Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Flames of War bietet seit vielen Jahren die Möglichkeit, große Schlachten im Zweiten Weltkrieg auszufechten. Nachdem die vierte Edition 2017 zunächst mit dem Thema der Kriegsmitte gestartet ist, ist nun mit Hit the Beach auch ein Spielset für den späten Krieg erhältlich.

Die Zahl der auf dem Markt befindlichen historischen Spielsysteme rund um den Zweiten Weltkrieg ist groß. Doch Flames of War hat es geschafft, sich zu behaupten und ist auch international ein Erfolg. Der verwendete 15mm-Maßstab eignet sich hervorragend dafür, große Panzerverbände und Infanterie auf Platoonebene zu kommandieren. Die neuseeländische Firma Battlefront Miniatures hat sich in den letzten Jahren besonders durch ein sehr umfangreiches Angebot an verschiedenen Modellen und Szenariobüchern hervorgetan, was bei historisch interessierten Spielern kaum Wünsche offen lässt. Bereits in der dritten Edition des Spiels gab es mit Open Fire eine Starterbox für den späten Krieg. Somit muss sich das neue Set Hit the Beach auch daran messen lassen.

Das ist drin

In der stimmungsvoll gestalteten Box aus dünner Pappe finden sich zwei Armeen aus Kunststoff. Hierbei handelt es sich um die deutsche Wehrmacht auf der einen und die US-Amerikaner auf der anderen Seite. Beide Armeen bestehen sowohl aus Panzern, als auch aus Infanterie und haben jeweils einen Umfang von ca. 50 Punkten. Dies entspricht in der vierten Edition von Flames of War einem kleinen Spiel, beziehungsweise der Hälfte der üblichen Spielgröße. Darüber hinaus findet sich außerdem noch eine V1-Abschussrampe als Geländestück und Missionsmarker.

Neben zwei Armeen erhält man ein Regelbuch und weiteres Spielmaterial.
Neben zwei Armeen erhält man ein Regelbuch und weiteres Spielmaterial.

Das sonstige Material besteht aus einem Flames of War Softcover-Regelbuch im handlichen DIN A5-Format, einem Schnellreferenzbogen, Einheitenkarten mit Profilwerten, einer Bauanleitung für die Modelle, sowie einem Satz farblich unterschiedlicher sechsseitiger Würfel für beide Fraktionen.

Das ist nicht drin.

Nicht enthalten in der Box sind ein Maßband oder Messstäbe, welche zum Spielen benötigt werden. Auch Spielmarker oder 2D-Gelände aus Pappe sucht man dieses Mal vergeblich. In der Vorgängerbox Open Fire war beides noch enthalten. Darum stellt sich zumindest ein klein wenig Enttäuschung ein.

Die Modelle

Die Infanterie ist aus grauem Kunststoff und auf zwei Gussrahmen verteilt. Dabei scheint es sich um die gleichen Modelle zu handeln, welche bereits in Open Fire enthalten waren. Modelle beider Fraktionen sind in den Gussrahmen gemischt,  weshalb man beim Zusammenbau genau hinschauen sollte, wo welches Modell hingehört. Eine Buchstabenkodierung am Gussrahmen hilft jedoch bei der richtigen Zuordnung und jedes Modell ist auch in der Bauanleitung genau abgebildet. Der Detailgrad ist für den Maßstab von 15mm ordentlich und Gussgrate lassen sich gut entfernen.

Die Panzer und Panzerabwehrwaffen sind aus vorgefärbtem Kunststoff und somit den Fraktionen eindeutig zuzuordnen.

Die Amerikaner

Den Infanterieanteil der Amerikaner bildet ein Fallschirmjäger-Platoon. Die Modelle bestehen mit Ausnahme des liegenden MG-Teams aus nur einem Teil. Neben den acht Teambases ist auch noch ein Bazooka-Team Teil des Platoons.

Den eigentlichen Kern der Armee bilden acht Sherman-Panzer. Der Kunststoff ist in dunklem Oliv  gehalten, was auch der typischen Farbe für amerikanische Panzer entspricht. Sie können wahlweise mit einer 75mm Kanone gebaut werden. Die Türme werden mit Hilfe eines Kunststoffpins lose mit der Wanne verbunden, wodurch der Turm drehbar bleibt.

Alternative Wanne und Turm sorgen für Abwechslung.

Die Drehbarkeit ist aufgrund der Regeln sinnvoll, da Turm und Wanne separate Trefferzonen darstellen, und Panzerungen in Seite und Front unterschiedlich sein können. Zumindest im unbemalten Zustand ist der Turm erfreulich leichtgängig. Die Detailschärfe ist ordentlich, doch die Möglichkeiten der Individualisierung sind deutlich weniger, als bei den Shermans aus der Open Fire Box. Waren damals noch diverse Ersatzketten, Laufrollen, Taschen und ähnliches enthalten, hat man nun nur die Wahl zwischen offener oder geschlossener Luke und wenigen Kleinteilen. Auch das .50 cal Maschinengewehr ist weiterhin eine Option.

Dafür erhält man aber drei Gussrahmen mit einer alternativen Oberwanne und einem alternativen Turm, um eine andere Baureihe des Shermans darzustellen und diese mit einer 76mm Kanone auszustatten. Damit bleiben gleichzeitig auch entsprechende Teile übrig, so dass sie auch in Geländebauprojekten für Panzerwracks verwendet werden könnten.

Die Deutschen

Auf Seiten der Deutschen finden sich ein Panzergrenadier Company HQ und zwei Platoons Panzergrenadiere, welche jeweils aus sieben Multibases bestehen. Alle Infanteristen bestehen aus nur einem Teil, was den Zusammenbau denkbar einfach macht. Die Posen sind recht abwechslungsreich und durch variable Anordnungen auf den Bases können offensichtliche Doppelungen vermieden werden. Jedes Platoon besteht aus sieben Teambases und wird durch ein Panzerschreck-Team ergänzt.

