Der Spurenfinder (Marc-Uwe Kling, Johanna & Luise Kling) – Zwischen Phantastik und Komödie (Rezension)

Elos von Bergen gilt als der größte Spurensucher seiner Zeit. Nach einem Angriff auf sein Leben und das seiner beiden Kinder hat er sich in das verschlafene Nest Friedhofen zurückgezogen. Ausgerechnet dort geschieht nun ein Mord und nicht nur Elos, sondern auch sein neugieriger Nachwuchs sind gefragt.

Als berühmtester Spurensucher der Verlorenen Provinzen zieht sich Elos von Bergen sehr zum Leidwesen seiner beiden Kinder Ada und Naru in das verschlafene Dorf Friedhofen zurück. Dieser Ort, der von einem Reiseführer als der langweiligste Ort in den ganzen Königreichen bezeichnet wurde, soll seinen Kindern und ihm Sicherheit und Ruhe bieten, sodass sich Elos entspannt seinen zwanzigbändigen Memoiren widmen kann. Seine Kinder halten von dieser Ruhe nichts und als tatsächlich ein Mord in Friedhofen geschieht, können sie es gar nicht erwarten, ihre neugierigen Nasen in alles zu stecken. Leidgeplagt nimmt Elos die Zwillinge zu den Tatorten und Vernehmungen mit, was alle drei in sehr verzwickte bis gar gefährliche Situationen bringt.

Story

Die Zwillinge Ada und Naru leben gemeinsam mit ihrem Vater im ruhigen Dorf Friedhofen. Ada als Vorzeigeschülerin und der draufgängerische Naru wirken auf den ersten Blick wie ganz normale Kinder, wäre da nicht die geheimnisvolle Vergangenheit ihres Vaters voll spannender Fälle, magischer Gegenspieler und sagenumwobener Artefakte. Naru, der alle niedergeschriebenen Fälle seines Vaters in- und auswendig kann, fragt Elos bei jeder Gelegenheit zu diesem Thema aus. Aber auch Ada, die der Schule scheinbar eine höhere Priorität einräumt, saugt das Wissen ihres Vaters wie ein Schwamm auf. Ein Mord am Dorfvorsteher bringt somit nicht nur Elos, der sich selbst als Spurenfinder und nicht als Spurensucher sieht, auf den Plan, sondern auch das Doppelgespann seiner Kinder.

Glaubt Elos, den Ort des Geschehens am Waldrand alleine aufzusuchen, täuscht er sich in Ada und Naru. Während die Erwachsenen sich die Leiche ansehen und von manchen Dorfbewohner*innen bereits erste Anschuldigungen geäußert werden, schleichen sich die Zwillinge zwischen den Bäumen durch, um zu lauschen, und machen ihre ganz eigenen Entdeckungen. Es braucht nur einige wenige Eskapaden der Kinder und darauffolgende Zurechtweisungen Elos’, bis dieser seine Niederlage eingesteht und die Kleinen fortan bei der Suche mitmachen dürfen.

Endlich begibt sich das Trio gemeinsam auf Spurensuche. Nach und nach entfaltet sich der Kriminalfall sowohl vor den Augen der Familie als auch der Lesenden. Mit einer Mischung aus Krimi, magischen Elementen und einer kleinen Prise Humor entwickelt sich die Geschichte. Alle für den Fall notwendigen Informationen werden beschrieben oder erwähnt, sodass sich Lesende ihre eigenen Gedanken machen und Theorien aufstellen können. Die Hinweise verdichten sich auf einen überraschenden Höhepunkt hin, der trotz der Fülle an Informationen nicht vorhersehbar scheint.

Schreibstil

Der Schreibstil des Buches ist angenehm locker und leicht. Auch jüngere Lesende oder Zuhörende können der Geschichte gut folgen. Wäre das Buch als Kinder- oder Jugendbuch gelabelt, wäre dieser Umstand lobenswert, insbesondere, da mit dem Thema Mord kindgerecht umgegangen und es pädagogisch wertvoll aufbereitet wird. Da es jedoch als „Fantasy-Krimi-Komödie vom Autor von Qualityland und Die Känguru-Chroniken“ vermarktet wird, könnte dies einige Lesende, die den Stil Klings nicht kennen, vor den Kopf stoßen. Mit bekannten Werken der Phantastik kann das Buch nicht mithalten. Der Fokus liegt definitiv mehr im Bereich der Komödie.

