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In der sprichwörtlichen letzten Minute konnte Abbadons Angriff auf Terra zurückgeschlagen werden. Die Thronwelt ist schwer verletzt, doch Primarch Roboute Guilliman muss dem Feind umgehend nachsetzen. Werden es seine neuen Vertrauten auf Terra schaffen, die Wunden vor schlimmerem Aufbrechen zu bewahren?

Neben ausgeprägter Bolter-Action, epischen Schlachten der Garde und spannenden Detektiv-Geschichten der Inquisition, bietet sich Warhammer 40.000 geradezu für ein weiteres Genre an: Polit-Thriller. Mit seiner Reihe Wächter des Throns wagt Autor Chris Wraight ein bisschen John Grisham in der finsteren Zukunft.

Die Roman-Reihe spielt während einer der wohl spannendsten Phasen der aktuellen Warhammer 40.000-Zeitlinie: die der knappen Verteidigung Terras und den damit einhergehenden Nachwehen. In Legion des Imperators beschrieb Chris Wraight den Kampf um Terra aus Sicht des Custodes Valerian, der Sister of Silence Aleya und des Senatskanzlers Tieron: Drei Charaktere wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Mit seinem neuesten Roman setzt er die spannende Geschichte der ungleichen Verbündeten nun fort.

Handlung & Charaktere

Terra konnte gesichert werden, doch Welt und Bewohner*innen wurden schwer traumatisiert. Das Bemühen um ein bisschen Normalität gleich eher einer Farce und auf ganz Terra mehren sich Unruhen. Doch der Heilsbringer Roboute Guilliman scheint sich weniger für Terra zu interessieren, als manch einer hoffte, und macht sich mitten in der Restaurierung der Thronwelt auf seinen berüchtigten Indomitus-Kreuzzug. Guilliman wäre aber nicht Guilliman, würde er nicht das große Ganze sehen und einige seiner Vertrauten mit eindeutigen Befehlen zurücklassen.

Im Mittelpunkt des Romans stehen wieder Shield-Captain Valerian von den Custodes, Tanau Aleya von den Sorotitas Silentium und als neue Protagonistin kommt die junge Senats-Kanzlerin Anna-Murza Jek hinzu. Zeitlich spielt der Roman ein paar Jahre nach Legion des Imperators und Kanzler Tieron hat sich nach den Geschehnissen in den Ruhestand zurückgezogen. Zeit, sich einzufinden, bleibt ihr keine und so muss sie zwischen den Intrigen des Hohen Senates und der terranischen Würdenträger*innen nicht nur ihren Platz finden, sondern auch die Aufgabe des Primarchen erfüllen, seinen Plan für Terra und den Senat fortzuführen.

Auch Valerian und Aleya bleiben nicht von großen Aufgaben des Primarchen verschont. Dem an sich sehr bescheidenen Valerian bedachte Guilliman die Rolle einer Ikone der Verteidigung Terras zu.  Als Held des Löwentors soll er den Menschen und terranischen Truppen als Symbol der Standhaftigkeit dienen. Für einen Custodes eine schwere Bürde, verstehen sie ihren Dienst doch als Selbstverständlichkeit und lehnen triviale menschliche Dinge, wie Ruhm oder Heldentum, ab. Dies bekommt Valerian auch durch seine Brüder zu spüren, fügt sich aber dem großen Plan des Regenten Guilliman. Aleya wird indes mit einer ebenfalls besonderen Aufgabe bedacht. Sie soll nicht nur über ein unfassbar altes Artefakt der Schwesternschaft wachen, sondern auch helfen, die alte Festung der Sisters of Silence auf dem Mond wieder aufzubauen.

Für alle drei Charaktere beginnt damit eine spannende Geschichte, in der sie mit ihrem eigenen Schicksal auf ganz eigene Art hadern: Jek, die noch jung und schlecht vernetzt ist, Valerian und Aleya, die es eigentlich in die Leere der Sterne zieht, um zu kämpfen. Doch auch in diesem Roman müssen sich die Heldinnen und Helden nicht allein ihren Aufgaben stellen, denn ihre Geschichten scheinen untrennbar miteinander verwoben. Alle drei geraten in eine Intrige unheimlichen Ausmaßes, die die Zukunft Terras und vielleicht des ganzen Imperiums bedroht. Als dann imperiale Einheiten sich plötzlich mit gezogenen Waffen gegenüberstehen, droht die Thronwelt endgültig zu fallen.

Schreibstil

Chris Wraight erzählt auch in diesem Band die Geschichte aus drei abwechselnden Ego-Perspektiven von Valerian, Aleya und Jek. Über alle drei Charaktere hinweg schreibt er eine in sich verwobenen Geschichte, die stets gut zu verfolgen ist. Sein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, was gerade bei Polit-Thrillern besonders wichtig ist. Auch die Übersetzung von Birgit Hausmeyer ist tadellos und gibt die Gedankenwelt der drei Hauptcharaktere sehr gut wieder.

Allgemeines zum Buch

Chris Wraight ist ein routinierter Autor der Black Library und bringt Space Marine-Action ebenso gut aufs Papier wie spannende Geschichten der Inquisition und Polit-Geschichten. Seine beiden Reihen Wächter des Throns und Schattenchroniken von Terra widmen sich der aktuellen Zeitlinie und zeigen Terra zu dieser Zeit.

Obwohl das Buch Teil einer Reihe ist, sind die Charaktere und vor allem die Geschichte auch so sehr gut verständlich. Es ist also nicht zwingend erforderlich, den ersten Teil gelesen zu haben. Allerdings verpasst man so eine gute Geschichte und unter Umständen das tiefere Verständnis für die enge Bindung der ungleichen Charaktere.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: Chris Wraight
  • Erscheinungsdatum: 2020
  • Sprache: Deutsch/Englisch (Aus dem Englischen übersetzt von Birgit Hausmeyer)
  • Format: Taschenbuch, Ebook
  • Seitenanzahl: 398
  • ISBN: 978-1-78193-454-8
  • Preis: 12,99 EUR (Taschenbuch), 8,49 EUR (Ebook)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Chris Wraight hat Spaß an komplexen Geschichten, Intrigen und Polit-Thrillern. Mit Im Schatten des Regenten schafft er es erneut, die politischen Wirren Terras in einen spannenden Roman einzubetten. Man spürt fast einen Hauch von John Grisham beim Lesen und die Geschichte ist nicht vorhersehbar, was für Warhammer-Romane fast schon Seltenheitswert besitzt. Mühelos gelingt es ihm, zwischen den Charakteren zu springen, ohne dass dabei der Faden verloren geht. Die Charaktere sind so eigen, dass es einfach ist, der Geschichte zu folgen.

Wraight gewährt, nebst der für sich schon spannenden Geschichte, auch tiefe Einblicke in die Gesellschaft Terras und dem Leben als Custodes, Sororitas Siletium oder Politikerin. Besonders eindrücklich spürt man beim Lesen das Los einer Sister of Silence. Als Seelenlose, als Pariah von der Gesellschaft verachtet und dennoch eine der wertvollsten Waffen des Imperiums gegen das Chaos, schwankt Aleya zwischen Pflicht, Loyalität und Wut. So sind es besonders ihre Kapitel, die man geradezu verschlingt.

Wer also über drei sonst wenig beachtete Fraktionen und Terra selbst etwas mehr erfahren möchte und dabei einen guten Polit-Thriller zu schätzen weiß, sollte unbedingt zugreifen.

 

Artikelbilder: © Black Library
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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