Unterstützt werden sie durch ein Tank-Hunter Platoon, welches aus zwei 7,5cm PaK 40 besteht. Für die schon älteren Bausätze wurde Kunststoff verwendet, welcher dunkelgelb gefärbt ist. Damit stimmt er mit der Auslieferungsfarbe von deutschem Kampfgerät im späten Krieg überein. Die PaK werden zusammen mit der Besatzung auf eine große Base geklebt.
Für die mobile Feuerkraft sind drei Panzer IV zuständig, welche ebenfalls aus dunkelgelbem Kunststoff hergestellt wurden. Die Drehbarkeit des Waffenturmes wird, wie schon bei den Shermans, durch einen Kunststoffpin ermöglicht.

Auch die V1 war schon in der Open Fire Box enthalten.

Wahlweise können die Panzer mit oder ohne Seitenschürzen und mit offener oder geschlossener Turmluke gebaut werden. Bei den Schürzen kann zusätzlich zwischen solchen mit oder ohne Kampfschaden gewählt werden. Zur sonstigen Individualisierung stehen nur zwei Ersatzketten zur Verfügung, welche am Fahrzeug angebracht werden können. Der Detailgrad ist gut und der Zusammenbau geht dank der Anleitung leicht von der Hand. Gussgrate mussten nur in geringem Umfang entfernt werden.

Bei der V1-Rampe handelt es sich zwar nicht um eine spielbare Einheit, doch der Vollständigkeit halber soll sie hier nicht unerwähnt bleiben. Auch das Geländestück stammt noch aus der alten Box der dritten Edition. Sie trägt gut dazu bei, einen stimmungsvollen Spieltisch herzurichten. Leider wird im sonstigen Material der Box kein Bezug auf die V1 genommen. Eine spezielle Mission rund um dieses Modell hätte sich zum Beispiel angeboten.

Die Profilkarten

Die Profilkarten sind eine Neuerung in der vierten Edition. Dabei handelt es sich um beidseitig farbig bedruckte Karten. Auf ihnen findet der Spieler alle wichtigen Daten die zum Spielen der Einheit benötigt werden. Somit hat man am Spieltisch alles sofort auf einen Blick zur Hand und erspart sich gegebenenfalls längeres Nachblättern in den Büchern.

Die neuen Einheitenkarten sind ein praktisches Hilfsmittel.

Durch ein Bild der betreffenden Einheit kann jede Karte schnell zugeordnet werden und auch die Gestaltung ist durch die Verwendung von Tabellen und farbliche Absetzungen sehr übersichtlich.

Das Regelbuch

Das Softcover-Regelbuch im handlichen DIN A5-Format ist übersichtlich gestaltet und gut strukturiert. Zu Beginn erhält man eine kurze Erläuterung der Grundregeln, welche durch anschauliche Bebilderung unterstützt wird. Danach erhält der Leser eine kurze Einführung in den Kriegsverlauf und die verschiedenen Schauplätze. Im Folgenden werden dann die Regeln Schritt für Schritt und ausführlich erklärt, wobei immer Spieltischszenen mit Begleittext die Regelerklärung unterstützen. Somit lässt sich das Regelwerk leicht erlernen. Zwar wirkt der Bilddruck stellenweise etwas unscharf, doch ist dennoch alles ausreichend gut zu erkennen. Das Regelwerk wurde gegenüber der Vorgängeredition etwas straffer gezogen und vereinfacht, ohne dabei aber an taktischer Tiefe zu verlieren.

Zum Armeeaufbau und den vier Kernfraktionen Amerikaner, Deutsche, Briten und Sowjets gibt es einen kleinen Abschnitt. Dieser erklärt Grundlegendes und stellt die Fraktionen und ihre Eigenheiten kurz vor. Für größere Spiele mit mehr Tiefe sollte über kurz oder lang aber besser auf die entsprechenden Erweiterungsbücher zurückgegriffen werden.

Am Ende des Buches stehen, um Spiele spannender zu gestalten, zehn Missionen zur Verfügung. Diese bestechen vor allem durch sehr unterschiedliche Aufstellungszonen, was zusätzlich Abwechslung ins Spiel bringt.
Die letzten Seiten nehmen ein Stichwortverzeichnis, so wie eine Schnellübersicht über alle im Spiel möglichen Aktionen in entsprechender Reihenfolge ein. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Battlefront Miniatures
  • Autor: Phil Yates
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Englisch
  • Spieldauer: 45-120 Minuten
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 14+
  • Preis: 45 EUR
  • Bezugsquelle: Battlefront Miniatures

 

Fazit

Mit Hit the Beach erhält man ein solides Startpaket für zwei Spieler. Wer Flames of War gern in den späten Kriegsjahren spielen und sich auf die Westfront rund um den D-Day und den folgenden Verlauf konzentrieren möchte, kann beim Kauf nicht viel falsch machen. Die enthaltenen Modelle sind von guter Qualität und auch die Regeln sind handlich und gut verständlich erklärt. Leider gibt es die vierte Edition von Flames of War bislang nur auf Englisch, was den Einstieg für manche etwas erschweren könnte. Der Lieferumfang der Box wurde gegenüber dem alten Open Fire Set insbesondere in Bezug auf das Zubehör etwas reduziert. Trotzdem ist die Box eine lohnende Investition, da auch der Preis deutlich gesenkt wurde.

 

Artikelbild: Battlefront Miniatures, Fotografien: Dennis Rexin, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein