Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

In guter Kopie der eigenen Tradition, umfangreiche 2-Spieler-Starterboxen anzubieten, hat Hawk Wargames eine solche für Dropfleet Commander im Programm. Genug Schiffe für zwei Flotten, Bodenpläne und sämtliches Zubehör für einen Preis, der unter dem für zwei Starterflotten liegt. Zu gut um wahr zu sein? Finden wir es heraus.

Beginnen wir mit der Box an sich und dem vorzufindenden Inhalt:

Inhaltsangabe

Regelbuch
2 Bodenpläne 18×24 Zoll
16 Pappschablonen (6 dichte, 2 feine Trümmerfelder, 8 Zielgebietsschablonen)
1 Maßband (Zoll und cm)
10 Würfel
Marker für Bodentruppen, Bodenziele, kritische Effekte und Flugkörper
2 Seiten Aufkleber für die Basen
2x je 4 Aktivierungskarten (3 ausgefüllt, 1 frei)
2 Starterflotten bestehend aus je 3 Kreuzerbausätzen und 4 Fregattenbausätzen
3 Referenzbögen (1 UCM, 1 Scourge, 1 Szenario plus Spielzugabfolge)
4 Bauanleitungen (je 1 UCM- und Scourge-Kreuzer und Fregattenanleitung)

Box

Die Box (29x43x6 cm) besteht aus stabiler mitteldicker Pappe und punktet mit gut ausgeführtem Artwork auf dem Deckel. Auf der Rückseite findet sich das obligatorische Inhaltsbild mit einer Kurzbeschreibung. Auf allen Seiten der Box, inklusive der Innenseiten, finden sich Photos und Bilder von Schiffen aller vier Fraktionen. Die visuelle Präsentation des Spiels und der Völker ist somit hervorragend und macht Lust auf mehr. Insgesamt ist die Gestaltung sehr positiv zu bewerten. Etwas das Hawk Wargames, von nun an Hawk, bereits bei Dropzone Commander gut hinbekommen hat.

Inhaltsbeschreibung

Vier Plastiktüten begrüßen uns nach dem Öffnen, je eine mit allen Teilen für die beiden Flotten, eine mit allen Drucksachen und eine mit allem was nicht in diese Kategorien passt. Es findet sich keine Blasenfolie oder andere Polsterung in der Box, aber dies ist auch nicht nötig, und alles kommt in gutem Zustand an. Zumindest war dies bei meiner Box der Fall.

Regelbuch

Das Regelbuch befindet sich in einem Pappschuber der es vor Beschädigung schützen soll. Eine angenehme Seltenheit, auch wenn das abweichende Format – der Schuber ist im Hochformat gehalten und das Buch ist im Querformat – manchen verwundern mag. Das Querformat wurde gewählt „weil andere Flottenspiele das auch so machen“, mir gefällt es jedenfalls.

Das Cover ist mit einer über beide Buchrücken gehenden Risszeichnung verziert, die sich auch im Buch selbst erneut findet. Es ist nur etwas irritierend, das Heck des Schiffes auf dem vorderen Einband zu finden.

Gedruckt wurde auf farbigem Hochglanzpapier, was auch für eine scharfe Abbildung aller Bilder, Diagramme und Photos sorgt.

Der Aufbau des Buches ist sehr geradlinig und weist eine angenehme Mischung aus Regeltext, Hintergrundtexten und den schon erwähnten Bildern auf. Das Artwork ist schön gestaltet und atmosphärisch, ein schönes Extra sind die (pseudo-)historischen Zitate zur Kriegsführung in der Regelsektion – sehr passend. Das Inhaltsverzeichnis ist zwar spartanisch, dafür verfügt das Buch über einen Index, mit dem sich schnell alles finden lässt, was man sucht. Der Regelteil ist überwiegend deutlich geschrieben, wie in jedem Hawk-Regelbuch gibt es allerdings einige Passagen die Dank ihres etwas merkwürdigen Englisch erst beim zweiten oder dritten Lesen ihren Sinn enthüllen. Zunächst gibt es knappe 30 Seiten Hintergrundgeschichte, dann folgen die Regeln, Szenarien (die leider vergessen zu erwähnen, wie Tischseiten bestimmt werden) und Vorschläge wie man Turnier- oder Kampagnenspiele aufbauen kann (inklusive der Kombinationsmöglichkeiten mit Dropzone Commander). Im Anschluss kommen die Flottenlisten, auf die nur noch Kopiervorlagen für die Pappmarker aus der Box folgen und der Index. Leider war bereits ein Errata notwendig, welches hier verfügbar ist.

Gelände, Flieger & Bodentruppen

Die beiden enthaltenen Bodenpläne sind beidseitig vollfarbig bedruckt. Auf der einen Seite finden sich Landschaften aus der Vogelperspektive, auf der Rückseite finden sich zwei Poster mit ansehnlichem Artwork. Der Druck ist klar und sauber, so dass bei beiden eine schöne Landschaft entsteht. Die Faltkanten bilden, zugegeben, einen kleinen Störfaktor beim Spielen, aber mit genügend Druck kann man diese glätten. Gemeinsam bilden die beiden Poster eine Grundfläche von 48×36 Zoll, also etwas weniger als die empfohlenen 48×48 Zoll Spielgröße. Dennoch sind sie gerade am Anfang eine gute Möglichkeit rasch ein Spielfeld zu generieren.

An weiterem Gelände finden sich für den Boden Zielgebiete und Sektorenmarker, um diese zu befüllen. Für den Weltraum finden wir einige Trümmerfelder. Die Zielgebiete und Trümmerfelder waren leicht aus dem Bogen zu lösen, sind einseitig bedruckt und auch aus Entfernung gut zu unterscheiden. Die Pappe ist recht dünn, was dazu führt, dass man die Schablonen schnell verschieben kann. Bei den Sektorenmarkern muss man zudem große Vorsicht walten lassen, da sie schnell einreißen können, wenn man sie rasch entfernt. Etwas dickere Pappe hätte hier Abhilfe geschaffen.

 

Ein anderes kleines Manko ist die Menge der verschiedenen Sektoren. In der Box befinden sich nicht genug, um das Standardszenario in Turniergröße korrekt aufzubauen. Dies hätte durch einen weiteren Bogen Sektoren gelöst werden können.

Referenzbögen

Es finden sich drei Referenzbögen in der Box. Einer enthält ein Szenario für die Starterarmeen und eine Übersicht der Zugabfolge auf der anderen Seite.

Die anderen beiden enthalten jeweils eine Übersicht für die empfohlenen Flotten. Durch die klare Bebilderung und die rückwärtige Aufführung der wichtigsten Regeltabellen, erfüllen die Bögen ihre Aufgabe durchaus gut. Hier hält sich Hawk an ihre bewährte eigene Taktik. Zwei Bögen Strategiekarten, vorausgefüllt für die Starterflotten, liegen ebenfalls bei. Wobei die Box klar darauf ausgerichtet ist, dass sich zwei gekauft werden und dann braucht man definitiv mehr der Karten. Eine Packung beizulegen wäre einfach gewesen.

Kleinkram

Es befinden sich zehn W6 guter Verarbeitung in der Box, für die meisten Spielsituationen eine ausreichende Menge. Das Maßband ist recht klein und passt daher gut in die Hosentasche oder gar an den Schlüsselbund. Bonuspunkte gibt es dafür, dass es in Zoll und Zentimeter beschriftet ist.

Die Pappmarker für Flugkörper, Bodentruppen und kritischen Schaden sind aus der gleichen Pappe hergestellt wie die Geländemarker und leiden unter dem gleichen Problem: zu dünne Pappe, was zu manchen angerissenen Markern führt. Die Menge der Flieger ist zudem knapp bemessen und ist in großen Spielen recht schnell aufgebraucht.