Durch den gewohnt lockeren Schreibstil Klings kommt jedoch keine wirkliche Ernsthaftigkeit und somit Tiefe auf, die es mit 800 Seiten starken Büchern wie Die Tausend Leben des Ardor Benn von Tyler Whitesides aufnehmen könnte. Gleichwohl, wenn auch oberflächlicherer Natur, lässt es das Buch nicht an Spannung missen. Das Mitfiebern mit Elos und seinen Zwillingen ergibt sich ganz von selbst. Das Buch ist spannend bis zum Schluss.

Dass der Fokus eher auf jüngerem Publikum liegt, merken Lesende auch daran, dass die Erzählperspektive stets den beiden Kindern Ada und Naru folgt. So können die Lesenden den Ideen und Handlungen der Zwillinge folgen, die mit jeder Menge Witz und Spaß gespickt sind. Dass Marc-Uwe Klings Zwillingstöchter Johanna und Luise ihre Hände mit im Spiel hatten, ist auch an der realitätsnahen Darstellung der Protagonist*innen erkennbar.

Die Welt, in der das Buch spielt, entspricht einer typischen High-Fantasy-Welt mit verspielten magischen Elementen wie Feuerdrops, stimmverändernden Tränken oder Formwandlern. Auch ernstere Themen wie Macht, Einfluss und Herrschaft spielen eine Rolle, stets jedoch in einer kindgerechten Darstellung. Liebhaber*innen des Magischen werden jedoch etwas enttäuscht, denn die Magie dient zwar als Zeitvertreib der Protagonist*innen und verleiht der beschriebenen Welt einen gewissen Glanz, spielt aber bei der Aufklärung des Falles selbst keinerlei Rolle. Die Handlung hätte in jeder beliebigen Welt funktioniert, der Fall ist ein typischer Whodunit.

Die Autor*innen

Marc-Uwe Kling hat sich schon seit Jahren einen Namen als Autor der Bücher Qualityland und Die Känguru Chroniken, Kabarettist und Spieleentwickler mit dem Kartenspiel Voll auf die 18 gemacht. Bislang noch unbekannt sind Johanna und Luise Kling. Bei diesen handelt es sich um die zwölfjährigen Zwillingstöchter Klings.

Erscheinungsbild

Das Buch Der Spurenfinder erscheint im Hardcover. In den Innenseiten des Buchdeckels befinden sich Illustrationen der Verlorenen Provinzen sowie Königreiche passend zur Geschichte. Auch im Inneren des Buches darf sich das Auge der Betrachtenden wunderschöner Zeichnungen aus der Feder Bernd Kissels erfreuen. Es finden sich Bleistiftzeichnungen der Protagonist*innen, Widersacher*innen als auch einzelner Szenen wieder.

Das Cover des Buches selbst schafft es, mit nur drei prägnanten Farben auf sich aufmerksam zu machen. In Weiß, Rot und Schwarz mit der zweidimensionalen Darstellung der Hauptcharaktere zeigt es auf den ersten Blick, worum es geht und was Lesende erwarten können. Die Schrift des Covers erinnert an andere Werke aus dem Hause Kling. In seiner Gesamtheit ist es als sehr gelungen zu bezeichnen.

Die harten Fakten:

• Verlag: Ullstein
• Autor*innen: Marc-Uwe Kling, Johanna Kling, Luise Kling
• Erscheinungsdatum: 30.11.2023
• Sprache: Deutsch
• Format: Hardcover
• Seitenanzahl: 336
• ISBN: 978-3550202681
• Preis: 19,99 EUR (Print) + 15,99 EUR (E-Book)
• Bezugsquelle Fachhandel, Amazon, idealo

Fazit

Das Buch Der Spurenfinder von Marc-Uwe Kling, Johanna und Luise Kling ist eine spannende und unterhaltsame Geschichte, die sich perfekt für jüngere Leser*innen eignet. Mit einer Mischung aus Krimi, magischen Elementen und einer Prise Humor entwickelt sich die Handlung zu einem fesselnden Kriminalfall.

Der Schreibstil ist leicht und locker, was es auch jüngeren Lesenden ermöglicht, der Geschichte gut zu folgen. Die realitätsnahe Darstellung der Protagonist*innen, mutmaßlich durch die Einwirkung Klings zwölfjähriger Töchter Johanna und Luise Kling, lässt Lesende automatisch mitfiebern. Die wunderschönen Illustrationen im Buch aus der Feder Bernd Kissels tragen zusätzlich zur Faszination bei. Insgesamt ist Der Spurenfinder ein gelungenes Buch, das sowohl Kinder als auch junggebliebene Erwachsene begeistern wird.

• Geeignet für jüngeres Publikum

• Witzige Anteile

• Spannender Kriminalfall

 

• Keine komplexeren Handlungsstränge

Artikelbilder: © Ullstein
Titelbild: depositphotos © robsonfoto, © Ullstein
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Gloria Puscher
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