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Vergangenes Jahr überraschte Nice Game Publishing die Szene mit dem enorm erfolgreichen Kickstarter zu Vampire: The Masquerade – Heritage. Zur Essener Spielemesse hat das Team um Simon Schwanhäußer eine Vorabversion des Legacy-Titels mitgebracht. Grund genug, dass Redakteur Daniel ihn hierzu und zu den anderen Spielen aus seinem Haus ausgefragt hat.

 Die Spieler stellen Kinder eines mächtigen Vampirs dar, die einen Kampf über die Jahrhunderte führen. Jeder Charakter hat wie im Rollenspiel einen Charakterbogen, auf dem aber eher langfristige Kenntnisse verzeichnet sind, wie Kriegsführung oder Okkultes Wissen. Dabei muss man sich nicht auf einen der klassischen Vampirclans festlegen. Als Spieler ist man die graue Eminenz im Hintergrund, welche die Fäden sowohl historischer Figuren als auch zahlreicher „normaler“ Charaktere lenkt.

Im Gespräch mit Simon Schwanhäußer von Nice Game Publishing auf der SPIEL 2019

„Da kommt jetzt ein bisschen mehr das Legacy-Element ins Spiel. Sowohl die historischen Persönlichkeiten als auch die normalen Persönlichkeiten kann ich in meine Bloodline integrieren; ich kann sie aber auch in meine […] Zuflucht mitnehmen – bis zu drei – um sie ins nächste Spiel mitzunehmen.“

Dabei werden die einzelnen Charaktere aufgewertet, was auch mal zu einem barbarischen Brujah führen kann, der „well-studied“ ist. So bildet man eine Beziehung zu den einzelnen Figuren.

Ein Blick auf den Spieltisch.

Neben den historischen Missionen – in denen auch mal eine historische Persönlichkeit wie Dante Alighieri zum Vampir gemacht werden muss – gibt es für jede Ära von siebzig bis hundert Jahren einen eigenen „Battleground“, der in der Mitte des Spieltischs liegt und auf dem die Kämpfe zwischen den Vampirprinzen Europas ausgefochten werden. Der Prinz, der eine Ära für sich entscheidet, darf eine Entscheidung treffen, die für den Rest des Spiels von Bedeutung ist.

„Das heißt, wir formen die Welt, während wir spielen.“

Wie andere Legacy-Spiele ist Vampire: Heritage recht textlastig, auch wenn die Entwickler versucht haben, die Textmenge meist auf ein paar Sätze auf den Karten zu reduzieren.

 „Aber unsere Einstellung ist eigentlich, […] dass das Gefühl stimmt.“

Das soll dadurch erreicht werden, dass mehr Storytelling über spielerische Ereignisse stattfindet als über die Textmasse.

Das Spiel kommt später als geplant.

Leider müssen Kickstarter-Backer und andere Interessierte sich noch ein wenig in Geduld üben: Der ursprünglich angepeilte Veröffentlichungstermin im März 2020 wurde zugunsten weiterer Testings nach hinten verschoben.

[10:15] „Wir werden also im Sommer 2020 veröffentlichen.“

Neben dem Mammutprojekt Heritage haben Nice Game Publishing auch noch andere, „kleinere“ Spiele zur SPIEL 2019 mitgebracht. Etwa Fantasy Defense, ein Tower-Defense-Kartenspiel für einen oder zwei Spieler von Designer Yoshiyuki Arai, zu dem es als Erweiterung auch eine kleine Kampagne gibt.

„Mit wahnsinnig toller Illustration von Yann Tisseron; […] ich finde das sehr schön, was er da gemacht hat.“

Terrible Monster war das erste Spiel des Verlags; es wurde für diese Auflage komplett neu illustriert. Das Thema: postapokalyptischer Sumpf.

„… wo wir echt gedacht haben, Mensch, da sind wir doch jetzt mal ein bisschen einzigartig. Gibt’s aber inzwischen auch schon (lacht).“

Das „Micro Game“ besteht aus nur 16 Karten und baut daraus ein Magic-ähnliches Spielerlebnis:

Es gibt Monster und es gibt Spells, die Monster bleiben im Spiel, und die Spells sind Einmal-Aktionen und so weiter und so fort.“

Das Geheimnis der Tempel, ursprünglich aus Taiwan, ist ein „halbes Worker-Placement-Spiel“, ebenfalls mit schicken Illustrationen.

„Kann ich jedem nur empfehlen, der so ein bisschen in die Eurogame-Schiene tendiert, […] ohne jetzt den Super-Brainburner da zu haben.“

Simon freut sich, dass die SPIEL immer größer und immer internationaler wird, letzteres gerade am eigenen Stand.

 „Wir haben ja auch unseren Nice Game-Shop da drüben, wo wir asiatische, inzwischen auch südamerikanische und sogar iranisch Spiele teilweise haben. […] Es wird immer internationaler. Die asiatischen Spiele haben viel Neues reingebracht mit den Micro Games […] und das ist ja auch noch nicht fertig, was da in Asien passiert.“

Artikelbilder: © Nice Game Publishing, Fotografien: © Daniel Hoffmann

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