Miniaturen

Die Gussrahmen sind von üblicher Hawk-Qualität, sprich ziemlich gut. Die Schärfe des Gusses und die Detailausbildung sind gut, was auch das Erkennen einiger Details erlaubt, wie die Raumjäger in den Hangars der UCM-Schiffe zum Beispiel, die modelliert sind. Einer der besten Aspekte ist jedoch die Vielseitigkeit, da jeder Kreuzer und jede Fregatte gebaut werden kann, und sich auch zur Magnetisierung anbieten, um seine Flotte flexibler zu gestalten.

Die Passform ist generell gut, nur bei den Scourge finden sich einige Problemstellen, das gilt auch für das Lösen aus dem Gussrahmen, hier finden sich einige problematische Stellen an denen man vorsichtig sein muss.

UCM

Die UCM, die United Colonies of Mankind, haben ihre Flotte als Angriffsstreitmacht konzipiert, daher finden sich die stärksten Waffen stets nach vorn oder unten gerichtet. Das modulare Design der Schiffe spiegelt sich im Aufbau der oberen Hüllensektion und dem Unterbau der Waffen wider. Das Chassis der Schiffe ist das gleiche für alle, und die einzelnen Waffenkomponenten passen gut in ihre Steckplätze. Einzelne Aspekte des Chassis werden teilweise durch andere Komponenten verdeckt und schaffen so ähnliche aber gut unterscheidbare Schiffstypen. Definitiv ein Lob für das Schiffsdesign hier. Ein Kreuzer besteht aus 15 bis 19 Teilen. Die Anleitung ist übersichtlich aufgebaut und den Anweisungen ist einfach zu folgen. Dadurch dauert der Zusammenbau mit so vielen Teilen zwar manchmal länger, aber sollte ohne Probleme vonstattengehen. Wobei sich klar ein Blick ins Buch vorher anbietet, um sich zu überlegen welche Kreuzer man möchte.

Dazu kommt der Gussrahmen für vier Fregatten, hier besteht jede aus fünf bis sieben Teilen, Chassis, Antrieb und die Seitenbewaffnung, plus eine Massenbeschleunigerbatterie auf dem Deck. Auch hier passt alles gut zusammen – die Teile halten manchmal auch ohne Kleber – und die Anleitung führt rasch zum gewünschten Ergebnis. Vier Fregatten sind natürlich wenig für eine Flotte, daher bieten sich Magnete hier besonders an.

Scourge

Die Scourge bringen mehr geschwungene Linien, geschmückt mit vielen Zacken und kleinen Kanten auf das Schlachtfeld.

Der Kreuzergussrahmen enthält ebenfalls alles für jede Konfiguration, und auch hier deutet die Anleitung rasch den richtigen Weg. Die runden Formen der Scourge sorgen, neben ihrem stylischen Äußerem, leider auch für einige Bastelprobleme. Einerseits kann das Ausknipsen zu kleinen Brüchen an den Zacken und Finnen führen, da sie schlichtweg filigran sind. Somit ist beim Entfernen Vorsicht geboten. Weiter ist beim Zusammenkleben des Hauptrumpfes Sorgfalt walten zu lassen, um den Kleber bis an die äußeren Ränder zu bekommen. Ansonsten bleibt an Heck und Bug ein Spalt zwischen den beiden Hälften offen, was sehr unschön wirkt. Ein wenig Fingerspitzengefühl oder Übung kann dieses Problem umgehen, man muss es nur beachten.

Der typische Kreuzer besteht aus 8 bis 11 Teilen, wobei die Außenflügel der Kreuzer auch ohne Kleber wunderbar an ihrem Platz verweilen. Leider erschweren die wenigen geraden Flächen aber die Arbeit mit Magneten, hier muss man schon kreativ werden, wenn man das nutzen will.

