde Magie, aber auch neue Traditionen werden zu finden sein. Der deutsche Titel wird wahrscheinlich Verbotene Künste lauten.

Zum Jahresende soll dann möglichst noch ein weiterer Band erscheinen – eine Kampagne der deutschen Redaktion, welche in Berlin spielt. Auch für 2018 stehen schon einige Veröffentlichungen fest, wenn auch noch ohne Reihenfolge. Dabei ist neben neuen Softcover-Abenteuerbänden ein neuer Band mit Waffen, bei dem es sich um eine Übersetzung handelt. Zur RPC soll es ein neues Schattenhandbuch geben, in dem verschiedene kleine PDF-Erweiterungen in gedruckter Form zu finden sind, von denen noch einige bis dahin erscheinen sollen. Darunter sollen Beschreibungen der Trollrepublik, Österreich, Berlin, SOX und wahrscheinlich Karlsruhe sein. Auch ein sogenanntes Gefahrenbuch soll kommen, in dem sich magischen und weltlichen Gefahren sowie Plothooks gewidmet wird. Dies wird wieder eine Übersetzung sein. Aber auch die deutsche Redaktion wird fleißig sein, und es sollen auf jeden Fall ein oder zwei Bücher aus deren Händen kommen – diese sind allerdings noch in Planung, so dass noch nichts verraten werden konnte.

Bezüglich Abenteuerwettbewerben gibt es aktuell noch keine Planungen, sodass es in diesem Jahr keinen mehr geben wird. Eventuell könnte es im nächsten Jahr, vielleicht zur Nordcon hin, einen geben – geplant ist aber wie gesagt noch nichts. Und dann war da ja noch die Box für Einsteiger ins Rollenspiel namens Schattenland. Diese ist weiter in Bearbeitung und soll neue Spieler generell an die Spielart heranführen und auch eingeschränkte Tabletop-Elemente beinhalten. Da hier viel zu bedenken und planen ist, verzögert sich der Release jedoch – eigentlich hätte die Box schon auf dem Markt sein sollen. Wann die Veröffentlichung letztlich erfolgt, ist derzeit unklar. Aktuell will man auch das Feedback zu Anarchy abwarten, welches ja ebenfalls vereinfachte Regeln beinhaltet, und lieber später als schluderig veröffentlichen.

7te See

Seit kurzem die deutsche Chefredakteurin für 7te See: Melanie Helke
Seit kurzem die deutsche Chefredakteurin für 7te See: Melanie Helke

Besonders gespannt waren wir dieses Jahr auf das Gespräch mit Melanie Helke, mit der wir erstmals bezüglich 7te See sprachen. Nachdem zur SPIEL im Oktober der Schnellstarter erschienen war, kam zum Gratisrollenspieltag dieses Jahr das Grundregelwerk heraus – damals noch ohne definierte deutsche Chefredaktion. Diese hat nun Melanie inne, und in der neuen Veröffentlichung zur RPC findet sie sich nun auch mit entsprechender Nennung wieder. Helden und Schurken heißt der erste Erweiterungsband zum neuen System, in dem sich Ideen und Inspirationen für die Erschaffung von eben jenen Gestalten finden lassen. Zudem sollen sich in den Hintergrundgeschichten der jeweils 40 Helden und Schurken auch viele Informationen über die Spielwelt finden lassen.

Hiernach geht es weiter mit den Piraten-Nationen, einem Quellenband, der eben jene im Detail vorstellt. Ursprünglich geplant für Juni, verzögert sich dieser jedoch und wird erst im Folgemonat erscheinen. Danach geht es weiter mit den Bänden über die weiteren Nationen, die sich gesammelt in zwei Bänden wiederfinden, bevor es mit dem Quellenband zum Halbmondreich weitergeht – so zumindest der Plan. Hier kommt es allerdings auch auf den Lizenzgeber John Wick Presents an, sodass einzelne Änderungen im späteren Plan möglich sind – letztgenannter Band ist im Original ebenfalls noch nicht erschienen und erreicht die Redaktion auch nicht eher als die Unterstützer des ursprünglichen Kickstarters. Einen Spielleiterschirm, den es aktuell nur im Bundle mit fünf Grundregelwerken gibt, soll es einzeln voraussichtlich zur SPIEL geben. Dieser wird sich jedoch wahrscheinlich etwas unterscheiden von jenem im Bundle.

Geplant ist es auch, Abenteuer zu veröffentlichen. Hier hat die Redaktion die Erlaubnis, eigene Abenteuer im Bereich der Eisenlande zu schreiben und zu publizieren. Dies wird jedoch noch einige Zeit dauern, da es seitens des Lizenzgebers ebenfalls noch keine Abenteuer gibt. Hier möchte man lieber abwarten, um deren Stil und Struktur zu sehen und eigene Publikationen daran anzupassen. Die ersten Abenteuer des Lizenzgebers sollen übrigens im Juli erscheinen. Da jedoch die Charaktere und Spielgruppen eigene Hintergrundgeschichten und Ziele besitzen, die sie verfolgen, ist jedoch der Bedarf an vorgefertigten Abenteuern hier nicht so hoch wie bei anderen Systemen.

Generell ist 7te See in der neuen Edition von den „alten“ Spielern gespalten aufgenommen worden, da es sich doch deutlich unterscheidet von der ersten Edition. Während ein Teil die neue Edition begeistert aufgenommen hat, wird sie von einigen Fans abgelehnt – teils ohne das Grundregelwerk überhaupt gelesen zu haben. Insgesamt ist man jedoch bislang durchaus zufrieden in der Redaktion, obwohl deutlich ist, dass vieles noch im Aufbau steckt. Neu entstanden sind beispielsweise ein eigener Bereich im Pegasus-Forum, eine Facebook-Gruppe und der anlaufende Support auf Conventions – obwohl die offizielle Supportgruppe selbst noch im Aufbau steckt. Mehr in die Tiefe gehen wir übrigens übrigens in Kürze – ein gesondertes, ausführlicheres Interview mit Melanie ist bereits vereinbart.

Fotografien: Michael Fuchs
Artikelbilder: Pegasus Spiele

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