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Forgeworld hat vor kurzem Experimentalregeln für insgesamt 4 Custodes-Fahrzeuge veröffentlicht, um diese auch in Warhammer 40k zu nutzen. Wir haben uns die Vor- und Nachteile der neuen Regeln angesehen. Lohnt sich deren Einsatz im 40k Universum noch?

Forgeworld (FW) hat schon in der Vergangenheit immer wieder für einzelne Modelle Regeln herausgebracht, bevor diese endgültig in einem der Regelwerke fixiert wurden. Jetzt hat man sich entschieden für vier Custodes-Fahrzeuge Regeln in dieser Art gleichzeitig zu veröffentlichen, namentlich für die beiden Cybot-Varianten Achillus und Exemplar und zwei Schwebepanzern, den Caladius Grav-Tank und den Coronus Grav-CarrierExperimentell bedeutet in diesem Fall, dass die Modelle nicht in Turnierspielen verwendet werden dürfen. Zusätzlich ist im Augenblick vorgesehen, dass jedes Kontingent von jedem Fahrzeug maximal ein Modell enthält. Im Nachfolgenden werden die einzelnen Modelle kurz vorgestellt und ihre Stärken und Schwächen diskutiert.

Achillus und Exemplar – Contemptor in Bestform?

Achillus und Exemplar sind beides Varianten des bekannten Contemptor-Schemas, die mit leicht veränderten Werten und anderen Waffenoptionen ausgerüstet sind. Beide Modelle teilen sich dabei 12 Lebenspunkte und einen etwas besseren Moralwert als ein normaler Contemptor, wobei der Moralwert wohl nur in seltenen Ausnahmefällen, wie bei ein paar FW-Waffen oder einigen Psikräften eine Rolle spielen dürfte. Interessanter sind neben der höheren Lebenspunkteanzahl die Waffenoptionen.

Der Achillus hat mit dem Achillus Dreadspear eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe mit höherem Schadenspotential als eine normale Cybot-Nahkampfwaffe, die zusätzlich noch wie eine etwas abgeschwächte Laserkanone funktioniert. Zwei Lastrum Storm Bolter geben dem Modell zusätzlich noch eine ordentliche Feuerkraft gegen nahe Infanteristen mit der Schlagkraft eines schweren Bolters, jedoch mit mehr Schüssen und ohne Bewegungsabzüge. Die Möglichkeit von tödlichen Wunden im Nahkampf ist dann nur noch das I-Tüpfelchen, um das Fahrzeug abzurunden.

Der Exemplar besitzt nicht den Speer, dafür aber die Möglichkeit einen Twin Las-Pulsar zu bekommen, eine Laserkanone mit 2W3 Schüssen, die dafür aber nur W3 Schaden verursacht. Die hohe Schussanzahl ermöglicht neben dem Einsatz gegen Fahrzeuge aber auch den sinnvollen Beschuss von widerstandsfähigen Einheiten mit mehreren Lebenspunkten und guten Rüstungswürfen. Die Lastrum Storm Bolter durch schwere Flammenwerfer zu ersetzen ist wahrscheinlich, bis auf das verbesserte Abwehrfeuer, recht sinnlos. Der Plasma Ejector als Flammenwerfer mit Plasmaeigenschaften bietet hier brachiale Infanterieabwehr zu einem wiederum recht hohen Preis.

Preis ist hierbei das richtige Stichwort, sind beide Modelle doch keineswegs billig. Der Achillus kostet 245 Punkte, der Exemplar ja nach Ausstattung zwischen 210 und 280 Punkte; Punktekosten, die man in einem normalen Spiel auch erst einmal wieder reinholen muss. Interessant ist wohl für beide Modelle sie mit der entsprechenden Custodes-Gefechtsoption direkt aufs Feld zu schicken, um dafür zu sorgen, dass die Cybots ab dem ersten Spielzug maximalen Schaden anrichten können. Gefühlt ist der Achillus dabei wohl im Preis‑/Leistungsverhältnis eine Nuance besser, bietet er doch extrem soliden Nahkampfschaden mit gleichzeitiger Infanterieabwehr. Der Exemplar ist mit seinen möglichen Fernkampfoptionen potentiell zu teuer für das, was er tut. Entweder verschwendet man eine Nahkampfwaffe, da er sich auf den Fernkampf konzentriert, oder aber seine Schusswaffe kommt nicht zum Einsatz. Falls der Exemplar später die Option bekommen sollte, beide Nahkampfwaffen durch Schussarme zu ersetzen, dürfte sich die Einschätzung deutlich in seine Richtung verschieben, da man ihn dann eigentlich wie die Custodes-Variante des Deredeo Cybots, eines nur auf Fernkampf ausgelegten Cybots von Forgeworld, nutzen kann.

Erwähnenswert ist noch, dass für den Exemplar im Augenblick kein Modell existiert, nicht einmal die Waffenoptionen sind käuflich erwerbbar, um einen bestehenden Contemptor umzurüsten. Wahrscheinlich ist wohl, dass ein Modell mit dem Erscheinen der Regeln als richtiges Buch nachgeliefert wird, was aber durchaus die Frage im Raum lässt, warum man sich gerade für so ein Modell zur Veröffentlichung von Experimentalregeln entschieden hat.

Caladius Grav-Tank – Sicaran Battle Tank auf Steroide?

Caladius Grav Tank (Quelle FW Homepage)
Caladius Grav Tank

Der Caladius Grav-Tank sieht auf den ersten Blick aus wie eine Hover-Variante des Sicaran Battle Tank, ein Space Marine Panzer, der schon Regeln für Warhammer 40k besitzt. In den eigentlichen Werten unterscheiden sich beide Fahrzeuge kaum, außer dass der Caladius als Custodes-Fahrzeug natürlich von einer ballistischen Fähigkeit (BF) von 2+ profitiert. Die Waffen erscheinen auch auf den ersten Blick ähnlich, schlagen aber klar in Richtung Caladius aus. Mit Stärke 8 DS-3 und W3 Wunden gibt es eigentlich kein Ziel, das vor dem Panzer wirklich sicher ist. Die Twin Lastrum Bolt Cannon als Zweitbewaffnung liefert ebenfalls nochmal 6 Schüsse mit ordentlich Wucht auf 36 Zoll. Interessant sind neben den beeindruckenden Waffen aber vor allem die Detailunterschiede. Die Sonderregel „Gravitic Backwash“ erhöht mit verschlechterten Trefferwürfen für alle Nahkampfgegner die Überlebenschancen im Nahkampf beträchtlich. Dazu kommt noch das entscheidende Schlüsselwort „Fliegen“, das dem Caladius ermöglicht, sich aus dem Nahkampf zurückzuziehen und fröhlich weiter zu feuern. Zum Abschluss ist der Caladius auch noch eine Sturmauswahl, die bisher mit den Jetbikes ja sehr dünn besetzt ist und bietet in diesem Slot einerseits mehr Variationsmöglichkeiten, gleichzeitig aber auch eine gute Möglichkeit größere Kontingente aufzufüllen. Ein 6++ Rettungswurf rundet das Fahrzeug angenehm ab.

Mit 315 Punkten ist der Caladius jedoch gleichzeitig so teuer, dass man für den Preis fast 2 Sicaran Battle Tanks aufstellen kann, was seinen Nutzen in einer gewissen Form wieder relativiert. In einer reinen Custodes-Liste bietet er aber bisher vermisste schwere Feuerkraft.

Coronus Grav-Carrier – Mein Landraider kann fliegen?

Coronus Grav Carrier (Quelle GW-Community)
Coronus Grav Carrier

Der Coronus bietet als neue Unterstützungsauswahl eine zusätzliche Möglichkeit Custodes übers Feld zu transportieren. Mit der gleichen Widerstandskraft wie bei einem Land Raider, dem bisher einzigen Transportpanzer der Custodes, zwei zusätzlichen Lebenspunkten und einem dafür etwas schlechteren Rüstungswurf, erscheint er auf den ersten Blick seinem ehrwürdigen Bruder recht ähnlich. Die Transportfähigkeit von sechs Modellen gegenüber „nur“ fünf im Land Raider mag auf den ersten Blick ernüchternd sein, interessant ist aber die deutlich erhöhte Bewegungsweite. Mit 14 Zoll ist der Coronus für einen Transportpanzer recht flott unterwegs und kann so ziemlich sicher seine Ladung im zweiten Zug ans Ziel bringen. Gleichzeitig profitiert er von den gleichen Regeln wie der Caladius und kann daher nicht so gut im Nahkampf gebunden werden wie ein Land Raider, der durch ein paar todesmutige feindliche Nahkämpfer seine Waffen im schlimmsten Fall nur selten einsetzen kann. Dafür fällt die Bewaffnung des Coronus hinter dem Land Raider etwas ab.

Der Twin Arachnus Las-Blaze gewinnt zwar potentiell den Preis für den absurdesten Zungenbrecher einer Custodes-Waffe, fällt aber als Hauptwaffe klar hinter zwei synchronisierten Laserkanonen das normalen Land Raiders ab. Die etwas besseren schweren Boltervarianten als Zusatzbewaffnung können über die schwächelnde Panzerabwehr nur schwer hinwegtäuschen. Mit 370 Punkten ist der Coronus überraschenderweise etwas günstiger als der Land Raider, was die Auswahl wiederum schwieriger und mehr zur Geschmackssache macht. Erwähnenswert sei noch, dass das Modell des Coronus ein ganzes Stück bulliger als das des Land Raiders ist und somit ein Verstecken des Fahrzeuges nahezu unmöglich wird.

Der Ausblick – Goldene Zeiten für Custodes?

Auch wenn die Regeln im Augenblick noch experimentell sind, so machen sie doch durchaus Lust auf mehr. Keines der Fahrzeuge ist in seiner Form wirklich schlecht und alle erfüllen in einer reinen Custodes-Liste sinnvolle Aufgaben, die bisher nur einzeln oder unterrepräsentiert sind. Schön ist vor allem, dass FW den Spielerinnen und Spielern mit den Regeln ermöglicht den eigenen Custodes mehr Varianz zu geben und somit die Wahrscheinlichkeit der Spielbarkeit von reinen Custodes-Listen steigert.

Somit steht der Erweiterung der eigenen Custodes-Liste um einige tolle Fahrzeuge leider nur noch der ziemlich hohe Anschaffungspreis von Forgeworld-Modellen im Weg. Wer diesen Preis jedoch auf sich nimmt, bekommt wunderbare ikonische Modelle, die das Schlachtfeld stark beeinflussen können. Wir können somit gespannt sein, was mit einer möglichen Custodes-Erweiterung, die einige im Sommer erwarten, noch alles folgen wird.

Artikelbilder: GW-Community & Forgeworld, Bearbeitet von Verena Bach

 

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