Die Fregatten der Scourge sind noch einfacher und bestehen aus drei Teilen, dem Rumpf und zwei Waffenauslegern. Hier kann man wenig falsch machen, was ebenso für das Magnetisieren gilt.

Letztlich sollte der Zusammenbau nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, auch unerfahrene Modellbauer werden von den Anleitungen gut abgeholt. Die gute Passgenauigkeit unterstützt dies. Wahrscheinlich wird die Entscheidung, welche Schiffe es sein sollen, mehr Zeit in Anspruch nehmen als der tatsächliche Zusammenbau.

Die Mk3-Flugbasen

Sticker - Wo ist mein Album

Die Flugbasen verbleiben nun zum zusammenbauen. Die Mk3-Basen wurden im Vorfeld als eine der großen Innovationen aufgebaut, da sie alle Spielzustände (bis auf kritische Treffer) darstellen können. Es gibt zwei Größen und beide sind gleich aufgebaut. In den unteren Teil klebt man einen Farbkreis der entsprechenden Größe auf, wobei die mitgelieferten Klebebögen nicht immer gut abgehen. Danach kann man den oberen Teil drauflegen. Die obere Scheibe hat zwei Gussgratstellen, welche man besser entfernen sollte. Wenn man die Scheibe press in den unteren Teil einbaut, hält das zwar gut, aber es erschwert das spätere Drehen im Spiel deutlich. Auf die obere Scheibe kommt ein weiterer Aufkleber mit den Zahlen für die Schadenspunkte. Ein dritter Aufkleber für Namen ist optional. Die obere Scheibe hat mehrere kleine Löcher für Schadensstöpsel, die jedoch sehr klein sind und schnell verloren gehen können, aber dafür hat man ja einige zu viel im Gussrahmen. In der Mitte befindet sich ein großes Loch für die Plastikstange, auf der das Schiff mit dem firmenpatentierten Hawk Widget, einer kleinen Plastikhülle die unter das Schiff geklebt wird, stabil aufgesteckt werden kann. Mit Sicherheit die aufwendigsten Basen auf dem Markt derzeit, aber sie erfüllen ihre Aufgabe, daher lohnt sich der Aufwand.

 

Preis/Leistung

Der empfohlene Verkaufspreis von 75 EUR liegt schon unter dem Preis für die beiden enthaltenen Starterflotten (UVP 46 EUR), ist also auf jeden Fall sein Geld wert. Bedenkt man nun, dass man bei den meisten Händlern die Box auch für weniger bekommt, liegt der Einstiegspreis pro Person bei unter 40 EUR, oder dem Preis für eine Box, wenn man sich gemeinsam zwei zulegt.

Fazit

Eine viel bessere Einstiegsbox ins Spiel kann man sich nicht wünschen. Alles ist enthalten um sofort losspielen zu können, und einen guten Grundstock für beide Armeen hat man ebenso. Mankos sind vorhanden (Menge und Dicke der Pappkomponenten, direkt notwendige Errata, fehlende Strategiekarten), aber diese sind nur Kleinigkeiten im Vergleich zu den großen Vorzügen der Box. Ein einfacherer Weg ins Spielsystem lässt sich kaum vorstellen und Hawk spricht damit sicherlich ein großes Publikum an. Der einzige wirkliche Nachteil ist, dass es eine solche Box nicht auch mit den anderen beiden Flotten gibt. Dafür gibt es jedoch große Flottenboxen um das auszugleichen.

Allen Admirälen da draußen empfehle ich auf jeden Fall einen Blick.

Mit Tendenz nach oben

Artikelbilder: © Hawk Wargames,  © Martin Ellermeier Verlag | Fotografien: Michael Mattner | Bearbeitung: Verena Bach
Das Produkt wurde vergünstigt zur Verfügung gestellt.

 

7 Kommentare

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein